Noma (Wasserkrebs)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Noma (Wasserkrebs) ist eine Infektionskrankheit, die in den westlichen Industrienationen praktisch nicht auftritt, sondern ausschließlich in Entwicklungsländern. In diesen von Armut und mangelnder Hygiene geprägten Ländern gilt Noma allerdings als verheerende Krankheit, die insbesondere Kinder befällt und zu schweren Entstellungen im Gesicht führen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Noma (Wasserkrebs)?

Noma, auch bekannt unter den Begriffen Wangenbrand oder Wasserkrebs, wird durch bestimmte Bakterien hervorgerufen. Im Verlaufe der Infektion bilden sich Geschwüre an der Schleimhaut der Wangen, die sich auf das ganze Gesicht der Infizierten ausbreiten können.

Wird nicht rechtzeitig therapiert, können auch tieferliegende Gewebeschichten, also Weichteile und sogar Knochen, durch die Infektion zerstört werden. Das Wort Noma kommt aus der griechischen Sprache von Nomein und bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie zerfressen oder weiden. Durch die gewebezersetzende Wirkung der Infektionskrankheit entstand der deutsche Begriff Wangenbrand.

Ursachen

Vom Wasserkrebs sind in Afrika jedes Jahr mehr als 100000 Kinder im Alter von unter 6 Jahren betroffen. Noma befällt fast ausschließlich kleine Kinder, selten auch Erwachsene, dann meistens solche, mit einem geschwächten Immunsystem, also beispielsweise Schwangere. Der Erreger findet in schlechten hygienischen Verhältnissen gepaart mit Mangelernährung und geschwächtem Immunsystem bei Kindern in den Entwicklungsländern beste Bedingungen für seine Vermehrung und Ausbreitung.

Bei den Auslösern der Krankheit handelt es sich um sogenannte Fusobakterien und Spirochäten, sogenannte Saprophyten, die in der Mundschleimhaut siedeln und bei gesunden Personen nicht gefährlich werden können. Nur bei geschwächtem Immunsystem und mangelnder Hygiene können diese fakultativ pathogenen Keime die Wasserbranderkrankung bei Kindern verursachen.

Das Immunsystem von mehrfach erkrankten Kindern in Entwicklungsländern ist bereits oft geschwächt durch andere Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Aids oder Masern. Erst wenn dadurch die körpereigenen Abwehrkräfte signifikant reduziert sind, werden die sonst harmlosen Saprophyten zu gefährlichen Krankheitserregern. Alle an Noma erkrankten Kinder befinden sich also typischerweise in einem sehr schlechten Allgemein- und Ernährungszustand.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome von Noma (Wasserkrebs):

  • Riechstörungen

Symptome des Wasserkrebses treten typischerweise im Bereich von Gesicht und Mund auf. Anfangs entsteht eine nur winzige Wunde in der Wangenschleimhaut, aus diesem Gewebedefekt entsteht dann ein Geschwür, welches sich von der Wange über die Lippen und schließlich über das ganze Gesicht ausbreiten kann. Der Wangenbrand zerfrisst durch geschwürartigen Zerfall regelrecht die gesamte Gesichtspartie, was von schweren Krankheitssymptomen begleitet ist.

Ein beginnender Wasserkrebs verursacht einen unangenehmen, fauligen Mundgeruch, Foetor ex ore, im weiteren Verlauf leiden die betroffenen Kinder unter starken Schmerzen und hohem Fieber. Es kann nicht mehr richtig gegessen und getrunken werden, denn die Nahrungsaufnahme ist durch eine sogenannte Kiefersperre eingeschränkt. Die Kiefersperre ist Ausdruck einer geschwürartigen Vernarbung. Auch sensorische Fähigkeiten wie Hören, Sehen oder Riechen können bei schweren Verläufen beeinträchtigt sein. Neben den körperlichen Symptomen verursacht Noma auch schweres seelisches Leid durch die Entstellung des Gesichtes und die damit meist verbundene soziale Ausgrenzung.

Diagnose

Die sichtbaren Anzeichen der Infektion und die Begleitumstände wie Mangelernährung, Armut oder unzureichende Hygiene führen schnell zur Verdachtsdiagnose Wangenbrand, insbesondere bei ausgedehnten Befunden. Die Diagnose muss jedoch in jedem Fall labordiagnostisch erhärtet werden. Zu diesem Zweck werden die Erreger aus einer Gewebeprobe eines infizierten Areals auf einem geeigneten Nährboden angezüchtet und anschließend mikrobiologisch als Fusobakterien identifiziert. Gelingt der Erregernachweis, so gilt die Diagnose Wangenkrebs als erhärtet.

Behandlung und Therapie

Da es sich beim Wangenbrand um eine bakterielle Infektionskrankheit handelt, werden zu deren Bekämpfung Antibiotika eingesetzt, welche allerdings in vielen Entwicklungsländern nicht oder in nicht ausreichender Dosis zur Verfügung stehen. Bei Noma ist ein frühzeitiger Behandlungsbeginn besonders wichtig und effizient, denn nur so kann eine weitere Ausbreitung mit schweren, irreversiblen Gewebeschädigungen vermieden werden.

Außerdem stoppt eine frühzeitige Therapie auch die Gefahr von Rückfällen, die sehr fulminant verlaufen können. Jede adäquate Therapie führt auch rasch dazu, dass sich die quälenden Symptome schnell zurückbilden und die Infizierten eine ganz neue Lebensqualität verspüren. In der Frühphase der Erkrankung mit nur leichten, fast nicht sichtbaren Läsionen der Wangenschleimhaut ist der Einsatz von Antibiotika nicht unbedingt erforderlich.

Bereits eine vitaminreiche Aufbaukost und antiseptische Mundspülungen können ausreichen, dass die Krankheit dann noch ganz ausheilt. Bei fortgeschrittenen Krankheitsverläufen mit Geschwürbildung ist der Einsatz von Breitbandantibiotika allerdings unumgänglich, um die Infektion unter Kontrolle zu bringen. Hat sich abgestorbenes Gewebe bereits abgelöst, so besteht die einzige wirksame Methode zur Wiederherstellung defekter Gesichtspartien in einer Operation.

Bei dieser sogenannten plastischen Rekonstruktion können auch schwer deformierte und geschwürartig zerfallene Gesichtspartien in einem aufwendigen Eingriff in Vollnarkose wiederhergestellt werden. Leider kann diese Hilfe in den meisten Entwicklungsländern den Betroffenen nicht zur Verfügung gestellt werden.


Vorbeugung

Gegen Noma kann durch medizinische Versorgung und das Schaffen von ausreichender Hygiene sicher vorgebeugt werden. Die Lebensumstände der Kinder in den Entwicklungsländern werden so nachhaltig verbessert. Die Bekämpfung von Unterernährung stärkt das Immunsystem und sauberes Trinkwasser verbessert die Hygiene. Eine medizinische Versorgung nach westlichem Standard bekämpft Infektionskrankheiten wie Scharlach, Typhus oder Masern rechtzeitig, andere Krankheiten können durch Impfen vermieden werden.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Thomas, C. et al.: Atlas der Infektionskrankheiten. Schattauer Verlag, Stuttgart 2010
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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