Reaktive Arthritis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der medizinische Begriff der reaktiven Arthritis beschreibt eine Entzündung eines Gelenks. Die Entzündung wird primär durch eine bakterielle Infektion (Harnwegs- oder Darminfekt) ausgelöst. Treten auch Augen- sowie Harnröhrenentzündungen auf, spricht der Mediziner vom sogenannten "Reiter-Syndrom". Das ist eine spezielle Form der reaktiven Arthritis.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Reaktive Arthritis?

Geschwollene und schmerzende Gelenke sind typische Symptome einer reaktiven Arthritis.

Auf Grund einer bakteriellen Darm- oder Harnwegsinfektion kann eine reaktive Arthritis auftreten. Die reaktive Arthritis bzw. die Gelenksentzündung kann im Krankheitsverlauf auch andere Körperbereiche betreffen, sodass im gesamten Körper entzündliche Prozesse auftreten können. Eine spezielle Form der reaktiven Arthritis ist das Reiter-Syndrom. Liegt jenes Syndrom vor, sind nicht nur die Gelenke des Patienten betroffen; auch die Augen oder die Harnwege können von den entzündlichen Prozessen befallen sein. Der Mediziner bezeichnet diese Sonderform auch als reaktive Arthritis mit einer extraartikulären Beteiligung.

Ursachen

Bakterielle Infektionen sind die Hauptursache der reaktiven Arthritis. Vor allem gelten Darminfektionen, die auf Grund von Yersinien, Salmonellen, Campylobacter oder Shigellen aufgetreten sind, als klassische Ursache der reaktiven Arthritis. Aber auch Geschlechtskrankheiten können unter anderem die Ursache für eine reaktive Arthritis sein. Dazu zählen etwa Gonorrhö oder auch eine Infektion mit Chlamydien.

Die reaktive Arthritis -sowie das in weiterer Folge mögliche "Reiter-Syndrom" - ist im Endeffekt eine Folgeerkrankung einer Infektion, die durch Bakterien ausgelöst wurde. Weshalb bei vielen Betroffenen nur eine reaktive Arthritis auftritt bzw. bei anderen Personen hingegen das "Reiter-Syndrom" festgestellt wird, ist nicht geklärt. Vorwiegend handelt es sich um komplexe Ursachen, die mitunter auch mit dem Immunsystem zusammenhängen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der reaktiven Arthritis:

Klassische Symptome der reaktiven Arthritis sind fiebrige Entzündungen des Gelenks (vor allem sind die Knie-, Hüft- sowie Schulter- und Ellenbogengelenke betroffen) sowie Gelenkschmerzen. Auch Gelenkschwellungen sowie auch eine Gelenküberwärmung ist möglich. Die Schmerzen sowie Schwellungen können auch die Gelenke wechseln, sodass einmal das Kniegelenk bzw. wenig später das Hüftgelenk Probleme verursacht.

Mitunter können auch die Wirbelsäule, Bänder sowie Sehnen von der reaktiven Arthritis betroffen sein. Auch Veränderungen der Schleimhaut bzw. Haut sind möglich. Viele Patienten sind etwa von Pusteln an den Fußsohlen sowie Handflächen betroffen, klagen über Veränderungen der Mundschleimhaut; es ist auch eine Entzündung der Eichel möglich. Die ersten Symptome der reaktiven Arthritis treten rund zwei bis fünf Wochen nach der bakteriellen Infektion auf.

Der Verlauf der reaktiven Arthritis ist unterschiedlich. Jedoch muss dem Patienten bewusst sein, dass eine Heilung durchschnittlich sechs Monate dauert. 80 Prozent aller Betroffenen sind innerhalb eines Jahres geheilt bzw. verspüren keine Symptome mehr. Liegt eine ausgeprägte reaktive Arthritis vor (mehrere Gelenke sind betroffen), kann die Heilung noch länger dauern bzw. kann - in Verbindung mit dem "Reiter Syndrom" - sogar der Fall einer Unheilbarkeit der reaktiven Arthritis eintreten.

Diagnose

Liegt der Verdacht der reaktiven Arthritis nahe, wendet der behandelnde Arzt verschiedene Tests und Untersuchungen an. Vor allem klärt der Mediziner - im Rahmen eines Patientengesprächs - welche Beschwerden vorliegen. Ebenfalls ist von Bedeutung, ob der Patient innerhalb der letzten Woche eine Darm- oder Harnwegsinfektion hatte bzw. eine Geschlechtskrankheit diagnostiziert wurde. Im weiteren Verlauf entnimmt der Mediziner Blut und untersucht den Urin sowie Stuhl des Patienten.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung und Therapie, welche bei der reaktiven Arthritis zur Anwendung gelangt, erinnert an Behandlungen, die auch bei entzündeten Gelenkerkrankungen angewandt werden: Der Mediziner verordnet entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente. Das sind etwa nicht-steroidale Antirheumatika - klassische NSAR - welche unter anderem die Wirkstoffe Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Diclofenac beinhalten.

Liegen Symptome und Anzeichen einer noch immer nicht ausgeheilten bakteriellen Infektion vor, verordnet der Mediziner im weiteren Behandlungsschritt Antibiotika. Jedoch kommt dies nur selten vor, da beim Feststellen der reaktiven Arthritis die Bakterien bzw. Erreger bereits verschwunden bzw. abgetötet wurden. Beruht die reaktive Arthritis auf einer Geschlechtskrankheit, muss nicht nur der Betroffene mittels Antibiotika, sondern auch sein Sexualpartner bzw. seine Partnerin behandelt werden.

Als weitere Therapiemöglichkeiten sind Physiotherapien sowie auch Kälteanwendungen möglich. Die Krankengymnastik hat den Vorteil, dass die Beweglichkeit der Gelenke erhalten bleibt und somit ein etwaiger Bänderschaden vorgebeugt werden kann. Eine Kältetherapie sorgt für die Linderung der Schmerzen und ist gleichzeitig entzündungshemmend.

Liegt eine schwer Ausprägung der reaktiven Arthritis vor, sodass mehrere Gelenke gleichzeitig betroffen sind, kann der Mediziner auch Glukokortikoide (Kortison) verabreichen. Das Kortison soll dazu beitragen, dass - auf Grund der Entzündungen - keine Gelenksveränderungen eintreten, welche im weiteren Krankheitsverlauf mitunter auch bleibende Schäden sowie Einschränkungen der Beweglichkeit bedeuten könnten.


Vorbeugung

Die reaktive Arthritis kann vorgebeugt werden, indem man unter anderem begünstigende Faktoren meidet, welche eine bakterielle Infektion der Harnwege oder des Darms auslösen können. Vor allem sollte die notwendige Hygiene im Vordergrund stehen; der Verzicht auf rohes Fleisch, rohe Eier oder ungewaschenes Obst ist empfehlenswert. Um etwaige Geschlechtskrankheiten vorzubeugen, ist die Verwendung eines Kondoms sinnvoll. Vor allem dann, wenn ständig wechselnde Sexualpartner möglich sind bzw. kein fester Sexualpartner gegeben ist.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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