Apathie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wenn jemand ein teilnahmsloses, nicht ansprechbares Verhalten zeigt, ist von Apathie oder apathischem Verhalten die Rede. Es stellt sich die Frage: Ist Apathie eigentlich harmlos und vorübergehend? Oder handelt es sich bei der Apathie vielleicht sogar um ein alarmierendes Anzeichen einer ernsteren Erkrankung?

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Apathie?

Betroffene einer Apathie reagieren kaum auf äußere Reize. Ältere Menschen sind häufiger von einer Apathie betroffen.

Man spricht von einer Apathie, wenn der Betroffene nicht mehr ansprechbar ist. Zudem erfolgt auf äußere Reize keine oder kaum noch eine Reaktion. Ein Blickkontakt findet ebenfalls nicht mehr statt. Im Vordergrund stehen eine (scheinbare) Gefühllosigkeit sowie eine auffällige Teilnahmslosigkeit. Weist ein Patient diese Anzeichen einer Apathie auf, so handelt es sich immer um eine ernstzunehmende Erkrankung, die sofortige Hilfe erfordert.

Apathie kann Menschen in jedem Alter betreffen. Auffällig jedoch ist, dass überwiegend ältere Menschen unter einer Apathie leiden. Dies ist nicht verwunderlich: So tritt bei den Demenzkranken eine Apathie am häufigsten auf. Abhängig von der Form der Demenzerkrankung, können zwischen 60 bis über 90 Prozent der Erkrankten im Laufe der Zeit die Symptome einer Apathie aufweisen.

Ursachen

Die Ursachen für eine Apathie sind in der Forschung noch nicht genau geklärt. Es steht jedoch fest, dass stets eine Störung des zentralen Nervensystems ursächlich ist.

Apathie tritt auch bei bestimmten Krankheiten auf, unter anderem bei einer starken Unterfunktion der Schilddrüse, bei Autismus, bei Anorexia nervosa (Magersucht) sowie bei Depressionen.

Tritt Apathie bei einer Tollwuterkrankung auf, deutet dies aller Wahrscheinlichkeit nach auf einen bevorstehenden aggressiven Ausbruch hin. Die Gefahr einer Hirnhautentzündung ist sehr groß. Auch bei einer fortgeschrittenen Demenz ist Apathie sehr häufig anzutreffen. Zeigen jedoch Kleinkinder Symptome einer Apathie, liegt dem oftmals eine Infektionskrankheit zugrunde, die mit hohem Fieber einhergeht.

Krankheiten

Typische Krankheiten mit einer Apathie:

  • Anorexia nervosa

Wann zum Arzt?

Einen apathischen Zustand erleben die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens. Nicht immer muss dafür ein Arzt konsultiert werden. Tritt die Apathie als Symptom eines vorübergehenden Infarkts auf, verschwindet sie wieder, sobald der Heilungsprozess abgeschlossen ist. Eine über wenige Tage anhaltende Kraft- und Energielosigkeit, die aufgrund aktuell belastender Ereignisse oder erhöhtem Stress eintritt, verschwindet ebenfalls nach der Überwindung der Situation wieder.

Bei einer anhaltenden Apathie über mehrere Wochen ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen. Die Ursachen sind abzuklären und medizinische Maßnahmen der Hilfe sind einzuleiten. Eine Ursachenforschung ist notwendig, da die Apathie keine alleinstehende Erkrankung ist. Sie weist auf eine zusätzliche Problematik hin, die geklärt werden muss. Tritt die Apathie in regelmäßigen Abständen oder sich wiederholenden Mustern auf, sind diese näher zu hinterfragen. Es besteht das Risiko einer weiteren psychischen Störung.

Setzt die Apathie infolge einer Hirnverletzung, wie bei einem Trauma oder nach einem operativen Eingriff ein, muss der Arzt darüber informiert werden. Dieser beobachtet die weitere Entwicklung und kann rechtzeitig Maßnahmen ergreifen. Zu dem Krankheitsbild der Apathie gehört die Unfähigkeit, aus eigener Kraft einen Arzt aufzusuchen. Bei Anzeichen, wie einer mehrwöchig anhaltenden mangelnden Körperpflege, der Verweigerung von Nahrung und Medikamenten oder fehlender Lebensmotivation, sind Angehörige aufgefordert, einen Arzt zu rufen.

Diagnose und Verlauf

Typische Symptome einer Apathie:

Treten die ersten Anzeichen für eine Apathie auf, sollte umgehend ein Krankenhaus aufgesucht werden. Dies gilt auch für das Pflegepersonal in Alters- und Pflegeheimen, die besonders häufig mit der Diagnose Apathie konfrontiert werden. Oftmals gehen mit der Apathie verschiedene Symptome einher. Dazu gehören Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, mangelnder Appetit und ein verändertes Urteilsvermögen.

In der Klinik wird die Diagnose gestellt und nach den tieferliegenden Ursachen für die Apathie gesucht. In der Regel liegt der Apathie nämlich eine Grunderkrankung zugrunde, die sich nun verschlechtert und ein neues Stadium erreicht hat. Nur in seltenen Fällen ist die Apathie die alleinige Erkrankung.

Um die Diagnose zu festigen, werden neben verschiedenen Tests auch Blutuntersuchungen und bildgebende Verfahren genutzt, wie zum Beispiel das MRT. Die Behandlung einer Apathie kann jedoch erst erfolgen, wenn die Ursache zweifelsfrei feststeht. In dieser Zeit wird der an Apathie Erkrankte im Krankenhaus verbleiben müssen.

Komplikationen

Bei einer Apathie hängt die Prognose maßgeblich von der zugrunde liegenden Ursache ab. Liegt der Störung eine Infektionskrankheit zugrunde, sind die Chancen auf Heilung hoch. Liegt als Ursache eine Demenzerkrankung oder Tollwut vor, ist eine vollständige Genesung dagegen unwahrscheinlich, da die Medizin noch nicht über das notwendige Behandlungsspektrum verfügt, um die entstandenen kognitiven Schädigungen effektiv zu behandeln. Moderne Behandlungsmethoden beschränken sich auf eine Sedierung, bei Tollwuterkrankungen in Kombination mit Virostatika und ähnlichen Präparaten.

Die Medikamente reduzieren die Schmerzen, ändern jedoch nichts am zumeist tödlichen Verlauf von Tollwut. Auch die Apathie in Folge einer Demenz kann nicht geheilt werden. Durch spezielle Gedächtnisübungen und die Gabe von Medikamenten kann der tendenziell negative Verlauf der Erkrankung zumindest verlangsamt werden. Eine positive Prognose kann gestellt werden, wenn der Apathie eine leichte Depression zugrunde liegt. In diesem Fall können Therapie und medikamentöse Behandlung die Beschwerden auflösen und ermöglichen dem Patienten ein relatives normales Leben mit der Krankheit.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung einer Apathie gehört immer in ärztliche Hände und richtet sich nach der jeweiligen Grunderkrankung. Ist eine Depression die Ursache für die Apathie, gehört der Patient in die Hände eines erfahrenen Psychologen. Mit der Hilfe von Gesprächstherapie und eventuell der Gabe von Medikamenten (Psychopharmaka) soll ein Weg aus der Hilflosigkeit und den Ohnmachtsgefühlen gesucht werden. Ist dies erfolgt, verschwindet damit auch die Apathie.

Generell darf man aber nicht vergessen, dass psychische Erkrankungen selten geheilt, sondern nur dem Verlauf eine andere Richtung gegeben werden kann, so dass ein normales Leben wieder wahrscheinlich wird.

Liegen einer Apathie leichtere Infektionskrankheiten zugrunde, sind die Heilungschancen als gut anzusehen. Eine ungünstige Prognose dagegen besteht, wenn der Patient an Tollwut oder an einer Demenzerkrankung leidet. In diesen Fällen verfügt die Medizin noch nicht über ein ausreichendes Behandlungsspektrum, um die der Apathie zugrunde liegende Erkrankung heilen zu können.

So enden viele Tollwuterkrankungen immer noch tödlich, auch wenn die moderne Medizin eine Sedierung sowie die gleichzeitige Gabe von Virostatika probiert. Auch die Demenz kann nicht wirklich aufgehalten oder geheilt werden. Dennoch ist es sinnvoll, den Verlauf mit speziellen Übungen für das Gedächtnis sowie mit Medikamenten ein wenig zu verlangsamen.


Aussicht und Prognose

Die Apathie ist meist ein Symptom einer anderen Erkrankung. Daher sind der Verlauf und die Prognose der Teilnahmslosigkeit in Abhängigkeit zur Grunderkrankung zu betrachten. Bei vielen Erkrankung wird der Patient bereits medikamentös behandelt, so dass die Apathie auch eine Nebenwirkung sein kann. Bei einem Absetzen der Medikamente kommt es dann zu einer Spontanheilung. Ist die Teilnahmslosigkeit jedoch nicht aufgrund einer Nebenwirkung entstanden, bestehen bei vorübergehenden Erkrankungen wie beispielsweise Infektionen gute Heilungschancen, sobald diese abgeklungen sind. Bei progressiven Erkrankungen wie beispielsweise einer Demenz ist jedoch die Apathie schwer oder gar nicht behandelbar.

Nach dem heutigen medizinischen Stand fehlen die Behandlungsmethoden. Gleiches gilt bei einer Tollwuterkrankung. Entsteht die Apathie aufgrund psychogener Ursachen, wird sie oft begleitend zu einer Therapie medikamentös behandelt. Die Schwierigkeit besteht darin, dass ein Absetzen der Medikamente in den meisten Fällen einen Rückfall verursacht, wenn die eigentliche Ursache noch nicht geklärt ist.

Bei psychischen Erkrankungen kann der Heilungsprozess einen längeren Zeitraum beanspruchen. Ist er gegeben, verschwindet meist auch die Apathie. Zu beachten ist jedoch, dass einige Ursachen nicht geheilt werden können. Im Mittelpunkt einer Therapie stehen Veränderungen von erlebten Traumatas oder Schicksalsschlägen. Dem Patienten wird mit verschiedenen Methoden ein neuer Lebenssinn vermittelt, der eine Überwindung der Apathie bewirken kann.

Vorbeugung

Einer Apathie kann nicht vorgebeugt werden. Dennoch ist es sinnvoll, dass besonders ältere Menschen genügend trinken, um durch den Flüssigkeitsmangel gar nicht erst die Anzeichen einer Apathie zu entwickeln. Der Aufenthalt in der prallen Sonne sollte in den Sommermonaten unbedingt gemieden werden. Dies betrifft jedoch alle Altersstufen. Der Grund: Ein Zuviel an Sonne kann einen lebensgefährlichen Hitzschlag verursachen.

Apathie ist hierbei nur eines der warnenden Anzeichen. Da die Apathie bei Demenzkranken nicht nur ein einfaches Begleitsymptom ist, sollten besonders ältere Menschen stärker beobachtet und in ihrem Alltag begleitet werden. Damit kann eine Apathie zwar nicht verhindert werden, dennoch ist es möglich, sofortige ärztliche Hilfe anzufordern.

Quellen

  • Burisch, M.: Das Burnout-Syndrom, Springer Verlag, 4. Auflage 20101
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Margraf, J. Schneider S.: Lehrbuch der Verhaltenstherapie, Springer Verlag, 3. Auflage 2009
  • Amberger, S. & Roll, S.: Psychiatriepflege und Psychotherapie, Thieme-Verlag, 1. Auflage 2010
  • Möller, H. et al.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Thieme-Verlag, 5. Auflage 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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