Atemaussetzer in der Nacht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Atemaussetzer in der Nacht können einige Minuten dauern und mitunter sogar lebensgefährlich werden. Betroffene leiden an einer sogenannten Schlafapnoe, die neben einer ausgeprägten Tagesmüdigkeit auch ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck oder Schlaganfälle mit sich bringt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Atemaussetzer in der Nacht?

Betroffene von Atemaussetzern in der Nacht können mit Hilfe einer Atemmaske, die mit einem Gerät zur Überdruckatmung verbunden ist, besser schlafen.

Die meisten Menschen werden schon einmal absichtlich die Luft eingehalten haben, um nach kurzer Zeit und zunehmender Sauerstoffknappheit wieder tief und befreit einzuatmen. Bei einigen geschieht dieses jedoch unabsichtlich und oft unbemerkt im Schlaf.

Das Schlafapnoe-Syndrom macht sich durch Atemaussetzer in der Nacht bemerkbar, welche die Sauerstoffversorgung stören und wiederholt zu Weckreaktionen führen, die ein Ersticken verhindern. Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin sind schätzungsweise 800.000 Menschen in Deutschland von der Erkrankung betroffen. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um übergewichtige Männer im Alter von 30 bis 60 Jahren, aber auch Frauen nach der Menopause stellen eine Risikogruppe dar.

Während bei manchen Patienten Atempausen von bis zu 2 Minuten auftreten, erleben andere bis zu 200 kurze Aussetzer pro Stunde. Die Aufweckreaktionen bleiben zumeist unbemerkt, weshalb viele Betroffene gar nicht diagnostiziert werden. Dies kann schwerwiegende Folgen haben. Eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Herzens und des Gehirns wird nicht mehr gewährleistet. Das verursacht auf lange Sicht chronischen Bluthochdruck, der zu Herzrhythmusstörungen und Infarkten führen kann.

Ursachen

Abhängig von den Ursachen werden drei Formen der Schlafapnoe unterschieden. Die obstruktive Apnoe ist die häufigste Form der Atemaussetzer. Sie wird durch eine Verengung der Atemwege, speziell des Nasen-Rachen-Raums, hervorgerufen. Da der Körper während des Schlafs nicht denselben Muskeltonus aufweist wie im Wachzustand, ist eine gewisse Verengung ganz normal. Bei von der Schlafapnoe betroffenen Patienten verengt sich der Raum jedoch zusätzlich. Dabei erschlafft die Schlundmuskulatur derart, dass die Zunge sich nach hinten verlagert und die oberen Atemwege verschließt.

Die zentrale Apnoe tritt um einiges seltener auf. Sie wird durch eine Schädigung des Zentralnervensystems hervorgerufen, welche die Atemregulation stört. Der Atemantrieb erfolgt, im Gegensatz zum Normalzustand, nicht mehr automatisch und regelmäßig. Bei einigen Betroffenen treten auch Mischformen auf. Eine durch starkes Übergewicht hervorgerufene Fettablagerung im Rachen ist eine der Ursachen für die nächtlichen Atemaussetzer.

Auch Fehlbildungen von Kiefer, Gaumen und Zunge können die Luftzufuhr stören. Eine gestörte Kommunikation zwischen Nerven und Muskulatur kann der Erkrankung zugrunde liegen. Diese tritt oft in Folge von Alkoholkonsum oder Medikamenteneinnahme auf, welche die Entspannung der Muskulatur bewirken.

Krankheiten

  • Chronischer Bluthochdruck
  • Sjögren-Syndrom

Diagnose und Verlauf

Die Schlafapnoe macht sich hauptsächlich durch auffällig lautes Schnarchen bemerkbar, welches von Atemaussetzern und kräftiger Schnappatmung begleitet wird. Die Betroffenen merken meist nichts davon, im selben Raum schlafende Personen werden jedoch oft darauf aufmerksam. Die Medizin geht allerdings davon aus, dass die meisten Erkrankten nie diagnostiziert werden. Schwere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, die im schlimmsten Fall Schlaganfälle und Herzinfarkte auslösen können, sind die Folge.

Studien haben ergeben, dass 65 Prozent der durch diese Erkrankungen verursachten Todesfälle auf Schlafapnoe-Patienten entfallen. Die Schlafstörung macht sich zudem durch Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen bemerkbar und kann sogar Depressionen und Impotenz hervorrufen. Die Diagnose erfolgt zumeist durch das Messen der Körperfunktionen im Schlaf. Dies geschieht häufig durch den Einsatz eines tragbaren Messgeräts, das dem Betroffenen mitgegeben wird.

Zuvor stellt der behandelnde HNO-Arzt verschiedene Fragen zur Krankheitsgeschichte (Anamnese) und untersucht den Patienten nach anatomischen Auffälligkeiten. In einigen Fällen ist eine zusätzliche Untersuchung im Schlaflabor nötig. Hier werden in einem Screening neben der Atmung weitere Faktoren untersucht, die auf Schlafstörungen hindeuten. Die Polysomnographie genannten Messungen erfolgen über Elektroden auf der Haut. Ein Aufenthalt im Schlaflabor dauert ein bis zwei Nächte.

Behandlung und Therapie

Ist die Diagnose eindeutig und konnten die Ursachen ermittelt werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Schlafstörung zu therapieren. Während die obstruktive und gemischte Schlafapnoe nahezu gleich behandelt wird, bedarf die zentrale Apnoe einer speziellen Therapie. Oft werden verschiedene Behandlungsansätze miteinander kombiniert. Übergewichtigen Personen wird eine Gewichtsabnahme empfohlen, durch die Engstellen im Rachenraum beseitigt werden sollen.

Auf den Konsum von Alkohol und symptomverstärkende Medikamenten sollte verzichtet werden. Stattdessen erfolgt die Einleitung einer medikamentösen Therapie, bei der Theophyllin zum Einsatz kommt. Die Überdruckatmung, auch CPAP-Beatmung genannt, gilt als effektivste Behandlungsmethode. Dabei trägt der Patient nachts eine Atemmaske, die mit einem Gerät zur Überdruckatmung verbunden wird. Die Luft, die dabei durch die Atemwege strömt, weist einen höheren Druck auf und stabilisiert über den gesamten Atemzyklus die oberen Luftwege – vom Naseneingang bis zur Luftröhre. Es konnte beobachtet werden, dass das CPAP-Verfahren die Schlafqualität deutlich verbessert. Sowohl die Atmungsstörung als auch das Schnarchen, die Herz-Kreislauf-Risiken und die Tagessymptomatik werden zum Teil deutlich reduziert.

Tritt die Schlafapnoe als Folge von Kieferfehlstellungen auf, wird als Lösung häufig eine Operation in Betracht gezogen. Manchen Betroffenen kann auch durch das Einsetzen von Bissschienen im Ober- und Unterkiefer geholfen werden. Bei der zentralen Schlafapnoe besteht die Behandlung oft in der Gabe des Wirkstoffs Azetazomamid. In manchen Fällen ist auch eine vollständige Beatmung erforderlich, die zuhause durchgeführt wird.


Vorbeugung

Um der Entstehung einer Schlafapnoe frühzeitig vorzubeugen, lassen sich selbst von jedem Einzelnen einige Maßnahmen ergreifen. Da Übergewicht als eine der Hauptursachen der Erkrankung identifiziert wurde, ist es sinnvoll, gegebenenfalls eine Gewichtsreduzierung anzustreben, beziehungsweise es durch gesunde Ernährung und Bewegung gar nicht erst soweit kommen zu lassen. In puncto Alkoholkonsum sollte darauf geachtet werden, zwei Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr zu trinken.

Alkohol lässt die Muskulatur erschlaffen und erhöht so die Wahrscheinlichkeit eines Atemstillstands. Bei Medikamenten, vor allem Schlaf- und Beruhigungsmitteln, ist ebenso Vorsicht geboten. Diese verlangsamen die Atmung und sollten bei Verdacht auf Schlafapnoe abgesetzt werden. Auch die Bedeutung des „richtigen Schlafens“ sollte nicht unterschätzt werden. Während die Rückenlage Schnarchen und Atemaussetzer begünstigt, wird die Seitenlage als sichere Schlafposition von Medizinern empfohlen. Ein regelmäßiger Schlafrhythmus, geeignete Kissen und Matratzen sowie beruhigende Rituale unterstützen einen erholsamen Schlaf.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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