Leberversagen (Leberinsuffizienz)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Leberversagen (Leberinsuffizienz) bezeichnet den Ausfall des Organs und muss umgehend medizinisch behandelt werden. Bei einem hyperakuten Leberversagen kann der Tod plötzlich und innerhalb von 48 Stunden eintreten. Ursachen können sowohl Erkrankungen als auch Vergiftungen sein. Die Behandlung schwerer Fälle beinhaltet die Transplantation des Organs.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Leberversagen (Leberinsuffizienz)?

Ein Leberversagen, in der Fachsprache auch als Leberinsuffizienz bezeichnet, tritt ein, wenn die Leber ihre für den Organismus wichtigen Tätigkeiten einstellt. Dieser Umstand entwickelt sich meist im Laufe einer Erkrankung über Jahre hinweg.

In der Medizin unterscheidet man zwischen dem hyperakuten (< 1 Woche), dem akuten (1 Woche – 4 Wochen) und einem subakuten (4 Wochen – 6 Monate) Leberversagen.

Eine hepatische Insuffizienz der Leber benötigt dringende medizinische Versorgung. In milderen Fällen kann der Beschädigung des Organs noch entgegengewirkt werden. In schweren Fällen des Leberversagens jedoch ist eine Transplantation des Organs notwendig.

Anatomie der Leber.

Ursachen

Ein Leberversagen über einen langen Zeitraum (Wochen, Monate = subakutes Leberversagen) kann verschiedene Ursachen haben. Häufig hängt ein solches Organversagen mit einer anderen körperlichen Erkrankung zusammen. Hierzu zählen folgende Krankheiten:

  • Hämochromatose (eine Störung, die den Körper zu viel Eisen einnehmen und einspeichern lässt)
  • Fehl- oder Mangelernährung.

Auch die Ursachen für ein akutes Leberversagen sind vielzählig. Häufige Ursachen sind:

  • Überdosierung von Paracetamol (viele Tabletten auf einmal, oder starke Dosierung über mehrere Tage)
  • auch verschiedene Naturpräparate stehen in Verbindung mit akuten Leberversagen (Kava, Meerträubel, Helmkraut, Flohkraut)
  • Vergiftungen (Beispielsweise mit giftigen Pilzen, die versehentlich für essbar gehalten wurden)
  • Autoimmunhepatitis (eine seltene Krankheit, die das Abwehrsystem dazu bringt Leberzellen anzugreifen)
  • Gefäßerkrankungen (bspw. Budd-Chiari-Syndrom, hier kommt es zum Verschluss der abführenden Blutgefäße der Leber)

Symptome und Verlauf

Typische Anzeichen von Leberversagen:

Es gibt eine Reihe von Symptomen, die auf ein Leberversagen hindeuten können. Diese treten vereinzelt oder in Kombination auf. Da die Symptome im Frühstadium auch auf andere Ursachen hindeuten können, ist das Leberversagen schwer zu diagnostizieren. Frühe Symptome: Schwindel, Appetitlosigkeit, angeschwollener Bauch, Erschöpfung, Durchfall, Erbrechen.

Im Verlauf der Erkrankung kommt es meist zum Ikterus (Gelbsucht). Bei Nichtbehandlung fallen Betroffene in ein hepatisches Koma und/oder erleiden aufgrund des Leberversagens auch ein Nierenversagen. Ebenso kann es zur Hypalbuminämie kommen (eine Störung im Blutplasma), welche häufig zu Ödemen (Wassereinlagerungen im Gewebe) führen.

Diagnose

Zur Diagnose eines Leberversagens können unterschiedliche Verfahren eingesetzt werden. Eine typische Methode um die Funktionalität der Leber zu messen ist die Thromboplastinzeit. Hierzu wird der Patient (bspw. mit einer Nadel) und anschließen gemessen, wie lange das Blut benötigt, um zu gerinnen. Bei einer schlechten Funktion der Leber gerinnt das Blut langsamer als normal. Auch Röntgenaufnahmen werden zur Diagnose eines Leberversagens verwendet. Auf den Aufnahmen kann der Arzt mögliche Beschädigungen ausmachen. Eine weitere Form der Diagnose ist die operative Entnahme eines kleinen Stücks des Organs (Biopsie). Das Gewebe kann so einer Analyse unterzogen werden und der genaue Grund des Leberversagens festgestellt werden.

Komplikationen

Sobald die Leber, welches eines der zentralen Stoffwechselorgane bildet, nur noch eingeschränkt arbeitet, wird von einem Leberversagen (Leberinsuffizienz) gesprochen. Teilweise tritt das Syndrom unerwartet durch Krankheit, einen Unfall oder selbstverschuldet durch ungesunde Lebensweise in Erscheinung. Es kann aber auch medizinische Gründe besitzen, zum Beispiel durch zu viel oder falsch eingestellte Medikamentengaben sowie im Rahmen einer Chemotherapie.

Sobald das Organ seinen Dienst verringert oder gänzlich einstellt, setzt sich ein akuter Vergiftungsprozess des Körpers in Gang. Schon bei geringen Anzeichen des Syndroms ist das Aufsuchen sowie Einleiten medizinischer Sofortmaßnahmen unverzüglich in Anspruch zu nehmen. Medizinische Komplikationen, die zu einem Leberversagen geführt haben, können sich dramatisch verschärfen. Hierbei müssen mehrere Faktoren gleichzeitig behandelt werden. Der Patient muss unter ärztlicher Obhut stabilisiert sowie entgiftet und parallel der Umstand für das Leberversagen eruiert werden. Dies kann weitere Probleme mit sich führen, sofern der Patient auf die Medikamente durch seine Vorerkrankung angewiesen ist.

Desgleichen gilt, wenn das Syndrom im Verlauf einer Notoperation bei einem Unfallpatienten auftritt. Im häuslichen Bereich zeigen sich bei einer Leberinsuffizienz Anzeichen von hohem Fieber, Ödeme, Bluterbrechen, starkem Juckreiz durch zu hoher Gallensäurebildung, Bauchwasser und Symptome von Gelbsucht. Im schlimmsten Fall drohen der Kreislaufkollaps sowie hepatisches Koma mit schweren Hirnschädigungen.

Behandlung und Therapie

Akutes Leberversagen wird unter ständiger Überwachung in der Notaufnahme eines Krankenhauses behandelt. Hier werden erste Behandlungen eingeleitet, die der beschädigten Leber die Möglichkeit zur Heilung geben. Wenn das Leberversagen durch eine Vergiftung (Überdosis Paracetamol, Drogen, Pilze, etc.) hervorgerufen wurde, kann der Entgiftung mit einer entsprechenden Medikation entgegengewirkt werden.

In schweren Fällen des Leberversagens kann das Organ nicht mehr gerettet werden. Die Folge ist eine Operation, in der die beschädigte Leber durch ein Spenderorgan ersetzt wird.

Während der Behandlung können eine Reihe von Komplikationen auftreten, die der Arzt durch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen zu verringern versucht. So kann durch das Leberversagen ein erhöhter Druck im Gehirn entstehen. Durch abgestimmte Medikation kann dieses Leiden behoben werden.

Urin und Blut des Patienten sollte regelmäßig kontrolliert werden, um eine Infektion auszuschließen, welche die Behandlung erschweren könnte. Auch eine Infektion kann durch Medikation bekämpft werden.

Während der Behandlung eines Leberversagens können beim Patienten innere Blutungen im Magen- und Darmtrakt entstehen. Bei erhöhtem Blutverlust müssen eventuell Bluttransfusionen durchgeführt werden.


Vorbeugung

Um das Risiko eines Leberversagens zu reduzieren, sollte behutsam mit der Leber umgegangen werden. Hierzu gehört die umsichtige Selbstmedikation mit leberschädlichen Mitteln. Eine genaue Lektüre der Packungsbeilage kann größere Verletzungen vermeiden.

Bei einer medikamentösen Behandlung sollte der Arzt über alle weiteren Mittel des Patienten informiert werden, um eine negative Auswirkung auf die Leber zu verhindern.

Der übermäßige Konsum von Alkohol, sowie der Konsum anderer illegaler Drogen sollte vermieden werden. Auch jeder weitere Kontakt mit Giften oder infizierten Blut kann die Leber direkt schädigen oder zu schädigenden Folgekrankheiten führen.

Insgesamt kann ein gesunde und bewusste Lebensführung (u.a. Gesunde Ernährung) einem Leberversagen entgegenwirken.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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