Glutenunverträglichkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Glutenunverträglichkeit ist eine Krankheit, von der der Patient sein Leben lang betroffen ist. Verursacht wird sie durch eine Unverträglichkeit der in einigen Getreidesorten enthaltenen Klebeeiweiße. Aktuell wird die Glutenunverträglichkeit, die medizinisch als Zöliakie bezeichnet wird, mit einer glutenfreien Diät behandelt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Glutenunverträglichkeit?

Glutenunverträglichkeit bezeichnet eine chronische Erkrankung der Dünndarmschleimhaut, die durch eine Überempfindlichkeit gegen einige Bestandteile im Klebeeiweiß (Gluten) ausgelöst wird. Wird glutenhaltige Nahrung von Menschen mit Glutenunverträglichkeit aufgenommen, führt diese zu starken Entzündungsreaktionen im Dünndarm.

Die Entzündung geht mit einer starken Zerstörung der Darmepithelzellen einher, die für die Resorption der Nährstoffe wichtig sind. Die Glutenunverträglichkeit ist erblich bedingt und lässt sich noch nicht ursächlich behandeln.

Ursachen

Damit eine Glutenunverträglichkeit auftreten kann, muss eine genetische Veranlagung vorhanden sein. Diese liegt bei etwa 35 Prozent aller Menschen vor. Durch die spezielle genetische Veranlagung sind auf den Immunzellen bestimmte Proteinzellen vorhanden. Erst dadurch ist die Voraussetzung für die Entwicklung einer Glutenunverträglichkeit gegeben, die sich jedoch nicht manifestieren muss. Das Risiko steigt jedoch mit dem Vorhandensein um den Faktor 3.

Begünstig wird die Glutenunverträglichkeit zusätzlich durch Stress, starken Konsum alkoholhaltiger Getränke und Pilzinfektionen mit Candida albicans. Die Krankheit selbst führt im Dünndarm zu starken Entzündungen. Diese entstehen bei der Glutenunverträglichkeit durch den Verzehr glutenhaltiger Nahrung wie Weizen, Gerste, Hafer und Roggen. Die nicht bereits verdauten Bruchstücke der Gluten führen zu einer Immunreaktion im Dünndarm.

Die Aktivität der für die Immunreaktion verantwortlichen T-Zellen verstärkt sich noch, wenn die Glutenbruchstücke mit dem körpereigenen Enzym Gewebetransglutaminase (tTG) reagieren. Durch die Entzündung werden die Darmzotten, die wichtig für die Aufnahme von Nährstoffen sind, zerstört.

Wann zum Arzt?

Bei einer Gewichtsabnahme trotz normaler und unveränderter Nahrungsmittelzufuhr, sollte ein Arzt konsultiert werden. Schmerzen im Unterleib oder der Magengegend gelten als ungewöhnlich, wenn sie wiederholt auftreten. Halten sie unvermindert über mehrere Tage an, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Eine Schwächung der Muskulatur, Verdauungsstörungen, Durchfall, Verstopfung oder ein allgemeines Unwohlsein sollten medizinisch abgeklärt werden.

Ein Fettstuhl oder ungewohnt heller Stuhlgang sind Anzeichen für eine Unregelmäßigkeit, die untersucht werden muss. Ein aufgeblähter Bauch, Schwellungen in der Bauchregion oder ein Völlegefühl geben Anlass zur Besorgnis. Bei Kopfschmerzen, dunklen Augenringen, Antriebslosigkeit oder Gelenk- und Knochenschmerzen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bei einem Abfall des üblichen Leistungsniveaus, Schlafstörungen oder allgemeine Unzufriedenheit wird ein Arzt benötigt. Eine innere Unruhe, Nervosität oder gedrückte Stimmung sind untersuchen zu lassen, sobald sie über einen längeren Zeitraum anhalten.

Stellen sich Stimmungsschwankungen oder Verhaltensauffälligkeiten ein, sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden. Eine ärztliche Hilfe ist in Anspruch zu nehmen, wenn Störungen des Zyklus, der Fruchtbarkeit oder Verminderung der Libido auftreten. Entwickeln sich ungewöhnlich oft Aphten im Mund und an den Schleimhäuten, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Menschen, die häufig unter Infektionen leiden und diese ungewöhnlich lange anhalten, sollten über ihre Beobachtungen mit einem Arzt sprechen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Glutenunverträglichkeit:

Die Symptome sind bei der Glutenunverträglichkeit stark abhängig vom Alter und dem einzelnen Patienten. Der klassische Verlauf ist der im Kleinkindalter. Nach dem Verzehr von glutenhaltiger Nahrung kommt es zu Blähungen, Mangel an Appetit, Übelkeit, Erbrechen und einer starke Gewichtsabnahme sowie zu einem stark aufgeblähten Bauch. Besonders charakteristisch sind die chronischen Durchfälle mit übel riechenden, glänzenden und voluminösen Stuhlgängen.

Bei größeren Kindern und Erwachsenen sind die Symptome meist nicht so ausgeprägt und eindeutig, weswegen die Glutenunverträglichkeit oft lange nicht erkannt wird. Das kann zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen führen, deren Ursache in den durch die Entzündung zerstörten Darmzotten liegt. Darüber hinaus kann eine nicht behandelte Glutenunverträglichkeit zu Entwicklungsstörungen führen, das Risiko für Autoimmunkrankheiten wie Diabetes und entzündlichen Veränderungen der Schilddrüsen erhöhen.

Diagnose

Diagnostiziert werden kann die Glutenunverträglichkeit durch einen Antikörpertest. In den meisten Fällen wird im Serum nach Antikörpern (tTG-IgA) gesucht, die das Enzym Gewebetransglutaminase angreifen. Bei 90 Prozent der Patient mit einer aktiven Glutenunverträglichkeit, die glutenhaltige Lebensmittel verzehren, sind diese Antikörper vorhanden.

Zur Absicherung des Tests kann zusätzlich ein IgG-Nachweis sinnvoll sein, da etwa 10 Prozent der Erkrankten einen Mangel an Immunglobulin A (IgA) aufweisen. Ist der Test für die Antikörper positiv, muss das Ergebnis per ambulanter Endoskopie und Dünndarmbiopsie bestätigt werden. Die entnommene Gewebeprobe aus der Dünndarmschleimhaut wird auf die typischen Merkmale einer Glutenunverträglichkeit untersucht.

Die Darmzotten sind abgeflacht oder fehlen komplett und die Darmschleimhaut ist nicht gefaltet. Dazu kommen ausgeprägte Vertiefungen und Ansammlungen von Immunzellen in der Darmschleimhaut. Die risikoarme Endoskopie wird bei Kindern und Jugendlichen inzwischen vermieden, wenn der Antikörpertest entsprechend hohe Werte aufweist.

Komplikationen

Die Unverträglichkeit gegenüber Gluten wird durch verschiedene Lebensereignisse und Umwelteinflüsse begünstigt. Stress, Lebensveränderungen, emotionale Probleme oder weitere Erkrankungen können die Beschwerden intensivieren. Bei einem geschwächten Immunsystem steigt die Anfälligkeit und vorhandene Reaktionen des Körpers nehmen zu. Es kommt zu Durchfall, unerwünschten Blähungen und einem Völlegefühl im Unterleib. Die Scham steigt und ein sozialer Rückzug findet häufig statt.

In schweren Fällen wird die Teilnahme am öffentlichen Leben reduziert oder vollständig vermieden. Antriebslosigkeit, Apathie und Stimmungsschwankungen treten auf. Neben depressiven Zuständen können sich Angststörungen oder eine soziale Phobie entwickeln. Erbrechen und Schwindel sind ebenfalls zusätzliche Komplikationen, die durch die Glutenunverträglichkeit auftreten können.

Bei einer Nahrungsverweigerung oder Reduzierung der Lebensmittelzufuhr droht eine Unterversorgung des Organismus. Eine allgemeine Schwäche stellt sich ein und eine Gewichtsabnahme ist die Folge. Die Ausbildung einer Essstörung wird dadurch begünstigt. Durch den Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel kann ein neues Stresserleben entstehen. Das Unwohlsein steigt weiter an und zwischenmenschliche Konflikte drohen.

Die Umstellung der Nahrung hat Auswirkungen auf die Tätigkeit des Stoffwechselsystems. Bauchschmerzen oder Verstopfungen treten in der Phase der Veränderungen häufig auf. Kopfschmerzen und ein Spannungsgefühl im Körper sind ebenfalls mögliche Komplikationen, die durch die Umstellungsphase begünstigt sind. Bei einer Glutenunverträglichkeit kann es zu Hautveränderungen und Juckreiz kommen.

Behandlung und Therapie

Die Glutenunverträglichkeit ist nicht ursächlich therapierbar. Aber der Auslöser lässt sich, wenn auch mit einigem Aufwand, aus der eigenen Ernährung eliminieren. Die Therapie ist so simpel wie wirkungsvoll zugleich. Wer an Glutenunverträglichkeit leidet, muss sein Leben lang komplett auf Nahrungsmittel verzichten, die Gluten enthalten. Das führt in den meisten Fällen zu einer radikalen Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, da die Gluten in vielen ganz alltäglichen Lebensmitteln enthalten sind.

Der Erfolg rechtfertigt jedoch den Aufwand, da sich die Darmschleimhaut so schnell erholt und ihre Aufgabe wieder vollständig übernehmen kann. Damit sinken auch die Risiken für alle Folgeerkrankungen und mögliche Komplikationen. Wichtig ist hierbei, dass die Ernährung strikt eingehalten wird. Verzichten müssen Patienten mit Zöliakie auf alle Getreide, die das Klebeeiweiß Gluten enthalten. Das sind Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Hafer, Kamut, Emmer, Einkorn und Grünkorn. Auch tabu sind die Produkte, die diese Getreide enthalten. Dazu zählen Backwaren, Nudeln, Bier, Malzprodukte, diverse Süßigkeiten und Müsli.

Um das Leben von Menschen mit Glutenunverträglichkeit zu erleichtern, muss der Hersteller inzwischen angeben, ob sein Produkt Gluten enthält. Als Ersatz für glutenhaltige Nahrungsmittel kommen Buchweizen, Amarant, Quinoa, Hirse, Sesam, Nüsse, Reis, Mais, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Soja, Teff und Kastanie in Frage. Auch Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte enthalten normalerweise keinen Gluten.

Auf Milch und Milchprodukte sollte nach der Diagnose verzichtet werden, wenn die Verdauung von Milchzucker (Lactose) beeinträchtigt ist. Das ist häufig der Fall, wenn durch die Glutenunverträglichkeit die Dünndarmschleimhaut stark geschädigt wurde.


Vorbeugung

Eine Vorbeugung gegen eine Glutenunverträglichkeit ist nur durch eine entsprechende Ernährung und durch die Vermeidung von Faktoren, die die Glutenunverträglichkeit begünstigen, möglich. Dazu gilt es Stress zu vermeiden, wenig Alkohol zu trinken und sich glutenarm oder sogar glutenfrei zu ernähren. Da die Krankheit nicht ursächlich, sondern nur symptomatisch behandelt werden kann, sollten Menschen, in deren Familie die Glutenunverträglichkeit bereits aufgetreten ist, besonders auf ihre Ernährung achten.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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