Flavonoide

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Flavonoide sind biochemische Substanzen, die für den menschlichen Körper sehr wichtig sind. Sie haben eine vielfältige positive Wirkung auf den Organismus und sollte daher täglich mit der Nahrung zugeführt werden. Als isolierte biochemische Substanzen kommen Flavonoide in verschiedenen Medikamenten vor.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Flavonoide?

Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die Wirkung, Farbe und Aroma eines Lebensmittels beeinflussen. Sie haben eine breite Wirkung auf den menschlichen Körper und können Entzündungen bekämpfen, Bakterien abtöten, Blutgefäße erweitern etc. Flavonoide kommen in Heilpflanzen, Obst und Gemüse vor und befinden sich dort in den äußeren Blättern, Schalen und Hautschichten. Daher sollten Obst und Gemüse vor dem Verzehr möglichst nicht geschält werden. So können sie Schädlinge, Fressfeinde und schädigende Umwelteinflüsse besser abwehren.

Manche Flavonoide geben dem Obst oder Gemüse seine typische Farbe. So können Anthocyane beispielsweise je nach pH-Wert rot, blau oder blauschwarz färben. Flavonoide geben oft eine gelbe Farbe, aber auch rot kommt verhältnismäßig häufig vor. Andere Flavonoide wiederum regulieren das Wachstum. Da die sekundären Pflanzenstoffe eine sehr umfangreiche Stoffgruppe sind, konnten noch nicht alle ihre Wirkstoffe bis ins Detail erforscht werden. Flavonoide gehören zu den Polyphenolen. Diese bestehen aus aromatischen Ringen und OH-Gruppen. Da manche Flavonoide nur in Kombination mit anderen Substanzen ihrer Art wirken und sie einander dann ergänzen oder sogar verstärken, sollten so viele flavonoidhaltige Lebensmittel wie möglich verzehrt werden.

Auch in schwarzem und grünem Tee sind sie enthalten. Da die Bildung der biochemischen Stoffe in den Pflanzen von der Lichtintensität abhängt, haben die Jahreszeiten großen Einfluss: Direkt nach der Ernte ist der Flavonoid-Gehalt im Obst oder Gemüse am höchsten. Eine lange Lagerung und Verarbeitung verringern die Wirkstoff-Konzentration. Wer rote Gemüse wie beispielsweise Rotkohl zubereitet, sollte das Kochwasser nicht wegschütten, da darin viele Flavonoide enthalten sind.

Wirkung und medizinische Anwendung

Flavonoide haben eine antibakterielle, antivirale, antimykotische, anti-oxidative, entzündungshemmende, anti-mikrobielle, anti-kanzerogene, gefäßerweiternde und krampflösende Wirkung. Sie sind imstande, Thrombosen zu verhindern und senken den Gesamt-Cholesterin-Wert. Zu ihren wichtigsten positiven Effekten gehören ihre anti-oxidativen Eigenschaften. Wie die Vitamine binden sie freie Sauerstoff und Stickstoff Radikale, die durch die UV-Strahlung, Umweltgifte, Genussmittel und Stoffwechselaktivitäten frei werden.

Sind zu viele von ihnen im Körper vorhanden, entsteht oxidativer Stress, der zu übermäßigem Degenerieren der Zellen und zum vorzeitigen Zelltod führt. Daher bieten Flavonoide effektiven Schutz vor vielen Erkrankungen, entzündlichen Prozessen und wirken zudem krebsvorbeugend. Außerdem hemmen sie die vorzeitige Zellalterung. Einige von ihnen wirken direkt auf das Immunsystem ein, indem sie die Bildung bestimmter Immunzellen Typen fördern. So können beispielsweise Cranberries gegen Harnwegsinfekte wirksam sein. Manche haben einen positiven Einfluss auf den Blutdruck, indem sie die Blutgefäße erweitern. Andere sind zudem krampflösend. Da Flavonoide verschiedene Wirkmechanismen haben, interagieren sie mit Enzymen und der Erbsubstanz, sind Radikalfänger, aktivieren Zellen und hemmen mehr als 30 Enzyme im Körper.

Formen und Gruppen

Flavonoide aus Zitronen helfen bei Erkrankungen des Venensystems (Krampfadern). Diosmin und Hesperidin sind in der Zitronenschale enthalten. Sie mindern Entzündungen und haben eine abschwellende und schmerzhemmende Wirkung. Sie kommen beispielsweise in Vasovitum® vor. Diosmin und Hesperidin verhindern einen venösen Rückstau und eine Schädigung der Venenklappen. Damit die Venenschwäche noch positiv beeinflusst werden kann, ist es allerdings notwendig, die Zitrus-Flavonoide so früh wie möglich einzusetzen.

Außerdem sind in den Medikamenten gegen Veneninsuffizienz noch Rutin und Hydroxy-Methyl-Rutinoside enthalten. Herzstärkend wirken Flavonoide aus Heidelbeeren, Ginkgo, Weißdorn und blauen Weintrauben (Tebonin®, Gingium intens®, Crataegu Novo®). Die Blutgerinnung fördert das in Grünkohl, Zwiebeln, Brokkoli und Äpfeln enthaltene Quercetin. In den Pflanzen überwiegen Flavonoide in Form von Flavonolglykosiden und Glykosylflavonen. Diese Flavonoide sind beispielsweise in Arnikablüten, Birkenblättern, Holunderblüten, Kamillenblüten, Lärchenextrakt, Mariendistelfrüchten etc. enthalten.

Dosierung

Isolierte und in Medikamenten enthaltene Flavonoide werden je nach Einsatzgebiet dosiert. Von Vasovitum® beispielsweise nimmt der Patient täglich 1 Tablette. Sie enthält 50 mg des Flavonoids Hesperidin und 450 mg Diosmin und wird zur Langzeitbehandlung bei Krampfadern eingesetzt.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Flavonoide können im Obst und Gemüse täglich frisch verzehrt werden. Außerdem können sie in Form von Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten eingenommen werden. Einige Ernährungswissenschaftler raten jedoch davon ab, sie in isolierter Form als Tabletten oder Kapseln zuzuführen, da es nicht gesichert ist, dass sie derart aufbereitet dieselbe Wirkung wie die in Frischobst und Gemüse enthaltenen Flavonoide haben. Sie kommen in Herz-Kreislauf, Leber, Magen-Darm und Venen-Medikamenten vor. Außerdem kann der Patient Flavonoide in Entwässerungsmitteln (Diuretika) und Präparaten gegen Hämorrhoiden finden.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Flavonoide haben kaum Nebenwirkungen. Allerdings können schlecht gereinigte Crataegus-Arzneimittel Pollen enthalten, die bei Allergikern zu Hautausschlägen, Juckreiz, Asthma und Durchfall führen. Außerdem ist manchen Crataegus-Präparaten Milchzucker beigemischt, der leicht abführend wirkt. Laktose-Allergiker sollten sie nicht einnehmen. Einige der in der Grapefruit enthaltenen Flavonoide können die Wirkung von Medikamenten hemmen, da sie ein Transporter-Eiweiß im Darm deaktivieren.

Andere der im Grapefruitsaft vorkommenden Flavonoide wiederum verstärken Medikamente, da sie das in der Leber Arzneimittelrückstände abbauende Enzym CYP3A4 in seiner Tätigkeit einschränken. Flavonoide sollten unter gar keinen Umständen zusammen mit Statinen und anti-allergisch wirkenden Arzneimitteln eingenommen werden, da es in dieser Kombination bereits zu Todesfällen gekommen ist. Bislang ist noch nicht geklärt, welche Flavonoide für die negative Wirkung verantwortlich sind.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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