Provokationstest

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. Dezember 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Provokationstest dient dazu, gezielt physische Reaktionen auf bestimmte Reize oder Reizstoffe hervorzurufen. Die Untersuchungsmethode gehört zu den Allergietests. Provokationstests können aber auch außerhalb von Allergietests zum Einsatz gelangen, um eine physische Reaktion zu Diagnosezwecken zu erbringen, wie zum Beispiel bei einer Sensibilitätsprüfung im Rahmen einer zahnmedizinischen Untersuchung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Provokationstest?

Inhalativer Provokationstest zur Untersuchung allergischer Atemwegserkrankungen.

Unter einem Provokationstest wird eine medizinische Untersuchung verstanden, in deren Rahmen bestimmte Allergien festgestellt werden sollen. Zu diesem Zweck gibt der untersuchende Arzt eine Substanz, die unter dem Verdacht steht, allergische Reaktionen zu verursachen, direkt auf eine Körperstelle, an der häufig Beschwerden auftreten. Kommt es durch den Test zu allergischen Symptomen, ist mit ziemlicher Sicherheit der Beweis für eine Allergie gegen den aufgetragenen Stoff erbracht.

Warum ist ein Provokationstest sinnvoll?

Zum Einsatz gelangt ein Provokationstest meist dann, wenn sich mit den herkömmlichen Untersuchungsmethoden eine Allergie weder einwandfrei diagnostizieren noch ausschließen lässt. Zu diesem Zweck wird das verdächtige Allergen, das für das Auslösen der allergischen Reaktionen ursächlich sein soll, unmittelbar auf Haut oder Schleimhaut wie die Bindehaut der Augen oder die Nasenschleimhaut aufgebracht.

Außerdem besteht die Möglichkeit, die verdächtige Substanz zu inhalieren, um die Schleimhaut der Bronchien zu provozieren. Neben einem bestimmten Allergen kann es sich dabei um Carbachol oder Histamin handeln. Infolgedessen reagiert der Patient durch eine Verengung der Bronchien, was sich besonders beim Ausatmen bemerkbar macht. Dieser Vorgang ist anschließend durch eine Messung der Lungenfunktion nachweisbar.

Besteht Verdacht auf eine Allergie gegen Medikamente oder Lebensmittel, nimmt der Patient das Allergen oral ein, um auf diese Weise eine Provokation des Magen-Darm-Trakts auszulösen. Hochspezialisierte Zentren führen in manchen Fällen auch einen Provokationstest im Rahmen einer Darmspiegelung durch.

Wird in der Zahnmedizin ein Provokationstest vorgenommen, ist von einer Sensibilitäts- oder Vitalitätsprüfung die Rede. Bei diesem Verfahren kontrolliert der Zahnarzt die Empfindlichkeit des Zahns auf äußere Reize. So lässt sich dadurch feststellen, ob der Zahn noch vital oder schon abgestorben ist.

Weitere medizinische Kälteprovokationstests sind der akrale Kälteprovokationstest bei Durchblutungsstörungen an Händen und Füßen, der Kaltwasser-Provokationstest im Falle eines vibrationsbedingten vasospastischen Syndroms, ein dermaler Kälteprovokationstest bei einer Kälteurtikaria (Nesselsucht) sowie ein inhalativer Kälteprovokationstest bei Asthma bronchiale oder bei Untersuchungen der Tauchmedizin.

Liegt ein Hustenleiden vor, kann auch ein Lungen-Provokationstest erfolgen. Bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI), einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, erfolgt zu diagnostischen Zwecken häufig ein Triglycerid-Provokationstest.

Als sinnvoll wird ein Provokationstest eingestuft, wenn zur Behandlung einer Allergie eine spezifische Immuntherapie (SIT), auch Hyposensibilisierung genannt, geplant ist. Dabei dient der Test zur zuverlässigen Ermittlung des auslösenden Allergens.

Des Weiteren ist es mit einem Provokationstest möglich, eine Unterscheidung zwischen einer echten und einer Pseudoallergie, bei der es sich um eine Überempfindlichkeit handelt, ohne dass eine echte Allergie besteht, vorzunehmen.

Anwendungsgebiete

Welche Provokations-Verfahren gibt es?

Provokationstest ist nicht gleich Provokationstest. So gilt es, zwischen unterschiedlichen Verfahren zu unterscheiden. Sie dienen zur Differenzierung zwischen verschiedenen Allergieformen wie einer Atemwegsallergie gegen Pollen, Schimmelpilze, Tierhaare oder Milben, einer Arzneimittelallergie sowie einer Nahrungsmittelallergie. Zu den gängigen Verfahren zählen der nasale Provokationstest, der konjunktivale Provokationstest, der inhalative Provokationstest, die Provokationstestung mit Medikamenten und die Insektenstichprovokation.

Nasaler Provokationstest

Der nasale Provokationstest wird vorgenommen, wenn Verdacht auf Heuschnupfen (allergische Rhinitis) besteht. Um typische Symptome wie Fließschnupfen, Niesreiz oder das Anschwellen der Nasenschleimhaut auszulösen, findet der Test direkt auf der Nasenschleimhaut statt.

Konjunktivaler Provokationstest

Von einem konjunktivalen Provokationstest ist die Rede, wenn der Test unmittelbar am unteren Bindehautsack des Auges erfolgt. Er gelangt zur Anwendung bei Verdacht auf eine allergische Entzündung der Bindehaut (allergische Konjunktivitis). Als charakteristische Reaktionen zeigen sich nach etwa zehn Minuten gerötete Augen und Juckreiz.

Inhalativer Provokationstest

Ein weiteres Provokationstestverfahren stellt der inhalative Provokationstest dar. Bei dieser Methode ermittelt der Arzt die Atemwegsreaktion auf Inhalationsallergene, die über die Luft in den Körper gelangen. Zur Anwendung kommt das Verfahren bei allergischem Asthma. Die Allergologie greift zumeist auf die Ganzkörper-Plethysmographie oder die Spirometrie zurück.

Nahrungsmittelprovokation

Ebenfalls zu den Provokationsmethoden gehört die Nahrungsmittelprovokation, in deren Rahmen der Patient wiederholt bestimmte Lebensmittel zu sich nimmt, um herauszufinden, auf welche Speisen er allergisch reagiert. Wird das entsprechende Nahrungsmittel gefunden, kann der Patient es in Zukunft meiden und dadurch seine Beschwerden bessern. Allerdings verlaufen Nahrungsmittelprovokationen recht aufwendig und sollten mit einem Placebo (Scheinpräparat) durchgeführt werden.

Als sinnvoll gilt zudem ein doppelblindes Verfahren. Das bedeutet, dass weder der Patient noch das Personal Kenntnis darüber haben, ob das Placebo oder das Nahrungsmittel verzehrt wird. Durch dieses Vorgehen lassen sich subjektive Einflüsse weitgehend vermeiden. Zumeist wird der Test mit geringen Portionen begonnen, die sich im weiteren Verlauf steigern. Nicht selten kommen Nahrungsmittelprovokationen im Rahmen einer diagnostischen Diät zur Anwendung.

Arzneimittel Provokationstest

Besteht Verdacht, dass ein Patient allergisch auf ein bestimmtes Medikament reagiert, findet eine Provokationstestung mit Arzneimitteln statt. Labor- und Hauttest helfen in solchen Fällen oft nicht weiter, sodass zur Sicherung der Diagnose ein Provokationstest vorgenommen werden muss. Darüber hinaus ist es wichtig, ein Ausweichmedikament für den Patienten zu finden, auf das dieser verträglich reagiert. Durchgeführt wird die Provokationstestung mit Arzneimitteln ähnlich wie beim Provokationstest mit Nahrungsmitteln. Allerdings ist ein sehr sorgfältiges Vorgehen notwendig, weil es zu gefährlichen Komplikationen kommen kann.

Insektenstich-Provokation

Als Sonderform des Provokationstests gilt die Insektenstich-Provokation. Bei dieser Methode erhält der Patient ein Gift, das von einem Insekt wie einer Wespe oder Biene abgesondert wird. Aufgrund des Risikos einer lebensgefährlichen allergischen Reaktion darf dieses Verfahren nur in einer Klinik mit vorbereitetem medizinischem Personal erfolgen. Die Methode dient als Test, um den Erfolg einer Hyposensibilisierung festzustellen.

Was muss der Patient beachten?

Bevor ein Provokationstest durchgeführt wird, muss der Patient bestimmte Arzneimittel, die gegen Allergien wirken, absetzen. Dies geschieht erst nach Absprache mit dem behandelnden Arzt. Kommt es im Vorfeld zu intensiven allergischen Reaktionen, ist es besser, auf den Provokationstest zu verzichten. Leidet der Patient aktuell unter den Auswirkungen einer Allergie, gilt dies ebenfalls als Kontraindikation.

Bei Kindern darf ein Provokationstest nur in speziellen Fällen durchgeführt werden. Dazu gehören der konjunktivale Provokationstest sowie die Nahrungsmittelprovokation. Im Falle einer Schwangerschaft empfiehlt sich der Verzicht auf einen Provokationstest.

Ablauf und Durchführung

An welcher Körperstelle der Provokationstest vorgenommen wird, richtet sich danach, um welchen Allergieverdacht es sich handelt. Bei einem nasalen Provokationstest schnäuzt der Patient zuerst seine Nase. Anschließend tropft oder sprüht der Arzt eine Kontrollflüssigkeit in ein Nasenloch. Etwas später gibt er dann die verdächtige Substanz auf die Nasenschleimhaut. Dabei wird der Provokationsstoff stark verdünnt. Das Auftragen des verdächtigen Stoffes ist auch mit einem Stieltupfer möglich. Die Kontrolle der Reaktion erfolgt etwa 15 Minuten später. Weist der Patient deutliche Symptome auf, findet das Ende des Provokationstests statt. Mehr als zwei Stoffe pro Tag lassen sich bei der nasalen Provokation nicht auftragen.

Handelt es sich um einen inhalativen Provokationstest, atmet der Patient zunächst eine vernebelte Trägerflüssigkeit ein. Im weiteren Verlauf fügt der Arzt das Allergen in geringer Dosis hinzu. Zeigen sich daraufhin deutliche Beschwerden, bedeutet dies das Ende des Tests. Mitunter kommt es aber auch erst nach einigen Stunden zu Spätreaktionen.

Im Rahmen des konjunktivalen Provokationstests wird nach einer Augenuntersuchung die Testlösung mit dem verdächtigen Allergen in den Bindehautsack des Auges geträufelt. Zum Ende des Tests findet eine Augenspülung statt.

Bei der Nahrungsmittelprovokation schluckt der Patient etwas Brei mit dem eventuellen Allergen herunter und trinkt anschließend Wasser. Nach 30 bis 60 Minuten steigert der Arzt die Allergenmenge. Dieser Vorgang findet solange statt, bis es zu Beschwerden kommt oder die vorgeschriebene Höchstmenge erreicht wird.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten für Allergietests wie den Provokationstest werden in der Regel von den Krankenkassen getragen. Allerdings muss dazu ein konkreter Verdacht des Arztes vorliegen. Im Zweifelsfall ist es sinnvoll, sich im Vorfeld bei seiner Krankenkasse zu informieren.


Risiken, Gefahren und Nebenwirkungen

Durch einen Provokationstest besteht die Gefahr von Komplikationen, die erhebliche Ausmaße annehmen können. So droht im schlimmsten Fall ein lebensgefährlicher anaphylaktischer Schock. Außerdem sind Atembeschwerden, Kreislaufprobleme und Bewusstseinsverlust möglich.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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