Nebenschilddrüse

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyroideae) sind vierfach angelegte Organe, die das Parathormon bilden. Parathormon erhöht den Calciumspiegel im Blut. Störungen der Nebenschilddrüsen führen zu einer Hypo- oder einer Hypercalcämie.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Nebenschilddrüsen werden auch als Epithelkörperchen bezeichnet. Es handelt sich um endokrine, also hormonproduzierende Drüsen. In den Zellen der Nebenschilddrüsen wird das Parathormon gebildet. Das Parathormon ist ein Peptidhormon und dient der Erhöhung des Calciumspiegels im Blut.

Bei Erkrankungen der Nebenschilddrüsen kommt es zu Schwankungen der Calciumkonzentration im Blut. Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüse steigt der Calciumspiegel stark an. Die Folge ist eine sogenannte Hypercalcämie. Bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen ist der Calciumspiegel im Blut zu niedrig. Man spricht von einer Hypocalcämie.

Anatomie

Wie der Name schon erahnen lässt, liegen die Nebenschilddrüsen in der Regel in unmittelbarer Nähe der Schilddrüse. Die Lage kann jedoch variieren. So finden sich die 30 bis 35 Milligramm schweren Organe manchmal auch hinter dem Brustbein. Der Mensch verfügt über insgesamt vier Nebenschilddrüsen.

Diese befinden sich jeweils in der Nähe der oberen beziehungsweise der unteren Pole der Schilddrüse. Die zwei oberen bzw. äußeren Nebenschilddrüsen werden als Glandulae parathyreoideae superiores, die zwei unteren bzw. inneren Nebenschilddrüsen als Glandulae parathyreoideae inferiores bezeichnet.

Entwicklungsgeschichtlich betrachtet stammen die Nebenschilddrüsen aus dem Entoderm, dem inneren Keimblatt. Die beiden oberen Nebenschilddrüsen sind aus der 4. Schlundtasche angelegt. Die unteren Nebenschilddrüsen stammen hingegen aus der 3. Schlundtasche. Auch die Thymusdrüse entsteht beispielsweise aus dieser Schlundtasche.

Die Epithelkörperchen sind zum Schutz von einer Bindegewebskapsel umgeben. Von dieser gehen feine Häutchen aus. In dieser sind die einzelnen Epithelzellen in Strängen angeordnet. Die Epithelzellen lassen sich in Hauptzellen und in oxyphile Zellen unterscheiden. Die Hauptzellen produzieren das Parathormon. Die Funktion der oxyphilen Zellen ist noch nicht geklärt. Fest steht aber, dass ihre Zahl mit steigendem Lebensalter ansteigt.

Funktion

Hauptfunktion der Nebenschilddrüsen ist die Produktion des Parathormons. Dieses ist an der Regulierung des Calcium- und Phosphatniveaus im menschlichen Körper beteiligt. Sinkt der Calciumspiegel im Blut ab, so wird Parathormon von den Nebenschilddrüsen freigesetzt.

Im Umkehrschluss hemmt ein Calciumspiegel über dem Normalwert die Sekretion von Parathormon. Dieser Prozess wird auch als negative Rückkopplung bezeichnet. Zur Messung des Blutcalciumspiegels verfügen die Nebenschilddrüsen über calciumsensitive Rezeptoren auf ihrer Zelloberfläche.

Das Parathormon hat mehrere indirekte und direkte Wirkmechanismen, mit denen sie den Calciumgehalt im Blut beeinflussen können.

Direkt an die Niere fördert das Parathormon die Calciumresorption und hemmt gleichzeitig die Rückresorption von Phosphat. Bei zu hoher Phosphatkonzentration würde das mobilisierte Calcium mit dem Phosphat eine schwer lösliche Bindung eingehen. Durch Ablagerungen dieser Calcium-Phosphat-Komplexe kann eine Nephrokalzinose, eine Kalkniere, entstehen.

Zusätzlich stimuliert das Hormon der Nebenschilddrüsen in der Niere die Bildung von Calcitrol. Calcitrol ist die wirkungsvollste Form des Vitamin D und sorgt im Dünndarm und in der Niere selber für eine vermehrte Calciumaufnahme. Im Knochen stimuliert Parathormon die Osteoklasten und regt somit die Osteolyse an. Durch diesen Abbau von Knochenzellen werden Calcium und Phosphat mobilisiert.

Da das Parathormon aber wie bereits erwähnt die Phosphatausscheidung über den Urin anregt, steigt zwar der Calciumspiegel im Blut, der Phosphatspiegel bleibt aber konstant. Bei einer normalen Konzentration von Parathormon im Blut erleiden die Knochen durch den Calciumabbau keine Schäden.


Erkrankungen

  • Hyperparathyreodismus
  • Hypoparathyreodismus

Eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen wird als Hyperparathyreodismus bezeichnet. Ein Hyperparathyreodismus kann beispielsweise durch Tumore der Epithelkörperchen verursacht werden. Bei der Erkrankung wird vermehrt Parathormon ins Blut abgegeben. Die Folge sind erhöhte Parathormon- und Calcium-Spiegel im Blut. Beim Hyperparathyreodismus wird die Knochensubstanz durch den ständigen Abbau von Calcium geschädigt. Es kommt zu Osteoporose.

Aufgrund der vermehrten Calciumausscheidung über den Urin entstehen Nierensteine. Ablagerungen von Calcium und Phosphat in den Blutgefäßen führen zu Verkalkungen und erhöhen das Risiko einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. In der Regel erfolgt die Diagnosestellung recht früh, da die erhöhten Calciumspiegel bei Routine-Blutuntersuchungen schnell auffallen. Die Therapie erfolgt in der Regel durch die Entfernung des verursachenden Tumors.

Die Nebenschilddrüsenunterfunktion wird auch Hypoparathyreodismus genannt. Häufigste Ursache der Erkrankung ist eine versehentliche operative Entfernung der Nebenschilddrüsen im Rahmen einer operativen Entfernung der Schilddrüse. Auch durch Bestrahlungen, Autoimmunerkrankungen oder einen schweren Magnesiummangel kann eine Nebenschilddrüsenunterfunktion verursacht werden.

Die Symptome werden durch den massiven Calciummangel und einen erhöhten Phosphatspiegel im Blut hervorgerufen. Der Calciummangel hat eine erhöhte Krampfanfälligkeit zur Folge. Epileptische Anfälle können auftreten. Charakteristisch für einen starken Calciummangel ist eine Pfötchenstellung der Hände, welche durch Verkrampfungen in der Arm- und Handmuskulatur entsteht. Weitere Symptome sind trockene Haut und Haarausfall. Die Therapie des Hypoparathyreodismus erfolgt in der Regel medikamentös durch die Gabe von Calcium und Vitamin D.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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