Kältetherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Kältetherapie oder Kryotherapie ist ein Verfahren, bei dem sehr niedrige Temperaturen eingesetzt werden, die auf den Körper bei verschiedenen Erkrankungen und Beschwerden einen positiven Effekt erzielen. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig: Bei der Kältebehandlung werden zum Beispiel Entzündungen, Ödeme und Schwellungen behandelt. Die Kälte wirkt entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Kältetherapie?

Der Begriff Kryotherapie fasst verschiedene Behandlungen zusammen, die alle dadurch wirken, dass gezielte Kälte angewendet wird. Bei der Kältetherapie, also dem Wärmeentzug, wird dem Körper lokal thermische Energie entzogen. Die Kältetherapie umfasst einen großen Temperaturbereich. Es wird zwischen einer kurzzeitigen und längerfristigen Kältetherapie unterschieden, wobei die Zeitdauer je nach Methode variiert.

Kurzzeitige Kälteanwendungen lösen vorwiegend Gefäßreaktionen aus, während bei der längerfristigen Kältetherapie ein anhaltendes Abkühlen der Gewebe erfolgt. Dies ist verbunden mit einer Reduktion der Durchblutung und des lokalem Stoffwechsels. Die Kältetherapie kann die vielfältigen Behandlungen unterstützen. Die Steigerung der Durchblutung und die Linderung der Schmerzen sind im Allgemeinen die Wirkungen, die mit der Kältetherapie erreicht werden sollen, beispielsweise bei entzündlichen Gelenken. Jede Behandlung, bei der die Temperatur unter 0°C liegt, wird als Kältetherapie bezeichnet.

Anwendungsgebiete

Typische Anwendungsgebiete der Kältetherapie:

  • Chronische Rückenschmerzen

Es gibt viele Anwendungsgebiete, in denen die Kältetherapie eingesetzt wird. Damit können beispielsweise unerwünschte oder krankhafte Hautpartien entfernt werden, zum Beispiel Pigmentflecken, Warzen, Narben, Blutschwämmchen und Hauttumore.

Auch im Bereich der Schmerzlinderung erfreut sich die Kältetherapie einer großen Beliebtheit, zum Beispiel bei chronischen Rückenschmerzen. Verletzungen, Prellungen, Rheumabeschwerden wie eine primär chronische Polyarthritis und Morbus Bechterew und weichteilrheumatische Erkrankungen wie eine Fibromyalgie sind weitere Einsatzgebiete der Kältetherapie.

Die Kryotherapie wird auch zur Behandlung von erkrankten inneren Organen eingesetzt, beispielsweise der Prostata, Lunge und Leber.

Bei einer Ganzkörperbehandlung wird mit dem Einsatz spezieller Kältekammern auf den gesamten Organismus ein kurzzeitiger Frostreiz ausgeübt, der beispielsweise bei der Beseitigung von chronischen Schmerzen und anderen Beschwerden unterstützend wirkt.

Folgende Möglichkeiten bietet die Kältetherapie: Warzen, Pigmentflecken, Muttermale, Hauttumore etc. mit der Vereisungstherapie entfernen, Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen, entzündliche oder degenerative Erkrankungen der Gelenke und Wirbelsäule, Muskelschmerzen, Rheumabeschwerden, weichteilrheumatische Erkrankungen, Schmerzen nach Operationen und Verletzungen, beispielsweise beim Sport.

Welche Methoden und Verfahren gibt es?

Es gibt verschiedene Arten der Kältetherapie: Dies sind die lokale Therapie und die Ganzkörpertherapie sowie die kurzfristige Kältetherapie und die Langzeitanwendung. Die verschiedenen Therapieformen unterscheiden sich dabei in bestimmten Merkmalen und in der Wirkung. Die Kurzzeitanwendung dauert 10 bis 15 Minuten. Hierbei kommt es zu einer lokalen Verminderung der Durchblutung. Nach dem Entzug der Kälte wird die Durchblutung wieder angeregt, gestärkt und das Gewebe in der Folge erwärmt.

Die Langzeitanwendung dauert ein bis zwei Stunden, wobei sie zur deutlichen Verringerung der Körpertemperatur und Durchblutung sowie zum Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz führt. Sehr gern kommt die Anwendung bei Entzündungen zum Einsatz. So unterschiedlich die Methoden der Kältetherapie sind, so unterschiedlich sind ebenso die Temperaturen, die Anwendungsorte und -dauer. Die Kältetherapie wird beispielsweise in unterschiedlichen Formen durchgeführt:

  • Tiefgekühlte Gelbeutel
  • Eis-Kompressen
  • Kalte Hydrotherapie
  • Kältemanschetten und -bandagen
  • Thermoelektrische Kühlung
  • Kältekammer, Kaltgas und Kaltluftströmung

Was muss der Patient beachten?

Wird hinsichtlich der Kältetherapie eine langfristige lokale Anwendung durchgeführt, beispielsweise durch eine Packung, ist auf eine trockene Zwischenlage zu achten, damit die Haut nicht direkt berührt wird. Der übrige Körper muss zudem warm gehalten werden, zum Beispiel mit einer Wolldecke, da sonst die Gefahr einer Unterkühlung und Erkältung besteht. Die Behandlung in einer Kältekammer erfordert eine Vorbereitung: Der Betroffene wird im Gesicht sowie an den Füßen und Händen frostsicher bekleidet.

Zur Gewöhnung an die Minusgrade erfolgt zunächst einmal der Besuch einer Kältekammer, die geringfügig wärmer ist. Diabetiker oder andere Personen mit einem gestörten Temperaturempfinden sollten die Kältetherapie nur unter einer ärztlichen Aufsicht durchführen, um Erfrierungen zu vermeiden. Bei der Entfernung von Hautgewebe ist es im Anschluss erforderlich, das Pflaster sowie bei größeren Hautpartien den Verband mit einer antiseptischen Salbe regelmäßig zu wechseln.

Durchführung - Wie läuft die Untersuchung ab?

Hautpartien entfernen

Beim Entfernen von Hautpartien wird die betroffene Stelle für wenige Sekunden vereist, sodass sich das Gewebe zersetzt, zerfällt und während des Heilungsprozesses durch gesundes Gewebe ersetzt wird. Der Eingriff dauert oftmals nur wenige Minuten und der Heilungsprozess meist bis zu sechs Wochen. Im Gegensatz zum chirurgischen Einschnitt bleiben bei einer Vereisung meist keine oder lediglich minimal sichtbare Narben zurück.

Zudem muss die kurze Behandlung, je nach Hautareal, oftmals nur ein Mal durchgeführt werden, während bei anderen Verfahren zur Entfernung von Hautunebenheiten teilweise fünf bis zehn Sitzungen erforderlich sind. Die Vereisung ist ambulant möglich und kann ohne Betäubung durchgeführt werden. Hierbei gibt es zwei verschiedene Verfahren: Die häufigste Variante ist die geschlossene Kältetherapie, bei der die Vereisung mittels spezieller Kältesonde erreicht wird. Dann gibt es noch die offene Kryotherapie. Hierbei wird flüssiger Stickstoff in das Gewebe eingebracht, was für den Vereisungseffekt sorgt. Das krankhafte oder überschüssige Hautgewebe stirbt bei beiden Varianten ab.

Behandlung von Rückenschmerzen

Bei chronischen Rückenschmerzen beispielsweise werden die Hüllen der Nervenfasern mittels Kältesonde vereist, um die Schmerzen zu lindern. Diese Behandlung muss aufgrund der Regeneration der Hüllen der Nervenfasern jedoch in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Die Behandlung gilt als ein minimal invasives Vorgehen. Im Anschluss ist weder eine Schonung noch eine Krankschreibung notwendig.

Kälteschock in der Eiskammer (Ganzkörper-Behandlung)

Bei der Kältetherapie in der Kältekammer hält sich der Patient sehr kurz in einer Kältekammer auf, in der eine Temperatur von etwa -110 Grad Celsius herrscht. Dieser Temperatursturz löst auf den gesamten Körper einen Reiz aus. Damit können verschiedene Beschwerden oftmals innerhalb weniger Sekunden gelindert werden, beispielsweise eine schmerzhafte Entzündung der Sehnen und Gelenke, eine Arthrose, Arthritis, Rheuma sowie schmerzhafte Degenerationen der Wirbelsäule.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten für die Kältetherapie werden von den Krankenkassen übernommen, wenn die Indikation sowie eine ärztliche Verordnung vorliegen.


Risiken, Komplikationen und Nebenwirkungen

Die Kältetherapie kann gute Erfolge bringen, aber auch Nebenwirkungen haben. Dazu gehören beispielsweise:

  • Kälteallergien

Eine Kältetherapie empfiehlt sich nicht bei Patienten mit akuten Infektionserkrankungen, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Reizblase und Harnwegsinfektion, Ischiasbeschwerden, entzündlichem Rheuma, Vergrößerung der Schilddrüse, erhöhtem Augeninnendruck, Menstruationsbeschwerden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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