Proteinurie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Proteinurie bezeichnet ein pathologischer, laborchemisch nachweisbarer Befund, der als Begleitsymptom einer Erkrankung auftritt. Nachzuweisen ist Proteinurie mittels Urinteststreifen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Proteinurie?

Eine Proteinurie liegt dann vor, wenn nachweislich Protein über den Urin ausgeschieden wird. Jedoch ist die geringe Konzentration von Protein im Urin physiologisch, solange der Gehalt innerhalb des Toleranzbereiches liegt.

In diesem Fall liegt keine pathologische Proteinurie vor, sollte jedoch, sollte sich der Wert im oberen Toleranzbereich liegen, in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, um die Entstehung oder Manifestation einer ernsten Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Überschreitet die Proteinausscheidung einen Wert zwischen 60 und 150 mg innerhalb von 24 Stunden, übersteigt dies den Normbereich und bedarf einer umgehenden Diagnostik.

Ursachen

Proteinurie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern sie tritt immer als Begleitsymptom auf und sollte bei der Feststellung immer besonders beobachtet werden, weil vielfältige Ursachen zugrunde liegen können. Bei Frauen ist die Diagnostik etwas schwieriger als beim Mann, weil die natürliche Scheidenflüssigkeit auch immer Proteine enthält.

Urinteststreifen können nur vorhandene Proteine im Urin feststellen, nicht aber deren Herkunft. Arbeiten beispielsweise die Nieren nicht ausreichend, liegt eine sogenannte Niereninsuffizienz vor und bringt eine Proteinurie mit sich. Das Gleiche gilt für das sogenannte nephrotische Syndrom. Hier wird die Proteinurie von erhöhten Blutfettwerten und Gewebsödemen begleitet.

Ursache für das nephrotische Syndrom ist die Schädigung der Nierenkörperchen, auch Glomeruli genannt. Dies tritt bei verschiedenen Ekrankungen auf, bei denen die Nieren pathologisch beteiligt sind. Werden die Glomeruli beschädigt, wird vermehrt Protein mit der überhöhten Ausscheidung über den Urin dem Körper entzogen. Dies ist dann als Proteinurie über Urinteststäbchen laborchemisch nachweisbar.

Auch während der Schwangerschaft kann es zu einer ausgeprägten Proteinurie kommen. Diese ist zusammen mit pathologischem Bluthochdruck und vermehrten Wassereinlagerungen im Gewebe eine ernstzunehmende Schwangerschaftskomplikation, welche im Frühstadium als Präeklampsie und im Spätstadium als Eklampsie bezeichnet wird und lebensgefährlich für Mutter und Kind ist. In letzterem Fall muss das Kind sofort entbunden werden, um das Leben von beiden zu retten. Die Letalität bei einer ausgeprägten Eklampsie ist jedoch immernoch sehr hoch, da sie meist zu spät erkannt wird.

Symptome und Verlauf

Die Proteinurie an sich hat keine eigenständige Symptome. Sie ist viel eher ein Begleitsymptome anderer, oftmals sehr ernstzunehmender Erkrankungen mit Nierenbeteiligung. Die Proteinurie wird so lange nicht beseitigbar sein, wie die Grunderkrankung besteht. Bei einigen Krankheiten besteht auch die Möglichkeit, dass die Proteinurie noch lange nach Genesung der eigentlichen Krankheit nachweisbar ist, weil sich die Nieren noch lange nicht komplett davon erholt haben.

Bei einer bestehenden Proteinurie muss immer das Ziel sein, die Ursache zu diagnostizieren und zu behandeln, bis diese durch Behandlung oder Änderung des Lebensstils – je nach Ursache der Proteinurie – beseitigt ist oder soweit reduziert ist, dass sie tolerabel ist.

Bei einer chronischen Niereninsuffizienz können die Giftstoffe im Blut nicht mehr abgebaut werden. Unbehandelt kann dies im schlimmsten Fall lebensgefährliche Folgen haben.

Diagnose

Die Diagnose der Grunderkrankung, die für die Proteinurie verantwortlich ist, ist nicht ganz einfach. Wie oben bereits beschrieben, ist eine bestimmte Menge von Protein über einen Zeitraum von 24 Stunden physiologisch. Dieser physiologische Wert kann bei Frauen aufgrund ihrer Natur erhöht sein und einen pathologischen Wert vorgeben, obwohl er an sich nicht pathologisch ist. Das erste Beweismittel für eine Proteinurie ist der Urintestsreifen in der Arztpraxis oder aus der Apotheke und dieser weist Protein von jeglicher Quelle nach, bedarf es aber nicht zu unterscheiden, ob der Wert innerhalb bestimmten Grenzen nun wirklich pathologisch ist. Ebenso sagt ein als pathologisch angezeigter Wert auf dem Teststreifen nichts über die Ursache der Proteinurie aus.

Die Urinuntersuchung gehört zu den häufigsten Diagnosemethoden in der Medizin. Mittels Urin-Teststreifen können verschiedene Faktoren und Werte schnell und effektiv analysiert werden.

Ein verlässliches Ergebnis erhält man nur mittels einer Langzeitmessung von mindestens 24 Stunden, da es auch mal zufällig zu erhöhten Werten kommen kann. Steht es fest, dass eine pathologische Proteinurie vorliegt, sollte zudem ein großes Blutbild und bildgebende Untersuchungen, wie zunächst Sonografie und bei Auffälligkeiten, ein Computertomogramm (CT) oder MRT angefertigt werden, um Veränderungen der Nieren und des Systems feststellen zu können. Unter Umständen ist auch eine Biopsie notwendig, sollten bei der Diagnostik gewebliche Auffälligkeiten festgestellt werden.

Behandlung und Therapie

Die Proteinurie wird nicht eigenständig behandelt, sondern entsprechend ihrer wirklichen Ursache, sprich der Erkrankung, die sie verursacht. Ein einmal entstandender oder verursachter Nierenschaden wird in den seltensten Fällen wieder komplett heilbar sein. Entferntes Nierengewebe lässt sich nicht ersetzen, jedoch besteht die Möglichkeit der Dialyse oder im schlimmsten Fall die Entnahme des erkrankten Organes.

Der menschliche Körper kann auch mit einer Niere leben, sofern, die zweite Niere eigenständig arbeitet und gesund ist. Aus diesem Grund ist es auch möglich, eine Spenderniere einzupflanzen, sofern sie von Gewebe und Struktur her passt. Dennoch muss immer mit der Gefahr der Abstossung gerechnet werden. Zudem müssen transplantierte Patienten ihr Leben lang Medikamente einnehmen, um eine Abstossung des Spenderorgans durch das körpereigene Immunsystems zu verhindern.

Ist die Proteinurie mit durch pathologischen Bluthochdruck verursacht, steht die medikamentöse Behandlung der Hypertension im Vordergrund, da diese allein durch eine Lebensumstellung nicht schnell genug stattfinden kann. Dies gilt vorallem bei der Proteinurie in der Schwangerschaft, die im Rahmen einer Präeklampsie auftritt. In diesem Fall kann der Blutdruck noch medikamentös gesenkt werden. Erfahrungsgemäß ist diese Medikation aber nicht lange erfolgreich. Ist dies der Fall, kann es zur lebensgefährlichen Eklampsie kommen und hier ist die einzige effektive Chance, das Leben von Mutter und Kind oder im schlimmsten Fall von einem betroffenen Teil, die sofortige Entbindung mittels Notkaiserschnitt. Ein zu hoher Blutdruck kann zudem zu einer vorzeitigen Plazentablösung führen, welche auch ein hohes Sterberisiko birgt.


Vorbeugung

Ein Grundübel, welches eine Proteinurie auslöst, ist sehr oft hoher Blutdruck, entweder als Ursache einer bestehenden Nierenerkrankung, oder als Wegbereiter für eine solche. Somit läßt sie sich am Ehesten verhindern, indem man dafür sorgt, dass der Blutdruck in einem tolerablen Rahmen bleibt, was insbesondere für die Diastole, also den unteren Blutdruckwert gilt. Ist dieser beständig höher als 90, sollte nach der Ursache geforscht werden.

Nicht immer ist eine ungesunde Ernährung dafür verantwortlich oder eine beabsichtigte ungesunde Lebensweise, wie zu viel Arbeit und zu wenig Erholung. Wer plötzlich über eine erhöhte Diastole klagt, bemerkt oder gesagt bekommt, dass er schnarcht und sich den Tag über fühlt als habe er keine Minute Schlaf gefunden, sollte sich von seinem Hausarzt eine Überweisung in ein Schlaflabor geben lassen, denn es kann durchaus auch Sauerstoffmangel, ausgelöst durch eine sogenannte Schlafapnoe, die Ursache für erhöhten Blutdruck und die Proteinurie sein.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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