Methämoglobinämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Mediziner spricht dann von einer Methämoglobinämie, wenn er im Blut einen erhöhten Wert von Methämoglobin feststellt. Methämoglobin ist im Endeffekt ein Derivat des sogenannten Hämoglobins. Dieses verleiht dem roten Blutkörperchen nicht nur seine Farbe, sondern sorgt auch für den Sauerstofftransport im Körper. Da das Methämoglobin jedoch nicht in der Lage ist, dass es den Sauerstoff bindet, ist bei einer Methämoglobinämie eine Unterversorgung mit Sauerstoff der Fall.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Methämoglobinämie?

Übersteigt der Bereich des Methämoglobins den Gehalt des Blutes im physiologischen Wert, liegt eine Methämoglobinämie vor. Es gibt jedoch keinen definierten Stellenwert. Der Methämoglobinanteil eines gesunden Menschen beträgt rund 3 Prozent. Die ersten Symptome können bereits bei einem Anteil von 10 Prozent auftreten, wobei ernsthafte Gewebehypoxien bereits ab 30 Prozent auftreten; hier ist in erster Linie das Gehirn betroffen. Erreicht der Anteil 40 Prozent, besteht automatisch Lebensgefahr für den Betroffenen.

Das Protein Hämoglobin besteht aus insgesamt vier Untereinheiten. Jede Untereinheit ist in einem sogenannten Eisenatom eingebettet. Dieses verfügt über die Oxidationsstufe II. Somit kann es Sauerstoffmoleküle binden und in weiterer Folge abgeben. Oxidiert hingegen das zweiwertige Eisenatom zu einem dreiwertigen Atom, entsteht in weiterer Folge das Methämoglobin. Das Methämoglobin hat die Eigenschaft, dass es selbst keinen Sauerstoff binden kann. Aus diesem Grund liegt bei einer Methämoglobinämie eine Unterversorgung des Sauerstoffs vor, die den gesamten Organismus betrifft. Vorwiegend äußert sich die Methämoglobinämie durch eine bläuliche Verfärbung der Haut, der Schleimhäute sowie Schwindel und auch Müdigkeit.

Ursachen

Bei einer Methämoglobinämie wird in eine angeborene bzw. erworbene Methämoglobinämie unterschieden. Bei der angeborenen Methämoglobinämie ist ein Gendefekt dafür verantwortlich. Jedoch tritt die angeborene Methämoglobinämie relativ selten auf. Häufiger ist die erworbene Methämoglobinämie. Die Ursachen, weshalb eine Methämoglobinämie entsteht, sind vielfältig. Vor allem treten Methämoglobinämie immer wieder nach der Vergabe von Medikamenten auf. Vorwiegend handelt es sich hier um Dapsone oder auch Lokalanästhestika.

Selbst aromatische Verbindungen, welche in Farbstoffen enthalten sind, können mitunter eine Methämoglobinämie auslösen. Eine weitere Ursache ist die Nitritvergiftung. Diese entsteht durch unsachgemäße Aufbewahrung von Spinat, Pökelsalz oder auch bei der Zubereitung von Babynahrung, wenn dabei nitrathaltiges Wasser zum Einsatz kam. Vor allem traten in den 1950er Jahren immer wieder Fälle von Babys auf, welche von einer Methämoglobinämie betroffen waren. Grund dafür war die Einführung eines Nitrat-Grenzwertes im Trinkwasser in Deutschland, der für die Säuglingsblausucht verantwortlich war.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Methämoglobinämie:

Ein klassisches Symptom ist der erhöhte Gehalt von Methämoglobin im Blut des Patienten. Ebenfalls besteht eine mangelnde Sauerstoffversorgung bzw. klagt der Patient über Luftnot, Kopfschmerzen sowie Müdigkeit. Gegebenenfalls ist auch Herzrasen möglich. Des Weiteren leidet der Patient unter Schwindel, ist verwirrt und benommen. Auch eine Zyanose (die Haut und Schleimhäute verfärben sich blau) ist möglich.

Selbst Störungen des Bewusstseins sowie Bewusstlosigkeit können in Verbindung mit der Methämoglobinämie auftreten. Bleibt die Methämoglobinämie unbehandelt, kann sie durchaus zum Tod des Patienten führen. Da ein Sauerstoffmangel besteht, werden Teile des Gewebes unterversorgt, sodass diese absterben. Vorwiegend davon sind das Gehirn und die Nieren des Patienten betroffen.

Diagnose

Als erstes Anzeichen wird die Zyanose wahrgenommen. Bei der Zyanose verfärbt sich die Haut bläulich bzw. gräulich. Vor allem tritt die Verfärbung an den Schleimhäuten sowie an den Lippen auf. Da das Methämoglobin selbst braun ist, sieht das Blut bei der Entnahme bei einer Methämoglobinämie schokoladenbraun aus. Der Mediziner versucht auch mittels der Anamnese die Diagnose zu stellen bzw. weitere Vorkehrungen zu treffen, ob es sich um eine Methämoglobinämie handelt oder nicht.

Weitere Symptome, welche in Verbindung mit der Blau- bzw. Graufärbung der Lippen und Haut auf eine Methämoglobinämie schließen lassen, sind Atemnot, Bewusstseinsstörungen oder auch Müdigkeit sowie Schwindel und ein beschleunigter Herzschlag (die Tachykardie). Der Patient sichert die Diagnose mit einer spektroskopischen Blutuntersuchung. Des Weiteren ist auch ein Bedside-Test aufschlussreich, ob eine Methämoglobinämie vorliegt oder nicht. Bei dem sogenannten Bedside-Test entnimmt der Mediziner einen Tropfen Patientenblut und legt diesen neben einen Tropfen Blut eines gesunden Menschen. Nach einer Minute wird der direkte Vergleich durchgeführt. Liegt eine Methämoglobinämie vor, verfärbt sich das Blut des Patienten braun.

Behandlung und Therapie

Bei einer Methämoglobinämie ist die Prognose relativ gut. Besteht eine leichte Intoxikation, wird sich diese im Regelfall selbst zurückbilden. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn die toxische Substanz vermieden wird bzw. eine weitere Zufuhr verhindert wird. Damit die Rückbildung stattfinden kann, muss im Körper permanent ein Abbau von Erythrozyten stattfinden bzw. müssen diese neu gebildet werden. Pro Sekunde beläuft sich die Zahl bei 2 Millionen. Somit können die vergifteten Erythrozyten ersetzt werden.

Besteht eine ernste Vergiftung, erhält der Patient Sauerstoff bzw. eine intravenöse Zufuhr. Diese bestehen aus Redoxfarbstoffen sowie Toluidinblau und Methylenblau. Ebenfalls kann eine Bluttransfusion notwendig sein, wobei das nur in schweren Fällen der Methämoglobinämie notwendig ist. Eine weitere Möglichkeit ist die Vergabe von Ascorbinsäure bzw. Vitamin C, wobei diese Therapiemaßnahme begleitend angewandt wird.


Vorbeugung

Eine Vorbeugung ist nur dann möglich, wenn der Umgang mit den toxischen Auslösern vermieden wird. Vor allem sind Säuglinge besonders anfällig. Aus diesem Grund sollten nur Lebensmittel verabreicht werden, welche einen niedrigen Nitritgehalt aufweisen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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