Nierenbeckenentzündung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer Nierenbeckenentzündung liegt eine Infektion des Nierenbeckens und manchmal auch des Nierengewebes vor. Die Erkrankung kann einen akuten oder chronischen Verlauf nehmen. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer. Ohne rechtzeitige Behandlung kann eine Nierenbeckenentzündung bis hin zum Nierenversagen führen.
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Was ist eine Nierenbeckenentzündung?
Eine akute Nierenbeckenentzündung entwickelt sich häufig aus einer Blasenentzündung. Über einen oder auch beide Harnleiter wandern Erreger von der Blase hinauf in das Nierenbecken. Meist handelt es sich dabei um Bakterien. Von der Infektion ist das Bindegewebe der Nieren betroffen.
Eine akute Nierenbeckenentzündung verursacht in der Regel ein schweres Krankheitsgefühl. Wird die Erkrankung nicht behandelt kann es zu einer Abszess- oder Narbenbildung in den Nieren kommen und aus der akuten Nierenbeckenentzündung kann sich eine chronische Nierenbeckenentzündung entwickeln.
Dabei kann sich die Infektion auf weitere Organe ausweiten und es kommt zu schweren Nierenschädigungen. Im schlimmsten Fall kann ein vollständiges Nierenversagen durch eine chronische Nierenbeckenentzündung entstehen.
Ursachen
Harnabflussstörungen entstehen häufig durch Blasenentzündungen oder auch Harnsteine. In seltenen Fällen können die Erreger auch durch die Blutbahn in das Gewebe des Nierenbeckens eindringen. Meist sind Bakterien für die Entzündung verantwortlich.
Der häufigste Erreger ist Escherichia coli, ein Darm-Bakterium. Aber auch Staphylokokken, Enterokkoken und andere Erreger, sowie in einigen Fällen zusätzlich auch noch Pilze können eine Nierenbeckenentzündung auslösen.
Wann zum Arzt?
Bei einem allgemeinen Unwohlsein, einem Krankheitsgefühl, einer erhöhten Körpertemperatur oder einer Mattigkeit sollte ein Arztbesuch erfolgen. Bei einer Nierenbeckenentzündung haben die Beschwerden einen zunehmenden Charakter und sollten so früh wie möglich ärztlich untersucht werden. Schmerzen im Unterleib geben grundsätzlich Anlass zu Besorgnis. Halten die Schmerzen an oder nehmen sie an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Die Einnahme eines schmerzstillenden Medikaments ist nur in Rücksprache mit einem Mediziner zu empfehlen. Andernfalls drohen Risiken und Nebenwirkungen, die zu einer zusätzlichen Verschlechterung der Gesundheit führen.
Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Abgeschlagenheit sind weitere Anzeichen, die auf eine gesundheitliche Störung hindeuten. Kommt es zu Beschwerden beim Wasserlassen oder Blut im Urin, sollte ein Arzt konsultiert werden. Schüttelfrost, starke Schweißabsonderungen, Appetitlosigkeit und Erbrechen sind ebenfalls ärztlich abklären zu lassen. Der Betroffene benötigt eine medizinische Versorgung, damit eine Linderung der Beschwerden eintreten kann. Unregelmäßigkeiten des Herz-Rhythmus, Bluthochdruck und eine ungewollte Abnahme des Gewichts sind als Hinweise einer Erkrankung zu deuten.
Beeinträchtigungen der Magen-Darm-Tätigkeit und eine Abnahme der geistigen sowie körperlichen Leistungsfähigkeit sollten einem Arzt vorgestellt werden. Bei einem Harndrang, der sich unmittelbar nach einem Toilettengang erneut einstellt, ist ein Arztbesuch nötig, damit für den Betroffenen ein individueller Behandlungsplan erstellt wird.
Symptome und Verlauf
Eine akute Nierenbeckenentzündung ruft plötzlich ein schweres Krankheitsgefühl hervor. Die Betroffenen haben hohes Fieber und Schüttelfrost. Sie klagen über Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit. Die Pulsfrequenz ist erhöht und in der seitlichen Bauregion können Schmerzen auftreten. Außerdem kann es zu häufigem Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen kommen.
In manchen Fällen kann eine akute Nierenbeckenentzündung auch untypische Symptome hervorrufen und schleppend beginnen. Die Betroffen verspüren Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und leichte Übelkeit. Bei einer akuten Nierenbeckenentzündung ist die Nierenfunktion nicht beeinträchtigt.
Bei richtiger Behandlung nimmt eine akute Nierenbeckenentzündung einen unkomplizierten Verlauf. Eine chronische Nierenbeckenentzündung verläuft stattdessen für einen langen Zeitraum ohne Symptome. Jedoch wird bei einer chronischen Nierenbeckenentzündung nach einer gewissen Zeit die Nierenfunktion beeinträchtigt. Dabei kann es bis zum Nierenversagen kommen.
Treten dennoch Beschwerden auf, treten diese schubweise auf und sind untypisch. So können Abgeschlagenheit, Rückenschmerzen, Gewichtsabnahme oder Magen-Darm-Probleme auf eine chronische Nierenbeckenentzündung hinweisen. Meist ist eine ständige ärztlich Kontrolle im Verlauf der Krankheit notwendig, da eine chronische Nierenbeckenentzündung häufig nicht vollständig ausheilt.
Diagnose
Der Arzt befragt den Patienten im Gespräch nach seinen Beschwerden sowie nach möglichen Vorerkrankungen. Während der sich anschließenden körperlichen Untersuchung prüft er, inwieweit die Nieren auf Drücken und Klopfen reagieren. Liegt eine Nierenbeckenentzündung vor, verursacht das Beklopfen der Seiten beim Patienten Schmerzen.
Der körperlichen Untersuchung schließen sich Untersuchungen von Blut und Urin an. Ist die Anzahl weißer Blutkörperchen erhöht, besteht eine beschleunigte Blutsenkungsgeschwindigkeit oder liegen hohe CRP-Werte im Blut vor, sind das weitere Hinweise auf eine Nierenbeckenentzündung.
Besonders wichtig für die Diagnose ist der Urinbefund. Mithilfe eines Teststreifens lässt sich ermitteln, ob im Urin eine erhöhte Anzahl von Bakterien vorhanden und auch hier die Zahl der Leukozyten erhöht ist. Die Urinuntersuchung im Labor und eine Kultur geben dem Arzt Informationen über den Krankheitserreger.
Zudem lassen sich mithilfe einer Ultraschalluntersuchung die Nieren bildlich darstellen. Auch mögliche Anzeichen auf eine Stauung von Harn in den Harnwegen sind auf diese Weise feststellbar. Liegt eine chronische Nierenbeckenentzündung vor, ist die Niere verformt, was bei der Ultraschalluntersuchung sichtbar ist. Die verformte Niere hat Narben und keine regelmäßige Oberfläche.
Zur Feststellung von weiteren Begleiterscheinungen der Nierenbeckenentzündung können Röntgenuntersuchungen der Harnwege, eine Computertomografie und eine Blasenspiegelung sinnvoll sein. Wobei diese Untersuchungen erst nach Abklingen der Entzündung erfolgen.
Um die Ausbreitung des Tumors genauer festzustellen, nutzen die Mediziner bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie und MRT.
Behandlung und Therapie
Die Behandlung einer akuten Nierenbeckenentzündung erfolgt in der Regel durch die Gabe von Antibiotika. Meist wird zunächst ein Breitbandantibiotikum verabreicht, da unter Umständen verschiedene Erreger die Entzündung verursachen können. Der Arzt wird zusätzlich eine Urinkultur anlegen, um so den genauen Erreger zu bestimmen.
Nach Abschluss der medikamentösen Behandlung wird normalerweise zu Kontrollzwecken eine weitere Urinkultur angelegt. Bei einer chronischen Nierenbeckenentzündung wird jeder infektiöse Schub mit Antibiotika behandelt. Oftmals ist dazu auch ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik notwendig.
In seltenen Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig, bei dem die befallene Niere teilweise oder ganz entfernt werden muss. Da die Nierenfunktion eingeschränkt ist, muss eine chronische Nierenbeckenentzündung umfassend behandelt werden.
Vorbeugung
Um einer Nierenbeckenentzündung vorzubeugen, sollte auf eine regelmäßige und reichliche Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Bei Menschen, die im Jahr mehrfach an Harnwegsinfekten leiden, ist es ratsam eine Langzeitprophylaxe mit Antibiotika durchzuführen. Besteht bereits eine akute Nierenbeckenentzündung ist es wichtig, dass diese vollständig ausheilt, da sonst die Gefahr besteht, dass die akute Entzündung in eine chronische Nierenbeckenentzündung übergeht.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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