Syphilis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Syphilis oder Lues ist eine sexuell übertragbare hochansteckende Infektionskrankheit, die heutzutage in Europa selten geworden ist. Die Krankheit verläuft in Stadien und äußert sich durch verschiedene Symtome. Zunächst kommt zu Schwellungen an der Haut und den Lymphknoten, die sich auf die inneren Organe ausweiten. Bei der fortgeschrittenen Syphilis setzt die Zerstörung des zentralen Nervensystems ein, was körperliche und psychische Erscheinungsformen annimmt. Eine Impfung gegen Syphilis existiert nicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Syphilis?

Im ersten Stadium einer Syphilis sind Geschwüre an den Genitalien zu erkennen, die jedoch in der Regel schmerzlos sind. Verantwortlich für die Krankheit ist das Bakterium "Treponema pallidum".

Bei Syphilis, auch als Lues oder harter Schanker bezeichnet, handelt es sich um eine chronische Infektionskrankheit, die in drei Stadien verläuft und unbehandelt durchaus tödlich enden kann. Syphilis gehört zu den sexuell-übertragbaren Krankheiten.

Im Mittelalter spielte die Syphilis auch hierzulande als "Franzosenkrankheit" noch eine große Rolle, heutzutage ist die Infektion vor allem unter homosexuellen Männern wieder auf dem Vormarsch.

Ursachen

Verursacher der Syphilis ist das Bakterium Treponema pallidum, das über direkten Geschlechtsverkehr, selten auch über Bluttransfusionen oder während der Geburt über die Gebärmutter von der Mutter auf das Kind übertragen werden kann.

Das Treponema-Bakterium kann über kleinste Schädigungen und Verletzungen der Haut (Wunde) aber auch über die Schleimhaut (vaginal, oral, anal) übertragen werden.

Allerdings ist auch eine Übertragung durch Hautkontakt möglich. Dies betrifft insbesondere das hochansteckende Sekret, das aus den Geschwüren austritt.

Nach der Infektion bleibt das Bakterium ohne adäquate Therapie lebenslang im Körper und verursacht dort den typischen Verlauf der syphilitischen Erkrankung.

Symptome und Verlauf

Erfolgt keine Behandlung der Syphilis treten verschiedene Symptome auf, die in vier verschiedenen Krankheitsstadien verlaufen. Frühsyphilis werden die ersten beiden Stadien bezeichnet, während die letzten beiden Stadien als Spätsyphilis benannt werden.

Erstes Krankheitsstadium (Primärstadium)

Es dauert in etwa zwei bis drei Wochen bis zum Auftreten erster Krankheitssymptome. Zunächst kommt es dann zum sogenannten "harten Schanker" (Ulcus durum), einem schmerzlosen, einzelnen, geröteten und nässenden Geschwür am äußeren Genitale. Dieser Primäraffekt ist hochansteckend und trägt die Schuld an einer möglichen Weiterübertragung der Erkankung. Neben dem harten Schanker finden sich zudem geschwollene Leistenlymphknoten. Der Primäraffekt verschwindet meist nach wenigen Wochen wieder, das Primärstadium der Erkrankung jedoch kann bis zu ein Jahr andauern.

Zweites Krankheitsstadium (Sekundärstadium)

Im Sekundärstadium der Syphilis kommt es dann zur Verstreuung der Bakterien über den Blutweg in den gesamten Körper. 2 bis 3 Monate nach der Infektion kann es zu sehr vielfältigen Symptomen kommen. Im Vordergrund stehen oft rötliche Ausschlagserscheinungen der Haut, breite Kondylome, Haarausfall und Plaques auf der Mundschleimhaut.

Des Weiteren ist eine Beteiligung des Auges oder der Leber möglich. Lymphknotenschwellungen am gesamten Körper können dazu auftreten. Das Sekundärstadium dauert bei stark wechselnder oder zeitweilig gar fehlender Symptomatik bis zu 5 Jahre an. In 30% der Fälle kommt es hier auch zu einer spontanen Ausheilung.

Drittes Krankheitsstadium (Tertiärstadium)

Die restlichen 70% gehen schließlich in das dritte Stadium der Neurolues über, in welcher auch bis zu 50 Jahre nach der Infektion noch neurologische Symptome in den Vordergrund treten können. Es kommt zu Hirninfarkten, verschiedensten Ausfallerscheinungen, Verlust von Gefühls- und Schmerzempfinden, psychischen und intellektuellen Störungen bis hin zur fortschreitenden Demenz.

Viertes Krankheitsstadium (Quartärstadium)

Im Tertiärstadium der Syphilis findet sich ein Befall von Haut, Knochen und Muskeln mit den typischen "Gummen", die leicht als Tumoren fehlgedeutet werden können. Die Syphilis befällt in diesem Stadium zudem das Herz, führt zu Aussackungen der Aorta mit Blutungsgefahr und Störungen der Herzklappenfunktion.

Wann zum Arzt?

Bei Verdacht auf Syphilis sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Eine unbehandelte Syphilis kann schwere Komplikationen hervorrufen und im schlimmsten Fall tödlich enden. Diese hochansteckende Infektionskrankheit verläuft wie bereits beschrieben klassischerweise in verschiedenen Phasen. Dabei lässt sich eine Syphilis in den Anfangsstadien (Primär- und Sekundärstadium) gut mit Antibiotika behandeln.

Während der späten Syphilis-Stadien (Tertiär- und Quartärstadium) können vermehrt Komplikationen auftreten. Hier ist in der Regel eine intensive Penicillin-Therapie unter stationärer Beobachtung im Krankenhaus notwendig .

Besonders schwangere Frauen sollten den Verdacht Syphilis ernst nehmen und ihren Gynäkologen darauf ansprechen, denn ab der 20. Schwangerschaftswoche besteht ein Ansteckungsrisiko für das ungeborene Kind. Es würde dann zu einem Fall von Syphilis connata kommen, in der Folge können schwere Schäden beim Kind entstehen und es müsste noch im Mutterleib dagegen behandelt werden. Sollte ein solcher Fall vorliegen, muss das Kind auch nach der Geburt medizinisch überwacht werden, um beim Ausbruch von Symptomen rechtzeitig behandeln zu können.

Diagnose

Zunächst wird durch den Hausarzt die Krankengeschichte erhoben, wobei das Sexualleben des Patienten einen hohen Stellenwert hat. Besteht bei der körperlichen Untersuchung der Verdacht auf eine Syphilis-Infektion, erfolgt die Diagnose durch ausgereifte serologische Untersuchungen.

In den ersten beiden Stadien der Infektion ist ein direkter Erregernachweis möglich. Hierzu wird ein Abstrich von der Mundschleimhaut oder dem Sekret der nässenden Hautveränderung genommen und unter dem Mikroskop (im Dunkelfeld) auf Syphilis-Erreger untersucht. Ist das Ergebnis positiv, gilt die Diagnose als gesichert.

Zusätzlich wird durch einen Bluttest überprüft, ob das Immunsystem bereits Antikörper (Abwehrstoffe) gegen den Krankheitserreger gebildet hat. Der Test auf unspezifische Antikörper fällt ungefähr ab der dritten Woche nach Infektion positiv aus. Allerdings hinterlassen auch lange ausgeheilte Infektionen Antikörper und so wird bei positivem oder zweifelhaftem Ausfall die Serumprobe noch durch einen Syphilis-Bestätigungstest (z.B. FTA-ABS, IgG-FTA-ABS, IgGWestern Blot oder der IgG-ELISA) untersucht. Als serologisch gesichert gilt die Diagnose, wenn sowohl die Suchreaktion als auch der Bestätigungstest positiv sind.

Ob das zentrale Nervensystem bereits befallen ist, zeigt eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor). Hierzu wird unter örtlicher Betäubung mit einer feinen Nadel Liquor aus dem Rückenmarkskanal entnommen und auf Entzündungszeichen und Antikörper auf den Erreger untersucht.

Bei einer Syphilis-Erkrankung sollten immer auch weitere Geschlechtskrankheiten ausgeschlossen werden und ein Aids-Test wird dringend empfohlen.

Komplikationen

Syphilis ist eine heutzutage gut behandelbare sexuell übertragbare Krankheit, deren Komplikationen sich gut an Fällen aus der Zeit ablesen lassen, als es noch keine Antibiotika gab. Heutzutage treten bei früh behandelter Syphilis kaum ernste Komplikationen auf. Die Erkrankung wird in der industrialisierten Welt meistens schnell erkannt und kann binnen kurzer Zeit vollständig durch die Gabe von Antibiotika therapiert werden.

In seltenen Fällen können die verabreichten Antibiotika allergische Reaktionen oder Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Durchfall beim Patienten auslösen.

Wird die Syphilis hingegen nicht behandelt, kann es selbst heute noch nach vielen Jahren zum Tod des Patienten kommen. Die Erkrankung verläuft dabei in mehreren Stadien, in deren Verlauf das zentrale Nervensystem immer mehr Schaden nimmt. Der fortschreitende Schweregrad der Krankheit geht dabei häufig mit erheblichen Einschränkungen im alltäglichen Leben des Betroffenen einher.

Auch ein schon fortgeschrittenes Stadium ist behandelbar, wobei hier bleibende Schäden des Nervensystems nicht ausgeschlossen werden können.

In Entwicklungsländern, ohne entsprechende medizinische Versorgung, sind schwere Komplikationen und sogar Todesfälle durch Syphilis immer noch häufig.

Behandlung und Therapie

Die rechtzeitige Erkennung einer Syphiliserkrankung ist in zweierlei Hinsicht sehr wichtig. Erstens sollte eine weitere Ausbreitung der Erkrankung im oftmals unerkannten Stadium des Primäraffektes möglichst verhindert werden, zweitens bestehen anfangs die besten Heilungschancen.

Bei nachgewiesener Syphilis erfolgt eine medikamentöse Behandlung mit Penicillininjektionen, in späteren Stadien muss die Dosis eventuell erhöht werden, die antibiotische Therapie bleibt jedoch dieselbe.

Bei Sexualkontakten innerhalb eines Zeitraumes von 90 Tagen vor dem Zeitpunkt der Diagnosestellung sollte immer eine prophylaktische Mitbehandlung des Partners erfolgen. Der Therapieerfolg muss mittels Blutentnahmen sowie anhand des äußeren Erscheinungsbildes und technischer Untersuchungen engmaschig kontrolliert werden.


Vorbeugung

Wie bei allen anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen kann auch hier nur zur Benutzung von Kondomen geraten werden. Dies ist insbesondere bei wechselnden Geschlechtspartnern bedeutend. Allerdings lässt sich eine Syphilisinfektion nicht mit Kondomen sicher ausschließen. Bei Geschwüren im Bereich des Mundraumes kann sich die Syphilis ebenso durch Küssen bzw. Berührungen übertragen. Zudem ist es wichtig, dass heutzutage alle Schwangeren auf Syphilis untersucht werden (Screening), um eine mögliche Übertragung auf das Neugeborene mit den hier sehr schweren Folgen zu verhindern.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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