Harnsteine
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Störfaktor Harnsteine, mittlerweile werden jedes Jahr mehr als eine Million Patienten wegen der lästigen Kristalle behandelt. Statistisch gesehen hat sich die Anzahl der Betroffenen im letzten Jahrzehnt mehr als verdoppelt, Grund hierfür sind häufig ungesunde Ernährung und Störungen des Stoffwechsels.
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Was sind Harnsteine?
Als Harnsteine werden Kristalle bezeichnet, welche in der Niere entstehen. Die Bestandteile der Ablagerungen sind Kalziumoxalat, Harnsäure, Magnesium, Zystin oder Kalziumphosphat. Solange sich Harnsteine in der Niere befinden, verspüren betroffene Personen keine Symptome.
Schmerzhaft wird die Erkrankung erst dann, wenn sich die Kristalle in die Harnwege verlagern. Sehr kleine Harnsteine verlassen den Körper auf natürlichem Wege im Urin und werden oftmals überhaupt nicht bemerkt. Eine entsprechende Therapie richtet sich immer nach Art und Größe der Harnsteine.
Ursachen
Doch auch normalgewichtige Personen können im Lauf ihres Lebens unter Harnsteinen leiden. Eine weitere, mögliche Ursache ist eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, besonders ältere Menschen sind hier gefährdet. In diesem Fall bilden sich die Steine aufgrund einer unzureichenden Verdünnung des Harns.
Doch auch bei optimalen Ernährungsgewohnheiten und ausreichend Flüssigkeitszufuhr können sich Harnsteine bilden, die Ursachen können dann Stoffwechselstörungen oder angeborene Erkrankungen sein. Die Schilddrüse spielt bei der Entstehung der kleinen Kristalle eine Rolle, Patienten mit einer Überfunktion der Nebenschilddrüse leiden häufiger unter Steinbildung.
Wann zum Arzt?
Wenn Blut im Urin bemerkt wird, das Harnverhalten seltsam erscheint (z.B. ungewöhnlich geringe Mengen Urin oder besonders häufiges Wasserlassen) oder Fieber auftritt, muss unbedingt der Hausarzt eingeschaltet werden. Harnsteine bedürfen grundsätzlich einer ärztlichen Untersuchung und Behandlung durch einen ausgebildeten Mediziner. Zwar ist in manchen Fällen eine Selbstbehandlung möglich, die Ursachen für die Steinbildung lassen sich jedoch nur durch eine Analyse des Steins zweifelsfrei feststellen. Zudem ist bei Harnsteinen in jedem Fall eine umfassende Nachsorge erforderlich.
Darum gilt: bei ersten Anzeichen von Harnsteinen einen Mediziner konsultieren. Spätestens wenn Beschwerden wie Harnverhalt oder starke Schmerzen in der Nierengegend hinzukommen, ist ärztlicher Rat gefragt. Sollten Koliken auftreten, wird am besten sofort der Notarzt gerufen. Dasselbe gilt, wenn das Fieber rasch zunimmt oder Kreislaufbeschwerden auftreten. Bei einem Kreislaufkollaps sind Erste-Hilfe-Maßnahmen zu ergreifen. Risikopatienten (z.B. Menschen, die viel Kaffee oder Alkohol trinken, Patienten mit Harnwegsinfekten, Kinder, Schwangere oder ältere Menschen) sollten umgehend das nächstgelegene Krankenhaus aufsuchen.
Symptome und Verlauf
Handelt es sich um größere Harnstein-Exemplare, verspüren die Betroffenen mitunter starke Schmerzen und es kann zu Begleiterscheinungen wie Fieber, Blut im Urin oder einer Harnwegsinfektion kommen. Derartige Symptome sollten grundsätzlich ernst genommen werden, da eine rechtzeitige Behandlung den Verlauf der Erkrankung deutlich abmildern kann.
Führen unspezifische Schmerzen in der Flankengegend oder Blut im Urin den Patienten zum Arzt, wird dieser zunächst die Anamnese erfragen. Wichtig sind hierbei auch Hinweise, ob es in der Familie bereits bekannt gewordene Harnsteinleiden gibt. Auch die Ernährungsumstände werden vom Arzt hinterfragt, besonders fett- und kalorienreiche Nahrung können ein Indikator für gebildete Harnsteine sein.
Diagnose
Eine genaue Diagnose von Harnsteinen kann der Arzt allerdings erst nach einer körperlichen Untersuchung stellen. Zunächst werden die Flanken abgetastet, reagiert der Patient mit Schmerzen, manifestiert sich die Verdachtsdiagnose Harnsteine schnell. Im Rahmen einer Laboruntersuchung werden aussagekräftige Werte wie Harnsäure, Kreatinin und Kalzium bestimmt. Ergeben die Untersuchungen einen Verdacht auf Harnsteine, wird eine Ultraschalluntersuchung zur endgültigen Klärung vorgenommen. Auf dem Monitor kann der Arzt bei der schmerzfreien Sonographie erkennen, ob Harnsteine vorhanden sind und welche Größe diese haben.
Um den Abgang von Harnkristallen zu überprüfen, kommt mitunter auch eine 24-Stunden Urinmessung zum Einsatz. Hierbei müssen die Betroffenen den Urin für 24 Stunden lang sammeln und anschließend zur Untersuchung bei ihrem Arzt abgeben. Dieser kann dann feststellen, ob sich im Urin bereits kleine Kristalle befinden, welche auf vorhandene Harnsteine hindeuten.
Komplikationen
In der Regel führen Harnsteine zu sehr starken und vor allem zu brennenden und stechenden Schmerzen. Diese Schmerzen treten dabei vor allem beim Wasserlassen auf und können dabei die Lebensqualität und den Alltag des Betroffenen deutlich einschränken. Ebenso können sich diese Schmerzen auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten und damit auch zu Schmerzen in den Flanken oder den Nieren führen. Weiterhin kann es durch die Harnsteine auch zu einem blutigen Urin kommen. Nicht selten führt Blut im Urin auch zu einer Panikattacke oder zu Schweißausbrüchen. Im Falle einer Infektion kommt es ebenso zu Fieber. Die Betroffenen leiden weiterhin auch an einer Übelkeit und nicht selten an Erbrechen. Ohne Behandlung können die Harnsteine zu einer Infektion führen.
Die Behandlung erfolgt in erster Linie mit Hilfe von Schmerzmitteln und anderen Medikamenten. Damit können die Symptome gelindert werden. Allerdings müssen die Harnsteine ausgeschieden werden, wobei dieser Prozess mehrere Tage andauern kann. In schwerwiegenden Fällen können Stoßwellen eingesetzt werden, um die Harnsteine direkt z zerstören, damit diese beim Wasserlassen ausgeschieden werden. Bei einer erfolgreichen Behandlung wird die Lebensqualität des Patienten durch die Harnsteine nicht beeinflusst.
Behandlung und Therapie
Je nach Anzahl und Größe der Harnsteine kommen verschiedene Behandlungsmethoden zum Einsatz. Kleine Kristalle können in sehr vielen Fällen über den Urin ausgeschieden werden, der Abgang kann mit harntreibenden Medikamenten beschleunigt werden. Wichtig ist bei dieser Methode eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens drei bis vier Litern am Tag.
Eine weitere Möglichkeit zur Therapie ist die sogenannte Chemolitholyse. Das Verfahren ähnelt der sogenannten Lyse bei Schlaganfallpatienten, die Harnsteine werden mithilfe von Medikamenten aufgelöst und dann über den Urin abtransportiert.
Bei großen Harnsteinen oder einer Medikamentenunverträglichkeit kommt die Stoßwellen-Lithotripsie zum Einsatz. Bei diesem Verfahren werden die Harnsteine mittels Energiewellen von außen zertrümmert und anschließend auf natürlichem Wege ausgeschieden. Diese Methode kommt sehr häufig zum Einsatz, wenn die Größe der Harnsteine ein natürliches Ausscheiden unmöglich macht.
Ebenfalls bei großen Steinen häufig eingesetzt wird die Ureterorenoskopie. Hier wird ein Endoskop ins Nierenbecken geführt, worüber die Steine abgesaugt werden können. Vorab kommt meist ein Laser zum Einsatz, welcher die großen Harnsteine zertrümmert.
Vorbeugung
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
- Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
- Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
- Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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