Nahrungsmittelunverträglichkeit (Lebensmittelunverträglichkeit)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, Lebensmittelunverträglichkeit bzw. Lebensmittelallergie kann zu einer breiten Palette an Symptomen führen, tritt jedoch bei Weitem nicht so häufig auf, wie der Laie vermutet. Bei Umfragen geben rund 20 % der Befragten an, unter einer Unverträglichkeit zu leiden. Unterzieht man diese Personen einem Provokationstest, reduziert sich die Zahl derer, bei denen sich tatsächlich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit objektivieren lässt, auf 2 - 4 %.
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Was ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit?
Als Nahrungsmittelunverträglichkeit bezeichnet man die nicht-toxische Reaktion des Körpers auf die Zufuhr eines bestimmten Nahrungsmittels oder seiner Bestandteile, wobei zwischen Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelintoleranzen unterschieden werden muss.
Eine Allergie liegt vor, wenn nach dem Genuss eines Nahrungsmittels der Körper mit einer spezifischen Immunantwort überreagiert wie zum Beispiel bei einer Wespenstichallergie. Kommt es hingegen zu einer abnormen physiologischen Reaktion des menschlichen Körpers, ohne dass das Immunsystem daran beteiligt ist, beruht die Nahrungsmittelunverträglichkeit auf einer Intoleranz.
Ursachen
Eine weitere Erklärung könnte die Hygienehypothese sein, nach der durch übertriebene Hygienemaßnahmen in Kindheit und Jugend das Immunsystem unterfordert wird und infolge der mangelhaften Aktivierung später zu allergischen Reaktionen führen kann. Beruht die Nahrungsmittelunverträglichkeit hingegen auf einer Intoleranz, liegt in den meisten Fällen ein Enzymmangel vor und die Verdauung eines Lebensmittels stellt für den Körper ein Problem dar.
Der Enzymmangel kann angeboren sein oder entwickelt sich aus verschiedensten Gründen erst im Laufe des Lebens. Bekanntestes Beispiel einer auf Intoleranz beruhenden Nahrungsmittelunverträglichkeit dürfte die Laktoseintoleranz sein, bei der durch den Mangel an Laktase Kuhmilch und daraus hergestellte Produkte nicht mehr verdaut werden können. Gelegentlich kann es schwierig sein, die beiden Unterarten der Nahrungsmittelunverträglichkeit auseinanderzuhalten.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome:
Die Symptome einer allergisch bedingten Nahrungsmittelunverträglichkeit können bereits durch winzige Mengen des betreffenden Lebensmittels ausgelöst werden und klingen ab, sobald es den Körper wieder verlassen hat. Die Immunantwort des Körpers auf den Lebensmittelkontakt kann schlagartig innerhalb von Sekunden auftreten, im Extremfall aber auch erst nach zwei Tagen. Zu den Symptomen einer derartiger Nahrungsmittelunverträglichkeit gehören Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen, Hautveränderungen wie Nesselsucht, Ödeme im Augenbereich und Juckreiz, aber auch Asthmaanfälle und Husten, Kopfschmerzen, Fieber bis hin zu Schockzuständen und sogar Verhaltensauffälligkeiten. Typische Symptome einer Nahrungsmittelunverträglichkeit durch Intoleranz sind Blähbauch, Bauchkrämpfe, Durchfälle, gelegentlich auch Verstopfung und Übelkeit.
Diagnose
Wird eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vermutet, müssen zur Diagnose verschiedene Tests durchgeführt werden, die ein Ziel haben: Die Symptome der Nahrungsunverträglichkeit sollen ausgelöst werden, damit man das verantwortliche Lebensmittel identifizieren kann. Dazu gehören Hauttests mit sogenannten Allergenextrakten gefolgt von einer diagnostischen Diät, mit der in detektivischer Kleinarbeit getestet wird, welches Lebensmittel für die Nahrungsmittelunverträglichkeit verantwortlich ist. Ermittelt werden kann auch, ob eine Allergie sofort oder erst nach Stunden auftritt, welche Symptome genau verursacht werden und ob evtl. weitere Allergien vorliegen, die dem Betroffenen bisher unbekannt waren.
Bei Patienten, die mit Schockzuständen auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit reagieren, dürfen diese Tests nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden, damit im Notfall schnell eingegriffen werden kann.
Behandlung und Therapie
Ist der Auslöser einer allergisch bedingten Nahrungsmittelunverträglichkeit identifiziert, hilft nur eins: Man sollte ihn meiden und konsequent aus dem Speiseplan streichen, was als allergologische oder therapeutische Diät bezeichnet wird. Dabei sollte nicht nur der Nahrungsmittelunverträglichkeit Rechnung getragen werden, auch die Aufrechterhaltung einer ausgewogenen und bedarfsdeckenden Ernährung ist wichtig.
Ausgleich können dann Fisch, Fleisch, Gemüse und Hülsenfrüchte schaffen. Eine gute Ernährungsberatung hilft nicht nur strikte Eliminationsdiäten zu vermeiden, sondern kann weitere Tipps und Tricks vermitteln. So sollte auch die küchentechnische Zubereitung wie Lebensmittellagerung, Trocknen und Erhitzen angesprochen werden, denn einige Allergene können zum Beispiel durch Erhitzen inaktiviert werden, womit man einem gesunden Ernährungsstil wieder einen Schritt näher gekommen ist.
Bei vielen Lebensmitteln sind die Bestandteile nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, sie können versteckte Allergene enthalten und so jede therapeutische Diät zunichtemachen. Auch hier kann eine solide Ernährungsberatung helfen. Beruht die Nahrungsmittelunverträglichkeit auf einer Intoleranz infolge Enzymmangels, können die fehlenden Enzyme in einigen Fällen in Form von Tabletten oder Kapseln zu den Mahlzeiten zugeführt werden wie zum Beispiel die Laktase bei der Laktoseintoleranz, die hierzulande eine der häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist.
Vorbeugung
Für eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, die auf einer Intoleranz beruht, existieren keinen vorbeugenden Maßnahmen, um ihre Entwicklung zu verhindern. Der Entwicklung von Nahrungsmittelallergien kann allerdings vorgebeugt werden, indem Säuglinge 4 - 6 Monate gestillt werden unter gleichzeitigem Verzicht auf ergänzende Säuglingsnahrung. Die stillende Mutter sollte Lebensmittel meiden, von denen bekannt ist, dass sie häufig Allergien auslösen (Soja, Fisch, Kuhmilch). Wird der Säugling nicht gestillt, kann eine spezielle hypoallergene Ernährung einer Nahrungsmittelunverträglichkeit vorbeugen.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 25. Februar 2024
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