Amnesie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Amnesie bezeichnet eine Gedächtnisstörung von Erinnerungen vor oder nach einem auslösenden dramatischen Ereignis. Während es auch möglich ist, dass sich die Betroffenen ihrer Unfähigkeit im Merken von Informationen ganz unbewusst sind, geht in schweren Fällen der Amnesie ein großer Leidensdruck von dieser Krankheit aus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Amnesie?

Eine Amnesie ist eine Gedächtnisstörung. Eine Gehirnerschütterung oder ein Hirn-Schädel-Trauma sind oft die Ursache für eine Amnesie.

Amnesie ist eine Art der Gedächtnisstörung und betrifft inhaltliche oder zeitliche Erinnerungen. Zunächst unterscheidet man bei der Amnesie die rückwirkende Amnesie und die vorwärtswirkende Amnesie.

Bei der rückwirkenden Amnesie geht die Erinnerung für einen Zeitraum vor dem Eintreten eines schädigenden Ereignisses auf. Das heißt, dass im Gedächtnis hinterlegte Zusammenhänge oder Bilder nicht mehr in das Bewusstsein gebracht werden können. Während dessen versteht man unter der vorwärtswirkenden Amnesie das Erinnerungsvermögen für alle Informationen nach einem bestimmten Ereignis.

Ursachen

Ursachen von der Amnesie können Unfälle wie etwa bei einer Gehirnerschütterung oder einem Schädel-Hirn-Trauma sein. Weitere Ursachen sind auch die Meningitis, Epilepsie oder Enzephalitis.

Bedingt kann die Amnesie auch durch eine Mangelversorgung an Sauerstoff, Migräne, Demenz oder auch durch die ärztliche Behandlung in der Elektrokonvulsionstherapie, die beispielsweise in schweren Fällen der Depression eingesetzt wird, sein. Traumatische Erlebnisse, wie etwa auch eine Hypnose oder Gehirnwäsche, können darüber hinaus zu einer besonderen Form der Gedächtnisstörung führen, der dissoziativen Amnesie.

Verschuldet sein kann die Amnesie auch durch Vergiftungen durch etwa Alkohol oder anderen Drogen. Ein Beispiel dafür ist das Korsakow-Syndrom, bei dem durch einen konstanten Konsum von Alkohol über mehrere Jahre es zu einer Erkrankung des Gedächntisvermögens kommt.

Zahlreiche Medikamente können bei Verwendung über lange Zeit auch zur Amnesie führen, darunter Morphin oder abgewandte opiumähnliche Wirkstoffe wie das in der Schmerzbehandlung verwendete Fentanyl sowie das in der Operationsanästhesie verwendete Propofol. Andere bekannte Gründe für Gedächtnisstörungen umfassen allgemeinen Stress oder genetische Veranlagungen.

Wann zum Arzt?

Nach dem Konsum von übermäßig viel Alkohol treten Störungen des Gedächtnisabrufs auf. Sie betreffen die Zeit, in der Alkoholkonsum stattfand oder sich noch viel Alkohol im Blut befand. Ein Arztbesuch ist nicht notwendig, da es sich hierbei um eine natürliche Reaktion des Organismus auf die Vergiftung durch Alkohol handelt. Kurzzeitige Erinnerungslücken sind ebenfalls meist nicht besorgniserregend. Das Vergessen des genutzten Parkplatzes oder des Ablageortes eines Schlüsselbundes sind häufig stressbedingte Phänomene. Sie entsprechen keiner klinischen Erkrankung.

Sobald Erinnerungsstörungen auftreten, bei denen auf die Informationen des eigenen Namens oder der persönlichen Anschrift nicht mehr zugegriffen werden kann, sollte ein Arzt aufgesucht werden. In den meisten Fällen fehlen bei einer Amnesie die Erinnerungen kurz vor oder nach einem prägenden Erlebnis. Sobald das Wissen um Geschehnisse mehrerer Tage oder Wochen fehlt, muss ein Arzt konsultiert werden.

Nehmen Gedächtnisstörungen an Umfang und Intensität langsam oder spontan zu, ist ein Arztbesuch notwendig. Können keine neuen Gedächtnisinhalte erworben werden, muss dies mit einem Arzt besprochen werden. Können zurückliegende Erinnerungen aus dem eigenen Lebenslauf, wie die eigene Hochzeit oder der letzte Urlaub, nicht mehr abgerufen werden, ist ein Arztbesuch notwendig. Ein Arzt ist ebenfalls zu konsultieren, sobald Erinnerungen mit objektiv falschen Inhalten oder Erzählungen gefüllt werden.

Symptome und Verlauf

Bei den Symptomen und dem Verlauf der Amnesie muss man zwischen den Unterarten der Amnesie unterscheiden. Ein retrograder Gedächtnisverlust liegt vor, wenn sich die Amnesie auf ein meist kürzeres Zeitintervall vor einem bestimmten Ereignis bezieht, beispielsweise wenn sich ein Patient nicht mehr genau an einen Unfallhergang erinnert. Diese Art von Gedächtnisverlust geht in den meisten Fällen mit einem beträchtlichen Leidensdruck für die Patienten einher, insbesondere wenn die Erinnerungslücken groß sind.

Bei der vorwärtswirkenden Amnesie ist die Fähigkeit zum Merken von neuen Inhalten im Bewusstsein deutlich herabgesetzt reduziert. Neu erlebte Informationen können so nur noch für einen kurzen Zeitraum im Gedächtnis erhalten bleiben. Nach diesen ein bis zwei Minuten werden diese Dinge wieder vergessen. Einen Sonderfall stellt die neurologische Erkrankung der amnestischen Episode dar. Sie ist eine Verbindung von der anterograden und retrograden Amnesie und ist verbunden mit einer Störung in der allgemeinen Orientierung des Patienten etwa zum aktuellen Datum oder Aufenthaltsort oder allgemeiner Verwirrtheit.

Diagnose

Zur Stellung von der Diagnose der Amnesie müssen durch umfangreiche Untersuchungen die möglichen Ursachen für die Amnesie erforscht werden. Da auch schwere Erkrankungen mit einer Amnesie verbunden sein können, müssen diese bei einem Patienten mit neu aufgetretener Amnesie zunächst ausgeschlossen werden.

Leider ist in einer großen Zahl an Fällen keine eindeutige Diagnose mehr möglich. Besonders bei der transienten globalen Amnesie bilden sich die charakteristischen Veränderungen in den Aufnahmen der Computertomographie (CT) und der Elektroenzephalografie (EEG) schon nach kürzerer Zeit zurück, sodass bei den meisten Patienten bereits keine stark ausgeprägten eindeutigen Merkmale mehr zu sehen sind.

Komplikationen

Die Folgen einer Amnesie hängen von der Art und Schwere der Amnesie ab. Bei der anterograden Amnesie fällt es den Betroffenen zunehmend schwer, neue Inhalte aufzunehmen. Dadurch kann es zu emotionalem Stress und langfristig auch zu einer Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit kommen. Bei der retrograden Amnesie können sich die Betroffenen meistens nicht mehr problemlos in das gewohnte soziale und berufliche Umfeld einfügen, wodurch es zu Depressionen und Angststörungen kommen kann. Der Orientierungsverlust erhöht zudem das Risiko für Unfälle und stellt Menschen mit Amnesie mitunter vor psychisch oder emotional überfordernde Situationen.

In schweren Fällen müssen die Betroffenen vorübergehend fachlich betreut werden, da sie das alltägliche Leben nicht mehr ohne fremde Hilfe bewältigen können. Bei der Behandlung der Amnesie kann es ebenfalls zu Komplikationen kommen. So kann ein plötzliches Wiedererlangen der Erinnerungen die Betroffenen erheblich belasten. Oftmals erinnern sich die Betroffenen plötzlich wieder an das auslösende, meist traumatische Ereignis. Dadurch können sich psychische Beschwerden und in der Folge auch körperliche Symptome einstellen, die einer eigenständigen Behandlung bedürfen.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der Amnesie hängt zunächst von der Stellung einer richtigen Diagnose ab. Ist die Diagnose gestellt, so muss die die Amensie auszulösende Grunderkrankung behandelt werden. Die Resultate der Behandlung sind je nach Grunderkrankung verschieden. Ist eine Epilepsie für die Amnesie verantwortlich, so sind mit einer guten Therapie durch Medikamente gute Ergebnisse in der Behandlung und dem Verlauf der Epilepsie zu erwarten und die Patienten können bei entsprechender Behandlung über mehrere Jahre oder Jahrzehnte ohne Beschwerden sein.

Bei anderen chronischen Grunderkrankungen im Alter ist hingegen mit geringeren Erfolgen in der Behandlung zu rechnen. Erkrankungen wie die Demenz und Alzheimer können ebenfalls zur Amnesie führen, lassen sich jedoch schwer oder nur ungenügend behandeln. Bei diesen typischen Erkrankungen für ein höheres Lebensalter richtet sich die Behandlung an eine Minderung der Beschwerden. Bei psychologischen Gründen für die Amnesie hängt der Erfolg der Therapie von einem für solche Erkrankungen spezialisierten Psychiater ab.


Vorbeugung

Zur Vorbeugung der Amnesie sind aktuell keine erwiesenen Maßnahmen bekannt, außer auf einen gesunden Lebensstil zu achten und das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen versuchen zu mindern.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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