Epilepsie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Epilepsie ist eine Funktionsstörung des zentralen Nervensystems. Diese chronische Erkrankung kann sogenannte epileptische Anfälle hervorrufen. Aufgrund medizinischer Fortschritte ist Epilepsie mittlerweile gut behandelbar. Dennoch ist die Epilepsie eine durchaus ernst zu nehmende Krankheit, die im akuten Anfall lebensbedrohlich werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Epilepsie?

Ein EEG misst die Hirnströme und hilft bei der Diagnose einer Epilepsie.

Die Epilepsie ist ein sogenanntes Anfallsleiden, welches in der Regel plötzlich und überraschend auftritt.

Die Epilepsie zeichnet sich durch individuell unterschiedliche Formen aus. Darüber hinaus weichen die epileptischen Anfälle sowohl in deren Intensität als auch spezifischen Störungen der motorischen Fähigkeiten voneinander ab.

Grundsätzlich handelt es sich bei einer Epilepsie um einen vorübergehenden, teilweise heftigen Körperkrampf, der sich anfallsartig einstellt. Die Epilepsie wird in Verbindung mit einer Aura, einem status epilepticus, einem sogenannten Terminalschlaf und verschiedenen Verlaufsformen gesehen.

Ursachen

Eine Epilepsie kann sowohl bei Kindern als auch bei Jugendlichen und bei Erwachsenen auftreten. Wissenschaftliche Forschungen haben gezeigt, dass insbesondere im Kleinstkindalter und ab dem 60. Lebensjahr ein erhöhtes Risiko für diese starke gesundheitliche Beeinträchtigung besteht.

Ein zentraler ursächlicher Zusammenhang besteht zwischen der Epilepsie und einer in den genetischen Veranlagungen vorhandenen Bereitschaft für die Erkrankung. Gerade in Familien, in denen einzelne Angehörige bereits unter einer Epilepsie leiden, sind die Kinder oder andere Familienmitglieder vielfach häufiger betroffen.

Darüber hinaus sind Abnormitäten in der Anatomie des Gehirns sowie Komplikationen während der Schwangerschaft und unter der Geburt Ursachen für eine Epilepsie. Verletzungen des Gehirns, Schlaganfälle, Tumore in den Gehirnarealen und Gehirnhautentzündungen können eine Epilepsie begünstigen.

Einige Menschen leiden aufgrund von starkem Missbrauch von Alkohol, Medikamenten und Drogen unter einer Epilepsie. Verschiedene Erkrankungen und Störungen des Stoffwechselsystems und Vergiftungen können auch zur Epilepsie führen.

Muskelkrämpfe (Streckkrämpfe) und rhytmische Zuckungen des gesamtem Körpers sind typisch für einen epileptischen Anfall.

Wann zum Arzt?

Das erstmalige Auftreten eines epileptischen Anfalls macht einem Patienten so große Angst, dass sich die Frage gar nicht stellt, ob er beim Arzt vorstellig wird. Sofern er bei diesem Ereignis nicht auf sich allein gestellt war, werden die umstehenden Mitmenschen ohnehin den Krankenwagen gerufen haben und der Betroffene wird im Krankenhaus eingehend untersucht. Ein erstmaliger epileptischer Anfall ist schließlich ohne eine Untersuchung nicht als solcher zu erkennen - derartige Anfälle treten auch bei fortgeschrittenen Hirntumoren auf.

Diagnostizierte Epileptiker müssen nach der Erkennung ihrer Epilepsie regelmäßige Kontrolltermine beim Neurologen wahrnehmen, der die Dosierung ihrer Medikamente überprüft. Bis sie richtig eingestellt sind, sodass sie keine epileptischen Anfälle mehr bekommen, kann natürlich einige Zeit vergehen. Sollte bei bekannter Epilepsie und bisher passender medikamentöser Behandlung erneut ein Anfall auftreten, ist auch das ein Grund für einen Arztbesuch. Das Medikament muss in diesen Fällen neu eingestellt werden.

Bei schweren Fällen der Epilepsie werden immer Anfälle auftreten, auch bei medikamentöser Unterdrückung. Verletzt sich der Patient dabei, dauert ein Anfall länger als sonst oder fällt ungewohnt heftig auf, sollte er sich zum begleitenden Neurologen begeben, um abklären zu lassen, ob sich seine Epilepsie verändert oder verschlimmert hat. Jeder Epileptiker sollte auch grundsätzlich den Arzt aufsuchen, wenn unter Einnahme seiner Medikamente Nebenwirkungen auftreten oder sonstige Beschwerden aufkommen.

Symptome und Verlauf

Eine Epilepsie besitzt abweichende Verlaufsformen, die sich durch ein typisches Unwohlsein im Rahmen eines Vorgefühls äußern können. Neben Übelkeit und Taubheitsgefühlen können auch Missempfindungen bzw. Sensibilitätsstörungen in den Extremitäten auftreten. Diese Abweichungen des Allgemeinbefindens müssen jedoch nicht immer eine Epilepsie begleiten.

Wenn es sich bei einer Epilepsie nicht um einen gefährlichen status epilepticus handelt, kommt es nur zu zeitweiligen Bewusstseinsstörungen. Die Patienten können für einige Minuten oder Sekunden ohnmächtig werden. Bei einer kleinen Epilepsie treten kurzzeitige Ausfälle der Wahrnehmungsfähigkeit der Patienten auf. Sie reagieren nicht angemessen auf Ansprache und wirken verträumt.

Darüber hinaus werden Halluzinationen beobachtet. Diese eher psychischen Beeinträchtigungen werden bei einer Epilepsie in mehr oder weniger starkem Maße durch unkontrollierte Zuckungen und Muskelkrämpfe (Krampfanfall) des Körpers begleitet. Bei einigen Epileptikern tritt ein unwillkürlicher Speichelfluss ein, teilweise kommt es während des Anfalls zu Urin- und Stuhlinkontinenz.

Eine Epilepsie verläuft chronisch, Anfälle können jederzeit auftreten. Sie werden durch unterschiedliche Faktoren wie Müdigkeit, Aufregung, Angst, Dämmerlicht oder Videospiele hervorgerufen und klingen in den meisten Fällen nach wenigen Minuten von allein ab.

Die genaue Dauer richtet sich jedoch nach Anfallsform und -ursache. Nach einem epileptischen Anfall sollte sich der Patient ausruhen. Werden entsprechende Medikamente eingenommen, treten bei der Mehrheit der Epileptiker keine Anfälle mehr auf. Konnte die Epilepsieursache beseitigt werden, besteht nach Beendigung der medikamentösen Behandlung ein geringes Risiko, wieder einen Anfall zu erleiden.

Diagnose

Eine Epilepsie wird durch eine Fachärztin bzw. einen Facharzt für Neurologie diagnostiziert. Dabei ist der erste Schritt die Aufnahme der Krankengeschichte des Patienten, die sogenannte Anamnese. Auf diese folgt eine Blutuntersuchung. Ist bereits ein Anfall aufgetreten, dient sie vor allem dazu, mögliche andere Auslöser wie Diabetes mellitus, Stoffwechselerkrankungen, Infektionen oder Blutarmut auszuschließen.

Essenziell, um eine Epilepsie zu diagnostizieren, ist das EEG (Elektroenzephalografie), welches die elektrische Aktivität des menschlichen Gehirns aufzeichnet. Die 20- bis 30-minütige Untersuchung erfolgt mittels am Kopf positionierten Elektroden.

Epilepsien lassen sich zudem auch mithilfe bildgebender Verfahren wie der Magnetresonanztomografie und der Computertomografie feststellen. Das MRT wird angewendet, um die Gehirnstruktur zu untersuchen. Anhand der dabei entstehenden Querschnittbilder können Veränderung im Gehirn erkannt und beurteilt werden. Ähnlich funktioniert das CT, das im Vergleich zum MRT aufgrund der geringeren Auflösung jedoch weniger exakte Ergebnisse liefert.

Mit dem fMRT (funktionelle Magnetresonanztomografie) kann darüber hinaus der Anfallsherd der Epilepsie exakt bestimmt werden. Auch Unterschiede in der Gehirndurchblutung lassen sich auf diese Weise messen. Das Verfahren wird zum Beispiel dann eingesetzt, wenn ein operativer Eingriff vorgenommen werden soll.

Komplikationen

Durch die Epilepsie kann es beim Patienten zu schwerwiegenden Komplikationen und zu einem lebensgefährlichen Zustand kommen. Aus diesem Grund muss diese Krankheit auf jeden Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Die Betroffenen leiden dabei an starken Krämpfen und an einem sehr starken Zittern. Weiterhin kann es auch zu Bewusstseinsstörungen und im schlimmsten Falle auch zu einem Bewusstseinsverlust kommen. Durch diesen Verlust kann sich der Betroffene stark verletzen. Dies gilt vor allem dann, wenn der Betroffene Maschinen bedient oder ein Fahrzeug führt. Weiterhin leiden die Patienten nach den Anfällen auch an Gedächtnislücken und können sich zum Beispiel an den Unfallhergang nicht erinnern. Die Lebensqualität des Patienten wird durch die Epilepsie deutlich eingeschränkt und verringert. Nicht selten führt die Epilepsie auch zu Sehstörungen oder zu einem starken Muskelkater.

Eine direkte Behandlung ist in vielen Fällen nicht möglich. Allerdings können die Anfälle selbst reduziert werden. Weiterhin müssen auch Angehörige und Freunde dem Betroffenen bei einem Anfall helfen können. Dabei können Komplikationen vermieden werden. In schwerwiegenden Fällen muss ein Notarzt den Betroffenen behandeln. Im schlimmsten Falle kommt es bei einem epileptischen Anfall ohne Behandlung zum Tode des Patienten. Möglicherweise wird durch die Epilepsie auch die Lebenserwartung des Patienten eingeschränkt.

Behandlung und Therapie

Im Allgemeinen kann eine Epilepsie gut behandelt werden. Die Erfolgschance der Therapien ist jedoch abhängig vom Alter der Patienten, von den Verlaufsformen der epileptischen Anfälle sowie entsprechenden Begleiterscheinungen.

Bei einer Epilepsie werden aufgrund der speziellen Verläufe eine akute und eine dauerhafte Behandlung angesetzt. Darüber hinaus stellen richtige Maßnahmen im Rahmen der Ersten Hilfe wichtige Behandlungsmöglichkeiten der Epilepsie dar.

Ein status epilepticus stellt eine spezifische Komplikation einer Epilepsie dar, bei der sich der Krampfanfall manifestiert und lebensbedrohlich sein kann. Innerhalb dieser Situation muss der Notarzt angefordert werden. Zur anhaltenden und gleichsam vorbeugenden Behandlung der Epilepsie kommen spezifische Antiepileptika in Frage. Neben den sogenannten Monotherapeutika als alleinige Medikamente finden ebenfalls die Kombinationspräparate in Abhängigkeit von der Verlaufsform der Epilepsie ihren Einsatz.

Als Alternative zu Medikamenten kommen geeignete Diätformen wie eine ketogene Diät beim Fasten, spezielle chirurgische Eingriffe im Zusammenhang mit der Spezialdisziplin Epilepsiechirurgie sowie die Stimulierung des Vagusnervs in Betracht. Ein wichtiges Standbein der Therapie der Epilepsie ist das soziale Umfeld epilepsiekranker Menschen. In diesem Zusammenhang wird in Kombination mit psychotherapeutischen Verfahren eine Verhaltenstherapie als sinnvoll erachtet.


Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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