Giardiasis (Lambliasis)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Giardiasis (Lambliasis) ist eine Infektionskrankheit im Dünndarm, welche durch Parasiten ausgelöst wird und in seltenen Fällen die Gallenwege und die Gallenblase befällt. Besonders gefährdet sind Menschen, denen nicht ausreichend sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Giardiasis (Lambliasis)?

Die Giardiasis wird durch Geißeltierchen hervorgerufen. Die Erkrankung kann neben Menschen ebenso auch andere Säugetiere betreffen.

Die Giardiasis (Lambliasis) ist eine Infektionskrankheit, die durch eine Besiedlung des Dünndarms durch Giardia lamblia ausgelöst wird. Die Parasiten können nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Haustieren (Katzen, Hunde) eine Infektion hervorrufen. Diese Infektionen bleiben häufig ohne erkennbare Symptome; in manchen Fällen kommt es vermehrt zu Erbrechen, Übelkeit oder Durchfällen.

Giardiasis ist weltweit verbreitet, allerdings ist die Erkrankung besonders in warmen Klimazonen und Ballungsgebieten festzustellen, in denen viele Menschen auf engem Raum zusammenleben.

Ursachen

Ursächlich für eine Giardiasis (Lambliasis) ist eine Dünndarminfektion mit dem Parasiten Giardia lamblia (veraltet: Lamblia intestinalis), häufig bekannt als Giardien. Dieser einzellige Parasit gehört zu den Darmflagellaten, was bedeutet, dass er sich durch Zellforsätze (Geißeln) selbstständig im Dünndarm fortbewegen kann. Der Parasit durchläuft zwei Entwicklungsstadien, in denen er entweder als Throphozoit oder als Zyste auftritt.

Der Throphozoit ist die aktive Form des Giardia lamblia; in diesem Stadium ist er birnenförmig und abgeflacht, aber nicht infektiös. Er bewegt sich durch vier Geißelpaare fort und heftet sich, nachdem er über den Mund und die Verdauungssysteme in den Dünndarm gelangt ist, mit einer Saugscheibe an die Dünndarmschleimhaut. Die Zyste ist die ovale Dauerform des Parasiten, in welcher die Geißeln verkürzt sind und eine Infektion möglich ist.

Die Übertragung der Zysten, welche eine Giardiasis auslösen, erfolgt häufig über verunreinigtes Trinkwasser/Nahrungsmittel; Schmierinfektionen durch Hautkontakt mit anderen Personen sind ebenfalls häufig verbreitet. Aus diesem Grund tritt die Giardiasis häufig in Regionen auf, in denen Menschen unter schlechten hygienischen Umständen auf engem Raum zusammenleben.

Wann zum Arzt?

In vielen Fällen muss bei der Giardiasis kein Arzt konsultiert werden. Dies liegt in erster Linie daran, dass die Symptome im Alltag häufig zu gering ausgeprägt sind. Kommt es jedoch wiederholt zu Durchfall, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei einigen Erkrankten hält der Durchfall über mehrere Wochen an. Ein Arztbesuch ist bereits nach einigen Tagen der Unregelmäßigkeit zu empfehlen. Treten Bauchschmerzen oder Krämpfe im Unterleib auf, wird ein Arzt benötigt. Bei Übelkeit und Erbrechen sollte ein Arzt ebenfalls die Beschwerden abklären. Verfärbungen des Stuhls oder erkennbares Blut im Kot gelten als besorgniserregend.

Ein Arztbesuch ist notwendig, damit eine medizinische Versorgung eingeleitet werden kann. Anhaltende Blähungen, ein Völlegefühl oder Wasseransammlungen an den verschiedensten Stellen am Körper sollten untersucht und behandelt werden. Kommt es zu einem ungewollten Verlust des Eigengewichts, einer Appetitlosigkeit oder stellen sich ungewöhnliche Mangelerscheinungen ein, ist ein Arzt zu konsultieren.

Bei einem allgemeinen Unwohlsein, Abgeschlagenheit, einer inneren Unruhe oder einem Krankheitsgefühl ist ein Arzt aufzusuchen. Treten Fieber, Kopfschmerzen, eine innere Trockenheit oder ein Abfall der Leistungsfähigkeit auf, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Darüber hinaus sollte ein Arztbesuch erfolgen, sobald die Beschwerden an Intensität zunehmen oder es zu weiteren Beschwerden oder Auffälligkeiten kommt.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Giardiasis (Lambliasis):

Bei einer Giardiasis treten häufig über Jahre keinerlei Symptome auf. Die Erreger vermehren sich unbemerkt im Darm, ohne vom Infizierten wahrgenommen zu werden; dies führt oftmals dazu, dass der Erkrankte durch die Ausscheidung von Zysten zum Infektionsüberträger wird. Bei Kindern oder Personen, deren Körper wenig Magensäure bildet, zeigen sich Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen (Koliken) und Appetitlosigkeit.

Die Inkubationszeit variiert bei einer Gardasis zwischen drei und 25 Tagen. Ein schwerer Verlauf der Giardiasis kann zu Mangelerscheinungen und einer Erregerübertragung auf die Gallenblase und die Gallenwege führen. Durch die Infektion mit Giardia lamblia ist es möglich, dass die Vitamine A und B12, sowie Fett vom Körper nur noch unzureichend aus Lebensmitteln aufgenommen werden können und Eiweiße über den Darm verloren gehen. In diesem Fall kommt es schnell zu Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen.

Ein geschwächtes Immunsystem ermöglicht es dem Parasiten außerdem, über die Gallenwege in die Gallenblase zu gelangen und dort Bauchspeicheldrüsenentzündungs- und Gallenwegsentzündungssymptome hervorzurufen. Eine Giardieninfektion verläuft bei Menschen ohne gesundheitliche Vorbelastungen meist unauffällig oder gänzlich unbemerkt. Akute Beschwerden klingen zumeist nach maximal drei Wochen ab. Eine unbehandelte Giardiasis kann nach einigen Monaten von allein abklingen.

Diagnose

Die Diagnose einer Giardiasis (Lambliasis) erfolgt in der Regel anhand typischer Symptome und über die Mikroskopierung einer frischen Stuhlprobe. Hierfür wird der Stuhl zuerst angereichert und im Anschluss gefärbt. Bei dieser Methode wird der Parasit in der Regel im Zystenstadium nachgewiesen. Zudem weist der Kot einer mit Giardien infizierten Person zumeist bestimmte Antikörper auf.

Ergibt die mikroskopische Untersuchung kein Ergebnis und besteht dennoch der Verdacht auf eine Infektion mit Giardien, kann eine Darmbiopsie nötig sein, bei der eine Probe der Dünndarmschleimhaut genommen wird und in welcher im Allgemeinen das aktive Erregerstadium nachgewiesen wird.

Komplikationen

Durch die Giardiasis leiden die Betroffenen in erster Linie an starken Beschwerden in der Region des Magens und des Darms. Dabei kommt es zu einer Übelkeit und zu Erbrechen und nicht selten auch zu starken Magenschmerzen oder Bauchschmerzen. Die Patienten leiden weiterhin auch an einer Appetitlosigkeit und damit auch in vielen Fällen an einem Gewichtsverlust oder an Mangelerscheinungen. Nicht selten kommt es dabei auch zu Fieber oder zu einer Blutarmut. Die Betroffenen leiden weiterhin auch an einem geschwächten Immunsystem und können dadurch auch an anderen Infektionen oder Entzündungen erkranken.

In der Regel führt diese Erkrankung nicht zu besonderen Komplikationen, wenn sie direkt behandelt wird. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird dabei nicht beeinflusst oder verringert. Die Behandlung findet dabei mit Hilfe von Antibiotika statt und verringert die Beschwerden. Die Patienten sind möglicherweise in ihrer Diät durch die Behandlung eingeschränkt und müssen ihren Körper und den Magen schonen. Nach der Behandlung treten keine Beschwerden oder Einschränkungen mehr auf. Um diese Krankheit erneut zu verhindert, sollte der Betroffene auf ein hohes Hygienelevel achten.

Behandlung und Therapie

Da auch Personen, die unter einer Giardiasis (Lambliasis) ohne erkennbare Symptome leiden, als Parasitenüberträger fungieren können, sollte eine Infektion mit Giardien grundsätzlich behandelt werden. Zur Therapie bieten sich Antibiotika mit den Wirkstoffen Metronidazol oder Tinidazol an, welche zur Gruppe der Nitroimidazole gehören; die Behandlungsdauer beträgt bei einem komplikationslosen Verlauf etwa eine Woche.

Die Medikamente töten den Parasiten in beiden vorkommenden Entwicklungsstadien ab. Der Wirkstoff Metronidazol ist – bei geringer Dosierung – auch für die Behandlung von Kindern geeignet. Eventuelle Flüssigkeitsverluste durch anhaltende Durchfälle können durch entsprechende Elektrolytlösungen und regelmäßiges Trinken ausgeglichen werden. Treten die Durchfälle ausgesprochen stark auf, können dem Patienten zusätzlich Stopfmittel (Obstipantien) verabreicht werden; diese Behandlungsmaßnahme sollte allerdings nur kurzzeitig angewandt werden.

Ergänzend zur medikamentösen Behandlung ist es ratsam, während der Heilungsdauer eine darmschonende Diät einzuhalten. Lebensmittel wie Weißbrot und Zwieback belasten den Darm kaum und können den Regenerationsprozess des Körpers beschleunigen.


Vorbeugung

Um eine Ansteckung mit einer Giardiasis (Lambliasis) zu vermeiden, gibt es einige Vorsichtsmaßnahmen, die besonders die Risikogruppen der Schwangeren und Kinder einhalten sollten.

Da Giardien primär über das Trinkwasser übertragen werden, sollten Urlaubsreisende in Gebieten mit hoher Infektionsrate bevorzugt Wasser aus geschlossenen Flaschen zu sich nehmen und darauf achten, dass Lebensmittel vor dem Verzehr abgekocht werden; ein Verzicht auf rohe Speisen ist ratsam. Weiterhin sollte die Grundhygiene durchgehend gewährleistet werden – dies verhindert nicht nur Ansteckung, sondern auch Übertragung der Giardiasis.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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