Histamin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. September 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Histamin ist sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Organismen verbreitet. Es wird aus Aminosäuren gebildet und dient als Botenstoff im zentralen Nervensystem (Neurotransmitter) und Hormon. Im menschlichen Körper spielt Histamin bei der Entzündungsreaktion des Immunsystems eine zentrale Rolle. Auch an der Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus und des Appetits ist Histamin beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Histamin?

Histamin trägt die chemische Bezeichnung 2-4-Imidazoly-Ethylamin und gehört zu den biogenen Aminen. Dabei handelt es sich um Stoffe, die aus Aminosäuren entstehen und verschiedene Funktionen im Organismus haben. Im menschlichen Körper entsteht Histamin aus der Aminosäure Histidin und wirkt als Gewebshormon sowie als Neurotransmitter.

Die Bildung und Speicherung des Amins erfolgt in Vesikeln (Speicherbläschen) von bestimmten Abwehrzellen (Mastzellen), Nervenzellen und Zellen der Magenschleimhaut. In den Vesikeln dieser Zellen bindet der Vielfachzucker Heparin das Histamin.

Durch die Bindung an Rezeptoren (Bindungsstellen) auf der Oberfläche von Zellen entfaltet das Histamin seine Wirkung. Es wirkt dabei als Vermittlersubstanz (Mediator) für verschiedene Reaktionen. Generell unterscheidet man vier verschiedenen Typen von Histamin-Rezeptoren (H1 bis H4), welche durch das Histamin aktiviert werden und unterschiedliche Reaktionen im Körper auslösen.

Vorkommen

Histamin ist im menschlichen Organismus weit verbreitet. Es ist unter anderem in der Lunge, in der Magen- und Darm-Schleimhaut, in der Haut und im Gehirn vorhanden. Bestimmte Arten von Blutzellen, Abwehrzellen und Schleimhautzellen weisen eine besonders hohe Konzentration von Histamin auf. Der Stoff ist auch in pflanzlichen Organismen, Bakterien und Lebensmitteln zu finden. So enthalten Käse, Erdbeeren, Ananas, Tomaten, Auberginen, Schokolade, Hefe, Sauerkraut und Rotwein relativ hohe Konzentrationen an Histamin. Bestimmte Pflanzen wie etwa die Brennessel und Tiere wie Heuschrecken oder einige Froscharten produzieren Histamin auch als Abwehrsubstanz.

Funktion und Wirkung

Im Organismus des Menschen ist Histamin vor allem an Abwehrreaktionen beteiligt. Es wirkt an der Abwehr von körperfremden Substanzen ebenso mit wie an Entzündungsreaktionen. Es beeinflusst verschiedene an der Immunabwehr beteiligte Stoffe und aktiviert diese. Außerdem sorgt Histamin für eine erhöhte Durchlässigkeit der Blutgefäßmembranen, was sich in Hautrötungen und Quaddeln auf der Haut äußert. Dies wird auch als Nesselsucht bezeichnet und tritt vor allem bei allergischen Reaktionen auf Nahrungsmittel oder Medikamente auf.

Histamin ist an der Entstehung von allergischen Symptomen beteiligt.

Aber auch beim Einfluss von Faktoren wie Wärme, Kälte, Druck, Licht sowie bei psychischem Stress kann Histamin die Symptome der Nesselsucht verursachen. Die gefäßerweiternde Wirkung des Histamins steht auch im Zusammenhang mit dem Auftreten von Kopfschmerzen und Migräne. Das Auslösen von Juckreiz, Schmerzen und Muskelkontraktionen der glatten Muskulatur kann ebenfalls durch die Wirkung von Histamin erfolgen.

Bei Verbrennungen und Entzündungen kommt es stets zu einer verstärkten Ausschüttung von Histamin. Im Magen-Darm-Bereich reguliert Histamin die Produktion von Magensäure, im Herz-Kreislauf-System sorgt das Amin für eine Erhöhung der Herzschlagfrequenz und eine stärkere Kontraktion der großen Blutgefäße.

Auch im zentralen Nervensystem besitzt der Stoff verschiedene Funktionen. An der Auslösung des Erbrechens, der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus, der zentralen Blutdruckkontrolle und der Temperaturregulation ist Histamin ebenso beteiligt. Auch das Auftreten von Asthma wird durch das Zusammenziehen der glatten Muskulatur in den Bronchien unter Einwirkung von Histamin begünstigt.

Medizinische Anwendung

Histamin kommt in der Medizin in verschiedenen Bereichen zur Anwendung. So wird von einer antidepressiven, appetitzügelnden und antikonvulsiven (krampflindernden) Wirkung ausgegangen, da der Stoff regulierend auf die Freisetzung verschiedener Neurotransmitter (Botenstoffe des Nervensystems) wie etwa Serotonin, Adrenalin und Dopamin wirkt. Ein weiterer Einsatz von Histamin erfolgt bei der Diagnostik von Allergien.

Der Stoff wird außerdem im Rahmen einer Krebsimmuntherapie zur Behandlung von einer seltenen Leukämieform (so genannte akute myeloische Leukämie, AML)eingesetzt. Bei der Behandlung von Schwindelerkrankungen werden ebenfalls Medikamente mit Histamin eingesetzt.

Weit verbreitet ist auch der Einsatz von so genannten Antihistaminika. Dabei handelt es sich um Arzneistoffe, welche die Wirkung von Histamin blockieren. Diese kommen bei der Behandlung von allergischen Symptomen zum Einsatz. Auch Übelkeit, Erbrechen und Schlafstörungen werden mit Antihistaminika behandelt, welche die Wirkung von Histamin beeinflussen.


Unverträglichkeiten (Toxikologie)

Eine Menge von 10 mg Histamin ist die Grenze der Verträglichkeit bei Menschen. Kommt es zur Aufnahme einer größeren Menge, sind Vergiftungserscheinungen die Folge, besonders bei Mengen ab 100 mg. Diese äußern sich in Symptomen wie Hautrötungen, Ausschlag, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und einem Abfall des Blutdrucks. Bei Menschen mit einer Histaminunverträglichkeit kann es schon bei deutlich geringeren Mengen zu Vergiftungssymptomen kommen.

Auch die Einnahme bestimmter Psychopharmaka (so genannte MAO-Hemmer) führt in Kombination mit der Aufnahme von histaminhaltigen Lebensmitteln wie Käse, Fisch oder Wein zu einer Histaminvergiftung. Kaffee, Alkohol und Zigarettenrauch können ebenfalls dazu führen, dass weniger histaminabbauende Enzyme vorhanden sind, der Histaminabbau beeinträchtigt ist und es dementsprechend zu einer zu hohen Blutkonzentration von Histamin mit Vergiftungssymptomen kommt.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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