Paracetamol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. November 2020
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Paracetamol handelt es sich um einen der bedeutendsten Arzneistoffe zur Therapie von Schmerzen und Fieber. Er kommt in einer Vielzahl von Medikamenten vor. Abgeleitet wird der Begriff Paracetamol von der chemischen Bezeichnung Paraacetylaminophenol. Das Medikament eignet sich zur Selbstmedikation und wird sowohl als Einzelpräparat als auch als Kombinationsmedikament zusammen mit anderen Wirkstoffen angeboten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Paracetamol?

Paracetamol ist ein Arzneimittel gegen leichte bis mäßig starke Schmerzen und Fieber.

Die erste Herstellung von Paracetamol als Reduktionsprodukt von p-Nitrophenol fand 1878 statt. Zum ersten Mal in der Heilkunde zur Anwendung gelangte die Substanz im Jahr 1887 durch den deutschen Mediziner Josef von Mering (1849-1908), was allerdings keinerlei Aufsehen erregte. So blieb die Verwendung des Paracetamols in der Medizin vorerst aus.

Dies änderte sich erst nach dem 2. Weltkrieg. Im Jahr 1948 entdeckten die Pharmakologen Bernard B. Brodie (1907-1989) und Julius Axelrod (1912-2004) Paracetamol ein zweites Mal als Abbauprodukt der Substanz Phenacetin, die als Schmerzmittel diente. Die beiden Wissenschaftler betrieben in New York im Auftrag der amerikanischen Regierung Forschungen über neue Schmerzmittel und entdeckten, dass die schmerzstillende Wirkung des Phenacetins sowie von Acetanilid komplett auf das Paracetamol zurückging. Daher empfahlen sie, aufgrund der toxischen Nebenwirkungen der beiden Stoffe, lieber Paracetamol in Reinform zu verwenden.

1955 kam das Paracetamol schließlich in den USA zum ersten Mal als Fertigarzneimittel zur Anwendung. Seit 1956 wird es in Form von Tabletten angeboten. Auf den deutschen Markt gelangte das Schmerzmittel 1959 als Monopräparat mit der Bezeichnung ben-u-ron. Im Jahr 1977 wurde Paracetamol von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die Liste der unentbehrlichen Medikamente aufgenommen.

Medizinische Anwendung

Als fertiges Arzneimittel dient Paracetamol dazu, leichte bis mäßige Schmerzen zu behandeln. Dazu zählen u.a.:

  • Schmerzen im Anschluss an eine Impfung

Darüber hinaus lässt sich Paracetamol mit Coffein kombinieren, um gegen leichte bis mäßige Schmerzen vorzugehen. Auf diese Weise erzielt das Paracetamol eine um 1,3- bis 1,7 Mal höhere Wirkung, als wenn der Wirkstoff als Monopräparat verabreicht würde. Außerdem lässt sich die Dosis an Paracetamol dadurch reduzieren.

Des Weiteren wird der Beginn der Wirkung des Arzneistoffs durch das Coffein beschleunigt. Eine weitere Wirkungssteigerung lässt sich durch eine Kombination von Paracetamol und Coffein mit Acetylsalicylsäure (ASS) erzielen. Die DMKG (Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft) empfiehlt daher eine solche Kombination als geeignetes Mittel zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen und Migräne.

Eine andere Kombinationsmöglichkeit besteht mit Tramadol oder Codein, um mäßige oder stark ausgeprägte Schmerzen zu therapieren. Medikamente zur Behandlung von fieberhaften Erkältungskrankheiten, die mit Kopf- und Gliederschmerzen verbunden sind, enthalten neben Paracetamol außerdem Wirkstoffe wie Hustenblocker, Hustenlöser, Antihistaminika oder Vitamin C.

Wirkungsweise

Paracetamol zählt zur Arzneistoffgruppe der nicht-opioiden Analgetika. Darin wird es wiederum den nicht-sauren fiebersenkenden Stoffen zugerechnet. Im Unterschied zu Arzneistoffen wie Ibuprofen und Acetylsalicylsäure lagert sich Paracetamol nicht vor allem im akut entzündeten Gewebe an, sondern vielmehr in Gehirn und Rückenmark. An dieser Stelle kommt es zur Hemmung einer Subform des Enzyms Cox-3, das für das Herstellen von Prostaglandinen zuständig ist. Dabei handelt es sich um Gewebshormone, die wichtig für das Vermitteln von Schmerzen, Entzündungen und Fieber sind.

Während das Hemmen von Entzündungen bei Paracetamol schlechter ausfällt, senkt es dagegen effektiv Fieber. Durch Paracetamol erfolgt außerdem eine Beeinflussung des Endocannabinoid-Systems. Dieses hat die Eigenschaft, schmerzstillende und beruhigende Effekte zu vermitteln. Eine weitere Wirkung wird auf das Serotonin-System erzielt, das sich zum Teil auf Herz und Kreislauf, Magen-Darm-Trakt sowie die Blutgerinnung auswirkt.

Bis heute war es nicht möglich, die genaue Wirkung des Medikaments abzuklären. Im Rahmen von wissenschaftlichen Studien ergaben sich aber einige potentiell steigernde Effekte auf den Organismus. Diese erklären die fiebersenkenden und schmerzstillenden Auswirkungen.

Anwendungsgebiete und Nebenwirkungen von Paracetamol.

Dosierung und Einnahme

Zur Anwendung gelangt Paracetamol in der Regel in Form von Tabletten. Babys und Kleinkinder können zudem Zäpfchen erhalten, die sich problemloser darreichen lassen als Tabletten, die nicht selten wieder ausgespuckt werden. Die Paracetamol-Präparate werden je nach Körpergewicht der Altersklasse eingeteilt und entsprechend dosiert. Mitunter erfolgt die Gabe des Paracetamols auch durch eine Injektion, die der Arzt verabreicht.

Bei einer oralen Darreichung erlangt das Paracetamol nach 30 bis 60 Minuten seine höchste Konzentration im Blut. Werden Zäpfchen gegeben, ist dies nach drei bis vier Stunden der Fall. Ausgeschieden wird der Arzneistoff von den Nieren. Die übliche Dosierung für erwachsene Patienten liegt pro Tag bei drei bis vier Tabletten oder Kapseln. Bevor eine erneute Einnahme stattfindet, ist eine Pause von 6 bis 8 Stunden nötig.

Die empfohlene Höchstdosis darf bei der Anwendung nicht überschritten werden. Ansonsten drohen Schädigungen der Leber, die lebensgefährliche Ausmaße annehmen können. Bei Erwachsenen beträgt die Höchstmenge an Paracetamol acht Tabletten, die 500 Milligramm des Wirkstoffs enthalten, was täglich 4 Gramm entspricht. Für Kinder fällt die Maximaldosis je nach Lebensalter geringer aus. Die empfohlene Paracetamol-Dosis liegt bei ihnen bei maximal 10 bis 15 Milligramm je Kilo Körpergewicht. Als Tagesobergrenze wurden 50 Milligramm je Kilo Körpergewicht festgelegt.

Formen, Gruppen und Wirkstoffe

Paracetamol wird in Monopräparate und Kombinationspräparate unterteilt. Als Einzelmittel enthalten ist der Wirkstoff in ben-u-ron ®, Parapaed ®, Captin ®, GRIPPEX ®, Perfalgan ® und Enelfa Dr. Henk ®. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Generika.

Eine andere Arzneimittelgruppe, die Paracetamol enthält, bilden die Kombinationspräparate. Dazu zählen u.a. Thomapyrin ® und Fibrex ® mit Acetylsalicylsäure, Neopyrin ®, Azur ®, Vivimed ®, Octadon ®, COPYKRAL ® und Prontopyrin ® mit Koffein sowie Gelonida ®, Paracetamol comp STADA ®, Nedolon ®, Titretta ®, talvosilen ® und Contraneural ® mit Codein. Weitere Kombinationsmedikamente sind Buscopan plus ® mit Butylscopolamin, Zaldiar ® und DOLEVAR ® mit Tramadol, Doregrippin ® mit Phenylephrin, Migräne-Neuridal ® , Migräneflux MCP ® und Migränerton ® mit Metoclopramid. Dabei sind auch Mehrfachkombinationen möglich.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Eine denkbare Alternative zu Paracetamol bilden nicht-steroidale Entzündungshemmer wie Ibuprofen oder die in Aspirin ® enthaltene Acetylsalicylsäure. Diese Mittel bewirken eine stärkere Hemmung von Schmerzen. Allerdings kann es auch durch ihren Gebrauch zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen.

Nicht immer ist bei Kopfschmerzen der Griff zu einer Schmerztablette sofort notwendig. So kann mitunter auch schon das Trinken von schwarzem Kaffee mit Zitronensaft oder die Anwendung eines pflanzlichen Mittels wie das Einreiben mit japanischen Minzöl oder Pfefferminzöl Linderung verschaffen.

Als hilfreich gilt zudem die Zufuhr von reichlich Flüssigkeit und Bewegung an der frischen Luft. Gegen Nackenschmerzen helfen anstelle von Paracetamol oft kalte oder warme Kompressen.


Risiken und Nebenwirkungen

In manchen Fällen kann die Anwendung von Paracetamol mit Risiken verbunden sein. So darf das Medikament nicht verabreicht werden, wenn der Patient unter einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder Acetaminophen-Abkömmlinge leidet, die chemisch mit Paracetamol verwandt sind. Gleiches gilt für eine schwere Schädigung der Leberzellen.

Bei manchen Patienten ist zudem ein sorgfältiges ärztliches Abwägen zwischen Nutzen und Risiko erforderlich, ob der Arzneistoff verabreicht werden darf. Dazu zählen schwere Nierenfunktionsstörungen, Störungen der Leberfunktion, die Bluterkrankung Gilbert-Meulengracht-Krankheit sowie der chronische Missbrauch von Alkohol.

Eine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit ist grundsätzlich möglich, sollte jedoch nicht in hohen Dosen und über längere Zeit erfolgen. Paracetamol gilt als allgemein gut verträglich, sodass nur selten unerwünschte Nebeneffekte auftreten. Mitunter sind allerdings negative Auswirkungen wie allergische Reaktionen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Störungen der Blutbildung, verkrampfte Atemwege, Luftnot oder das Ansteigen der Leberwerte im Bereich des Möglichen.

Als besonders bedenklich gilt eine Überdosierung von Paracetamol. So drohen dadurch gravierende Beeinträchtigungen der Leber. In größeren Dosen unterliegt das Medikament in Deutschland seit 2008 der Verschreibungspflicht. Dagegen lassen sich kleinere Mengen nach wie vor problemlos in der Apotheke erhalten. Gelegentlich können durch Paracetamol auch Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln auftreten. So wird u. a. das Ausscheiden des Antibiotikums Chloramphenicol gestört.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 28. November 2020

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