Knochenmarktransplantation & Blutstammzelltransplantation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Periphere Blutstammzell- und Knochenmarktransplantation dienen der Übertragung von Blutstammzellen von einer Person zu einer anderen, zum Beispiel im Rahmen einer Leukämiebehandlung. Periphere Blutstammzellen stammen aus dem Blut eines Spenders, während die Stammzellen aus dem Knochenmark in der Regel zum sogenannten roten Knochenmark gehören.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Stammzellen aus dem Knochenmark werden gespendet, damit diese sich dann im Empfängerkörper zu gesunden Blutzellen bilden.

Sowohl die periphere Blutstammzelltransplantation als auch die Knochenmarktransplantation liefern dem Empfänger der Spende Blutstammzellen, die in der Lage sind verschiedene Blutzellen zu bilden. Dazu gehören Blutplättchen, weiße und rote Blutkörperchen. Das Ziel ist bei beiden Transplantationsformen gleich. Grundsätzlich kann es sich bei Spender und Empfänger sowohl um dieselbe Person handeln als auch um zwei unterschiedliche Menschen. Eine erfolgreiche Transplantation kann im besten Fall eine vollständige Heilung des Empfängers ermöglichen, doch der erneute Ausbruch der Krebserkrankung bleibt denkbar: An Leukämie erkranken etwa 20 % der Knochenmarktransplantation-Empfänger erneut.

Anwendungsgebiete

Typische Anwendungsgebiete der Knochenmarktransplantation & Blutstammzelltransplantation:

  • Lymphom
  • Tumorerkrankungen

Eines der bedeutendsten Anwendungsgebiete der Blutstammzell- und Knochenmarktransplantation ist die Behandlung von Krebserkrankungen. Menschen, die an Lymphomen oder Leukämie erkrankt sind, bilden in ihrem Körper geschädigte Blutzellen, was zur Entwicklung von typischen Symptomen wie Blutarmut und unspezifischen Beschwerden führt, wie sie für zahlreiche Tumorkrankheiten charakteristisch sind. Um die Blutproduktion im Körper wieder möglich zu machen, ohne dass es dabei zu Störungen oder Komplikationen kommt, müssen neue Blutstammzellen in den Organismus des Erkrankten gelangen.

Der Körper selbst ist jedoch nicht in der Lage, neue Blutstammzellen zu bilden – deshalb sind Betroffene auf Spenden von Freiwilligen angewiesen. Da die Blutstammzellen eines Menschen, der unter Leukämie leidet, vom der Krebserkrankung befallen sind, zerstören Behandlungsformen wie die Chemotherapie und die Strahlentherapie diese Zellen, um die Krankheit zu kontrollieren. Diese zerstörten Zellen verlangen anschließend einen Ersatz.

Welche Methoden und Verfahren gibt es?

Die Transplantationsverfahren lassen sich nicht nur nach der Art der Stammzell-Gewinnung in periphere Blutstammzell- und Knochenmarktransplantation unterscheiden, sondern auch in allogene und autologe Stammzelltransplantation. Die Medizin spricht von einer autologen Blutstammzelltransfusion, wenn Spender und Empfänger ein und dieselbe Person sind. In diesem Fall entnimmt ein Arzt dem Betreffenden Stammzellen, bevor die Strahlen- und/oder die Chemotherapie sein Knochenmark zerstört. Anschließend erhält der Erkrankte seine eigenen Stammzellen als Bluttransfusion zurück. Im Gegensatz dazu dient bei der allogenen Transplantation eine andere Person als Quelle für die Blutstammzellen. Welches Verfahren am besten geeignet ist und überhaupt in Frage kommt, hängt vom Einzelfall ab.

Was muss der Patient beachten?

Der Knochenmarkspender erhält vor Entnahme der Stammzellen in der Regel eine lokale Betäubung und möglicherweise auch ein Beruhigungsmittel, um das Vorgehen zu erleichtern. Nach erfolgter Spende sollte der Betreffende deshalb in der Regel keine Fahrzeuge oder Maschinen führen und auch darüber hinaus die allgemeinen Beschränkungen durch die Medikation einhalten. Darüber hinaus gelten für den Spender die allgemeinen Risiken einer Knochenmark- bzw. Blutentnahme.

Der Empfänger erhält in der Regel bestimmte Medikamente, die absichtlich das Immunsystem einschränken. Diese Immunsuppressiva sollen verhindern, dass die adulten Immunzellen, die in der Bluttransfusion ebenfalls enthalten sind, den Körper des Empfängers angreifen. Infolgedessen erfährt der Empfänger jedoch auch ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten und ähnliche Komplikationen und muss oft mindestens für die Dauer der Behandlung besondere Vorsicht walten lassen und unter anderem typische Infektionsherde sowie Erkrankte nach Möglichkeit meiden; besondere Sorgfalt bei der Hygiene ist ebenfalls von Vorteil. Unter Umständen müssen Betroffene weitere Einschränkungen beachten. Auch die vorangehende Chemo- und Strahlentherapie kann zur Schwächung des Immunsystems beitragen. Patienten müssen die verschriebenen Medikamente dringend einnehmen, um das Risiko für die Transplantat-gegen-Wirt-Krankheit zu senken.

Durchführung - Wie läuft die Transplantation ab?

Für den Spender besteht ein deutlicher Unterschied im Ablauf der Transplantation, je nachdem um welches Verfahren es sich handelt. Bei der peripheren Blutstammzelltransplantation gewinnen Behandler die Blutstammzellen aus einer Blutspende, wobei Mediziner zuvor die Stammzellen des Spenders dazu anregen müssen, aus dem Knochenmark ins Blut zu wandern. Dies erreichen sie mithilfe eines geeigneten Medikaments, das einen Botenstoff darstellt.

Der Spender erhält es als Spritze und infolgedessen gehen Blutstammzellen aus dem Knochenmark ins Blut über, bis etwa eine Woche nach Medikationsbeginn die Stammzellen durch Entnahme des Blutes zur Verfügung stehen. Dem Spender verbleiben dabei ausreichend eigene Blutstammzellen, sodass das Verfahren seine Gesundheit nicht beeinträchtigt. Der Empfänger erhält die Blutstammzellen als Transfusion in die Vene. In der Transfusionslösung befinden sich keine isolierten Stammzellen, sondern auch adulte Zellen des Immunsystems. Im Körper des Empfängers wandern die Stammzellen wieder an den Ort, an dem sie sich natürlicherweise befinden: ins Knochenmark. Bei erfolgreicher Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation übernehmen die neu angesiedelten Zellen nun wieder die Aufgabe, Blutzellen zu bilden.

Die Knochenmarktransplantation verläuft ähnlich wie die periphere Blutstammzelltransplantation; allerdings entnimmt ein Arzt die Stammzellen in diesem Fall nicht aus dem Blut des Spenders, sondern direkt aus dem Knochenmark. Der Einstich erfolgt in der Regel am Becken, wo eine Hohlnadel die Stammzellen aus dem Knocheninnern ansaugt. Eine dritte Möglichkeit, die jedoch weniger verbreitet ist, bildet die Nabelschnurbluttransfusion, bei der die Stammzellen aus dem Blut der Nabelschnur stammen.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Krankenkasse kann unter bestimmten Umständen die Kosten für eine periphere Blutstammzelltransplantation oder die Knochenmarktransplantation übernehmen. Neben dem Vorliegen einer entsprechenden Erkrankung wie Leukämie sind in einigen Fällen jedoch weitere Voraussetzungen erforderlich. Eventuell ist die Transplantation nicht für jede Form von Blutkrebs geeignet. Möglicherweise genehmigt die Krankenkasse die Kostenübernahme auch erst, wenn eine vorhergehende Behandlung mit Chemo- und Strahlentherapie nicht erfolgreich war. Patienten können sich an ihren Arzt und ihre Krankenkasse wenden, um eine mögliche Transplantation und die Kostenübernahme für ihren individuellen Fall zu besprechen.


Risiken, Komplikationen und Nebenwirkungen

Vor der Blutstammzelltransplantation oder der Knochenmarktransplantation stellt der behandelnde Arzt sicher, dass Spender und Empfänger miteinander kompatibel sind. Trotz dieser Umsicht ist es jedoch möglich, dass eine abwehrende Immunreaktion eintritt. Die Medizin spricht beispielsweise von der Transplantat-gegen-den-Wirt-Krankheit, wenn die in der Bluttransfusion enthaltenen Immunzellen die Zellen des Empfängers angreifen. Verschiedene Organsysteme, darunter Leber, Haut und Darm, können darunter leiden. Andere potenzielle Komplikationen schließen Wachstumsstörungen bei Kindern, Malignome, Infektionen und eine eingeschränkte Funktion der Keimdrüsen ein. Die erforderliche Einnahme von Immunsuppresiva trägt maßgeblich zum erhöhten Infektionsrisiko bei.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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