Knochenschmerzen bei Kindern

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. November 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Knochenschmerzen bei Kindern treten recht häufig auf. Meistens handelt es sich bei den störenden Schmerzerscheinungen um harmlose Wachstumsstörungen. Doch auch verschiedene andere Krankheiten, darunter lebensbedrohliche Infektionen oder Krebserkrankungen, können zu Knochenschmerzen führen. Sollten die Schmerzen nach einer Zeitspanne von zwei bis drei Wochen nicht verschwinden oder mit Begleitsymptomen verlaufen, sollte deshalb immer ein Arzt zum Ausschluss potenziell gefährlicher Erkrankungen aufgesucht werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Knochenschmerzen bei Kindern?

Der Begriff Knochenschmerzen bezeichnet schmerzhafte Beeinträchtigungen der Knochen und Gelenke. Diese können bereits bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Während im Erwachsenenalter vorwiegend die Rippen und die Wirbelsäule von den Schmerzen betroffen sind, zeigen sich Knochenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen insbesondere im Bereich der Beine. Die Schmerzen können in Abhängigkeit von der Ursache sowohl bei körperlicher Belastung als auch im Ruhezustand auftreten.

Ferner gibt es bei der Schmerzintensität und der Schmerzqualität teils deutliche Unterschiede. So können die Schmerzen lähmend, quälend, drückend, brennend, bohrend, hell oder dumpf sein. Tritt der Schmerz sehr plötzlich und erstmalig auf, so handelt es sich um einen akuten Schmerz. Dieser ist häufig ein wichtiges Warnsignal des Körpers. Oft verschwinden die Schmerzen innerhalb weniger Stunden oder Tage wieder. Halten die Schmerzen hingegen länger als sechs Monate an oder kehren in regelmäßigen Abständen wieder, spricht man von einem chronischen Schmerz.

Ursachen

Die Ursachen für Knochenschmerzen bei Kindern sind sehr vielfältig. Häufig handelt es sich um einen Wachstumsschmerz, der bei den Kindern vorwiegend in der Nacht auftritt und nur kurzzeitig anhält. Bis zu 40 Prozent aller Kinder und Jugendlichen leiden zumindest für einen kurzen Zeitraum unter Wachstumsschmerzen. Die Ursache der Wachstumsschmerzen konnte noch nicht geklärt werden.

Die häufigste Ursache für einen akuten Schmerz sind Traumata. Als Differenzialdiagnose muss allerdings die septische Arthritis abgeklärt werden. Es handelt sich dabei um eine bakterielle bedingte Gelenkentzündung, die zu unwiderruflichen Gelenkschäden führen kann. Auch eine Osteomyelitis, eine infektiöse Entzündung des Knochenmarks, kann bei Kindern Knochenschmerzen zur Folge haben.

Eine der potenziell lebensgefährlichen Ursachen für Knochenschmerzen bei Kindern sind Knochentumore und Leukämien. Häufigster bösartiger Knochentumor bei Kindern ist das Osteosarkom. Ursprung der Entartung ist hier das Knochengewebe. Im Gegensatz zu den Knochenmetastasen, die ebenfalls Knochenschmerzen hervorrufen können, gehört das Osteosarkom somit zu den primären Knochentumoren. Osteosarkome wachsen und metastasieren sehr schnell, sodass eine frühzeitige Behandlung für eine gute Prognose wichtig ist. Der Häufigkeitsgipfel des Osteosarkoms liegt zwischen dem 14. und dem 16. Lebensjahr.

Die Leukämie befällt hingegen oft auch jüngere Kinder. Die Leukämien sind die häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren. In den meisten Fällen tritt die akute lymphatische Leukämie auf. Nur 20 Prozent der Fälle werden den akuten myeloischen Leukämien zugeordnet, die überwiegend Kinder zwischen dem 2. und dem 3. Lebensjahr betreffen. Warum Leukämien bei Kindern auftreten, konnte bisher nicht vollständig geklärt werden. Vermutlich liegt der Krankheitsentstehung eine Kombination aus genetischer Veranlagung und verschiedenen Umweltfaktoren zugrunde.

Chronische Knochenschmerzen bei Kindern können auf eine Borreliose hinweisen. Borreliosen werden durch bestimmte Bakterien, die Borrelien, ausgelöst. Bekannteste Erkrankung dieser Gruppe ist die Lyme-Borreliose, die durch Zecken übertragen wird. Eine orthopädische Kinderkrankheit, die zu Knochenschmerzen insbesondere im Bereich der Knie und der Hüften führt, ist der Morbus Perthes. Ursache der Erkrankung ist eine Durchblutungsstörung. Durch die mangelnde Blutversorgung stirbt Knochengewebe im Hüftkopf der Kinder ab. Betroffen sind überwiegend Jungen mit weißer Hautfarbe zwischen dem 5. und dem 9. Lebensjahr. Mit einer Inzidenz von fünf erkrankten Kindern pro 100.000 Einwohner gehört der Morbus Perthes zu den häufigeren Erkrankungen.

Krankheiten

  • Wachstumsstörungen

Wann zum Arzt?

Im Normalfall gehören Knochenschmerzen bei Kindern zu den natürlichen Vorgängen, die bei jedem Kind auftreten. Durch den Wachstumsprozess stellen sich die Beschwerden schubweise ein. Da sie harmlos sind, ist kein Arztbesuch notwendig.

Sind die Knochenschmerzen ungewöhnlich stark und nehmen sie kontinuierlich zu, so ist ein Arzt aufzusuchen. Es besteht die Möglichkeit, dass sich im Wachstumsprozess eine Fehlstellung ausbildet. Dies gilt insbesondere, wenn sich die Körperhaltung oder der Gang des Kindes auffallend verändert. Knochenschmerzen, die sich nach Unfällen und Stürzen einstellen, sind einem Arzt vorzustellen. Es besteht das Risiko eine Prellung oder einen Knochenbruch erlitten zu haben. Beide müssen medizinisch behandelt werden.

Treten die Knochenschmerzen beim Kind ohne eine äußere Einwirkung über einen längeren Zeitraum auf, ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. Schwere Erkrankungen, wie z.B. Knochenkrebs, sind so schnell wie möglich abzuklären und gegebenenfalls zu behandeln. In einigen Fällen können die Knochenschmerzen bei Kindern durch Viren oder Bakterien ausgelöst werden. Da sich diese im Körper kontinuierlich weiter vermehren, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, sobald sich die bestehenden Schmerzen weiter ausbreiten oder über mehre Tage fortbestehen. In harmlosen Fällen handelt es sich um eine Infektion. Eine chronische Krankheit ist jedoch ebenfalls möglich.

Diagnose und Verlauf

Schmerzen, die länger anhalten, sehr stark sind und/oder mit Entzündungssymptomen sowie eingeschränktem Allgemeinbefinden einhergehen, sollten immer von einem Arzt abgeklärt werden. Dieser erfragt zunächst wo genau die Knochenschmerzen auftreten, und wie sie sich anfühlen. Auch der Zeitpunkt der Schmerzentstehung sowie die Begleitsymptome geben Aufschluss über die zugrunde liegende Erkrankung.

Nach der ausführlichen Erhebung der Krankengeschichte, der sogenannten Anamnese, erfolgt in der Regel eine körperliche Untersuchung, bei der der behandelnde Arzt verschiedene Bewegungstests durchführt. Er achtet zudem auf Gelenkschwellungen oder Ergüsse. Je nach vermuteter Diagnose können weitere Ursachen zur Sicherung der Diagnose erforderlich sein. Dazu gehören Röntgenaufnahmen, Blutuntersuchungen, Ultraschalls und Gelenkspiegelungen. Auch die Kernspintomographie (MRT) sowie neurologische und elektrophysiologische Untersuchungen können weitere Hinweise auf die Ursache der Knochenschmerzen bei Kindern liefern.

Komplikationen

In den meisten Fällen gehören die Knochenschmerzen bei Kindern zum natürlichen Wachstumsprozess, der ohne weitere Komplikationen verläuft. Treten sie dennoch auf, sind sie sehr ernst zu nehmen. Sie können beispielsweise auf ein Fehlwachstum des Körpers hinweisen. Eine schiefe Körperhaltung ist die Folge. Diese führt zu einer einseitigen Belastung der Muskulatur, Bänder oder Sehnen. Dauerhafte Veränderungen der Knochenstruktur des gesamten Skelettsystem sind möglich. Bewegungseinschränkungen und weitere Schmerzen der Gelenke sind die Folgen. Im späteren Verlauf des Lebens kommt es häufiger zu Schmerzen und weiteren Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten. Bandscheibenvorfälle, Rückenprobleme oder Gelenkverletzungen gehören zu den Langzeitfolgen.

Knochenschmerzen bei Kindern lösen Stimmungsschwankungen und eine Verhaltensänderung aus. Die Beschwerden belasten die Kinder, so dass sie weinerlich oder aggressiv werden. Knochenschmerzen bei Kindern sind in einigen Fällen ein Hinweis auf Knochenkrebs. Dieser ist mit einer Transplantation von Knochenmark und einer langwierigen Therapie verbunden. Der Schulbesuch wird für mehrere Monate oder Jahre unterbrochen. Das Kind kann nicht mehr wie gewohnt am sozialen Leben teilnehmen. Hobbys und sportliche Aktivitäten müssen ruhen. Damit steigt die Unzufriedenheit weiter an. Knochenschmerzen bei Kindern können auf ein Trauma hinweisen. Beschädigungen der Knochen nach einem Unfall oder einer Verletzung liegen vor. Die betroffenen Regionen werden über mehrere Wochen stillgelegt und geschont. Entzündungen lösen Knieschmerzen beim Laufen aus. Es kommt zu einer Einnahme von Medikamenten, die mit entsprechenden Nebenwirkungen verbunden ist.

Behandlung und Therapie

Die Therapie hängt von der Ursache der Knochenschmerzen ab. Wachstumsschmerzen lassen sich zum Beispiel mit Massagen, Wärme oder in schlimmeren Fällen auch mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol lindern. Bösartige Krebserkrankungen wie das Osteosarkom erfordern hingegen häufig eine Operation und eine Chemotherapie. Die akute Leukämie bedarf ebenfalls einer sofortigen und intensiven chemotherapeutischen Behandlung. Je nach Ausprägung der Erkrankung kann zudem eine Knochenmarkstransplantation zur vollständigen Heilung der Kinder nötig sein.

Bei bakteriellen Infektionen wie der septischen Arthritis oder auch der Lyme-Borreliose erhalten die betroffenen Kinder eine Antibiotikatherapie. Orthopädische Erkrankungen werden hingegen häufig konservativ behandelt. So versuchen die Ärzte beim Morbus Perthes das Hüftgelenk zu entlasten und es in eine Stellung zu bringen, in der eine Heilung des verletzten Knochengewebes möglich ist. Dazu kommen verschiedene Hilfsmittel wie die Thomasschiene, die Mainzer Orthese, die Atlanta-Schiene oder in ausgeprägten Fällen der Rollstuhl zum Einsatz. Auftretende Deformitäten können zudem gegebenenfalls mittels chirurgischer Therapie vermieden werden.


Aussicht und Prognose

Die Knochenschmerzen bei Kindern lassen sich in der Vielzahl der aufgetretenen Fälle auf den normalen Entwicklungs- und Wachstumsverlauf zurückführen. Aus diesem Grund treten sie innerhalb der Wachstumsphase wiederholt auf und halten für einige Stunden oder Tage an. Anschließend verschwinden sie wieder und der Körper ist beschwerdefrei. Über mehrere Jahre können die Knochenschmerzen in einer unterschiedlichen Intensität und Dauer auftreten. Sobald der Wachstumsprozess des Körpers beendet ist, treten die Schmerzen nicht mehr auf und das Kind ist dauerhaft beschwerdefrei.

Bei Knochenbrüchen oder einer Fehlstellung des Skelettsystems ist die Aussicht auf eine Linderung der Beschwerden gut. Durch verschiedene Therapiemethoden kann es zu einer dauerhaften Verminderung der Schmerzen kommen, da bei Brüchen die Knochen wieder zusammenwachsen. Ein Fehlwachstum kann durch gezielte Übungen ausgeglichen und korrigiert werden.

In sehr seltenen Fällen leidet das Kind unter Knochenkrebs. Die Prognose der Erkrankung ist abhängig von dem Krankheitsstadium, in dem die Krankheit entdeckt und behandelt wird. Erfolgt die Diagnose im Anfangsstadium der Erkrankung, bestehen gute Behandlungsmöglichkeiten, die zu einer dauerhaften Heilung führen können. In einem fortgeschrittenen Stadium sind die Krebszellen im Organismus bereits stark ausgebreitet. Das Schmerzempfinden hat deutlich an Intensität zugenommen und die Erkrankung kann einen tödlichen Verlauf haben.

Vorbeugung

Knochenschmerzen bei Kindern lässt sich nur bedingt vorbeugen. Zur Prävention sollten ursächliche Erkrankungen vermieden werden. So können eine allgemein gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung ebenso zur Knochengesundheit beitragen wie die Korrektur von möglichen Fehlhaltungen. Da sich die Prognose vieler Erkrankungen, die mit Knochenschmerzen einhergehen, bei einer frühzeitigen Behandlung deutlich verbessert, sollten Knochenschmerzen bei Kindern zudem möglichst rasch von einem Arzt abgeklärt werden.

Quellen

  • Schellenberg, I. et al.: Kinderkrankheiten von A-Z: Wo Naturheilverfahren wirken - wann Schulmedizin nötig ist, 2. Auflage, TRIAS, 2012
  • Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2014
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 6. November 2024

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