Brennnessel (Urtica)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Brennnessel (Urtica) ist eine Pflanze aus der Familie der Brennnesselgewächse. Die Große Brennnessel (Urtica dioica) dient als Heil- und Nutzpflanze.

Inhaltsverzeichnis

Wissenswertes über Brennnessel

Die Große Brennnessel ist eine ausdauernde Pflanze mit kräftigem Wuchs. Sie kann Wuchshöhen zwischen 30 Zentimetern und 3 Metern erreichern. Die Stängel der Brennnessel sind aufrecht und können unverzweigt oder verzweigt sein. Die Pflanze verfügt über ein sehr kräftiges Rhizom. Damit bildet sie Ausläufer und kann so große Kolonien bilden. Deshalb ist die Pflanze auch als Unkraut verschrien.

Die Blätter sind leicht herzförmig und stehen gegenständig an den drei bis fünf Millimeter großen Stängeln. An der Oberseite sind die Blätter dunkelgrün, an der Unterseite sind sie heller gefärbt und behaart. Diese sogenannten Brennhaare verfügen an ihrer Spitze über ein verkieseltes Köpfchen. Hier befindet sich eine Art Sollbruchstelle. Bei einer Berührung wird das Haarköpfchen abgetrennt. Das zurückbleibende scharfkantige Haar bohrt sich in die Haut und gibt ein Wirkstoffgemisch aus Histamin, Ameisensäure, Acetylcholin und Serotonin frei. Durch diese Wirkstoffe bildet sich an der betroffenen Hautstelle eine Quaddel.

Während der Blütezeit von Juli bis Oktober trägt die Brennnessel kleine und unauffällige Blüten. Aus diesen entwickeln sich kleine Nussfrüchte. Die Brennnessel ist auf der gesamten Nordhalbkugel heimisch. In Europa findet sich die Brennnessel vor allem im Umkreis von Gebäuden. Sie gilt als Stickstoffanzeiger.

Bedeutung für die Gesundheit

Häufig wird die Brennnessel vollkommen zu Unrecht als Unkraut bezeichnet. Dabei wird sie schon seit vielen Jahrtausenden von den Menschen genutzt. Sie gehört nicht nur zu den ältesten Heilpflanzen der Welt, sondern wurde auch zu Kriegszeiten in der Küche als Gemüseersatz verwendet.

Die Brennnessel wirkt diuretisch. Deshalb kommt sie zur Durchspülungstherapie bei Harnwegsinfekten zum Einsatz. Durch ihren hohen Kaliumgehalt sorgt sie für einen basischen und verdünnten Urin. Die Harnausscheidung wird gesteigert, sodass Bakterien und andere Erreger ausgespült werden.

Die Brennnessel eignet sich auch zur Behandlung einer Reizblase. Auch Patienten mit einer gutartigen Vergrößerung der Prostata können von der Brennnessel profitieren. Symptome einer Prostatavergrößerung wie abgeschwächter Harnstrahl, nächtlicher Harndrang oder Restharngefühl verringerten sich in einer Studie unter Einnahme von Brennnesselpräparaten signifikant.

Der Sonnenhut (Echinacea) gilt als die immunstärkende Pflanze schlechthin. Viele wissen nicht, dass die Brennnessel eine viel stärkere Wirkung auf das Immunsystem hat. Sie sorgt für eine vermehrte Bildung von Antikörpern und regt die Fresszellen des Abwehrsystems an. Brennnesselsamen werden aufgrund ihrer hormonähnlichen Inhaltsstoffe bei Unfruchtbarkeit und Impotenz eingesetzt. Auch die Milchproduktion stillender Mütter kann von den kleinen Samen positiv beeinflusst werden.

Inhaltsstoffe & Nährwerte

Das Kraut und die Blätter enthalten als wichtigste Inhaltsstoffe Skopoletin und β-Sitosterin. Auch Flavonoide und Silikate sind enthalten. Die Wurzel enthält zusätzlich das pflanzenspezifische Lektin. Es wird auch Urtica dioica Agglutins genannt. Zusätzlich ist die Pflanze reich an Mineralien und Vitaminen. Vitamin A, Vitamin C und Vitamin E sind ebenso vorhanden wie Eisen, Kalium, Calcium und Mangan. Besonders nährstoffreich sind die kleinen Brennnesselsamen. Sie enthalten neben Vitamin E auch ungesättigte Fettsäuren und Linolsäure. Ein weiterer wichtiger Inhaltsstoff ist das Beta-Sitosterol. Beta-Sitosterol ist ein Phytosterin. Phytosterine sind sekundäre Pflanzenstoffe, die eine hormonähnliche Wirkung aufweisen.

Kalorien und Nährstoffe (pro 100g)
Kilokalorien/ Kilojoule 49 kcal/ 206 kj
Eiweiß 5,5 g
Kohlenhydrate 4,8 g
Fett 0,7 g
Wasser 82,85 g
Ballaststoffe 4,25 g
Beta-Carotin 2400 µg

Unverträglichkeiten

Eine Allergie gegen Brennnesseln ist eher selten. Die Quaddelreaktion auf eine Berührung der Brennhaare ist hingegen sehr weit verbreitet und als physiologisch einzustufen.


Einkaufs- und Küchentipps

Frische Brennnesseln sind in der Regel nicht im Handel erhältlich. Beim Sammeln sollte darauf geachtet werden, dass die Brennnesseln nicht direkt dort gepflückt werden, wo viele Autos fahren. Auch Feldränder eignen sich nur bedingt, da die Nesseln hier eventuell mit Pflanzenschutzmitteln oder Düngemitteln verunreinigt sein könnten.

Besonders schmackhaft sind die oberen Blätter und die Triebe der Brennnessel. Diese Blätter enthalten auch nur wenig Brennhaare. Bei der Zubereitung von frischen Blättern sollten die Haare zerstört werden. Dafür einfach mit einem Nudelholz die Blätter walzen oder mit einem Wiegemesser sehr klein schneiden.

Die frischen Nesseln lassen sich auch gut trocknen. Getrocknete Brennnesselblätter sind jedoch auch in der Apotheke erhältlich. Brennnesselsamen gibt es in Drogeriemärkten, Apotheken oder im Bioladen zu kaufen. Dasselbe gilt für Brennnesselsaft.

Zubereitungstipps

Frisch sind die Blätter der Brennnessel besonders nährstoffreich. Die Brennnessel hat einen spinatartigen Geschmack und lässt sich auch ähnlich wie Spinat zubereiten. Sie kann zu Füllungen oder Pestos verarbeitet werden. Auch im Smoothie machen sich die frischen Blätter gut. Je weniger die Blätter erhitzt werden, desto mehr Nährstoffe bleiben erhalten. Die Samen der Brennnessel schmecken leicht angeröstet besonders lecker. Sie verleihen Joghurt oder Müsli einen angenehm nussigen Geschmack.

Natürlich lässt sich aus den Blättern der Brennnessel auch ein Tee zubereiten. Dafür wird ein Teelöffel Brennnessel mit einer Tasse heißem Wasser übergossen. Nach zehn Minuten Ziehzeit ist der Tee fertig.

Quellen

  • Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich, Stephan C. Bischoff, Arved Weimann: Ernährungsmedizin. Thieme, 5. Auflage 2017.
  • Millan, N. (u.a.): Das große Buch der Lebensmittel: auswählen – aufbewahren – zubereiten – haltbar machen – genießen. DK-Verlag. 2011.
  • Vukovic, L.: 1001 natürliche Hausmittel: für Haus und Garten, Gesundheit und Körperpflege. Dorling Kindersley Deutschland GmbH, 2017.
  • Rimbach, G. (u.a.): Lebensmittel-Warenkunde für Einsteiger. Springer Spektrum. 2. Auflage 2015.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der naturwissenschaftlichen Fachliteratur und fundierter empirischer Quellen verfasst.
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