Verschleppter Infekt

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 30. November 2020
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Erkältung ist kräftezehrend, kann in den meisten Fällen jedoch gut behandelt werden. Um ein Verschleppen des Infekts zu vermeiden, ist es wichtig, die Symptome nicht zu ignorieren und einen Arzt zu konsultieren. Andernfalls kann es zu schweren Komplikationen kommen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein verschleppter Infekt?

Kopf- und Halsschmerzen sowie eine erhöhte Temperatur sind typische Symptome einer Infektion. Wird der Infekt nicht auskuriert, können sich die Bakterien oder Viren im Körper weiter ausbreiten.

Ein grippaler Infekt, der nicht vollständig auskuriert ist und über einen längeren Zeitraum hinweg Beschwerden verursacht, wird als verschleppter Infekt bezeichnet. Oft können sich Symptome bessern oder scheinbar ganz verschwinden, vor allem wenn der Patient sich zeitweilige schont. Die Ursache – ein Virus oder eine Entzündung - kann dabei aber unbemerkt weiter bestehen. Oft bricht sie dann bei kleinen Anstrengungen wieder hervor.

Die für einen Infekt typischen und als harmlos betrachteten Beschwerden wie Hals- oder Kopfschmerzen, allgemeine Schwäche und Krankheitsgefühl oder ein Schnupfen werden häufig nicht weiter beachtet. Dies geschieht besonders dann, wenn sie vom Erkrankten selbst als nicht zu intensiv empfunden werden. Je länger dieser Zustand andauert, desto größer ist die Gefahr, einen Infekt zu verschleppen.

Ursachen

  Infekte werden meist von Viren verursacht, die teilweise bereits durch Berührung übertragen werden können. Wenn die ersten Symptome nicht angemessen behandelt werden, kann aus einer leichten Erkältung ein schwerer, verschleppter Infekt entstehen. Gerade in der sogenannten Grippesaison steigt die Wahrscheinlichkeit zu erkranken deutlich, auch wenn nicht jeder grippale Infekt eine "Echte Grippe" (Influenza) ist. Ein geschwächtes Immunsystem, eine Unterversorgung mit Vitaminen und kältere Temperaturen begünstigen den Ausbruch eines Infekts, daher steigt die Gefahr für eine Ansteckung in den Wintermonaten besonders an.

Werden die Krankheitszeichen ignoriert, beispielsweise weil man sich nicht krankschreiben lassen möchte oder sie nicht allzu heftig sind, kann durch dieses Verschleppen der Grunderkrankung der Krankheitsverlauf nicht nur verlängert, sondern auch verschlimmert werden. Viren und Bakterien vermehren sich dann im Organismus weiter, breiten sich in den Schleimhäuten aus und befallen möglicherweise andere Organe.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome eines verschleppten Infekts:

Die ersten Anzeichen eines grippalen Infekts sind häufig Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, erhöhte Temperatur, Kopf- und Gliederschmerzen. Auch Schwindel und ein allgemeines Krankheitsgefühl können erste Vorboten sein. Häufig nehmen diese Symptome im Krankheitsverlauf an Intensität zu. Typisch für einen verschleppten Infekt ist ein langwieriger, wellenartiger Verlauf der Intensität der Symptome.

So können sich die Beschwerden zeitweilig zu bessern scheinen, um dann später erneut in gleicher Weise aufzutreten. Dabei können zwischen dem Wiederaufflammen der Beschwerden sogar mehrere Tage liegen. Ebenfalls ist es möglich, dass der Erkrankte zwar überhaupt keine Besserung empfindet, die Erkrankung aber trotzdem ignoriert. Wenn dieser Zustand zu lange andauert, wird der Infekt ebenfalls verschleppt.

Wann zum Arzt?

Ein Arztbesuch sollte bei jedem Infekt möglichst bald erfolgen. Auch wenn sich nicht jedes leichte Halskratzen zu einer echten Erkältung entwickeln muss, sollte die Abklärung durch einen Arzt unbedingt erfolgen, um ein Verschleppen des Krankheitsverlaufs zu vermeiden. Dringend notwendig wird der Gang zum Arzt, wenn hohes Fieber auftritt oder die Symptome mehrere Tage lang bestehen. Auch zusätzliche Beschwerden wie Ohrenschmerzen oder Druck auf den Stirn- oder Nebenhöhlen müssen ärztlich abgeklärt werden. Zudem sollte eine Krankschreibung erfolgen, da gerade mangelnde Ruhe einem Verschleppen des Infekts Vorschub leistet. Vorerkrankungen oder eine generell schwächere Verfassung des Patienten (ältere Menschen, Kinder, usw.) machen es umso wichtiger, auch bei scheinbar leichten Symptomen beim Arzt vorstellig zu werden.

Diagnose

Nach der Anamnese, dem ausführlichen Patientengespräch, bei dem der Erkrankte seine Beschwerden möglichst umfassend schildern soll, läuft das Diagnoseverfahren für einen verschleppten Infekt häufig nach dem IPPAF-Schema ab. Dabei wird der Patient vom Arzt vor allem in Augenschein genommen (Inspektion, besonders des Rachens und der Ohren), abgetastet (Palpation, vor allem der Lymphknoten am Hals), abgeklopft (Perkussion, bei Magen-Darm-Beschwerden vor allem des Bauchraums) und abgehört (Auskultation, vor allem der Atemwege). Je nach Zustand des Patienten kann auch eine abschließende Funktionsprüfung vorgenommen werden, zum Beispiel der Reflexe oder des Kreislaufs. Auch Abstriche aus dem Rachen werden eventuell genommen, sowie der Puls und das Fieber gemessen.

Komplikationen

Die möglichen Komplikationen eines verschleppten Infekts sind zahlreich und können ernste Auswirkungen haben. Eine der großen Gefahren geht von einer Herzmuskelentzündung aus, die u. a. durch virale Erreger entstehen kann. Auch wenn sie häufig vollständig ausheilt, gibt es mögliche Folgeschäden, wie eine schwächere Herzleistung. In schlimmeren Fällen kann sie zu Herzrhythmusstörungen mit potenziell tödlicher Folge führen. Weitere Komplikationen können in Form von Entzündungen auftreten, zum Beispiel einer Bronchitis, einer Nebenhöhlen- oder einer Lungenentzündung. Diese können bei später oder nicht adäquater Behandlung chronisch werden. In seltenen Fällen kann es im Laufe eines Infekts sogar zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) kommen.

Behandlung und Therapie

Je nach Ausformung des konkreten Infekts wird der Arzt zu einer medikamentösen Behandlung raten. Auch wenn die Erkältungsviren als ursprüngliche Erreger eines Infekts selbst nicht auf eine Antibiotikumbehandlung ansprechen, ermöglichen sie es häufig Bakterien, die bereits geschwächten Schleimhäute zu befallen. In diesem Fall kommt zum viralen Infekt eine bakterielle Entzündung hinzu, eine sogenannte Superinfektion. Diese kann schlimmere Beschwerden und Folgen hervorrufen, als die Viren selbst. Daher wird bei einem Infekt häufig ein Antibiotikum verschrieben. Strenge Bettruhe unterstützt den Körper beim Kampf gegen den Infekt, sodass dieser nicht verschleppt wird und vollständig ausheilen kann.

Außer Antibiotika können Medikamente verschrieben werden, die beispielsweise gegen Viren und Bakterien in den Nebenhöhlen vorgehen, Schmerzen erleichtern und das Fieber senken. Nasenspray kann eine Hilfe dabei sein, gegen Druck- und Verstopfungsgefühle anzukämpfen und die Nasengänge zu erweitern, sodass der Patient sich von Nasenschleim befreien kann. Bei einem bereits verschleppten Infekt werden eventuell Abstriche von Schleimhäuten genommen, um die Erreger genau zu bestimmen und eine gezielte antibiotische und eventuell antivirale Therapie einzuleiten.


Aussicht und Prognose

Dass in den allermeisten Fällen virale Infekte gut überstanden und auch verschleppte Infekte noch vollständig behandelt werden können, sollte die potenzielle Gefahr, die von ihnen ausgeht, nicht vergessen lassen. Besonders ältere Menschen, chronisch Kranke oder Kinder sind dabei einer höheren Gefahr ausgesetzt, als gesunde, junge Erwachsene. Trotzdem kann es auch bei ihnen zu schweren Krankheitsverläufen und im schlimmsten Falle zur Todesfolge kommen, wenn der Infekt verschleppt wird. Werden aber die ersten Symptome bereits ernst genommen und wird eine ärztliche Kontrolle schnell eingeleitet, so heilen Infekte in der Regel ohne Komplikationen aus.

Vorbeugung

Um einem Infekt generell vorzubeugen, ist es wichtig, auf einen guten Allgemeinzustand des Körpers zu achten. Eine vitaminreiche Ernährung sowie angemessene physische Betätigungen stellen eine gute Unterstützung des Immunsystems dar. Einige hygienische Vorkehrungen können gerade bei grippalen Infekten die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung deutlich senken. Hierzu gehört ein regelmäßiges und gründliches Waschen der Hände, besonders nachdem man mit anderen Menschen in Berührung gekommen ist.

Um einen Infekt nicht zu verschleppen, sollte keinem der typischen Symptome zu wenig Bedeutung beigemessen werden. Ein Arzttermin ist ebenso wichtig, wie das Befolgen der ärztlichen Anweisungen. Gerade Aufforderungen zur Ruhe und Schonung sowie zur regelmäßigen Einnahme von Medikamenten ist gewissenhaft Folge zu leisten, um den Infekt vollständig auszukurieren.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 30. November 2020

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