Heißhunger

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Den Begriff Heißhunger verbinden die meisten Menschen mit einem starken Hungergefühl. Dieses kann auftreten, wenn über längere Zeit keine Nahrung zu sich genommen wurde – oder aber, wenn man starken Appetit auf eine bestimmte Speise hat. Heißhunger kann aber auch als eine physische oder psychische Krankheitsform daherkommen, die eventuell zu starkem Übergewicht und anderen Spätfolgen führt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Heißhunger (Heißhungerattacken)?

In der Regel spricht man von Heißhunger, wenn man von einem natürlichen Hungergefühl spricht, welches sich jedoch auf eine bestimmte Nahrungsgruppe richtet. Bestes Beispiel hierfür ist der starke Heißhunger auf etwas Süßes, der oft nach dem Verzehr einer deftigen Speise auftritt. Natürlich kann man auch Appetit auf etwas Deftiges haben, wenn man zuvor eine große Süßspeise verzehrt hat.

Heißhunger verspürt man aber auch dann, wenn man über längere Zeit hinweg nichts gegessen hat, oder nach ausgiebigen körperlichen Betätigungen – also zum Beispiel nach dem Sport oder nach körperlicher Arbeit. Hier verlangt der Körper meistens nach Nahrung, um neue Energie als "Treibstoff" zu produzieren. Allerdings kann Heißhunger auch ganz ohne ersichtlichen Grund auftreten, was wiederum zu einer unnötigen und erhöhten Nahrungsaufnahme führt.

Ursachen

Die natürliche und unbedenkliche Form von Heißhunger ist die, bei der der Körper über das starke Hungergefühl einen Mangel an Nahrung und den damit zusammenhängenden Energiereserven meldet.

Verspürt man das Heißhungergefühl jedoch, ohne dass ein Mangel oder Bedarf an Nahrung vorliegt, spricht man meistens von physischen oder psychischen Gründen für den Heißhunger. Diese Gründe sind bis heute nur zum Teil medizinisch ergründet.

Häufige Ursachen sind jedoch eher hormoneller Natur. Hier schüttet der Körper fälschlicherweise Hormone aus, die den Heißhunger auslösen und den Patienten so dazu bewegen übermäßig viel Nahrung zu sich zu nehmen. Dazu kann jedoch auch physischer oder psychischer Stress führen.

Weitere medizinische Gründe können eine Unterzuckerung (etwa bei Diabetes mellitus), eine zu strenge und unausgewogene Diät, eine Fettsucht, Stoffwechselstörungen oder eine Schilddrüsenfehlfunktion sein.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Heißhunger hat meist harmlose Ursachen. Oft tritt er in Verbindung mit normalem Stress oder alltäglichen Problemen auf. Es könnte sich jedoch auch lediglich um einen gesteigerten Appetit auf bestimmte Speisen handeln. So führt das auf den Heißhunger folgende Essbedürfnis zwar häufig zu Übergewicht, aber es ist nicht immer ein Fall für den Arzt.

Dabei gibt es jedoch eindeutige Anzeichen, die auf einen eventuell krankhaften Heißhunger hindeuten. In diesen Fällen sollte immer ein Arzt konsultiert werden. So ist ärztlicher Rat gefragt, wenn die Heißhungerattacken gehäuft auftreten. Kritisch wird es auch, wenn ein verstärktes Bedürfnis besteht, besonders zucker- und fetthaltige Speisen zu vertilgen. Ein Arztbesuch wird auch bei ständigen Essattacken mit gleichzeitigem Übergewicht notwendig.

Das gilt auch, wenn sich die Heißhungerattacken mit der Zeit verstärken, wobei sich gleichzeitig ein erhöhtes Durstgefühl, verstärkter Harndrang, Müdigkeit und Abgeschlagenheit einstellt. Wenn jedoch trotz Heißhunger und Essattacken das Gewicht sogar abnimmt und nach dem Essen gezielt Erbrechen ausgelöst wird, liegt häufig eine krankhafte Essstörung vor, die ebenfalls medizinischer Abklärung bedarf.

Das Gleiche gilt auch für Essattacken in Verbindung mit Stress, Nervosität, Niedergeschlagenheit und Depressionen. Ebenfalls sollte bei einem verstärkten Essbedürfnis und gleichzeitigem Vorliegen von Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen oder Sehstörungen dringend ein Arzt konsultiert werden.

Diagnose und Verlauf

Da häufige und unnötige Heißhungerattacken auf kurz oder lang zu einer Fettsucht, sofern diese noch nicht vorhanden ist, oder zu Übergewicht führen, sollte man die Ursache unbedingt ausgiebig abklären. Denn Übergewicht kann wiederum zu Folgekrankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Beschwerden führen.

Die genaue Diagnose kann aber immer nur ein Facharzt stellen. Dieser wird verschiedene Blutuntersuchungen, Urintests und mehr anordnen, um nach dem Ausschluss- und Eingrenzungsverfahren festzustellen, auf welche Ursache die Ergebnisse hindeuten. Denn mögliche Ausschläge für unerklärliche Heißhungerattacken gibt es viele und die meisten müssen individuell behandelt werden. Oft ist es schwierig psychische Gründe in Erfahrung zu bringen, weshalb bei der Diagnose auch Ehrlichkeit eine große Rolle spielt. Denn der Arzt wird der Ursache der Heißhungerattacken auch durch persönliche Fragen auf den Grund gehen.

Komplikationen

Heißhunger-Attacken sind oft so stark ausgeprägt, dass sie von den Betroffenen nicht mehr kontrolliert werden können. Dies kann auf Dauer zu einer Vielzahl von organischen Störungen und psychischen Problemen führen. Erkrankungen, die durch regelmäßigen Heißhunger begünstigt werden, sind unter anderem Leberkrankheiten, verschiedene Tumorarten, Wurmerkrankungen und Alkoholismus. Häufig geht Heißhunger zudem mit psychischen Erkrankungen wie Bulimie einher, im Verlauf kann es außerdem zu einer Diabetes mellitus-Erkrankung kommen.

Die häufigste Komplikation, die durch Heißhunger-Attacken auftritt, ist jedoch Adipositas. Fettleibigkeit führt zu verschiedenen Folgeerkrankunngen des Herz-Kreislaufsystems und erhöht das Risiko, an bestimmten Krebsarten zu erkranken. Daneben können ständige Heißhunger-Attacken psychische oder physische Störungen, die oft erst der Auslöser der Probleme sind, begünstigen und bestehende Erkrankungen noch verstärken. Heißhunger ist also vor allem dann problematisch, wenn er über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt oder an ein möglicherweise unerkanntes Grundleiden geknüpft ist. Unregelmäßige Heißhunger-Attacken sind dagegen normal und führen neben kurzfristigen Verdauungsbeschwerden meist nicht zu größeren Komplikationen.

Behandlung und Therapie

Krankhafter Heißhunger lässt sich nur dann gezielt therapieren, wenn man die genaue Ursache kennt. Nach dieser muss sich die Behandlung nämlich so genau wie möglich richten. Körperliche Ursachen wie Schilddrüsenfehlfunktionen, Hormon- oder Stoffwechselstörungen oder auch Krankheiten, die dem Heißhunger zugrunde liegen, müssen oft durch eine medikamentöse Behandlung therapiert werden. Liegen psychische Gründe vor, wie erhöhter Stress oder ein Burnout-Syndrom, wird meistens eine duale Behandlung aus Medikamenten und Entspannungstherapien angegangen.

Hinzukommend sollte man durch eine professionelle Ernährungsberatung aber auch lernen, mit den Heißhungerattacken umzugehen. Hier gibt es viele Mittel und Wege, um dem Heißhunger nicht nachgeben zu müssen oder besser einschätzen zu können, wann der Körper wirklich Nahrung braucht und wann nicht. Hier kann übrigens auch geklärt werden, auf welche Nahrungsmittel man bei Heißhungerattacken ohne große Bedenken zurückgreifen kann und sollte – und auf welche eher nicht.

Außerdem wird in die Behandlung meistens ebenso eine Bewegungstherapie mit einbezogen. Schließlich sollte niemals nur die Ursache, sondern auch die Folge (in den meisten Fällen Übergewicht) behandelt werden.


Vorbeugung

Krankhaftem Heißhunger kann nur bedingt vorbeugen, denn hier muss man ebenfalls die Ursachen beachten. Allerdings kann man viele Arten von Heißhunger vermeiden, wenn man beispielsweise auf seinen Lebensstil achtet.

Sorgt man etwa für Mangelerscheinungen, weil man durch den Wunsch abzunehmen ständig gesundheitlich bedenkliche Crashdiäten und Fastenkuren macht, fordert man eine Fehlfunktion des Körpers regelrecht heraus. In diesem Fall sollte man direkt den Ernährungsberater aufsuchen, um sich über eine gesunde Art Gewicht zu verlieren zu informieren.

Aber: Übergreifend sollte man bei unerklärlichen und zu häufigen Heißhungerattacken immer einen Arzt aufsuchen. Schließlich kann Heißhunger auch ein Symptom einer ernsthaften Krankheit (etwa Diabetes mellitus) sein.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Payk, T.R.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024

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