Vollnarkose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. Februar 2020
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Vollnarkose (Allgemeinanästhesie) ermöglicht es dem Arzt, Operationen vorzunehmen, ohne dass der betroffene Patient währenddessen bewusst wahrnimmt, was geschieht oder dabei Schmerzen empfindet. Die Vollnarkose galt aufgrund der Nebenwirkungen lange Zeit als gefährlich. Heutzutage sind die Risiken deutlich geringer, denn dank der modernsten Technik und der neuesten Medikamente treten Nebenwirkungen nur noch in Ausnahmefällen auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Vollnarkose?

Die Vollnarkose (Allgemeinanästhesie) setzt das Bewusstsein und das Schmerzempfinden des Patienten außer Kraft. Dies ermöglicht einen medizinischen Eingriff schmerzfrei und ohne Abwehrreaktion des Körpers durchzuführen.

Der Patient wird bei einer Vollnarkose mittels Anästhetikum in eine Art kontrollierten Tiefschlaf bzw. ein künstliches Koma versetzt. Die Medikamente, die hierfür gegeben werden, schalten das Bewusstsein ab. Relaxantien sorgen dafür, dass die Muskeln entspannen. Um im gesamten Körper eine Schmerzfreiheit zu garantieren, werden oftmals auch Analgetika (starke Schmerzmittel) verabreicht. Dies erfolgt häufig intravenös, das heißt, mit der Hilfe eines Infusionsschlauches. Doch auch über die Atemluft ist es möglich. Der Patient schläft in weniger als nur einer Minute ein. Die Tiefe der Narkose und die Vitalfunktionen werden während des gesamten Eingriffs vom behandelnden Anästhesiearzt kontrolliert.

Anwendungsgebiete

Die Vollnarkose kommt bei verschiedenen Operationen zum Einsatz, beispielsweise im Bauchraum. Hier befinden sich viele Nerven und Nervenbündel, sodass eine Teilnarkose nicht sämtliche Schmerzreize unterdrücken könnte.

Die Vollnarkose kann in einigen Fällen auch auf Wunsch des Patienten durchgeführt werden, wenn er das bewusste Erleben der Operation als belastend oder unangenehm empfindet.

Auch schmerzlose Zahnbehandlungen sind durch eine sanfte Vollnarkose möglich. Der Hauptgrund für diese Anwendung ist, dass der Besuch eines Zahnarztes für viele Menschen mit einer emotionalen Belastung und einem großen Stress einhergeht. Die Vollnarkose macht es möglich, wichtige Untersuchungen und Behandlungen vornehmen zu können.

Welche Methoden und Verfahren gibt es?

Inhalationsnarkose

Bei der reinen Inhalationsnarkose werden dem Patienten die Narkosegase über eine Gesichtsmaske zugeführt. Diese Narkose ist gut steuerbar, denn das Gas wird nach der Beendigung der Zufuhr rasch wieder abgeatmet und es wird nur noch ein Rest über die Leber und Nieren ausgeschieden.

Narkose durch Medikamente

Die Medikamente gelangen bei dieser Narkoseart über einen Perfusor kontinuierlich in eine Vene. Diese Narkose wird in erster Linie für kurze Eingriffe angewendet. Sie kann gut gesteuert werden. Die Aufwachphase ist kurz. Nach der Operation setzt allerdings der Schmerz schnell ein.

Balancierte Narkose

Die reine Inhalationsnarkose wird selten durchgeführt. Meist kommt eine Kombination aus Narkotika und Inhalationsnarkotika zum Einsatz. Zur Einleitung der Narkose wird gewöhnlich ein Hypnotikum (Schlaf erzeugendes Medikament) gespritzt. Um die Narkose aufrecht zu erhalten, wird mit der Beatmungsluft das Narkosegas zugeführt.

Was muss der Patient beachten?

Zur Vorbereitung auf die Vollnarkose darf sechs Stunden vorher nichts mehr gegessen werden. Auf das Trinken von trüben Flüssigkeiten wie Saft oder Milch muss in diesem Zeitraum ebenfalls verzichtet werden. Tee, Wasser oder andere klare Getränke sind bis zu zwei Stunden vor dem geplanten Eingriff erlaubt. Zudem darf am Tag der Narkose nicht mehr geraucht werden. Ob Medikamente noch eingenommen werden dürfen, sollte im Vorfeld mit dem behandelnden Anästhesisten abgeklärt werden. In einigen Fällen sind zusätzliche Untersuchungen erforderlich, beispielsweise ein Elektrokardiogramm (EKG), Lungenfunktionstest oder Laboruntersuchungen.

Der Patient bleibt auch bei der ambulanten Vollnarkose danach noch einige Zeit lang unter Beobachtung, bis er fit genug für den Heimweg ist. Am Tag des Eingriffs darf der Betroffene nicht selbst Auto fahren. Er kann noch mehrere Stunden nach dem Erwachen aus der Vollnarkose erschöpft und schläfrig sein. Es empfiehlt sich, von einer erwachsenen Person betreut zu werden. Es sollte 24 Stunden lang kein Alkohol getrunken werden. Auch vom Rauchen wird abgeraten.

Ablauf und Durchführung

Im Vorfeld der Vollnarkose erfolgt die Patientenaufklärung. Der Patient erfährt, wie lange die Vollnarkose anhält, wie der geplante Eingriff abläuft und mit welchen Risiken und Nebenwirkungen gerechnet werden muss. Der Patient unterschreibt dafür, dass er einverstanden ist und aufgeklärt wurde. Der Patient muss am Tag des Eingriffs nüchtern sein. Er bekommt einen venösen Zugang, über welchen entsprechende Infusionen laufen. Zunächst einmal bekommt der noch wache Patient vor die Nase eine Maske gehalten, durch die Sauerstoff eingeatmet wird. Das Blut wird dadurch aufgesättigt. Anschließend wird ein Medikament gespritzt, was den Patienten einschlafen lässt.

Mit der Vollnarkose wird das Bewusstsein des Patienten ausgeschaltet, die Schmerzempfindungen werden heruntergesetzt und die Muskeln sind entspannt. Damit ist es möglich, entsprechende operative Eingriffe durchzuführen. Zudem wird der Patient per Monitor überwacht, sodass Puls, Blutdruck, Herzfrequenzen und Sauerstoffsättigung permanent kontrolliert werden. Somit wird für einen reibungslosen und sicheren Ablauf der Narkose gesorgt. Die Narkosemenge wird kurz vor dem Ende der Operation reduziert. Der Patient wird aus dem Operationssaal heraus geschoben. Er kommt in einen Aufwachraum. Hier wird er noch einige Zeit lang überwacht. Ist er von den Allgemeinfunktionen her stabil, ist die Vollnarkose beendet.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Vollnarkose gehört zu den Leistungspflichten, die von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen wird. Die Voraussetzung hierfür ist, dass der Arzt den Eingriff als notwendig ansieht und keine andere Art der Schmerzausschaltung möglich ist.

Ob die Narkose medizinisch indiziert ist und die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden, muss daher vorher abgeklärt werden. Erstattet werden die Kosten bei Kindern sowie Patienten mit einer mangelnden Kooperationsfähigkeit, zum Beispiel bei einer geistigen Behinderung oder einer schweren Dyskinesie.


Risiken, Gefahren und Komplikationen

Die Vollnarkose wird von vielen Menschen als gefährlich eingestuft, doch sie ist dank der neuesten Medikamente und der technischen Hilfsmittel zum Überwachen des Patienten mittlerweile sehr sicher. Nur in extremen Fällen kommt es zu lebensbedrohlichen Situationen. Das individuelle Risiko ist auch vom allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten abhängig. Zu den möglichen Komplikationen zählen beispielsweise Herz-Kreislaufprobleme, eine Schädigung der Zähne oder des Schleimhautgewebes und allergische Reaktionen auf die verabreichten Medikamente. Weitere mögliche Komplikationen sind im Anschluss Übelkeit, Erbrechen und Heiserkeit.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 20. Februar 2020

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