Bewegungsschmerz (Belastungsschmerz)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unser Körper unterliegt im eigentlichen Sinn permanenten Belastungen, welche dieser durch die Umwelt und durch seine Mobilität erfährt. Werden die Beanspruchungen zu groß und sind die dafür vorgesehenen anatomischen Strukturen nicht geeignet, kann als Warnzeichen ein Bewegungsschmerz auftreten.
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Was ist Bewegungsschmerz (Belastungsschmerz)?
Eine Bewegungsschmerz, der hauptsächlich bei zunehmender Belastung wahrgenommen wird, erhält in der Schmerztherapie auch die Bezeichnung Belastungsschmerz. Da es unterschiedliche Arten von Schmerzen gibt, wird der Belastungsschmerz hinsichtlich seiner Ursachen abgegrenzt. Ein Belastungsschmerz ist nicht dasselbe wie ein Bewegungsschmerz.
Ein Belastungsschmerz tritt vorrangig bei anstrengenden körperlichen Abläufen auf. In diesem Zusammenhang muss die auftretende Anstrengung so hoch sein, dass sie den normalen Anforderungen bei weitem überwiegt. Erst dann kommen Belastungsschmerzen in Betracht. Der Bewegungsschmerz ist demgegenüber eine Wahrnehmung, welche bereits bei durchschnittlichen Anstrengungen auftritt.
Ursachen
Dies kann beispielsweise beim Treppensteigen mit einer vollen Einkaufstasche der Fall sein. Dieser Bewegungsschmerz (Belastungsschmerz) kann ebenso dadurch begünstigt werden, dass in den Gelenkarealen entzündliche Prozesse vor sich gehen oder dass nicht genügend Reibungsfreiheit gegeben ist.
Grundsätzlich können auch verschiedene Vor- oder Begleiterkrankungen, welche den Stoffwechsel oder Tumore der Knochen betreffen, zu Bewegungsschmerz und Belastungsschmerz in allen Gelenken führen. Dies gilt ebenfalls für einige neurologische Krankheitsbilder wie die Fibromyalgie oder die Polyneuropathie. Recht häufig leiden Menschen unter Bewegungsschmerz, der im Zusammenhang mit Rheuma auftritt und bei gesteigerten Anforderungen an das Gelenk natürlich als Belastungsschmerz an Intensität zunimmt.
Krankheiten
Wann zum Arzt?
Bewegungsschmerzen, die über mehrere Wochen oder Monate anhalten, sind einem Arzt vorzustellen und abzuklären. Die Schmerzen können ein Ausdruck einer Fehlhaltung oder einer einseitigen Belastung des Körpers innerhalb der Fortbewegung sein. In einer medizinischen Untersuchung, wie der Vermessung der Gliedmaßen, kann dies aufgedeckt werden und Gegenmaßnahmen werden eingeleitet.
In einigen Fällen treten die Bewegungsschmerzen auf, wenn falsches oder zu hohes Schuhwerk getragen wird. Dieses ist auszutauschen und künftig zu meiden. Ein Besuch beim Arzt ist in diesem Fall nicht notwendig.
Nimmt der Bewegungsschmerz an Intensität zu oder treten weitere Beschwerden, wie Gangunsicherheiten oder Muskelprobleme auf, ist ein Arzt zu konsultieren. Verspannungen können zu Kopfschmerzen sowie einer weiteren Beeinträchtigung des Wohlbefindens führen. Der Bewegungsschmerz kann ein Hinweis auf das Vorliegen einer chronischen Erkrankung wie Rheuma, Gicht oder Arthrose sein. Nur ein Arzt kann dies untersuchen und beurteilen.
Chronische Erkrankungen benötigen eine rechtzeitige Therapie, damit die Beschwerden gelindert werden können. Bei einigen Menschen deutet der Bewegungsschmerz auf eine Entzündung hin. Diese kann sich ohne eine Behandlung weiter ausbreiten und zu weiteren Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates führen. Tritt der Bewegungsschmerz aufgrund von Übergewicht ein, das ohne eine Hilfe nicht reduziert werden kann, gibt ein Arzt die richtige Hilfestellung, um langfristig eine Verbesserung zu erzielen.
Diagnose und Verlauf
Die klassischen Bewegungsschmerzen und Belastungsschmerzen werden so beschrieben, dass diese überwiegend als Anlaufschmerzen vorstellbar sind. Gerade nach einer längeren einseitigen Haltung wie nach dem Sitzen oder dem Liegen, ist der Bewegungsschmerz recht stark. Meist vergeht der Bewegungsschmerz, wenn die Gelenke durchbewegt wurden.
Die Bewegungsschmerzen sind nicht immer gleich intensiv und nehmen manchmal einen stärkeren und abwechselnd schwächeren Verlauf. Nach und nach bleibt der Bewegungsschmerz als Dauerschmerz erhalten und kann durch den Belastungsschmerz forciert werden. Die entsprechend durch die Patientinnen und Patienten verdeutlichten Schmerzabläufe lassen eine Diagnostik zu, welche meist zu einer Arthrose führt. Natürlich wird die Schmerzintensität von den Betroffenen jeweils individuell unterschiedlich angegeben. Bedeutsam für eine Diagnose sind jedoch die Regionen, in denen der Bewegungsschmerz lokalisiert ist.
Komplikationen
Der Bewegungsschmerz hat die Besonderheit, dass er im Ruhezustand nicht auftritt. Der Patient kann folglich in Situationen, in denen er sich ausruht, auch den Schmerz für eine gewisse Zeit vergessen. Das kann als sehr angenehm empfunden werden. Gleichzeitig besteht jedoch auch die Gefahr, eine Angststörung zu entwickeln. Sobald der Betroffene sich in Bewegung setzen muss, tritt der Schmerz wieder auf. Das Vermeidungsverhalten steigt dadurch und die Angst kann zunehmen.
Durch das Schonungsverhalten sind berufliche und soziale Komplikationen möglich. In Abhängigkeit von der Berufswahl kann es zu Konflikten am Arbeitsplatz, dem Gefühl von Burnout oder sogar zu einem Arbeitsplatzverlust kommen. Innerhalb des sozialen Umfeldes treten meist zusätzliche Herausforderungen auf. Durch ein vermindertes Wohlbefinden oder einer gedrückten Stimmung sinkt meist die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Die Unzufriedenheit steigt an, da bei einem Bewegungsschmerz oft schon einfache Aktivitäten nicht mehr ausgeführt werden können.
Sportlichen Interessen können unter Umständen nicht mehr nachgegangen werden und die alltägliche Versorgung wird meist reduziert. Verweist der Schmerz auf eine chronische Erkrankung, kann das dazu führen, dass die gesamte Alltagsplanung neu gestaltet werden muss. Therapeutische Maßnahmen stehen an und diese stellen den Patienten vor neue Herausforderungen. Meist leidet die Psyche weiter. Eine melancholische Stimmung oder Depression kann ausgelöst werden.
Behandlung und Therapie
Im Grund genommen sind ein Bewegungsschmerz oder ein Belastungsschmerz ein Hinweis des Organismus, dass es zu einer Überbelastung gekommen ist oder sich krankhafte Abläufe manifestieren. Ein vorübergehender Bewegungsschmerz lässt sich recht gut mit schmerzlindernden Medikamenten und entzündungshemmenden Arzneistoffen behandeln. Bleibt der Bewegungsschmerz aber anhaltend und nimmt eine chronische Form an, bietet die moderne Schmerbehandlung zahlreiche Möglichkeiten, bei denen die Erfolgschancen recht gut sind. In den meisten Fällen ist eine sogenannte multimodale Schmerzbehandlung gegen einen Bewegungsschmerz angezeigt.
Außerhalb der medikamentösen Behandlung beim Bewegungsschmerz kommen zudem physiotherapeutische Techniken und physikalische Verfahren zur Anwendung. Zu den weit fortgeschrittenen Therapievarianten, welche gegen Bewegungsschmerz durch die Abnutzung der Gelenke und durch Defekte an den Knorpeln hervorgerufen werden, gehören die Knorpeltransplantationen und das ersatzweise Einfügen von Knorpelzellen. Alle Behandlungen sind jedoch davon abhängig, in welchen Körperbereichen der Bewegungsschmerz vorrangig gespürt wird.
Bei einem dauerhaften Bewegungsschmerz nach einer Verdrehung des Gelenkes oder nach Knochenbrüchen werden bei der Therapie von Bewegungsschmerz und Belastungsschmerz auch Verfahren wie Akupunktur oder das Implantieren eines künstlichen Gelenks in Erwägung gezogen. Zu den weiteren bewährten Methoden bei Bewegungsschmerz gehören zudem Schmerzbehandlungen mit Wärme oder Kälte sowie entspannende und durchblutungsfördernde Massagetechniken.
Zu den weiteren medizinischen Konzepten, welche sich gegen Bewegungsschmerz bewähren, werden die kathetergestützten Lokalanästhesien (Einleitung von Schmerzmitteln direkt an den schmerzauslösenden Bereiche durch einen Katheter) mittels Blockierung der Schmerzleitung durch entsprechende Substanzen gezählt. Ein besonders effizientes Verfahren gegen Bewegungsschmerz ist die Hochtontherapie.
Aussicht und Prognose
Bewegungsschmerzen (Belastungsschmerzen) entstehen meist durch Beschädigungen des Bewegungsapparates. Vor allem an den Gelenken sind Abnutzungen die Ursache für die Schmerzen. Ein Beispiel für Bewegungsschmerz ist die Arthrose, also der Verschleiß von Gelenkknorpel. Gelenkknorpel kann nicht mehr vom Körper wiederhergestellt werden, weswegen die Erkrankung unheilbar ist. Zudem kann bei belastender Beanspruchung des Gelenks der Knochen in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Prognose ist deswegen eher schlecht, der Krankheitsverlauf lässt sich jedoch mildern und die Lebensqualität lässt sich durch verschiedene Medikamente und speziellem Arthrosesport wie Gymnastik verbessern.
Eine ähnliche Erkrankung, die die Gelenke beeinträchtigt und damit zu Bewegungsschmerzen führt, ist Rheuma, hierbei vor allem die Rheumatoide Arthritis, eine Autoimmunerkrankung. Diese Erkrankung verläuft ebenfalls unterschiedlich und kann alle Gelenke betreffen. 10 bis 30 Prozent erleiden einen eher milderen Verlauf der Krankheit, während bei 70 Prozent die Krankheit immer schlimmer wird.
Bei Rheuma kommt es unbehandelt zur entzündlichen Reaktion der Gelenke, die immer unbeweglicher werden bis sie dann im schlimmsten Falle versteifen. Zudem weisen Rheuma-Patienten eine höhere Sterblichkeit auf, Betroffene leben im Durchschnitt 5 bis 10 Jahre weniger. Die Lebensqualität lässt sich durch entsprechende Therapien verbessern, behandelbar ist Rheuma jedoch nicht, sodass es eine eher ungünstige Prognose hat.
Weitere Ursache kann eine Durchblutungsstörung in den entsprechenden Extremitäten sein, sodass es bei Bewegung zu entsprechenden Schmerzen kommt. Die Prognose ist jedoch ganz gut, wenn die Ursache (meist eine atherosklerotische Veränderung der Gefäße) gefunden und dann medikamentös oder operativ behandelt wird.
Vorbeugung
Eine gezielte und schonende Kräftigung der Muskulatur sowie des gesamten Halte- und Stützsystems ist ebenfalls von Vorteil, wenn es um die Vorbeugung von Bewegungsschmerz geht. Darüber hinaus ist es wichtig, sich effektiv vor Stürzen zu schützen (insbesondere bei älteren Menschen dieses Risiko verringern), um einem Bewegungsschmerz nicht erst aufkommen zu lassen.
Quellen
- Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
- Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
- Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
- Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. August 2024
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