Trichinellose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Trichinellose

Die Trichinellose, auch Trichinose genannt, ist eine Wurmerkrankung. Das Krankheitsbild ist variabel, in den meisten Fällen kommt es aber zu Muskelbeschwerden und Allergiesymptomen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Trichinellose?

Als Trichinellose bezeichnet man eine Infestation, also einen Befall, mit Nematoden. Nematoden sind symmetrische Rundwürmer. Trichinellosen beim Menschen werden meist durch Trichinella spiralis verursacht. Seltener werden Trichinella nelsoni, Trichinella nativa, Trichinella murrelli oder Trichinella brotovi als Erreger ausgemacht. Trichinellosen werden weltweit beobachtet. Vor allem in Osteuropa, den USA und Kanada gibt es regelmäßig Infektionen mit den Würmern. In Deutschland ist die Trichinose selten geworden. Derzeit werden etwa zehn bis zwanzig Krankheitsfälle pro Jahr gemeldet.

Ursachen

Ursache für die Trichinellose ist eine Infektion mit Trichinen. Die Trichinen können alle Arten von Säugetieren befallen. Eine Rolle als Erregerreservoir spielen aber vor allem Fleischfresser und Allesfresser, insbesondere Schweinefleisch ist für den Menschen eine wichtige Infektionsquelle. Somit ist die Trichinellose eine Zoonose, das heißt eine Erkrankung, die von Tier zu Mensch übertragen wird.

Der Mensch infiziert sich mit den Würmern über den Verzehr von rohem oder unzureichend erhitztem Fleisch. In dem infizierten Fleisch sind die Larven von Trichinella spiralis enthalten. Durch die Verdauungsenzyme werden die Larven aus dem Fleisch freigesetzt und bohren sich in die Darmwand. Dort reifen sie innerhalb weniger Tage zu erwachsenen Würmern heran. Die männlichen Würmer begatten die weiblichen Würmer und es entstehen schon eine Woche nach der Infektion neue Larven. So bilden sich innerhalb von ungefähr drei Monaten bis zu 1500 Larven. Über die Darmwand gelangen die jungen Larven in die Blutbahn und befallen schließlich die quergestreifte Muskulatur.

Dabei bevorzugen sie gut durchblutete, also sauerstoffreiche, Muskulatur. Diese findet sich vor allem im Bereich des Zwerchfells, im Nacken, am Schultergürtel und an den Oberarmen. Auch die Kaumuskulatur wird gerne befallen. Die befallenen Muskelzellen werden zu einer Herberge für die Larven umgebaut. Dort können die Larven mehrere Jahrzehnte überleben. Nach etwa einem halben Jahr verkalken die befallenen Zellen und mehrere Jahre später verkalken dann die Parasiten selber.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Trichinellose:

Nach Aufnahme des trichinenhaltigen Fleisches kann es zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Die Trichinen, die in die Darmwand einwandern, verursachen oft Durchfall. In diesem Stadium spricht man auch von einer Darmtrichinose. Etwa eine Woche nach Aufnahme der Würmer treten hohes Fieber, starke Muskelschmerzen, Schüttelfrost und Ödeme im Bereich der Augen auf.

Die Muskulatur kann regelrecht steif werden. Die Betroffenen vermeiden oft jede Bewegung, sodass der Eindruck einer Lähmung entsteht. Dieses Stadium wird Muskeltrichinose genannt. Weitere Symptome sind Bindehautentzündungen, Schluckstörungen, Kopfschmerzen, punktförmige Hauteinblutungen, Blutungen unter den Nägeln, Schlaflosigkeit und Ausschlag. Eine gefürchtete Komplikation ist der Befall des Herzens mit der Folge einer Myokarditis und lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen. Auch eine Gehirnentzündung (Enzephalitis), Lungenentzündung und Kreislaufversagen können zum Tode führen. Mögliche weitere Komplikationen sind eine Sepsis durch Erregerstreuung, psychotische Zustände und Krampfanfälle bis hin zum Koma.

Diagnose

In der Regel erfolgt die Diagnose einer Trichinellose im Labor. Dafür wird mittels ELISA oder Immunoblot ein Antikörpernachweis durchgeführt. In der Regel zeigen sich schon früh Ergebnisse, in einigen Fällen zeigt sich ein positiver Befund aber auch erst drei bis vier Wochen nach der Infektion. Seltener wird zur Diagnosestellung eine histologische Untersuchung von Muskelbiopsie-Präparaten durchgeführt.

Im Blutbild zeigt sich bei 90 % aller Patienten mit einer Trichinose schon in der enteralen Phase im Blutbild eine Eosinophilie, das heißt, dass die eosinophilen Blutkörperchen im Blut erhöht sind. Eosinophile Granulozyten, so die vollständige Bezeichnung, sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen und gehören zum unspezifischen zellulären Immunsystem. Sie sind vor allem bei allergischen Reaktionen und bei Parasitenbefall vermehrt im Blut zu finden. Typischer Blutbefund in der Phase des Muskelbefalls ist eine Erhöhung der Kreatininkinase. Häufig sind zudem EKG-Veränderungen nachweisbar.

Behandlung und Therapie

Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Leicht infizierte Patienten erholen sich oft von alleine und benötigen lediglich eine symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln. Bei schweren Erkrankungsverläufen kommen Glukokortikoide wie beispielsweise Kortison und zusätzlich Mebendazol, ein Wurmmittel, zum Einsatz. Dabei ist eine hohe Dosis erforderlich. Auch bei einer wahrscheinlichen und noch nicht nachgewiesenen Infektion mit Trichinellen wird vorsorglich ein Wurmmittel gegeben.



Vorbeugung

Zur Vorbeugung von Trichinellosen ist in Deutschland eine Trichinenschau bei Schlachttieren vorgeschrieben. Fleisch, das den gesetzlichen Vorgaben entsprechend auf Trichinen untersucht wurde, ist unbedenklich. Im Ausland sind Trichinenuntersuchungen hingegen nicht vorgeschrieben, sodass in importiertem Fleisch durchaus Wurmlarven zu finden sein können. Deshalb sollte Fleisch immer richtig durchgegart werden.

Wird das Fleisch so erhitzt, dass im Kern des Fleisches über mindestens eine Minute eine Temperatur von mindestens 70 °C herrscht, so werden die Trichinella-Larven mit Sicherheit abgetötet. Erhitzen in der Mikrowelle ist keine Option. Auch Räuchern, Pökeln oder Trocknen können den Larven nichts anhaben. Trichinellen in Schweinefleisch werden durch Einfrieren abgetötet. In anderen Fleischarten finden sich aber auch kälteresistente Wurmarten, sodass Einfrieren hier keinen Einfluss auf die Larven hätte.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Trichinellose

Das könnte Sie auch interessieren