Wechseljahre (Klimakterium)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. Dezember 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei jeder Frau mittleren Alters treten sie irgendwann ein: die Wechseljahre. Der Körper befindet sich in einer hormonellen Umbruchphase, was mitunter heftige Beschwerden (Wechseljahresbeschwerden) auslösen kann. Abhilfe können hier eine ausgewogene Ernährung und ausreichende sportliche Aktivität schaffen. Sind die Symptome stark beeinträchtigend kommen zudem medikamentöse Therapien zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Wechseljahre?

Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen gehören zum klassischen Beschwerdebild in den Wechseljahren.

Die Wechseljahre, auch Klimakterium genannt, bezeichnen einen Zeitraum der hormonellen Umstellung des weiblichen Körpers. Die Produktion der Geschlechtshormone Progesteron und Östrogen versiegt zunehmend, während die Konzentration der männlichen Hormone (Testosteron etc.) gleich bleibt. Hierdurch kommt es zu einer Verschiebung des Hormonspiegels, welcher bei den meisten Frauen zu einem komplexen Beschwerdebild führt. Im Durchschnitt treten die Wechseljahre bei der Mehrheit der Frauen im Alter von etwa 50 Jahren ein, dies ist jedoch individuell verschieden und kann daher auch stark abweichen.

Was ist die Menopause?

Die letzte Monatsblutung wird als Menopause bezeichnet. Allerdings kann der Beginn dieser Phase von Frau zu Frau erheblich variieren. Für gewöhnlich tritt die letzte Periode zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr auf. In Einzelfällen kann sie auch schon deutlich früher (um das 35. Lebensjahr) bzw. später eintreten. Mit dem Ausbleiben der Regelblutung endet auch gleichzeitig die Fruchtbarkeit der Frau. Allerdings sollte bis zu einem Jahr nach der letzten Periode verhütet werden, um die Möglichkeit einer unverhofften Schwangerschaft restlos auszuschließen.

Ursachen

Während der Menopause verändert sich im weiblichen Körper der Hormonhaushalt. Besonders betroffen sind die Geschlechtshormone Progesteron und Östrogen. Zu Beginn der Wechseljahre sinkt zunächst der Progesteronspiegel, kurzfristig kommt es zu einem Überschuss von Östrogen. Dieses wird von den Eierstöcken vorläufig weiter produziert, sind keine Eizellen mehr vorhanden, sinkt schließlich auch der Östrogenspiegel ab.

Während die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone abnimmt, bleibt die Konzentration der männlichen Geschlechtshormone gleich, wodurch sich das bisherige Verhältnis im Hormonhaushalt stark verschiebt.

Erste Anzeichen und Symptome

Zu Beginn der Menopause stellen sich zunächst kleinere Zyklusveränderungen ein, die oftmals von den Betroffenen kaum bemerkt werden. Die monatliche Regelblutung verkürzt sich, die Abstände zwischen den einzelnen Blutungen werden länger. Bei etwa einem Viertel aller Frauen tritt die Periode ungewohnt stark auf, in einigen Fällen kommt es zu Zwischenblutungen. Schließlich bleibt die Regel gänzlich aus.

Durch den abfallenden Hormonspiegel kommt es im weiteren Verlauf zu mehr oder weniger stark ausgeprägten Beschwerden.

Hitzewallungen gehören hier zu den Klassikern, nahezu jede Frau ist während ihrer Menopause davon betroffen: Hitzewellen breiten sich meist vom Gesicht ausgehend über den gesamten Körper aus und gipfeln in einem starken Schweißausbruch.

Viele Betroffene leiden zudem unter Schlafstörungen bis hin zur Schlaflosigkeit. Während der Nacht kommt es immer wieder zu längeren Wachphasen; nicht zuletzt deswegen empfinden Frauen während der Wechseljahre eine reduzierte körperliche Belastbarkeit und verstärkte Erschöpfungszustände.

Die verringerte Hormonproduktion nimmt zudem oftmals Einfluss auf Psyche und seelisches Gleichgewicht. Viele Betroffene leiden unter Depressivität und Stimmungsschwankungen, sind leicht reizbar und nervös. Einige wenige Frauen haben zudem mit verstärkten Angstgefühlen zu kämpfen, fühlen sich antriebslos und verzweifelt.

Der abfallende Östrogenspiegel wirkt sich in einigen Fällen außerdem negativ auf den weiblichen Genitalbereich aus. Scheidentrockenheit begünstigt Infektionen und Pilzerkrankungen und kann außerdem zu Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs führen. Durch den unausgeglichenen Hormonhaushalt kann es darüber hinaus zu verstärktem Haarausfall kommen, dafür nimmt die Gesichtsbehaarung in der Regel deutlich zu.

Während der Menopause kann es überdies zu vermehrten Harnwegsinfektionen kommen, auch leiden einige Frauen unter Blasenschwäche. Dies wird durch die Rückbildung von Schleimhäuten in Blase und Harnröhre begünstigt, zudem verlieren Beckenboden und Schließmuskel an Elastizität.

Die hormonelle Umstellung geht außerdem auch mit einer Beeinträchtigung des Stoffwechsels einher, die körpereigene Fettverbrennung funktioniert nur noch eingeschränkt. Bei vielen Betroffenen äußert sich dies durch verstärkte Gewichtszunahme.

Typische Beschwerden

  • Scheidentrockenheit

Verlauf

Die Wechseljahre lassen sich in insgesamt vier Phasen untergliedern: die Prämenopause, die Menopause, die Perimenopause und die Postmenopause.

Prämenopause

In der Prämenopause tritt eine allmähliche Veränderung des hormonellen Gleichgewichts ein, die Produktion des Geschlechtshormons Progesteron wird reduziert. Hier können bereits Unregelmäßigkeiten bei der monatlichen Regelblutung eintreten, üblicherweise vergrößern sich die Abstände zwischen den einzelnen Blutungen.

Menopause

Auf die Prämenopause folgt die Menopause, diese wird mit der letzten Regelblutung definiert.

Perimenopause

Die Perimenopause beschreibt den Zeitraum von etwa 2 Jahren vor und nach der Menopause. In dieser Phase wird die Follikelreifung in den Eierstöcken nach und nach eingestellt, der Eisprung bleibt immer häufiger aus. Es kommt zu immer mehr Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus, bis die Regel irgendwann ganz ausbleibt (Menopause). Durch die ausbleibende Follikelreifung nimmt die Östrogen- und Progesteronproduktion ab.

Postmenopause

An die Perimenopause schließt sich die Postmenopause an: Sie beginnt etwa zwei Jahre nach der letzten Regelblutung und dauert etwa bis zum 65. Lebensjahr an.

Wann zum Arzt?

Wenn die Wechseljahresbeschwerden zu stark werden und beginnen, das alltägliche Leben zu beeinträchtigen, sollte ein Arzt konsultiert werden. Auch Frauen, bei welchen die Menopause bereits vor dem 45. Lebensjahr eintritt, sollten ihren Gynäkologen zu Rate ziehen: Sinkt der Östrogenspiegel derartig früh ab, steigt damit das Risiko für die Erkrankung an Osteoporose immens an – eventuell ist die zusätzliche Gabe von Hormonen nötig.

Treten nach längerem Ausbleiben der Regel plötzlich erneut Blutungen auf, ist ebenfalls ein Gang zum Arzt angeraten; hier sollte abgeklärt werden, ob es innerhalb der Gebärmutter zu übermäßigem oder sogar krankhaftem Wachstum von Schleimhaut kommt.

Generell bietet es sich an, bei wechseljahrestypischer Symptomatik einen Routinecheck beim Frauenarzt durchführen zu lassen, schlimmstenfalls könnte hinter dem Beschwerdebild eine andere ernstzunehmende Krankheit stecken, welche so frühzeitig erkannt und behandelt werden kann.

Diagnose und Verlauf

Um festzustellen, ob das beschriebene Beschwerdebild auf das Eintreten der Menopause zurückzuführen ist, untersucht der Gynäkologe den Genitalbereich der Frau und macht einen Abstrich. Zusätzlich kann mit Hilfe einer Blutuntersuchung die Konzentration der verschiedenen Sexualhormone nachgewiesen werden, hierdurch lässt sich spezifizieren, in welcher Phase der Wechseljahre sich die Patientin aktuell befindet. Da durch die hormonelle Umstellung das Risiko an Osteoporose zu erkranken, ansteigt, ist eventuell präventiv eine Knochendichtemessung angeraten.

Behandlung und Therapie

Um die durch die Menopause bedingten Beschwerden zu lindern und den Körper zudem vor eventuellen Folgeerkrankungen zu schützen, kann eine Hormonersatztherapie (HET) durchgeführt werden. Diese versorgt den Körper mit den Hormonen, welche er selbst nicht mehr produzieren kann. Die Zusatzhormone können in Tablettenform, als Pflaster, Nasenspray, Creme oder Zäpfchen eingenommen werden.

Grundsätzlich wird zwischen zwei möglichen Therapieformen unterschieden: der Mono- und der Kombinationstherapie. Während bei der Monotherapie nur Östrogene medikamentös zugeführt werden, kommen bei der Kombinationstherapie sowohl Östrogen als auch Gestagen zum Einsatz.

Bei der Mehrzahl der Frauen wird die Kombinationstherapie angewendet: Die alleinige Verabreichung von Östrogenen würde zu einer starken Produktion von Gebärmutterschleimhaut führen und damit das Risiko, an Gebärmutterkrebs zu erkranken, erhöhen. Lediglich bei Patientinnen, bei welchen die Gebärmutter bereits entfernt wurde, bietet sich eine Monotherapie an.

Frauen, welche während der Menopause unter Scheidentrockenheit leiden, können die Beschwerden mit Hilfe östrogenhaltiger Salben, Gele und Cremes lindern. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können durch die Anwendung Feuchtigkeit spendender Gleitmittel verringert werden.

Werden die Wechseljahre von depressiven Verstimmungen begleitet, werden je nach Schweregrad Medikamente aus dem Bereich der Psychopharmaka (Antidepressiva etc.) verordnet.

Bei leichteren Beschwerden können jedoch auch einige pflanzliche Arzneimittel bereits erhebliche Linderung bringen. Mönchspfeffer und Traubensilberkerze gehören zur Gruppe der Phytohormone und können auf den weiblichen Hormonhaushalt eine regulierende Wirkung haben.

Bei Schlafstörungen können Passionsblume, Melisse, Hopfen oder Baldrian helfen. Johanniskraut dagegen wirkt leicht stimmungsaufhellend und lindert zudem übermäßige Nervosität.


Was kann ich selbst tun?

Abseits der herkömmlichen medikamentengestützten Therapie gibt es zudem zahlreiche weitere Möglichkeiten, um den Körper während der Wechseljahre zu unterstützen und die Symptome zu lindern.

Sport

Sport wirkt sich nicht nur positiv auf das seelische Gleichgewicht aus, sondern unterstützt zudem Knochen und Hautbild und nützt der schlanken Linie. Während der Menopause haben viele Frauen mit starker Gewichtszunahme zu kämpfen, besonders im Hüft- und Bauchbereich setzen sich in dieser Phase schnell Fettpolster an. Mit Hilfe von Muskeltraining und Ausdauersport lässt sich die körpereigene Fettverbrennung zusätzlich aktivieren. Sportliche Aktivität wirkt sich zudem positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und beugt einer altersbedingten Arteriosklerose (Arterienverkalkung) sowie Folgekrankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall vor.

Empfehlenswert sind Sportarten, welche die Kondition verbessern, jedoch die Gelenke nicht allzu stark belasten. Ideal sind hier Schwimmen, Radfahren, leichtes Joggen, aber auch Gymnastik, Yoga, Pilates oder Tanzen.

Richtige Ernährung

Eine weitere wichtige Komponente ist die richtige Ernährung während der Wechseljahre. Diese wirkt nicht nur einer Gewichtszunahme entgegen, sondern kann ebenfalls das Beschwerdebild positiv beeinflussen. Frauen in der Menopause sollten viel frisches Obst, Getreideprodukte und Gemüse zu sich nehmen, der Verzehr von Fleisch und tierischen Produkten sollte dagegen eingeschränkt werden.

Vorsicht ist ebenfalls bei Rohkost geboten: Durch den abfallenden Östrogenspiegel reagiert der Darm empfindlicher auf ungegartes Gemüse, besonders Kohlarten bereiten meist Probleme. Hier sollten daher vorwiegend milde Gemüsesorten wir Möhren, Fenchel etc. verzehrt werden. Frauen in den Wechseljahren sollten ihre Ernährung zudem mit Pflanzenhormonen anreichern, diese wirken sich positiv auf den körpereignen Hormonhaushalt aus. Isoflavone, welche in Sojaprodukten wie Tofu oder auch in Sojabohnen stecken, können die Beschwerden abmildern, ebenso die in Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst enthaltenen Lignane.

Außerdem sehr wichtig ist eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit. Während der Wechseljahre leidet der Flüssigkeitshaushalt unter den häufigen und starken Schweißausbrüchen, der Körper trocknet schneller aus. Zudem verliert die Haut altersbedingt an Feuchtigkeit, das Hautbild verschlechtert sich. Dem lässt sich durch ausreichendes Trinken entgegenwirken; ideal sind Getränke wie Wasser, Fruchtsaft oder Tee. Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee sollten während der Wechseljahre etwas eingeschränkter konsumiert werden, da sie zusätzlich schweißtreibend sind und dabei Kreislauf und Nerven strapazieren.

Vorbeugung

Die Wechseljahre selbst sind ein natürlicher biologischer Prozess, welcher nicht abgewendet werden kann – heftigen und unangenehmen Beschwerden lässt sich allerdings effektiv vorbeugen. Idealerweise sollten Frauen daher schon einige Jahre, bevor bei ihnen die Menopause eintritt, auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achten, Stress gilt es zu reduzieren. Stattdessen helfen Entspannungsübungen dabei, den Körper auf die hormonelle Umstellung vorzubereiten. Schlafmangel, übermäßiger Kaffee- oder Alkoholkonsum stellen einen unnötigen Stressfaktor für den Organismus dar und sollten daher möglichst vermieden werden. Sehr wichtig ist zudem die psychische Akzeptanz: Wird die Veränderung und das Erreichen eines neuen Lebensabschnittes vom Kopf nicht angenommen, rebelliert auch der Körper mehr als üblich dagegen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Ludwig, M.: Gynäkologische Endokrinologie. Ein Handbuch für die Praxis, 2.Auflage, optimist Fachbuchverlag, 2011
  • Kuhl, H.: Sexualhormone und Psyche: Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie,1. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2002
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Weyerstahl, T., Stauber, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 7. Dezember 2018

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