Halluzinationen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Jemand sieht etwas oder hört Stimmen, obwohl überhaupt nichts da ist. Halluzinationen, bezeichnet die Fachwelt dieses für viele Betroffene als beängstigend erlebte Phänomen. Doch was genau versteht man unter Halluzinationen?
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Was sind Halluzinationen?
Halluzinationen sind Sinnestäuschungen. Etwas, was in der Realität überhaupt nicht vorhanden ist, will der Betroffene gehört oder gesehen haben. Neben akustischen Halluzinationen unterscheidet man noch optische Halluzinationen (angebliches Sehen von Bildern), taktile Halluzinationen (den Tastsinn betreffend) und gustatorische Halluzinationen (den Geschmack betreffend).
Dabei spielt es eine große Rolle, ob der Patient um seine Halluzinationen weiß oder nicht. Doch egal, um welche Art von Halluzinationen es sich handelt - stets existiert keine äußere Quelle des Reizes. Alles befindet sich in der alleinigen Wahrnehmung des Betroffenen.
Ursachen
Auch an Schizophrenie Erkrankte leiden häufig unter Sinnestäuschungen. Auffällig ist, dass speziell die akustischen und optischen Halluzinationen vorwiegend durch psychiatrische Erkrankungen ausgelöst werden. Jenen Halluzinationen, die sich auf Gerüche oder den Geschmack beziehen, liegen oftmals andere Ursachen zugrunde.
So können sie auf durch einen Tumor veränderte Gehirnstrukturen hinweisen oder einen epileptischen Anfall ankündigen. Natürlich können auch bei diesen Formen der Halluzinationen psychische Störungen die Grundlage dafür bilden. Auch der Entzug von Schlaf kann Halluzinationen auslösen.
Krankheiten
Typische Krankheiten mit Halluzinationen:
Wann zum Arzt?
Kommt es zu ungewöhnlichen Störungen der Wahrnehmung, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gibt es wiederholt Irritationen über Gesehenes und tatsächlich Vorhandenem, ist ein Arztbesuch notwendig. Fällt dem Betroffenen auf, dass er andere Dinge wie Personen oder Gegenstände sehen kann, die Menschen aus seinem Umfeld nicht erkennen können, empfiehlt es sich, einen Arzt zu konsultieren.
In vielen Fällen ist es dem Betroffenen nicht möglich, die Halluzinationen als solche zu erkennen. Es gehört zum Krankheitsbild, dass alles von ihm Wahrgenommene für ihn real ist. Daher ist es hilfreich, wenn Angehörige oder Bezugspersonen, sich bei einem Arzt ausreichend über mögliche Erkrankungen informieren und gemeinsam mit ihm notwendige Hilfeleistungen besprechen. Bei einem guten Vertrauensverhältnis zum Betroffenen kann dann eine gemeinsame Lösung erarbeitet werden.
Eine Untersuchung ist grundsätzlich notwendig, wenn der Betroffene aufgrund seiner Beschwerden zu einer Gefahr für sich selbst oder andere Menschen wird. In diesen Fällen kann ein Amtsarzt bestellt und eine Untersuchung von Amts wegen eingeleitet werden. Kommt es zu weiteren Symptomen und damit zu einer Ausbreitung der Beschwerden, ist eine ärztliche Hilfe notwendig. Nehmen die Halluzinationen in ihrem Auftreten zu, sollte schnellstmöglich ein Arztbesuch erfolgen. Sind die Halluzinationen stark ausgeprägt, kann der Alltag nicht mehr ohne Unterstützung bewältigt werden.
Symptome und Verlauf
Halluzinationen besitzen eindeutige Symptome. Der Betroffene sieht, hört, fühlt, riecht oder schmeckt Dinge, die in der Wirklichkeit überhaupt nicht vorhanden sind. Am häufigsten treten Halluzinationen auf, die das Hören von Stimmen betreffen. Nicht in jedem Falle werden diese Stimme als unangenehm empfunden. Insbesondere am Anfang scheinen die Stimmen weder Angst einflößend noch irritierend zu wirken. Manchmal sagen diese Stimmen jedoch unangenehme Dinge oder erteilen gar Befehle.
Für Außenstehende sind diese Symptome nur schwer zu erkennen. Häufig erleben sie den Patienten als unkonzentriert und abwesend. Der Verlauf bei Halluzinationen kann positiv sein, sofern die Ursachen als solche erfolgreich beseitigt werden können. Eher schlechte Heilungschancen bestehen, wenn keine therapierenden Ursachen zugrunde liegen.
Diagnose
Betroffene mit Halluzinationen müssen unbedingt zum Arzt, der die Diagnose stellen wird. Dies kann neben einem Allgemeinmediziner auch ein Psychologe oder Psychiater tun. Zuerst wird man sich nach der Vorgeschichte und der aktuellen Lebenssituation erkundigen. Außerdem werden Fragen gestellt zu körperlichen Beschwerden, etwaigen Vorerkrankungen (wie Migräne, psychischen Störungen) und zu Störungen, die die Bereiche Denken, Aufmerksamkeit und Bewusstsein umfassen.
Anhand der konkreten Schilderungen des Patienten wird der Mediziner herausfinden, ob tatsächlich eine Form von Halluzinationen vorliegt. Falls ja, erfolgt eine entsprechende Weiterbehandlung oder Überweisung. Unterstützt in seiner Beurteilung wird der Fachmann dabei von einem Fragekatalog, den jeder Betroffene ehrlich ausfüllen sollte.
Halluzinationen gehen nicht selten mit einem aggressiven oder gereizten Verhalten einher. Auch Selbstverletzungen und suizidale Gedanken sind keine Seltenheit bei an Halluzinationen erkrankten Personen. Schon aus den Gründen des Selbstschutzes ist es demnach sehr wichtig, dass rechtzeitig die richtige Diagnose gestellt wird.
Komplikationen
Bei Halluzinationen kommt es zu starken Verhaltensauffälligkeiten. Die Mitmenschen in der näheren Umgebung benötigen häufig zusätzlich zu dem Betroffenen eine ärztliche Unterstützung und Aufklärungsarbeit. Die Erkrankung hat immense Einflüsse auf das Leben der nahen Angehörigen. Daher muss ihnen ebenfalls eine Hilfe und Unterstützung angeboten werden.
Neben Halluzinationen können Verwirrtheitszustände auftreten. Raum, Zeit und Wissen um die eigene Person sind für den Erkrankten nicht mehr realistisch einzustufen. Sie entsprechen zudem meist nicht der Wirklichkeit. Es kann zu einer Gefahr für Leib und Leben des Betroffenen wie auch anderer Menschen kommen.
Die Halluzinationen lösen häufig bei allen Beteiligten Zustände der Angst aus. Unsicherheiten im Umgang und Überforderungen mit dem Erkrankten, können die Symptome verstärken. Durch die Halluzinationen ist es dem Betroffenen nicht mehr möglich, selbständig auf seine Gesundheit zu achten. Es kann zu Problemen bei der Medikamenteneinnahme kommen. Fehleinschätzungen im Alltag erhöhen die allgemeine Unfallgefahr. Der Körper wird nicht ausreichend gepflegt oder mit lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt.
Informationen über weitere Beschwerden können oftmals nicht richtig vermittelt werden, so dass weitere Erkrankungen unerkannt und unbehandelt bleiben. Die Zunahme der Halluzinationen kann innerhalb kurzer Zeit erfolgen. Ebenso können binnen weniger Stunden oder Minuten weitere Symptome auftreten, die den Gesundheitszustand deutlich verschlechtern.
Behandlung und Therapie
Die Behandlung von Halluzinationen orientiert sich stets an der Ursache. Sind Halluzinationen die Folge von Rauschmitteln, muss dieser Konsum unterbunden werden, notfalls durch eine Entziehungskur. Falls der Verdacht besteht, dass ein bestimmtes Medikament die Halluzinationen verursacht, muss das Arzneimittel identifiziert und abgesetzt werden. Eine Umstellung auf ein verträglicheres Medikament sollte niemals eigenhändig und immer unter Beobachtung eines Arztes erfolgen.
Während die Medikamente die Symptome abmildern sollen, kann der Betroffene innerhalb einer Psychotherapie lernen, mit seinen Halluzinationen besser umzugehen. Dies ist sinnvoll, um den inneren Druck, den sich viele Patienten aufbauen, ein wenig zu vermindern helfen. Bei sehr starken Fällen von Halluzinationen ist es erforderlich, den Patienten in einer Klinik zu behandeln.
Vorbeugung
Halluzinationen lassen sich nicht in jedem Falle verhindern. Dennoch ist es wichtig, bei physischen und psychischen Problemen rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen. Eine frühzeitige Therapie kann in vielen Fällen das Entstehen von Halluzinationen eindämmen. Ebenso hilft ein weitgehender Verzicht auf Rauschmittel und Medikamente, um Halluzinationen vorzubeugen.
Quellen
- Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
- Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
- Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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