Dekongestiva (Abschwellen der Schleimhäute)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Dekongestiva (Abschwellen der Schleimhäute) kommen zur Behandlung von allergischen Beschwerden zum Einsatz. Sie haben eine abschwellende Wirkung. Haupteinsatzgebiet von Dekongestiva ist die allergische Rhinitis. Die allergische Rhinitis ist ein allergischer Schnupfen, der mit einer verstopften Nase und Niesattacken einhergehen kann.
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Was sind Dekongestiva?
Unter dem Begriff der Dekongestiva werden verschiedene Arzneistoffe zusammengefasst, die eine abschwellende Wirkung haben. Die abschwellenden Arzneimittel werden häufig in Kombination mit Antiallergika und anderen Wirkstoffen zur symptomatischen Behandlung von allergischen Erkrankungen eingesetzt. Allerdings wirken sich die Dekongestiva nicht auf die Allergie an sich, sondern lediglich auf die geschwollenen Schleimhäute aus. Die Verabreichung erfolgt meist lokal (topisch). Eine orale Applikation ist bei einigen Dekongestiva aber ebenfalls möglich.
Wirkung und medizinische Anwendung
Auch die Corticosteroide können den Dekongestiva zugerechnet werden. Die Wirkung der Corticosteroide ähnelt der Wirkung des körpereigenen Steroidhormons Cortisol. Cortisol reguliert nicht nur den Kohlenhydrathaushalt, es wirkt auch entzündungshemmend und supprimiert das Immunsystem. Da eine Entzündung immer auch mit einer Schwellung einhergeht, schwellen die Schleimhäute durch die entzündungshemmende Wirkung der Corticosteroide ab.
Formen und Gruppen
Chemisch kann zwischen sympathomimetischen Aminen und Imidazolinen unterschieden werden. Zu den sympathomimetischen Aminen gehören die Wirkstoffe Ephedrin, Phenylephrin und Pseudoephedrin. Naphazolin, Xylometazolin und Oxymetazolin sind hingegen Imidazoline. Monopräparate mit Naphazolin sind Rhinex®, Proculin®, Nafazair® und Privin®. Der Wirkstoff Phenylephrin ist unter anderem im Nasenspray für Kinder, in Rexophtal®, Thalia®, Metaoxedrin®, Mesatonum® und Neosynephrin® enthalten. Präparate mit Tetryzolin sind Typinal®, Rhinopront Top®, Tetrilin®, Narbel®, Nasin® und Caltheon®.
Die entzündungshemmenden und antiallergisch wirkenden Corticoid-Nasensprays sind unter den Handelsnamen Beconase®, Rhinocort®, Avamys®, Pivalone®, Nasacort® und Nasacort Allergo® erhältlich. Auch das Präparat Synataris® gehört zu den Corticoid-Nasensprays.
Dosierung
Die Dosierung der einzelnen Dekongestiva hängt vom jeweiligen Präparat und vom Beschwerdebild ab. Die übliche Dosierung bei Nasensprays liegt jedoch bei drei bis vier Sprühstößen pro Tag und Nasenloch. Die Nasensprays sollten nicht länger als fünf bis sieben Tage verwendet werden. Zudem sollten die Dekongestiva möglichst keine Konservierungsstoffe enthalten. Um der Übertragung von Infektionskrankheiten vorzubeugen, sollte ein Nasenspray immer nur von einer Person verwendet werden.
Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen
Dekongestiva können auch pflanzlicher Herkunft sein. Bei Infektionen der oberen Atemwege, die mit geschwollenen Schleimhäuten einhergehen, können ätherische Öle genutzt werden. Dazu eignet sich insbesondere das ätherische Eukalyptus-Öl. Dieses frisch und kampferartig duftende Öl hat eine antiseptische Wirkung und löst Krämpfe und Verschleimungen. Dafür kann das Öl inhaliert oder als Balsam auf die Brust oder unter die Nase aufgetragen werden.
Das Öl kann gut mit den ätherischen Ölen der Kiefer, der Fichte oder der Zirbel gemischt werden. Ferner kann Kamille als Dekongestivum genutzt werden. Der Wirkstoff Azulen ist verantwortlich für die heilende Wirkung der Kamille. Die enthaltenen Sesquiterpene wirken sich positiv auf die Schleimhäute aus. Zudem hat die Kamille eine antivirale, antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung. Insbesondere für Inhalationen ist das ätherische Öl der Kamille gut geeignet.
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Die Dekongestiva aus der Gruppe der Sympathikomimetika dürfen nicht länger als sieben Tage am Stück genutzt werden. Auch bei der Rhinitis sicca und bei der Rhinitis medicamentosa dürfen Präparate aus dieser Wirkstoffgruppe nicht genutzt werden. Weitere Kontraindikationen sind Engwinkelglaukome, Schwangerschaft und Stillzeit. Bei Überfunktionen der Schilddrüse, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes mellitus müssen Dekongestiva aus der Gruppe der Sympathikomimetika mit Vorsicht verabreicht werden.
Während der Behandlung kann es zu lokalen Reizungen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Sehstörungen und allergischen Reaktionen kommen. Bei einer längerfristigen Anwendung entwickelt sich eine Rhinits medicamentosa mit einer Abhängigkeit vom entsprechenden Dekongestivum. Durch den längerfristigen Gebrauch schwillt die Nasenschleimhaut nicht mehr von alleine ab und es tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Dies liegt daran, dass die Sympathikomimetika auch die ß-Rezeptoren stimulieren. Diese lösen eine Gefäßerweiterung aus. Da zunächst der gefäßverengende Effekt der Sympathikomimetika überwiegt, wird diese Gefäßerweiterung maskiert. Die Stimulation der ß-Rezeptoren hält jedoch länger an, sodass die Nase schnell wieder verstopft (Rebound).
Die Entstehung der Rhinitis medicamentosa wird durch das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid begünstigt. Die verstopfte Nase, die sich im Verlauf der Rhinitis medicamentosa entwickelt, kann zu Schnarchen, Schlafstörungen, Halsentzündungen und Mundtrockenheit führen. Dadurch wird die Entstehung chronischer und akuter Atemwegserkrankungen begünstigt. Auch psychische Abhängigkeits- und Entzugssymptome wie Unruhe oder Angst können bei der Rhinitis medicamentosa auftreten. Interaktionen mit anderen Medikamenten sind bei der richtigen Dosierung von Dekongestiva aus der Gruppe der Sympathikomimetika zu vernachlässigen. Bei einer Überdosierung können jedoch Interaktionen mit Antidepressiva, MAO-Hemmern und blutdrucksteigernden Medikamenten auftreten.
Bei Kindern und Jugendlichen kann es in sehr seltenen Fällen zu Wachstumsverzögerungen kommen. Weitere seltene Nebenwirkungen von Dekongestiva sind hormonelle Störungen, eine Erhöhung des Augeninnendrucks, grauer Star und eine Hemmung der Nebennierenfunktion. Eine Atrophie der Nasenschleimhaut ist jedoch nicht zu befürchten.
Quellen
- Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
- E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
- Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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