Gebärmutterhalsentzündung

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Frauen, die vermehrten gelblich-eitrigen und übelriechenden Ausfluss aus der Scheide beobachten, sollten über einen Arztbesuch nachdenken. Dieser Ausfluss kann ein erstes Anzeichen für eine Gebärmutterhalsentzündung sein.
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Was ist eine Gebärmutterhalsentzündung?
In der Medizin wird die Gebärmutterhalsentzündung (Zervizitis) als eine Infektion der Schleimhäute und auch der tieferen Gewebeschichten des Gebärmutterhalses bezeichnet.
Obwohl der Gebärmutterhals eigentlich über Abwehrmechanismen verfügt, die das Aufsteigen von Keimen aus dem Vaginalbereich verhindern (zähes und alkalisches Sekret, welches eine Neutralisierung von Erregern bewirken soll) kann es aufgrund bestimmter Umstände (z. B. Geschlechtsverkehr mit oft wechselnden Partnern, operative Eingriffe, mangelnde Hygiene, Einsetzen einer Spirale, Wucherungen des Gewebes) zu einer Schwächung der Schutzfunktion und somit zu einer Entzündung des Gebärmutterhalses kommen.
Auch der Isthmus, der eine kurze Engstelle darstellt und den Gebärmutterhals vom Gebärmutterkörper trennt, wirkt wie ein physiologischer Verschluss. Wenn die Erkrankung, die durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird, unbehandelt bleibt, kann die Infektion auf die Gebärmutter, Eileiter sowie Eierstöcke übergehen und zu Eileiterverklebung, Eileiterschwangerschaften oder sogar Unfruchtbarkeit führen.
Ursachen
Sogar der Einsatz einer Spirale kann zu Infektionen führen. Die häufigste Ursache für chronische Gebärmutterhalsentzündungen sind Veränderungen an der Anatomie des Gebärmutterhalses: Hierzu gehören zum Beispiel Risse im Gebärmutterhals, Polypen oder auch eine extreme Vorwölbung der Muttermundlippen nach außen. Dadurch wird das Aufsteigen von Erregern natürlich stark begünstigt.
Liegt eine akute Gebärmutterhalsentzündung vor, dann ist diese meist eine Folge einer so genannten Kolpitis (Scheidenentzündung) oder auch einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Erregern (z. B. Gonokokken, Chlamydien, Herpes-Viren). Eine akute Entzündung des Gebärmutterhalses zeigt in der Regel recht starke Symptome.
Wann zum Arzt?
Bei Verdacht auf eine Gebärmutterhalsentzündung sollte immer zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Betroffene Frauen sollten nicht versuchen, die oftmals noch tabuisierten Symptome alleine mit Hausmitteln oder mit freiverkäuflichen Medikamenten aus der Apotheke zu kurieren. Wird die Gebärmutterhalsentzündung zeitnah adäquat behandelt, ist sie in der Regel nicht gefährlich und heilt folgenlos wieder ab. Wird die Krankheit aber verschleppt, kann sie chronisch werden. Zudem besteht die Gefahr, dass die Infektion dann auch andere Organe befällt.
Die Beschwerden, die mit einer Zervizitis einhergehen, hängen stark vom Erreger ab. In nahezu allen Fällen verändert sich aber der natürliche Scheidenfluss, der bei einer gesunden Frau weiß, von mittlerer Konsistenz und weitestgehend geruchlos ist. Im Fall einer Zervizitis verändert sich das Sekret. Meist nimmt der Ausfluss zu und wird gelblich oder bräunlich und entwickelt zudem einen unangenehmen Geruch. In diesen Fällen sollte unverzüglich die Gynäkologin konsultiert werden.
In eher seltenen Fällen macht sich eine Zervizitis auch durch Blutungen nach vaginalem Geschlechtsverkehr sowie durch Schmerzen beim Wasserlassen bemerkbar. In diesem Fall sind dann bereits die Harnwege mitbetroffen. Anders als bei einer leichten Blasenentzündung, die isoliert auftritt, ist bei Verdacht auf eine Gebärmutterhalsentzündung unbedingt ein Arzt hinzuzuziehen. Risikopatientinnen, dazu zählen insbesondere Frauen kurz nach einer Geburt und Frauen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern, sollten bei Harnwegsinfektionen eine Gebärmutterhalsentzündung in jedem Fall durch eine ärztliche Untersuchung ausschließen lassen.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome einer Gebärmutterhalsentzündung:
- Zwischenblutung
Zu den typischen Symptomen einer Gebärmutterhalsentzündung gehören ein übelriechender und gelblich-eitriger Ausfluss, brennende Schmerzen, Unterleibsschmerzen und Krämpfe, Juckreiz, Zwischen- sowie Schmierblutungen. Unter Umständen kann es auch zu abnormen Blutungen kommen. Betroffene leiden außerdem oft an einem gleichzeitigen Keimbefall der Scheide sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und beim Urinieren. In schweren Fällen kann es auch zu Fieber kommen.
Der Krankheitsverlauf richtet sich vor allem nach den Ursachen für die Gebärmutterhalsentzündung. Ist die Art des Erregers festgestellt und können andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, so ist die Prognose bei entsprechender Behandlung durchaus gut.
Diagnose
Bereits bei den ersten Anzeichen für eine Gebärmutterhalsentzündung ist es ratsam, einen Gynäkologen aufzusuchen. Nur so kann eine Ausbreitung der Infektion auf weitere Teile des weiblichen Genitals verhindert werden. Der Arzt wird sich in einem ersten Gespräch über die Beschwerden und die allgemeine Krankheitsgeschichte der Patientin erkundigen und erstellt eine Anamnese. Im Anschluss wird eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt, bei der die Oberfläche des Muttermunds sowie die Schleimhaut mit Hilfe des Spekulums oder auch einer Kolposkopie genau betrachtet werden.
Für die Diagnosestellung sind unter anderem Farbe, Geruch sowie Beschaffenheit des Scheidenausflusses von Bedeutung. Um den Erreger genau identifizieren zu können, wird ein Abstrich gemacht, der im Labor unter dem Mikroskop analysiert wird. Um andere Krankheiten ausschließen zu können, werden in der Regel auch Ultraschalluntersuchungen, serologische Untersuchungen sowie Darstellungen mit Röntgenkontrastmitteln durchgeführt.
Komplikationen
Bei einer Gebärmutterhalsentzündung besteht das Risiko, dass sich die Krankheitserreger im Organismus weiter ausbreiten. Die auslösenden Keime sind Viren, Bakterien und Pilze, die sich über die Schleimhäute, Blutbahn oder Nervenfasern an andere Orte des Organismus bewegen und dort weitere Entzündungen auslösen können. Besonders gefährdet sind die Eierstöcke und der Eileiter. Darüber hinaus gelangen die Keime auch schnell in das Bauchfell und können Entzündungen im gesamten Bauchbereich auslösen. Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben, gelten als Risikogruppe für diese Komplikationen.
Die Gebärmutterhalsentzündung hat einen Einfluss auf die Menstruationsblutungen. Der Zyklus gerät in ein Ungleichgewicht. Es treten Schmierblutungen auf und die Regelblutung ist häufig um mehrere Tage verlängert. Dies führt zu Störungen bei einer natürlichen Verhütungsmethode, da das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft durch die Veränderungen deutlich erhöht ist.
Die Entzündung bewirkt eine Veränderung der Schleimhäute in der Gebärmutter. Es kann zu Verklebungen des Zervixschleim kommen. Der natürliche Reinigungsprozess der Gebärmutter ist dadurch negativ beeinflusst. Die produzierten Körperflüssigkeiten können nicht mehr wie gewohnt abtransportiert werden.
Bei einer bestehenden Schwangerschaft besteht durch die Gebärmutterhalsentzündung eine Gefährdung für den Fötus. Über die Nabelschnur können die Krankheitserreger in den Organismus des heranwachsenden Säuglings gelangen und dort ebenfalls zum Ausbruch einer Entzündung führen.
Behandlung und Therapie
Um eine Gebärmutterhalsentzündung erfolgreich behandeln zu können, ist die Ursache entscheidend. So können Infektionen mit Chlamydien oder auch Gonokokken bereits erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden. Ganz wichtig ist dabei immer eine Mitbehandlung des Partners, da ansonsten der so genannte „Ping-Pong-Effekt“ eintritt und es so zu einer Wiederansteckung des bereits geheilten Patienten kommen kann.
Wenn anatomische Veränderungen (z. B. Feigwarzen, Polypen) Ursache der Gebärmutterhalsentzündung sind, dann können diese meist mit Hilfe eines Lasers, einer Elektroschlinge oder einem Messer entfernt werden. Ist ein bösartiger Tumor für die Entzündung verantwortlich, kann unter Umständen auch die Entfernung eines Teils des Muttermunds sowie der Schleimhaut des Gebärmutterhalses notwendig werden – bei schwerwiegenden Fällen kann es sogar zu einer Entfernung der gesamten Gebärmutter kommen.
Eine Gebärmutterhalsentzündung, die durch den Hormonmangel der Wechseljahre ausgelöst wurde, kann durch die Zufuhr von weiblichen Geschlechtshormonen (Östrogen, Gestagen) für einen Zeitraum von ca. 20 Tagen behandelt werden.
Vorbeugung
Die beste Vorbeugung einer Gebärmutterhalsentzündung ist – vor allem bei oft wechselnden Geschlechtspartnern – die Verwendung von Kondomen. Auch die Impfung gegen Humane Papillomviren bietet einen guten Schutz, zumal sie auch vor Gebärmutterhalskrebs schützt.
Um das Aufsteigen von Erregern und Keimen in die Gebärmutter oder die Eierstöcke zu verhindern, ist eine frühzeitige Behandlung von Scheideninfektionen sowie eine sorgfältige Intimhygiene und regelmäßiges Händewaschen wichtig.
Quellen
- Ludwig, M.: Gynäkologische Endokrinologie. Ein Handbuch für die Praxis, 2.Auflage, optimist Fachbuchverlag, 2011
- Kuhl, H.: Sexualhormone und Psyche: Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie,1. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2002
- Weyerstahl, T., Stauber, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
- Kirschbaum, M., et al.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2005

Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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