Hirnabszess (Gehirnabszess)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Hirnabszess bezeichnet eine eingekapselte Eiteransammlung] in einem eng begrenzten Hirnareal. Die Erkrankung tritt sehr selten auf und betrifft jährlich 0,001 Prozent der Bevölkerung. Kopfschmerzen, Sehstörungen und Sprachprobleme können auf einen Hirnabszess hindeuten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Hirnabszess?

Ein Hirnabszess macht sich durch starke Kopfschmerzen bemerkbar und führt häufig zu Seh- und Sprachstörungen.

Ein Hirnabszess ist eine örtlich begrenzte Entzündung im Gehirn mit Eiterbildung und wird meist durch Bakterien oder in seltenen Fällen auch von Pilzen verursacht. Diese Eiteransammlung ist in einer sogenannten Abszesshöhle von einer Kapsel umgeben und entsteht durch das Einschmelzen von Hirngewebe bei infektiösen Prozessen.

Besonders Kinder zwischen sieben und zehn Jahren, des Weiteren Erwachsene zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr und immungeschwächte Personen können bei bestimmten Grunderkrankungen öfter auch mal von einem Hirnabszess betroffen sein.

Ursachen

Ein Hirnabszess wird häufig durch Bakterien der Gattungen Streptokokken oder Staphylokokken verursacht. Dabei spielen meist infektiöse Prozesse in der Nähe des Hirns eine Rolle. So können beispielsweise Mittelohr-, Nasennebenhöhlen- und sogar Zahnwurzelentzündungen zu einem Abszess im Hirn führen. Man spricht in diesen Fällen von fortgeleiteten Hirnabszessen.

Des Weiteren können die Krankheitskeime auch über das Blut angeschwemmt werden und einen Hirnabszess auslösen. Dieser sogenannte hämatogen-metastatische Hirnabszess betrifft meist Patienten mit Herzklappenfehlern oder immungeschwächte Personen. Dabei können die Erreger aus allen Regionen des Körpers stammen. Besonders häufig ist die Infektionsquelle hierbei eine entzündete Herzinnenhaut oder eine Lungenentzündung.

Der hämatogen-metastatische Hirnabszess tritt oft multipel auf, das heißt, dass sich im Körper mehrfache Abszesse ausbilden können. Bei dieser Art des Hirnabszesses können neben Bakterien auch Pilze ursächlich für die Erkrankung verantwortlich sein. Auch eine direkte Infektion des Hirns mit Bakterien infolge eines Schädel-Hirn-Traumas oder einer Operation am Gehirn ist möglich. Dabei werden die Erreger durch die offene Wunde übertragen. In ungefähr 15 Prozent der Fälle ist die Ursache des Hirnabszesses jedoch unklar.

Wann zum Arzt?

Wenn über einen längeren Zeitraum Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Bewusstseinsstörungen auftreten, sollte ein Arzt konsultiert werden. Eine medizinische Abklärung empfiehlt sich insbesondere, wenn die Beschwerden scheinbar ohne Grund auftreten. Ein Hirnabszess äußert sich durch ganz unterschiedliche Symptome, die nur von einem Arzt auf die Erkrankung zurückzuführen sind. Wer plötzlich Sprach- oder Sehstörungen, Lähmungen, Fieber oder epileptische Anfälle bemerkt, muss diese Beschwerden umgehend abklären lassen.

Wird der Hirnabszess frühzeitig behandelt, sind die Heilungsaussichten grundsätzlich gut. Betroffene sollten jedoch auch nach der Behandlung auf ungewöhnliche Symptome achten. Manchmal tritt ein erfolgreich behandelter Hirnabszess erneut auf und streut mitunter sogar. Aus diesem Grund empfiehlt sich eine enge Zusammenarbeit mit dem zuständigen Arzt, welche Kontrollbesuche und vorbeugende Maßnahmen umfasst. Sollten nach der Behandlung epileptische Anfälle auftreten, hat der Hirnabszess womöglich das Nervensystem geschädigt – eine sofortige medizinische Abklärung ist angezeigt. Begleitend dazu sollten die Ursachen für die Hirnabszesse festgestellt werden, um das Risiko einer erneuten Erkrankung zu senken.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome eines Hirnabszess:

Je nach Größe und Lage des Hirnabszesses können ganz unterschiedliche Symptome auftreten. Leitsymptome sind jedoch Kopfschmerzen, die zusammen mit Übelkeit und Erbrechen auftreten. Der Kopfschmerz wird durch die raumfordernden Prozesse bei der Entwicklung des Abszesses hervorgerufen. Neben dem Abszess selber erhöht auch das abszessbedingte Ödem den Hirndruck dermaßen, dass dabei die Kopfschmerzen entstehen.

Die weiteren Symptome hängen jedoch von der Lage des Abszesses ab. So können je nach Ort des Abszesses Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen auftreten. Manchmal kommt es auch zu epileptischen Anfällen oder zu Fieber. Heute ist ein Hirnabszess sehr gut behandelbar. Das gilt auch in Fällen, wo die Ausgangssituation relativ ungünstig ist. In früheren Zeiten, als noch keine Antibiotika eingesetzt wurden, führte ein Hirnabszess fast immer zum Tode.

Diagnostik

Besteht der Verdacht auf einen Hirnabszess, haben sich bildgebende Verfahren zur Diagnostik gut bewährt. Dabei bieten sich die MRT (Magnetresonanztomographie) und die CT (Computertomographie) besonders an. Für das Frühstadium der Erkrankung, in der noch keine Abszesskapseln vorhanden sind, ist die Untersuchung mittels MRT am besten geeignet. Nach Bildung der Kapsel trifft jedoch die CT bessere Aussagen.

Allerdings muss beachtet werden, dass die beobachteten Strukturen oft nicht von Tumoren unterschieden werden können. Deshalb ist es notwendig, weitere Laboruntersuchungen durchzuführen. So kann durch Blutuntersuchungen festgestellt werden, ob im Körper entzündliche Prozesse ablaufen. Anzeichen dafür sind die Erhöhung der weißen Blutkörperchen und die gestiegene Konzentration von C-reaktivem Protein. Sollte dies der Fall sein, ist dann die Bestimmung des genauen Erregers des Hirnabszesses durch Anlegen von Blutkulturen mit dem entsprechenden Abszessmaterial erforderlich.

Komplikationen

Ein Hirnabszess wirkt sich sehr negativ auf die Gesundheit des Betroffenen aus und kann die Lebensqualität des Patienten erheblich einschränken. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen dabei an starken Kopfschmerzen. Diese können auch zu Störungen der Konzentration und der Koordination führen. Nicht selten führt ein Hirnabszess auch zu einer dauerhaften Übelkeit, die auch mit einem Erbrechen verbunden ist. Die Patienten leiden dabei sehr oft an Migräne und sind in ihrem Alltag deutlich eingeschränkt. Auch Störungen der Bewegung oder epileptische Anfälle können durch ein Hirnabszess auftreten. Viele Patienten sind aus diesem Grund auf die Hilfe anderer Menschen bei dieser Krankheit angewiesen. Auch Fieber kann durch die Krankheit auftreten.

Das Immunsystem der Betroffenen wird durch den Hirnabszess ebenso geschwächt, sodass es häufiger zu Entzündungen und zu anderen Infektionen kommen kann. In der Regel wird ein Hirnabszess durch einen operativen Eingriff entfernt. Dabei treten keine besonderen Komplikationen ein. Komplikationen können allerdings dann eintreten, wenn die Beschwerde erst spät diagnostiziert wird. Dabei kann es zu irreversibel Störungen des Nervensystems kommen, sodass die Patienten an einer dauerhaften Bewegungseinschränkung leiden. Weiterhin sind die Betroffenen auch auf eine Behandlung mit Antibiotika angewiesen.

Behandlung und Therapie

Die genaue Therapie eines Hirnabszesses ist von vielen Faktoren abhängig. So spielen für die Konzipierung der Therapie die Lage des Abszesses, seine Größe, die Anzahl der Abszesse, die Größe des begleitenden Ödems und die verursachenden Erreger die entscheidende Rolle. Meist erfolgt die Therapie durch Operation und Antibiotika-Behandlung. Um effektiv operieren zu können, ist es natürlich wichtig zu wissen, wo sich der Abszess befindet.

Sitzt er auf der Oberfläche des Hirns, ist natürlich die operative Entfernung einfacher als bei einer schwerer zugänglichen Lage. Ein oberflächlicher Abszess kann schnell entfernt werden. Bei einem tiefer gelegenen Abszess setzt der Arzt zunächst ein Bohrloch, um den Eiterherd zu punktieren und abzusaugen. Nach Spülung der Abszesshöhle mit einem Antibiotikum wird in einem zweiten Operationsschritt die Abszesskapsel entfernt. Der Abszess muss jedoch immer mit Antibiotika behandelt werden, um die verursachenden Erreger abzutöten.

In schwerer zugänglichen Fällen kann es sogar notwendig sein, ausschließlich mit Antibiotika zu behandeln. Neben der Behandlung des Hirnabszesses ist es in manchen Fällen auch notwendig, die offensichtliche Quelle des Erregers, wie Mittelohr-, Nasennebenhöhlen-, Zahnwurzel- oder auch Herzinnenhautentzündungen mittels Antibiotika zu therapieren, um ein Rezidiv zu verhindern.


Vorbeugung

Um einem Hirnabszess vorzubeugen, ist eine konsequente Behandlung der Vorerkrankung mit Antibiotika zu empfehlen. Dabei handelt es sich in diesem Zusammenhang unter anderem um Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- und Zahnwurzelentzündungen.

Zur Verhinderung einer Zahnwurzelentzündung sind regelmäßige Zahnpflege und Zahnarztbesuche erforderlich. Des Weiteren fördert eine gesunde Lebensweise ein starkes Immunsystem, welches gefährliche Streptokokken- oder Staphylokokken-Infektionen, die zu Hirnabszessen führen könnten, im Vorfeld verhindert.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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