Milcheiweißallergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die meist genetisch bedingte Milcheiweißallergie (Kuhmilcheiweiß) ist von der Laktoseintoleranz abzugrenzen. Die Laktose-Unverträglichkeit geht auf den (oft altersbedingt zunehmenden) Mangel an einem Enzym zurück, welches Milchzucker verarbeiten hilft. Die Milcheiweißallergie ist eine echte Lebensmittel-Allergie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Milcheiweißallergie?

Eine Milcheiweißallergie ist häufig genetisch bedingt. Blähungen und Übelkeit sind typische Symptome.

Eine Milcheiweißallergie wird definiert als eine Nahrungsmittelallergie auf Kasein oder zwei Molkeneiweiße. Fachleute sprechen von einer Kuhmilchallergie, einer Kuhmilch-Eiweißallergie oder KMPA. Mediziner unterscheiden die Molkeneiweißallergie von der Kaseinallergie.

In vielen Fällen ist eine Allergie auf beide Kuhmilch-Bestandteile festzustellen. Ob die davon Betroffenen auf Kuhmilchprodukte verzichten müssen oder bestimmte Kuhmilchprodukte genießen können, ist verschieden. Obwohl die Milcheiweißallergie im Vergleich zur Laktoseintoleranz seltener vorkommt, zählt sie zu den acht häufigsten Lebensmittelallergien.

Ursachen

Die Ursache einer Kuhmilchallergie ist häufig genetisch bedingt. Begleitende Ursachen sind ein unausgereiftes Immun- und Verdauungssystem sowie fehlende Enzyme zur Verarbeitung tierischer Eiweiße. Die Milcheiweißallergie ist in ihrer Entstehung noch nicht vollständig erklärt. Sie betrifft bis zu zwei Prozent der Neugeborenen und Kleinkinder. Fachleute vermuten noch weitere Einflussfaktoren.

Betroffene Säuglinge und Kleinkinder haben häufig Eltern, die ebenfalls kein Milcheiweiß vertragen. Das Immunsystem von Kleinkindern ist noch nicht voll ausgebildet. Die Darmschleimhaut ist durchlässig, die notwendigen Verdauungsenzyme noch nicht vollständig vorhanden. Das weitgehend im Darmtrakt angesiedelte Immunsystem kann den kleinen Körper nicht vor den allergieauslösenden Bestandteilen der Kuhmilch schützen.

Je früher ein Baby mit Kuhmilch in Kontakt kommt, desto gefährdeter ist es, darauf allergisch zu werden. Häufig verschwindet die Milcheiweißallergie im Schulalter wieder. Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen ist das der Fall. Erwachsene sind eher selten von der Kuhmilchallergie betroffen. In den meisten Fällen bieten sich Ziegen- oder Schafmilch als Alternative an. Gelegentlich vertragen die Betroffenen auch die Milch von anderen Tieren nicht. Problematisch ist bei einer Kuhmilchallergie eine erhöhte Allergieneigung auf weitere Eiweiße.

Wann zum Arzt?

Bei Verdacht auf eine Allergie sollte zunächst ein Arzt aufgesucht werden, um die Vermutung zu bestätigen und die Diagnose zu sichern. Damit wird ausgeschlossen, dass sich hinter den Symptomen, die auf die Allergie hinweisen, etwas anderes verbirgt.

Bei einer Milcheiweißallergie treten Beschwerden vor allem nach dem Verzehr von Milchprodukten auf. Schmerzen im Bauch oder Magen, die stärker sind oder häufiger vorkommen, sollten medizinisch abgeklärt werden. Gelegentlich kommt es durch die Allergie zu einem Schock. Dann muss umgehend ein Notarzt gerufen werden.

Auch Stimmungsschwankungen und Depressionen können Hinweise auf eine Milcheiweißallergie sein. Diese Symptome bringt man zunächst nicht vorrangig damit in Verbindung. Treten sie auf, ist in jedem Fall ärztlicher Rat empfehlenswert.

Handelt es sich tatsächlich um eine Milcheiweißallergie, wird sie nicht von alleine wieder weggehen, sondern bedarf einer entsprechenden Behandlung oder Diät. Durch eine eindeutige Diagnose und fachgerechte Absprache mit dem Arzt können die Beschwerden deutlich gelindert werden.

Oft hilft bereits eine Ernährungsanpassung. Lebensmittel, welche schwer oder gar nicht vertragen werden, sind bestmöglich zu vermeiden. Auch hier ist die Absprache mit dem Arzt nötig, damit es nicht zu Fehlernährung oder Mangelerscheinungen kommt. Darüber hinaus werden Medikamente verordnet, welche die Beschwerden lindern, vor allem dann, wenn die Vermeidung von Allergenen schwierig ist.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Milcheiweißallergie:

  • Hautbeschwerden

Als klassische Symptome können bei Vorliegen einer Milcheiweißallergie Beschwerden des Magen-Darm-Traktes auftreten. Typisch sind Blähungen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Koliken oder Durchfall. Hautbeschwerden wie chronisches Hautjucken, Beschwerden im Mund-Rachenraum oder eine Neigung zu Ekzemen können bei einer Kuhmilchallergie ebenfalls auftreten.

In manchen Fällen manifestieren sich durch Kuhmilch schwerwiegende Atemwegsbeschwerden wie Asthma oder Kreislaufprobleme. Der dramatischste Symptomfall bei einer schweren Milcheiweißallergie ist ein anaphylaktischer Schock. Die Symptome einer Kuhmilchallergie können bereits durch den Genuss winzigen Mengen Kuhmilch eintreten. Problematisch ist, dass die typischen Symptome einer Milcheiweißallergie sich gelegentlich zeitversetzt einstellen. In diesem Fall ist es schwieriger, den Allergieauslöser dingfest zu machen.

Diagnose

Die Diagnose einer Milcheiweißallergie erfolgt durch den Facharzt. Zunächst werden die vorliegenden Beschwerden im Gespräch mit den Kindeseltern abgeklärt. Die Anamnese ergibt Hinweise auf elterliche Vorbelastungen. Möglich sind anschließend das Führen eines Ernährungstagebuches und eine Eliminationsdiät. Zur Diagnostik gehören außerdem Blutuntersuchungen. Eine Allergie auf Bestandteile der Kuhmilch kann typische IgE-Antikörper nach sich ziehen.

Der Radio-Allergo-Sorbent-Test (RAST-Test) erlaubt, das Blutserum eines Betroffenen mit Milcheiweiß zu vermischen und Rückschlüsse aus der Reaktion beider zu ziehen. Auch der Prick-Test kann Aufschluss über eine Kuhmilchallergie geben. Auch hier sind die IgE-Werte aussagefähig. Ist eine Person auf Kuhmilch allergisch, zeigt sie meist entsprechende Hautreaktionen. Sind Bluttests mangels Antikörpern nicht aussagefähig, wird eine orale Provokation versucht. Provokationstests werden erst nach dem Abklingen sonstiger Symptome vorgenommen.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung einer Milcheiweißallergie besteht in einer konsequenten Meidung aller Kuhmilchprodukte für das betroffene Kind. Dies gilt vor allem für die frühkindliche Ernährung nach dem Abstillen. Damit stellt die Mutter sicher, dass keine Spätschäden im Darmsystem und keine Folgeerkrankungen wie Asthma entstehen. Gelegentlich muss die Kindsmutter eine Eliminationsdiät einhalten, um keine Kuhmilch-Allergene im Körper zu haben.

Als Alternative kann der Umstieg auf andere Milcharten aus tierischen Quellen versucht werden. Stuten-, Schaf- oder Ziegenmilch haben ein geringeres allergenes Potenzial. Sind diese Tiermilcharten für das allergische Kind unverträglich, bleiben als Alternative Reismilch, Sojamilch, Mandelmilch, Dinkel- oder Hafermilch. Es handelt sich hierbei um pflanzliche Milchersatzgetränke. Diese dürfen daher nicht mit dem Beiwort "Milch" verkauft werden. Bei verifizierter Milcheiweißallergie muss der Betroffene eine Diät einhalten.

Vor allem der Kalziumbedarf ist sicherzustellen. Über Nahrungsergänzung können gegebenenfalls Vitamine zugeführt werden. Da die Meidung allergieauslösender Proteine hilfreich ist, muss Kuhmilch bis zum Verschwinden der Milcheiweißallergie in sämtlichen Zubereitungsformen aus dem Speiseplan gestrichen werden.


Vorbeugung

Als beste Vorbeugung gegen eine Kuhmilchallergie gilt das frühkindliche Stillen. Zum einen hilft die Muttermilch, das kindliche Immunsystem aufzubauen. Zum anderen meidet eine stillende Mutter einen allzu frühen Kontakt mit dem potenziellen Kuhmilch-Allergen. Vielfach ist ein langes Stillen aber nicht möglich.

Um die frühkindliche Ernährung möglichst allergenfrei zu halten, sollten Mütter vorbeugend auf sämtliche Kuhmilchprodukte in der kindlichen Ernährung verzichten. Dieser Rat ist insbesondere für Kleinkinder wichtig, deren Mutter oder Geschwister bereits von einer Milcheiweißallergie betroffen waren.

Je später ein Kleinkind mit Kuhmilchprodukten in Kontakt kommt, desto weniger allergiegefährdet ist es. Bei den allergiebetroffenen Kindern entsteht bis zum sechsten Lebensjahr eine größere Toleranz gegen das Kuhmilch-Allergen. Die Darmschleimhaut ist in diesem Alter bereits weniger durchlässig. Das kindliche Immunsystem ist weitgehend ausgebildet. Die Verdauungsenzyme können in fortgeschrittenem Alter immer besser mit allergieverdächtigen Substanzen umgehen. Ob eine orale Immuntherapie zu einer erfolgreichen Desensibilisierung führt, ist angesichts bekannter Nebenwirkungen noch umstritten.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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