Pneumokokken-Infektion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Pneumokokken gehören zu den so genannten grampositiven Bakterien. Sie werden der Gattung Streptococcus pneumoniae zugeordnet. Sie können verschiedene Infektionen hervorrufen und sind vor allem für Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen sowie für Personen mit einer chronischen Grunderkrankung gefährlich. Typisch für eine Pneumokokken-Infektion ist eine Lungenentzündung (Pneumonie).

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Pneumokokken-Infektion?

Pneumokokken können eine Reihe von Krankheiten hervorrufen. Die Lungenentzündung (Pneumonie) gehört zu den häufigsten Pneumokokken-Infektionen.

Per Definition handelt es sich bei Pneumokokken (Erreger: Streptococcus pneumoniae) um Bakterien mit über 90 verschiedenen Serotypen. Jeder Typ lässt sich dabei durch unterschiedliche Bestandteile der Bakterienkapsel vom anderen unterscheiden. Für mehr als 90 Prozent der durch Pneumokokken ausgelösten Erkrankungen sind 23 Typen verantwortlich.

Pneumokokken können viele verschiedene Krankheiten hervorrufen. Bekannt ist vor allem Lungenentzündung, aber auch für Hirnhautentzündung, Mittelohrentzündungen, Nasennebenhöhlenentzündungen oder gar Hornhautentzündungen sind in den meisten Fällen Pneumokokken verantwortlich.

Ursachen: Ansteckung und Infektionsweg

Bei vielen Menschen gehören Pneumokokken als Bestandteil zur Schleimhaut der oberen Atemwege und führen nicht zu einer Erkrankung. Ein intaktes Immunsystem hält die Bakterien ohne Probleme in Schach. Erst ein geschwächtes Immunsystem kann Erkrankungen hervorrufen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch (Tröpfcheninfektion, Schmierinfektion) erfolgt seltener.

Träger sowie Überträger von Pneumokokken sind meist Kinder in den ersten Lebensjahren, Erwachsene ohne Kleinkind-Kontakt tragen die Bakterien nur zu fünf Prozent in sich. Jedoch steigt diese Zahl mit steigendem Alter und schwächerem Immunsystem. Wer Überträger ist, ist meist von einem bis maximal drei Serotypen besiedelt.

Üblicherweise zeigt sich eine Pneumokokken-Besiedlung symptomlos oder höchstens wie eine leichte Erkältung. Jedoch steigt aufgrund der Pneumokokken-Besiedlung die Infektionsgefahr für Virusinfektionen. Wieso eine Pneumokokken-Infektion allerdings zu teils lebensbedrohlichen Erkrankungen bei einigen Menschen führt, während bei anderen Menschen keine Erkrankung auftritt, ist bislang noch nicht vollständig erforscht.

Krankheiten

Symptome und Verlauf

Eine Pneumokokken-Infektion kann in der Folge – wie bereits erwähnt – zu verschiedenen Erkrankungen führen. So sterben jährlich über eine Million Kinder unter fünf Jahren an einer Lungenentzündung. In der Regel sind Menschen ab 50 Jahren von der Erkrankung betroffen, aber auch Kinder können daran erkranken. Zu den typischen Symptomen der Lungenentzündung gehören Husten mit eitrigem Auswurf, hohes Fieber und Schüttelfrost. Ältere Menschen zeigen diese Symptome nicht immer. Bei Säuglingen kann es außerdem zu einer Trinkschwäche oder Schnupfen kommen.

Verursacht die Pneumokokken-Infektion eine Hirnhautentzündung, dann zeigt sich dies im Säuglingsalter vor allem durch hohes Fieber, Erbrechen, Apathie oder Unruhe, Nahrungsverweigerung sowie Krampfanfälle. Ab einem Alter von einem Jahr zeigt sich zudem Nackensteifheit. Auch Kopfschmerzen und Bewusstlosigkeit können auftreten. Pneumokokken gelten als zweithäufigste Ursache für akute bakterielle Hirnhautentzündungen.

Kommt es durch Pneumokokken zu einer Mittelohrentzündung, zeigt sich diese durch starke Ohrenschmerzen und Fieber.

Nasennebenhöhlenentzündungen werden meist von Kopfschmerzen und Fieber begleitet, zudem sind die Nebenhöhlen vereitert.

In seltenen Fällen kann es auch zu einer Entzündung der Kieferhöhlen kommen. Wird durch Pneumokokken eine Hornhautentzündung verursacht, dann verläuft diese sehr schmerzhaft.

Wann zum Arzt?

Zeigen sich vor allem bei Säuglingen, Kleinkindern, älteren Menschen oder auch Menschen mit chronischen Erkrankungen die beschriebenen Symptome, sollte unbedingt der Arzt aufgesucht werden, um eine geeignete Therapie einzuleiten. Aber auch Menschen, die nicht zu diesen Risikogruppen gehören, sollten bei anhaltenden Symptomen zum Arzt gehen, um mögliche Erkrankungen aufgrund von Pneumokokken rechtzeitig zu behandeln oder aber zumindest ausschließen zu können.

Diagnose

Die Diagnose einer Pneumokokken-Infektion erfolgt unter dem Mikroskop und durch Nachweise einer Kultur aus Blut, Sputum, Bronchialsekret oder Liquor. Pneumokokken zeigen eine α-Hämolyse auf Blutagar. Zudem kann mittels Schnelltest das Pneumokokkenantigen im Urin nachweisen.

Komlikationen

Werden Pneumokokken-Infektionen richtig behandelt, dann verursachen sie in der Regel keine bis wenige Komplikationen. Dennoch kann es bei zu später oder unzureichender Behandlung zu Problemen wie Herzbeutelentzündungen, einer bakteriellen Endokarditis (bakterielle Entzündung der Herzinnenhaut) oder auch zu einer Blutvergiftung kommen. Schlimmstenfalls können vor allem eine Lungenentzündung oder auch eine eitrige Gehirnhautentzündung zum Tode führen.

Behandlung und Therapie

Obwohl es immer wieder zu weltweit steigenden Resistenzen gegen Antibiotika kommt, gelten Penicilline weiterhin als das Mittel der Wahl zur Behandlung von Infektionen mit Pneumokokken.

Gerade die Anwendung von Aminopenicillinen bietet sich als günstig an, denn sie wirken differenzialdiagnostisch auch gegen Keime wie Haemophilus influenzae.

Lediglich eine durch Pneumokokken ausgelöste Hirnhautentzündung lässt sich mit Penicillinen nicht ausreichend behandeln, weshalb hier eine unmittelbare Therapie mit Cephalosporinen bei Verdacht begonnen werden sollte. Gegen penicillinresistente Stämme können zudem so genannte Reserveantibiotika wie Rifampicin oder Vancomycin hilfreich sein.


Aussicht und Prognose

Unbehandelt können vor allem die durch Pneumokokken ausgelöste Lungenentzündung sowie die Hirnhautentzündung tödlich verlaufen. Entscheidend für die Prognose, die nie sicher ist, ist vorrangig der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten sowie die Wahl der Therapie.

Die Prognose ist bei Menschen mit starkem Immunsystem grundsätzlich besser als bei Menschen mit schwachem Immunsystem. In den meisten Fällen ist eine ambulante Behandlung ausreichend.

Eine Hirnhautentzündung gilt immer als potenziell lebensbedrohlich. Hier ist eine unverzügliche fachgerechte Behandlung besonders entscheidend für die Prognose.

Gerade eine Meningitis durch Pneumokokken gilt als Notfall, eine schnellstmögliche Antibiotika-Therapie wirkt sich günstig auf den Krankheitsverlauf aus.

Alle weiteren möglichen Erkrankungen sollten natürlich für eine positive Prognose ebenfalls entsprechend behandelt werden, denn nur so lässt sich den Bakterien entgegenwirken und die Genesung beschleunigen.

Vorbeugung (Impfung)

Eine Pneumokokken-Infektion lässt sich mit einer Impfung vorbeugen. Zur Verfügung stehen dabei zwei Impfstoffe – ein Polysaccharid-Impfstoff für ältere Kinder und Erwachsene sowie ein konjugierter Impfstoff für Kleinkinder. Letzterer richtet sich inzwischen gegen die 13 für Kinder gefährlichsten und zudem häufigsten Pneumokokken-Typen.

Die Pneumokokken-Impfung ist gut verträglich und wird vom RKI empfohlen. Zu den für die Impfempfehlung zählenden Personengruppen gehören vor allem alle Kinder ab dem vollendetem zweiten Lebensmonat bis zum zweiten Lebensjahr, Personen ab 60 Jahre, Kinder sowie Jugendliche und Erwachsene mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung (z. B. bei chronischen Erkrankungen der Lunge wie Asthma und COPD oder des Herz-Kreislauf-Systems, bei chronischen Leber- oder Nierenerkrankungen, bei Diabetes mellitus sowie anderen Erkrankungen des Stoffwechsels, bei angeborenen oder auch erworbenen Defekten des Immunsystems, bei immunsuppressiven Therapien nach Organtransplantation oder bei Autoimmunerkrankungen, bei Krebserkrankungen, bei HIV-Patienten, nach Knochenmarkstransplantation, bei vorhandenem Cochlea-Implantat).

Menschen ohne Milz sollten sich grundsätzlich impfen lassen, denn die Milz übernimmt zahlreiche Aufgaben der Immunabwehr und eine Pneumokokken-Infektion würde in diesem Fall fast immer zum Tod führen.

Nach einmaliger Impfung ist bei jungen gesunden Menschen eine Schutzdauer von etwa zehn Jahren vorhanden. Nach aktuellem Wissensstand ist eine erneute Impfung nicht sinnvoll, da Wiederholungsimpfungen ein vermindertes Ansprechen begünstigen, möglich sind wiederholte Impfungen aber.

Auch wenn die Pneumokokken-Impfung gut verträglich ist, kann es wenige Stunden bis zwei Tage danach zu Symptomen wie Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen sowie leichten Gelenkschmerzen kommen. Unter Umständen zeigen sich – vor allem bei Wiederholungsimpfungen in kurzen Abständen von weniger als fünf Jahren – auch Reaktionen an der Impfstelle. Gerade für ältere Menschen wird die Pneumokokken-Impfung in Kombination mit der Grippeimpfung empfohlen. Wer mit einer durch Pneumokokokken ausgelösten Lungenentzündung stationär behandelt wurde, sollte ebenfalls geimpft werden. Zwar bleibt eine Immunität nach überstandener Lungenentzündung, jedoch nur gegen den für die Erkrankung ursächlichen Stamm.

Quellen

  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2018

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