Biofeedback-Therapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2020Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter dem Begriff Biofeedback-Therapie wird ein medizinisches Verfahren verstanden, mit dem sich unbewusste Körpervorgänge erkennbar machen lassen. Auf diese Weise erlangt der Patient eine bessere Kontrolle über seinen Körper.
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Was ist Biofeedback?
Mit dem englischen Begriff Biofeedback ist „Rückmeldung“ oder „Rückkopplung“ gemeint. So dient eine Biofeedback-Therapie dazu, unbewusste Körperfunktionen erkenntlich zu machen. Mithilfe von medizinischen Geräten zeigen die Therapeuten dabei Veränderungen der Köpervorgänge wie Blutdruck, Puls oder Verdauung auf. Der Patient hat mithilfe einer Biofeedback-Therapie die Möglichkeit, Abläufe des Körpers, die er ansonsten nicht wahrnimmt, aktiv zu beeinflussen. Dies bewirkt wiederum eine Besserung seiner Beschwerden.
Die Biofeedback-Therapie stellt eine wissenschaftlich anerkannte Methode dar, die der Verhaltensmedizin sowie der Verhaltenstherapie entstammt. Durch eine Rückmeldung werden psychophysiologische Prozesse optisch oder akustisch wahrnehmbar. Das Messen der biologischen Istwerte erfolgt nichtinvasiv. Dabei lassen sich der Blutdruck, die Atemfrequenz, der Sauerstoffgehalt des Blutes, Gehirnströme, die Temperatur der Haut, der Hautwiderstand, die Muskelpotentiale sowie der Pulsschlag des Menschen erfassen.
Den Begriff Biofeedback gibt es seit Ende der 60er Jahre. Seinerzeit hofften einige Mediziner, durch eine Biofeedback-Therapie auf das Einnehmen von Medikamenten bei Bluthochdruck und ähnlichen Erkrankungen verzichten zu können. Bereits seit den frühen 60er Jahren wurden verschiedene elektrophysiologische Messverfahren durchgeführt. In den USA ist die Biofeedback-Therapie bereits weit verbreitet.
Wann wird die Biofeedback-Therapie durchgeführt?
Eine Biofeedback-Therapie eignet sich für unterschiedliche Anwendungsgebiete und kann begleitend zur Behandlung unterschiedlicher Beschwerden und Erkrankungen eingesetzt werden. So wirkt sich ein Biofeedback zum Beispiel positiv auf Erkrankungen des Herzkreislaufsystems aus. Dazu gehören:
- Herzrhythmusstörungen,
- eine Hypotonie (niedriger Blutdruck) oder eine
- Hypertonie (hoher Blutdruck).
Weitere Indikationen stellen:
- Tinnitus,
- Kopfschmerzen,
- Migräne,
- chronische Rückenschmerzen,
- chronische Muskelverspannungen,
- das Müdigkeits-Syndrom,
Erkrankungen der Atemwege wie:
- Asthma bronchiale oder
Störungen der Verdauungsorgane wie den:
- Reizdarm dar.
Ein wichtiges Einsatzfeld sind außerdem psychisch-neurologische Erkrankungen, zu denen:
- Angstzustände,
- Epilepsie,
- ADHS und
- Lähmungen zählen.
Zudem kann ein Biofeedback bei folgenden Beschwerden sinnvoll sein:
- Harnverhalt,
- Inkontinenz,
- Fibromyalgie,
- Schlafstörungen,
- sexuellen Störungen,
- Stress und
- posttraumatischen Belastungsstörungen
Des Weiteren findet die Biofeedback-Therapie in der Schmerz- und Entspannungstherapie Anwendung. Dabei wird sie oftmals mit Entspannungsmethoden verbunden. Außerdem trägt ein Biofeedback dazu bei, dass der Mensch seinen Körper besser wahrnimmt.
Welche Techniken und Methoden gibt es?
Eine Biofeedback-Therapie kann auf unterschiedliche Weise zur Anwendung gelangen. So gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Techniken und Methoden. Welche sich letztlich am besten für den Patienten eignet, richtet sich nach dessen Beschwerden.
Elektromyographie-Feedback
Zu den häufigsten Biofeedback-Verfahren zählt das Elektromyographie-Feedback, bei dem der Patient Informationen über seine Muskelspannung erhält. Außerdem wird dabei das Entspannen der Muskeln trainiert.
Herzfrequenz-Biofeedback
Eine weitere Methode ist das Herzfrequenz-Biofeedback, mit dessen Hilfe sich der Herzschlag kontrollieren lässt. Dadurch können die Funktion der Lungen sowie der Blutdruck verbessert werden, was wiederum hilfreich gegen Unruhe und Angst ist.
Temperatur-Biofeedback
Bei einem Temperatur-Biofeedback findet das Messen der Hauttemperatur des Patienten mit Sensoren statt, die an den Händen oder Füßen des Patienten angebracht werden.
Hautwiderstandstraining
Ein weiteres Verfahren stellt das galvanische Hautwiderstandstraining dar. Dabei werden sowohl die Schweißdrüsenaktivität als auch die Schweißmenge, die sich auf der Haut bildet, gemessen.
Der Vorteil dieser Biofeedback-Verfahren besteht darin, dass sie keinerlei operative Eingriffe erfordern, sich auch für schwangere Frauen eignen und sich nicht selten Medikamente einsparen lassen. Darüber hinaus gilt eine Biofeedback-Therapie oft als Alternative zu anderen Behandlungsverfahren, die vom Patienten nicht vertragen werden oder keinen Erfolg zeigen.
Auf welche Weise eine Biofeedback-Therapie ihre positive Wirkung entfaltet, ließ sich allerdings noch nicht genau klären.
Was muss der Patient im Vorfeld beachten?
Um eine Biofeedback-Therapie durchführen zu können, ist es im Vorfeld wichtig, einen geeigneten Therapeuten zu finden. Dies ist jedoch gar nicht so einfach. So gilt das Interesse an diesem modernen Behandlungsverfahren zwar als hoch, doch sind in Deutschland nur verhältnismäßig wenig qualifizierte Therapeuten vorhanden.
Hat der Patient den richtigen Therapeuten gefunden, empfiehlt es sich, aufmerksam zu sein und die Rückmeldungen zu verfolgen. Dabei lässt sich im weiteren Verlauf erlernen, die Körperreaktionen zu verändern und zu verbessern, indem das Verhalten mit Gedanken oder Gefühlen gezielt beeinflusst wird.
Was kann der Patient tun?
Durchgeführt wird eine Biofeedback-Therapie mit speziellen Geräten. Diese haben die Funktion, sogenannte Biosignale zu registrieren und aufzuzeichnen. Dabei wandeln sie die Signale derart um, dass sie als Töne über einen Lautsprecher oder sichtbar an einem Computerbildschirm wahrzunehmen sind.
Der Patient hat im Rahmen der Biofeedback-Therapie die Aufgabe, sich zu entspannen. Dabei lassen sich durch die angeschlossenen Geräte physische Veränderungen aufzeigen. Der Patient wird dadurch in die Lage versetzt, zu erkennen, welchen Einfluss seine Gedanken und Emotionen auf den Körper haben. Außerdem lernt er, durch welche physischen und psychischen Vorgänge entweder günstige oder ungünstige Reaktionen des Körpers hervorgerufen werden. Schließlich erfolgt ein spezielles Training, durch das der Patient in die Lage versetzt wird, bestimmte physische Körperreaktionen wie den Blutdruck positiv zu steuern.
Verläuft das Biofeedback-Training planmäßig, ist der Patient imstande, auch ohne die Spezialgeräte diese Fähigkeit anzuwenden. Dazu sind jedoch regelmäßige Übungen erforderlich, die jeden Tag vorgenommen werden sollten. In den meisten Fällen lassen sich im Rahmen der Biofeedback-Therapie unterschiedliche Entspannungsmethoden erlernen. Außerdem ist es wichtig, dass der Patient registriert, welche äußeren Vorgänge seine Beschwerden auslösen und auf welche Weise er sie vermeiden kann.
Auch für Kinder ist die Biofeedback-Therapie gut geeignet. Sie lernen sogar schneller als erwachsene Menschen, bei denen die erfolgreiche Umsetzung von der jeweiligen Methode sowie individuellen Problemen abhängt. Übungen, die in den eigenen vier Wänden vorgenommen werden, gelten als erfolgversprechender als eine ambulante Behandlung.
Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?
Da die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland nicht für die Kosten aufkommen, muss der Patient die Biofeedback-Therapie selbst bezahlen. Pro Sitzung sind mit 50 bis 100 Euro zu rechnen. Von den privaten Krankenkassen werden die Behandlungskosten zumindest teilweise übernommen, wenn dies vertraglich geregelt ist.
Gibt es Risiken und Nebenwirkungen?
Bei einer Biofeedback-Therapie sind nur wenige Risiken zu befürchten. Sie betreffen vor allem Patienten, die unter einer schizophrenen Psychose leiden. So besteht durch die Feedbacksignale die Gefahr, dass erneut Wahnvorstellungen ausgelöst werden.
Quellen
- Bernius, P.: Biofeedback: Grundlagen, Indikationen, Kommunikation, praktisches Vorgehen in der Therapie, Schattauer Verlag, 2. Auflage, 2006.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2020
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