Juckreiz im Genitalbereich

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Begriff Pruritus genitalis bezeichnet der Mediziner einen Juckreiz im Genitalbereich. Auch wenn nur kurzfristig der Genitalbereich bzw. die Vagina der Frau bzw. die Eichel oder der Penis des Mannes juckt und dieser Zustand als äußerst unangenehm empfunden wird, ist er im Regelfall harmlos.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Juckreiz im Genitalbereich?

Juckreiz im Genitalbereich kann viele Ursachen haben. Sind gleichzeitig Hautveränderungen zu erkennen, sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen.

Während ein akuter und kurzfristiger Juckreiz im Genitalbereich harmlos ist bzw. von den Betroffenen als unangenehm empfunden wird, kann auch ein langfristiger Juckreiz entstehen. Das chronische Jucken gilt als Warnsymptom und wird in drei Gruppen unterteilt. Der Juckreiz kann auf einer nicht entzündeten Haut entstehen, der Juckreiz entsteht bereits auf einer entzündeten bzw. schon erkrankten Haut oder es liegen bereits chronische Hautverletzungen vor.

Hält der Juckreiz im Genitalbereich für einen längeren Zeitraum an, kann dies bereits das erste Symptom für eine - vom Arzt zu behandelnde - Krankheit sein. Vor allem entsteht durch den Juckreiz ein sogenanntes "Teufelskreis". Der Betroffene kratzt sich, lindert somit den Juckreiz und fördert jedoch daraufhin abermals das Kratzen. Durch das ständige Kratzen entstehen nicht nur Hautverletzungen; ebenfalls kann sich die beschädigte Haut entzünden bzw. tritt eine Hautveränderungen auf. Das sorgt in erster Linie dafür, dass die Haut - in der juckenden Region - immer mehr in Mitleidenschaft gezogen wird.

Ursachen

Die Ursachen, weshalb ein Juckreiz im Genitalbereich auftritt, können unterschiedliche Gründe haben. Juckt der Scheideneingang, die Scheide bzw. der Penis oder die Eichel kurzfristig bzw. akut, liegen keine gravierenden Umstände vor. Jedoch gibt es entzündliche Hautkrankheiten, die mitunter sehr wohl für einen tage- und wochenlangen Juckreiz sorgen. Etwa bei einer Latexallergie (Kondome) bzw. einer Nickelallergie (Intimschmuck).

Aber auch Infektionen (sexuell bzw. nicht sexuell übertragbare Krankheiten) wie Gonorrhoe, Trichomoniasis, Chlamydien, Genitalherpes, Soor sowie Krätze oder auch Filzläuse wie eine Madenwurm-Infektion können einen verstärkten Juckreiz auslösen. Des Weiteren können auch gutartige bzw. auch bösartige Neubildungen des Körpergewebes - sogenannte Neoplasien - den Juckreiz auslösen. Vorwiegend handelt es sich hier um Vulvakrebs, Gebärmutterhalskrebs oder auch gutartige Tumor im Bereich der Schweißdrüsen.

Auch Stoffwechselstörungen oder hormonelle Veränderungen - ausgelöst durch Östrogenmangel, Diabetes Mellitus oder Eisenmangel - bringen mitunter einen langanhaltenden Juckreiz. Primär entsteht eine Entzündung im Bereich der Vulva, der Scheide sowie der Harnröhre. Je länger der Juckreiz anhält, umso stärker wird die Hautregion gereizt, sodass - neben Hautentzündungen - auch blutende Wunden auftreten können.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Der Juckreiz im Genitalbereich kann auf eine Geschlechtserkrankung hinweisen. Hatte der Betroffene vor kurzem ungeschützten sexuellen Verkehr, sollte er schnellst möglich einen Arzt aufsuchen. Es besteht das Risiko, dass sich die Beschwerden ausbreiten oder er unter einer ansteckenden Krankheit leidet. Tritt der Juckreiz im Genitalbereich nach dem Duschen, Baden oder einer Intimrasur auf, kann eine Unverträglichkeit gegenüber den Inhaltsstoffen der Pflegeprodukte vorliegen. Die Durchführung eines Allergietests bei einem Arzt gibt Auskunft darüber, welche Substanzen den Juckreiz auslösen.

In einigen Fällen tritt die allergische Reaktion durch das Tragen bestimmter Kleidungsstücke im Intimbereich auf. Hierbei kann es sich um verwendete Fasern in der Kleidung oder das Nutzen von bestimmten Waschmitteln zur Reinigung handeln. Darüber hinaus ist es möglich, dass Verhütungsmittel wie Kondome oder die Verwendung von Produkten zur Förderung der Libido den Juckreiz im Genitalbereich auslösen. Auch hier gibt der Allergietest nähere Information der reizauslösenden Substanzen.

Bei einem Juckreiz im Genitalbereich nach schweißtreibenden Betätigungen wird meist kein Arzt benötigt. Hier genügt eine intensive Reinigung der Haut. Treten zusätzliche Symptome wie Hautrötungen oder die Bildung von Eiter auf, ist ein Arzt aufzusuchen. Breitet sich der Juckreiz im Genitalbereich aus oder hält er für längere Zeit an, muss ebenfalls ein Arzt weitere Untersuchungen durchführen.

Diagnose und Verlauf

Der Mediziner stellt im Vorfeld diverse Fragen, beispielsweise, wie stark der Juckreiz ist bzw. wann dieser auftritt und ob - in Verbindung mit dem Juckreiz - ein Ausfluss auftritt. Ebenfalls ist es für den Arzt wichtig, ob und welche Medikamente der Arzt einnimmt bzw. ob die Möglichkeit gegeben ist, dass sexuell übertragbare Krankheiten in Frage kämen. Auch etwaige Grunderkrankungen sollten in Betracht gezogen werden. Schlussendlich können auch bereits vorhandene Erkrankungen für die Hautveränderungen bzw. den Juckreiz verantwortlich sein.

In weiterer Linie folgt die körperliche Untersuchung der juckenden Stelle. Der Mediziner untersucht dabei zuerst die Geschlechtsorgane bzw. tastet diese ab. Ebenfalls nimmt der Arzt einen Abstrich vor, damit etwaige Bakterien oder Pilze festgestellt werden können. Weitere Untersuchungen können - wenn die körperliche Untersuchung bzw. die Anamnese keinen Aufschluss geben - in Form von Blutuntersuchungen erfolgen. Hier bestimmt der Mediziner die Östrogenkonzentration sowie den Blutzucker.

Komplikationen

Im Zusammenhang mit Juckreiz im Genitalbereich können verschiedenen Komplikationen auftreten. Die Komplikationen hängen in der Regel von der Ursache ab. Bei Frauen entsteht Juckreiz im Genitalbereich meist durch eine Pilzerkrankung. Eine Pilzinfektion kehrt auch nach erfolgreicher Behandlung oftmals zurück, so dass auch der Juckreiz immer wieder kommen kann. Bei Personen mit einem schwachen Immunsystem kann es zu einer systemischen Ausbreitung des Pilzes kommen. Die Ausbreitung kann zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen, die unbehandelt tödlich enden kann.

Beim Mann ist eine Vorhautverengung (Phimose) eine typische Ursache für den Juckreiz im Genitalbereich. Wird die Verengung nicht behandelt, können sich Vorhaut und Eichel chronisch entzünden. Das Risiko, eine Krebserkrankung zu bekommen, ist erhöht. Juckreiz im Genitalbereich ist oftmals auch mit Problemen beim Wasserlassen verbunden. Folglich kann es zu Harnwegsinfektionen kommen.

Auch sexuell übertragbare Erkrankungen können Juckreiz im Genitalbereich auslösen. Dazu zählt u.a. der Tripper (Gonorrhoe), der ohne Behandlung zur Unfruchtbarkeit führen kann. Zudem können sich Infektionen ausbreiten und andere Organe wie das Herz oder Gelenke in Mitleidenschaft ziehen. Krankheiten wie Chlamydien oder Syphilis können im Zusammenhang mit Juckreiz im Genitalbereich stehen und weitere Komplikationen verursachen.

Behandlung und Therapie

Primär richtet sich die Therapie nach der Ursache. Während bei einer Infektion durch einen Pilz eine Salbe zur Anwendung gelangt, damit der Juckreiz gelindert wird, können bei Infektionen durch Bakterien Antibiotika-Behandlungen für Erleichterung sorgen. Bei der Salbe gegen Pilzinfektionen wird primär der Wirkstoff Antimykotika verschrieben, der für seine pilzabtötende Wirkung bekannt ist.

Vorwiegend erhält der Patient die Salben Clotrimazol oder Nystatin. Bei der Bakterien-Infektion kommen in erster Linie Amoxicillin und Metronidazol zur Anwendung. Besteht der Juckreiz auf Grund einer sexuellen übertragbaren Krankheit, ist es wichtig, dass auch der Partner therapiert wird. Bei Frauen, die unter einem Juckreiz leiden, werden gleichzeitig noch Milchsäurebakterien bzw. Milchsäure verordnet, damit die Scheidenflora wieder verbessert wird.

Bei einem Östrogenmangel kommt eine Hormontherapie zur Anwendung. Besteht eine andere Erkrankung - etwa Eisenmangel oder auch Diabetes Mellitus - die einen Juckreiz im Genitalbereich auslöst, werden in erster Linie nur die Symptome behandelt bzw. liegt das Augenmerk auf der Grunderkrankung des Patienten.


Aussicht und Prognose

Bildet sich der Juckreiz im Genitalbereich nach einer Intimrasur, verschwindet er binnen weniger Tage wieder. Er tritt wiederholt auf, wenn keine Änderung der Technik oder verwendeten Materialien vorgenommen wird. Dennoch stellen sich keine dauerhaften Beeinträchtigungen ein. Bei einer Infektionskrankheit der Harnwege bestehen innerhalb einiger Tage oder Wochen gute und bleibende Heilungschancen. Durch die Gabe von Medikamenten werden die auslösenden Keime bekämpft, sodass sie absterben und der Juckreiz verschwindet. Ein schlechter ph-Wert kann ebenfalls durch Arznei dauerhaft reguliert werden.

Wird der Juckreiz durch mangelnde Hygiene nach einer starken Schweißbildung ausgelöst, ist häufig nach dem Waschen und dem Wechsel der Kleidung eine Spontanheilung gegeben. Bei der Diagnose einer Geschlechtskrankheit hängt der Verlauf der Heilung von der vorliegenden Erkrankung ab. Insgesamt kommt es bei den meisten Krankheiten zu einer vollständigen Genesung. Nur in Ausnahmesituationen ist mit dauerhaften Beeinträchtigungen zu rechnen.

Leidet der Betroffene unter der Viruserkrankung Genitalherpes, ist mit einer Wiederkehr der Beschwerden zu rechnen, sobald es erneut zu einem Kontakt mit dem Virus kommt. Liegt eine allergische Reaktion vor, tritt eine Heilung ein, sobald der auslösende Reiz vollständig vermieden wird. Erkrankungen der Haut sind im Normalfall ebenfalls durch die Gabe von Salben sowie Cremes heilbar.

Vorbeugung

Juckreiz kann in vielen Fällen verhindert werden. Vorwiegend ist es wichtig, dass man geschützten Geschlechtsverkehr (Kondom) genießt, damit das Risiko gesenkt wird an sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten zu erkranken.

Ebenfalls sollte - bei immer wieder auftretendem Juckreiz - darauf geachtet werden, dass die Haut nicht austrocknet. Das bedeutet, dass nicht zu häufig ein Vollbad genommen werden sollte bzw. die Sauna gemieden werden muss. Auch irritierende Stoffe bzw. synthetische Kleidung sollte vermieden werden. Hilfreich sind jedoch milde, rückfettende Waschsyndets sowie Bade- und Duschöle und nicht alkalische Seifen.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 21. Oktober 2024

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