Hirnatrophie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Hirnatrophie, die umgangssprachlich oft als „Gehirnschwund“ bezeichnet wird, nimmt die Anzahl der Nervenzellen im Gehirn zunehmend ab. Sie ist wichtiges Symptom einer Vielzahl von neuronalen Erkrankungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hirnatrophie?

Eine Hirnatrophie macht sich durch eine Abnahme der Nervenzellenanzahl im Gehirn bemerkbar. Eine fehlende kognitive Leistung ist ein typisches Symptom.

Von einer Hirnatrophie wird immer dann gesprochen, wenn der Rückgang von Masse und Volumen des Gehirns durch Absterben der Nervenzellen das für das jeweilige Alter normale Maß übersteigt. Eine fortschreitende Abnahme der Hirnsubstanz ist ab dem 20. Lebensjahr nicht ungewöhnlich.

Ab diesem Alter kommt es zu einem Verlust von zwischen 50.000 und 100.000 Nervenzellen pro Tag. Sobald dieser Bereich überschritten wird, gilt dies als krankhafte Hirnatrophie. Eine Hirnatrophie kann entweder sämtliche Bereiche des Gehirns betreffen (generalisiert) oder nur bestimmte Bereiche (fokal).

Ursachen

Wenn eine Hirnatrophie vorliegt, kommen viele Ursachen in Frage. Hierbei wird unterschieden, ob die Hirnatrophie plötzlich oder voranschreitend auftritt. Für ein schnelles Auftreten ist in den meisten Fällen ein schwerer Schlaganfall verantwortlich, bei dem betroffene Hirnareale absterben. Auch unfallbedingte Schädel-Hirn-Traumata zählen zu den häufigsten Ursachen. Eine sich schleichend steigernde Hirnatrophie kann im höheren Alter meistens auf Demenzerkrankungen wie zum Beispiel die Alzheimer-Krankheit zurückgeführt werden.

Des Weiteren sind vergleichsweise häufig auftretende Erkrankungen wie Multiple Sklerose, bestimmte Formen der Epilepsie und sexuell übertragbare Krankheiten wie Syphilis oder AIDS Ursache. Ein weiterer potenzieller Auslöser einer Hirnatrophie kann zudem eine Mangelernährung sein, wie sie bei Magersucht und anderen Essstörungen auftritt. Außerdem besteht ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Hirnatrophie und Alkoholismus, Drogenmissbrauch und der Einnahme von Steroiden.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome bei fortgeschrittener Hirnatrophie:

Die Symptome einer Hirnatrophie sind vor allem von der zu Grunde liegenden Erkrankung und der betroffenen Hirnregion abhängig und können vielfältig ausfallen. In den meisten Fällen lässt sich ein deutliches Nachlassen der kognitiven Leistungsfähigkeit beobachten. Hierdurch wird das Gedächtnis, die Lernfähigkeit, soziale Kompetenzen sowie die Orientierungs- und Planungsfähigkeit negativ beeinträchtigt.

Bei bereits fortgeschrittener Hirnatrophie kann es zusätzlich zu Krampfanfällen kommen. Auch schwerwiegende psychische Symptome wie Stimmungsänderungen von Depression bis zu überschwänglicher Euphorie, Halluzinationen und Wahngedanken sind für dieses Krankheitsbild nicht ungewöhnlich.

In besonders kritisch verlaufenden Fällen kommt es zum Verlust der Sprachfähigkeit oder der Einschränkung bestimmter Sinne. Ist eine Hirnatrophie zu einem bestimmten Grad fortgeschritten, kann sie im schlimmsten Fall tödlich enden.

Diagnose

Betroffene einer Hirnatrophie suchen meist auf Anregung durch nahestehende Personen, welche die krankhaften Veränderungen als erstes bemerken, ärztliche Hilfe auf. Besonders auffällig sind hierbei rapide Veränderungen der Persönlichkeit und neuronale Ausfallerscheinungen.

Sobald der behandelnde Arzt das Vorhandensein einer Hirnatrophie in Betracht zieht, lässt er weitere diagnostische Maßnahmen folgen. Diese sind in der Regel moderne Bildgebungsverfahren wie die Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder die Positronen-Emissions-Tomographie (PET-Scan). Diese Verfahren ermöglichen es dem Arzt nicht nur das bloße Bestehen einer Hirnatrophie zu erkennen, sondern auch die betroffenen Hirnareale einzugrenzen, den Grad der Schädigung zu erkennen und teilweise auch eine Prognose über den weiteren Verlauf der Erkrankung zu geben, welche die Hirnatrophie auslöst.

Komplikationen

Durch die Hirnatrophie leiden die Betroffenen an vielen verschiedenen Beschwerden. In den meisten Fällen kommt es dabei zu neurologischen Ausfällen und damit zu Einschränkungen in der Bewegung und im Alltag des Betroffenen. Nicht selten sind die Patienten daher auf die Hilfe anderer Menschen in ihrem Alltag angewiesen und können diesen nicht mehr alleine ohne weiteres meistern.

Ebenso werden die Leistungsfähigkeit und die Konzentration des Patienten durch die Hirnatrophie deutlich eingeschränkt. Es kommt zu Erscheinungen einer Demenz und auch zu Gedächtnisstörungen. Die Patienten leiden weiterhin auch an Sprachstörungen und an Krämpfen, die mit starken Schmerzen verbunden sein können. Eine Selbstheilung tritt in den meisten Fällen nicht auf und es kommt zu einer weiteren Reduktion der Gehirnzellen.

Auch Stimmungsschwankungen und Störungen der Persönlichkeit können durch die Hirnatrophie auftreten und die Lebensqualität des Betroffenen weiterhin verringern. Nicht selten sind auch die Angehörigen des Patienten von der Hirnatrophie betroffen und leiden an psychischen Beschwerden oder auch an Depressionen. Eine direkte Behandlung der Krankheit ist in den meisten Fällen nicht möglich. Die Symptome können zwar gelindert, allerdings nicht vollständig eingeschränkt werden. Ob es durch die Hirnatrophie zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten kommt, kann nicht universell vorausgesagt werden.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung einer Hirnatrophie ist in erster Linie von der ursächlichen Erkrankung abhängig. Die höchste Priorität liegt darauf, eine Verschlimmerung des Zustandes zu verhindern. Dies bedeutet, dass vor allem versucht wird, die auslösende Erkrankung zu bekämpfen oder so weit wie möglich einzudämmen.

Bei Infektionskrankheiten werden Antibiotika oder Virostatika verabreicht, während bei Alkohol- und Drogenmissbrauch schnellstmöglich ein Entzug durchgeführt wird. Wenn eine nicht vollständig heilbare Krankheit wie Alzheimer oder Epilepsie vorliegt, wird diese versucht symptomatisch zu therapieren.

Grundsätzlich sind durch Hirnatrophie entstandene Schäden bis auf wenige Ausnahmefälle irreversibel, sie können also nicht rückgängig gemacht werden. Das liegt daran, dass sich die Nervenzellen des Gehirns nicht regenerieren können. Dennoch können in vielen Fällen die Beschwerden medikamentös oder mit neurochirurgischen Interventionen so weit abgemildert werden, dass für den Betroffenen eine normale Alltagsbewältigung und angemessene Lebensqualität ermöglicht wird.

Die wenigen Fälle, in denen die strukturellen Schäden durch Hirnatrophie beseitigt werden konnten, beschränken sich ausschließlich auf Betroffene im Kindesalter. In dieser Lebensphase befindet sich das Gehirn im Aufbau und kann bei sofortiger und komplett erfolgreicher Behandlung der Ursache für Hirnatrophie wieder eine normale Werte für Masse und Volumen erlangen.


Vorbeugung

Auch wenn sich viele Krankheiten, die eine Hirnatrophie hervorrufen, nicht verhindern lassen, lässt sich das Risiko mit einem gesunden Lebensstil erheblich minimieren. Hierzu gehört insbesondere eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Vor allem Omega-3-Fettsäuren, die in besonders hohem Maß in Fisch enthalten sind, haben sich als nützlich zur Vorbeugung bei Demenzerkrankungen erwiesen. Wird mindestens einmal pro Woche Fisch gegessen, sinkt das Risiko eine solche Krankheit zu entwickeln um etwa 60 Prozent.

Auch körperliche Tätigkeiten tragen zu einem gesunden Immunsystem bei, das Hirnatrophie verursachende Infektionen besser bekämpft. Um die geistige Fitness zu erhöhen und somit die durch Hirnatrophie entstehenden kognitiven Einschränkungen zu reduzieren, bietet sich regelmäßiges Lesen und Gedächtnissport an.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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