Krampfanfall (Epileptischer Anfall)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Krampfanfall (Epileptischer Anfall) als Symptom der Epilepsie bezeichnet eine kurzzeitige und plötzlich auftretende Funktionsstörung des zentralen Nervensystems (ZNS). Die Ursachen für einen sogenannten epileptischen Anfall können sehr unterschiedlich sein. Meist erscheint ein solcher Krampfanfall sehr gefährlich, allerdings dauert dieser in den meisten Fällen nicht länger als 1-2 Minuten an.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Krampfanfall (Epileptischer Anfall)?

Muskelkrämpfe (Streckkrämpfe) und rhytmische Zuckungen des gesamtem Körpers sind typisch für einen epileptischen Anfall.

Ein Krampfanfall (Epileptischer Anfall) tritt infolge einer chronischen neurologischen Erkrankung (Epilepsie) auf. Epilepsie entsteht durch eine unnormale neurologische Erregungsbildung im Gehirn. Bei einem sogenannten generalisierten Krampfanfall sind große Teile des Gehirns von den krankhaften Erregungsvorgängen betroffen.

Eine Epilepsie wird schon durch einen einmaligen Krampfanfall definiert, denn dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit für weitere Krampfanfälle. Eine kurzzeitig auftretende Funktionsstörung im zentralen Nervensystem löst einen Krampfanfall aus.

Epileptische Anfälle können sich auf verschiedene Arten äußern. Neben Krämpfen kann es auch zu unwillkürlichen Bewegungsabläufen oder zu Bewusstseinsstörungen kommen. Ein Krampfanfall tritt plötzlich auf, dauert aber in der Regel nicht länger als zwei Minuten.

Ursachen

Für einen Krampfanfall kann es verschiedene Ursachen geben. Generell werden epileptische Anfälle durch zwei neurologische Abläufe ausgelöst. Zum einen sind das Depolarisationen (krankhafte Entladungen) von Nervenzellen, zum anderen kann eine gesteigerte Erregbarkeit der Nervenzellen dafür verantwortlich sein.

Auslösend können Schlafmangel, Hyperventilation (übermäßiges Atmen) oder ein Sauerstoffmangel sein. Aber auch bei Alkohol- oder Drogenkonsum oder psychische Belastungssituationen können einen epileptischen Anfall auslösen. Es gibt verschiedene Ursachen, warum diese Faktoren einen Krampfanfall auslösen können.

So können erblich bedingte Veranlagungen und Stoffwechselstörungen ursächlich für eine Epilepsie verantwortlich sein. Auch Missbildungen oder Schäden am Gehirn, Entzündungen, Traumata oder Hirntumore können die Ursache einer Epilepsie sein und damit einen Krampfanfall verursachen.

Wann zum Arzt?

Ob bei einem Krampfanfall ein Arzt aufgesucht werden muss, hängt in der Regel sehr stark von der Art und von der Stärke des Krampfes ab. Nicht immer muss dabei eine ärztliche Untersuchung stattfinden. Einen Arzt sollte der Betroffene allerdings dann aufsuchen, wenn die Anfälle wiederholt eintreten und nicht von selbst wieder gelöst werden können. Dabei kann es sich um eine ernste Erkrankung handeln, die auf jeden Fall untersucht und behandelt werden muss.

Weiterhin sollte auch dann ein Arzt besucht werden, wenn der Krampfanfall mit sehr starken Schmerzen verbunden ist. In schwerwiegenden Fällen kann dabei auch ein Notarzt gerufen oder das Krankenhaus aufgesucht werden. Eine sofortige Behandlung durch einen Notarzt ist auch dann notwendig, wenn sich der Betroffene durch den Krampfanfall verletzt hat. In der Regel sollte jeder starke Krampf von einem Arzt untersucht werden. Auch nach dem Lösen des Krampfes ist eine Behandlung sinnvoll, um einen weiteren Krampfanfall zu verhindern.

Symptome und Verlauf

Mögliche Anzeichen bei einem Krampfanfall (Epileptischer Anfall):

  • unkoordinierte und unbewusste Verhaltensmuster
  • ungewöhnliche Geruchs- und Geschmackswahrnehmung
  • kurzzeitige Bewusstseinstrübung

Die Symptome bei einem Krampfanfall können sehr unterschiedlich sein.

Bei einem leichten Anfall handelt es sich nur um einen Aussetzer von wenigen Sekunden. Ein epileptischer Anfall kann jedoch auch als ein klassischer Grand-Mal-Anfall auftreten. Dabei kommt es zu Streckkrämpfen und rhythmischen Zuckungen.

Es gibt zwei Arten von epileptischen Anfällen. Bei einem generalisierten Krampfanfall kann es zu Bewusstseinstrübungen mit Gedächtnisverlust kommen. Ein generalisierter Anfall beginnt mit dem sogenannten Initialschrei des Betroffenen.

Danach stürzt der Patient und die tonische Phase mit Streckkrämpfen beginnt. Danach gerät der gesamte Körper in unkoordinierte rhythmische Zuckungen und der Patient beißt sich auf die Zunge. Auch kann es zu unkontrolliertem Abgang von Urin und Stuhl kommen.

Der sogenannte fokale Anfall löst keine Bewusstseinsstörungen aus. Hierbei kommt es zu Krämpfen oder Missempfindungen, die sich in Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Schmerzen äußern.

Auch gesteigerte Temperaturempfindungen an Armen oder Beinen können auftreten. Es kommt zu sensorischen Störungen, wie zum Beispiel akustische oder Lichtwahrnehmungen und autonomen Störungen (Schweißausbrüche, Übelkeit, Blässe), selten auch zu psychische Störungen. Epilepsie ist eine chronisch verlaufende Krankheit. Bei einem Epileptiker befindet sich das Gehirn permanent in einem Zustand, in dem ein Krampfanfall auftreten kann.

Diagnose

Die Epilepsie, auch als Krampfanfall bezeichnet, kann durch eine Reihe von Verfahren diagnostiziert werden. Diese tragen auch dazu bei, die genaue Form der Epilepsie zu ermitteln.

In erster Linie wird der Arzt mit dem Patienten gemeinsam die bisherige Krankengeschichte durchgehen. Da es gerade bei Epilepsie passieren kann, dass die Erinnerung verschwindet, ist es anzuraten, die Anamnese gemeinsam mit einer Bezugsperson durchzuführen. Diese kann auch Auskünfte über die Intensität der Anfälle und deren Dauer geben.

Nach der Anamnese führt der Arzt eine Blutuntersuchung durch, um feststellen zu können, ob die Anfälle eine andere Ursache haben. Oft kommt es beispielsweise im Rahmen einer Diabetes oder einer Infektion zu ähnlichen Symptomen. Im Rahmen der späteren Therapie ist die Blutuntersuchung ein probates Mittel, um die Auswirkungen bestimmter Medikamente überwachen zu können.

Nach der Blutuntersuchung führt der Arzt eine EEG-Untersuchung durch. Diese dient dazu, die elektrische Aktivität des Gehirns zu messen und so zu ermitteln, ob Gehirnschädigungen vorliegen. Des weiteren wird eine MEG-Untersuchung vorgenommen, mit Hilfe welcher die genaue Form der Epilepsie bestimmt werden kann.

Zuletzt kommen zur Diagnose einer Epilepsie bildgebende Verfahren zum Einsatz. So etwa eine MRT, welche der Erstdiagnose dient und eine PET, welche der Bestimmung der genauen Epilepsie-Form dient. In manchen Fällen wird zusätzlich noch eine MRS durchgeführt.

Komplikationen

Eine schwere Komplikation eines Krampfanfalls ist der Status epilepticus, bei dem der epileptische Krampfanfall länger andauert als gewöhnlich. Ein Status epilepticus, der aus einem Grand-mal-Anfall entsteht, dauert länger als fünf Minuten. In diesem Fall ist der Status epilepticus lebensbedrohlich. Eine starke Speichelproduktion während des Krampfanfalls kann zum Verschlucken führen. Erbrechen ist als weitere Komplikation ebenfalls möglich. Während des epileptischen Anfalls kann der Husten- und Schluckreflex aussetzen, sodass der Speichel möglicherweise in die Lunge gerät.

Wenn die Zunge den Atemweg versperrt, besteht zudem das Risiko zu ersticken. Um derartige Komplikationen zu verhindern, können Ersthelfer den Betroffenen in die stabile Seitenlage drehen. Wenn die stabile Seitenlage aufgrund des Anfalls nicht möglich ist, empfehlen einige Fachleute die Bauchlage. Bei manchen Epileptikern führen die Krampfanfälle zu starken Zuckungen. Die Betroffenen können um sich schlagen und sich dabei an Gegenständen oder Möbeln verletzen. Besondere Vorsicht ist an Treppen, auf Gerüsten oder an anderen Abgründen geboten.

Um solche Komplikationen zu vermeiden, können Ersthelfer für eine freie Umgebung sorgen. Ersthelfer sollten den Epileptiker jedoch nicht festhalten, denn dadurch können ebenfalls Verletzungen entstehen. Ein Krampfanfall kann zu einer Überstimulation des Nervus vagus führen. Dieser Nerv kontrolliert die Funktion des Herzens – eine Überstimulation hat deshalb möglicherweise einen Herzstillstand zur Folge.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung einer Epilepsie besteht aus zwei Komponenten – Sofortmaßnahmen bei einem Krampfanfall und einer Anfallsprophylaxe. Als Sofortmaßnahme reicht es in den meisten Fällen aus, alles beiseite zu räumen, was den Betroffenen verletzen könnte. Meist dauert ein Krampfanfall nur wenige Minuten.

Bei Bewusstlosigkeit oder einer Anfallsdauer von länger als fünf Minuten, sollte der Notarzt gerufen werden.

Kommt es pro Jahr zu mehr als einem Anfall, wird eine Anfallsprophylaxe durchgeführt. Dabei werden verschiedene Medikamente eingesetzt. Meist handelt es sich dabei um Carbamazepin, Clonazepam oder Valproinsäure.

Der Arzt versucht durch die Verordnung der Medikamente zunächst eine Anfallsfreiheit zu erreichen. Dazu wird die Dosis der Medikamente langsam gesteigert.

In seltenen Fällen kann auch ein neurochirurgischer Eingriff notwendig sein, bei dem bestimmte Areale des Hirns entfernt werden um einen weiteren Krampfanfall zu verhindern.


Vorbeugung

Gegen eine Epilepsie gibt es keine Vorbeugung. Jedoch kann bei einem Epileptiker ein weiterer Krampfanfall durch die Einnahme von Medikamenten oftmals verhindert werden. Außerdem kann versucht werden, die Gefahr für einen Epileptiker beim Auftreten eines epileptischen Anfalls so gering wie möglich zu halten, um eine Verletzung während eines Krampfanfalls zu verhindern.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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