Herzrhythmusstörungen nach dem Essen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Herzrhythmusstörungen nach dem Essen sind keine Seltenheit. Takt für Tat schlägt das Herz ein Leben lang gleichmäßig im selben Rhythmus, zumindest in der Theorie. Jedoch treten Herzrhythmusstörungen alles andere als selten auf.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Herzrhythmusstörungen nach dem Essen?

Herzrhythmusstörungen bezeichnen eine krankhafte Veränderung des Herzschlages, die nicht zu der jeweiligen Situation passt, wie beispielsweise zu einem gemütlichen Mittagessen. Das am häufigsten auftretende Syndrom ist das Vorhofflimmern, welches in den Vorhöfen des Herzens auftritt. Betroffene verspüren in manchen Fällen ein starkes Herzklopfen, oft bemerken sie jedoch lediglich einen Leistungsabfall und Müdigkeit. Andere Herzrhythmusstörungen rufen ein Gefühl des „Stolperns“ im Herzen hervor, auch kann der Herzschlag für Sekundenbruchteile aussetzen.

In anderen Fällen wird von einem Herzklopfen bis zum Hals oder Herzrasen berichtet. Diese werden den schnellen Herzrhythmusstörungen zugeordnet, welche in der Regel sofort bemerkt werden, während sich die langsamen eher subtil durch häufige Schwindelzustände bemerkbar machen. Als gefährlich gelten Herzrhythmusstörungen, welche die Hauptkammern des Herzens betreffen und im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod führen können. Bei einer chronischen Herzschwäche ist die Luftnot ein mögliches Symptom. Nicht alle Herzrhythmusstörungen sind lebensgefährlich, manche von ihnen können auch bei gesunden Menschen vorübergehend auftreten.

Die WHO schätzt, dass weltweit mehr als 33 Millionen Menschen vom Vorhofflimmern betroffen sind, was nur eine von mehreren möglichen Störungen des Herzrhythmus darstellt. Bei gesunden Menschen passt sich der Herzschlag den Emotionen und äußeren Einflüssen an, damit der menschliche Körper in jeder Situation optimal mit Blut versorgt wird. Dies ist notwendig, um eine gute Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff zu gewährleisten. Daher erhöht sich der Herzschlag bei anstrengenden Aktivitäten wie Sport, während er im entspannten Zustand deutlich langsamer ist. Einige Menschen klagen jedoch über Herzrhythmusstörungen, die besonders nach dem Essen auftreten. Die möglichen Ursachen hierfür sind vielfältig und reichen von einer fehlerhaften Ernährung bis hin zu bereits bestehenden Erkrankungen.

Anatomie des menschlichen Herzens.

Ursachen

In Studien konnte beobachtet werden, dass Herzrhythmusstörungen nach dem Essen häufig bei Menschen auftreten, die unter Herzerkrankungen oder Kreislaufproblemen leiden. Dies liegt oft daran, dass nach dem Verzehr einer (großen) Mahlzeit eine große Menge an Blut in den Magen-Darm-Trakt gepumpt werden muss, um das Verfahren der Verdauung und Resorption der Nahrung zu ermöglichen. Dies hat zur Folge, dass Blut in anderen Teilen des Körpers in geringerer Menge verfügbar wird, was zu einem Blutdruckabfall führt, dem durch das Verengen der peripheren Arterien entgegengewirkt wird.

Bei älteren Menschen und solchen, die unter Arteriosklerose leiden, funktioniert dieser Mechanismus nicht richtig, was das Herz dazu zwingt, schneller und mit mehr Druck Blut zu pumpen. Im Gegensatz dazu können Menschen, die ihren Bluthochdruck mit Beta-Blockern behandeln, nach dem Essen eine Abnahme ihrer Herzfrequenz verspüren. Die Medikamente blockieren die Calciumkanäle und verhindern dadurch eine höhere Herzfrequenz. Weitere Faktoren, die Herzrhythmusstörungen nach dem Essen bewirken können, sind eine erhöhte Körpertemperatur, Anstrengung, etwa bei besonders großen Mahlzeiten, oder Angstzustände.

Als Folge einer Magenoperation können sogenannte Dumping-Syndrome auftreten, die sich durch Herzrasen bemerkbar machen. Auch verschiedene Krankheitsbilder, bei denen übermäßig viel Insulin freigesetzt wird, können Herzrasen nach dem Essen auslösen. Dazu gehören zum Beispiel Typ-2-Diabetes in der Frühphase, eine Vergrößerung der Inselzellen der Pankreas sowie insulinproduzierende Tumore. Weitere mögliche Auslöser sind eine Schilddrüsenüberfunktion, koffeinhaltige Nahrungsbestandteile oder das Roemheld-Syndrom. Dabei sammeln sich Gase vermehrt im Magen-Darm-Trakt an, die Druck auf Zwerchfell und Herz ausüben. Sie können durch bestimmte Lebensmittel oder große Mengen an Nahrung hervorgerufen werden.

Krankheiten

Diagnose und Verlauf

Der erste Schritt bei einer Diagnose von Herzrhythmusstörungen nach dem Essen ist die Anamnese, wobei der Patient zu Symptomen, Vorerkrankungen, möglichen Operationen, Medikamenten und weiteren Faktoren befragt wird. Dies dient dazu, mögliche Ursachen wie Typ-2-Diabetes im Frühstadium oder Folgen eines operativen Eingriffs zu identifizieren, beziehungsweise auszuschließen. Sinnvoll ist auch eine EKG-Aufnahme, bei der Herzerkrankungen festgestellt werden können. Eine zusätzliche Blutuntersuchung dient dazu, Schilddrüsenwerte, Blutzucker und Herzenzyme aufzuzeichnen, die bei der Diagnosestellung helfen können.

Für Herzrhythmusstörungen, die nach dem Essen auftreten, ist die Prognose in den meisten Fällen gut und kann durch eine Umstellung der Ernährung behandelt werden. Manchmal bildet sie sich sogar selbstständig wieder zurück. Unbehandelt können Störungen des Herzrhythmus’ mitunter schwerwiegende Folgen haben. Sie können auf Dauer den Herzmuskel schwächen, zu Kreislaufversagen und im extremen Fall zum plötzlichen Herztod führen. Auch wenn der Krankheitsverlauf nur in wenigen Fällen derart drastisch ist, sollte in jedem Fall bei auftretenden Herzproblemen ein Arzt konsultiert werden.

Behandlung und Therapie

Ist Frühdumping für die Herzprobleme verantwortlich, reicht in den meisten Fälle eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten. Mahlzeiten sollten in mehreren kleinen Portionen über den Tag verteilt aufgenommen werden, zudem sollten sie nur wenig Zucker enthalten. Beim Spätdumping hilft eine geplante Zwischenmahlzeit, die reich an Kohlenhydraten sein sollte. Dies fängt die verstärkte Insulinfreisetzung ab und reduziert das Herzrasen.

Bei einer Inselzell-Vergrößerung der Pankreas oder einem Tumor, der Insulin produziert, wird eine Behandlung mit Medikamenten empfohlen. Gleiches ist auch im Fall einer Schilddrüsenüberfunktion nötig. Bei Unverträglichkeiten oder Blähungen hilft eine Ernährungsumstellung, bei der auf risikoreiche Lebensmittel verzichtet wird. Weitere Behandlungsmaßnahmen sind eine Darmreinigung, die Abklärung einer Histaminintoleranz, eine Entsäuerung sowie der Verzehr von basischen Lebensmitteln.


Vorbeugung

Die Vorbeugung von Herzrhythmusstörungen nach dem Essen ist zumeist ursachenabhängig. Generell wird jedoch empfohlen, auf große und schwere Mahlzeiten zu Gunsten kleinerer, über den Tag verteilter Portionen zu verzichten. Dadurch wird der Bedarf an Blut im Magen-Darm-Trakt reduziert. Eine insgesamt fett- und kohlenhydratarme Ernährung stützt sich auf Lebensmittel, die leichter zu verdauen sind und daher den Kreislauf nicht übermäßig belasten.

Eine andere sinnvolle Maßnahme ist eine gesteigerte Aufnahme von Wasser sowie ein reduzierter Konsum von Koffein und Alkohol. So wie das Rauchen können diese Stoffe zu einer Dehydrierung führen, die das Herz dazu zwingt, mehr zu arbeiten. Zur langfristigen Vorbeugung ist auch eine gute Fitness der richtige weg. Wer regelmäßig Sport treibt und sich an der frischen Luft bewegt, stärkt sein gesamtes Herz-Kreislauf-System.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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