Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. November 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nahrungsmittelunverträglichkeiten beruhen auf einer Unverträglichkeit bestimmter Nahrungsmittel oder auf Bestandteile derselben. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Nahrungsmittel-Intoleranz. Entweder können die fraglichen Nahrungsbestandteile bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten gar nicht oder nur unter teils erheblichen Beschwerden oder mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen verwertet und verdaut werden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten?

Die Laktoseintoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit) gehört zu den häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Es handelt sich bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten nicht um echte Allergien auf Nahrungsmittel. Eine nachweisbare immunologische Reaktion erfolgt bei einer Unverträglichkeit auf Nahrungsbestandteile oder ganzen Nahrungsmittelgruppen nicht. Beim Erwachsenen handelt es sich bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten manchmal um Kreuzreaktionen. In diesem Fall liegen bereits bekannte Pollen-Allergien zugrunde. Auf der anderen Seite können erworbene Nahrungsmittelintoleranzen aber auch durch andere Umstände entstehen. Lebensmittelunverträglichkeiten können generell in toxische und nicht-toxische sowie in allergische und nicht-allergische Unverträglichkeits-Reaktionen unterteilt werden.

Unter Intoleranzen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten versteht die Medizin alle nicht allergisch bedingten Verdauungsstörungen, die auf bestimmte Lebensmittel oder deren Bestandteile erfolgen. Solche Unverträglichkeiten beruhen in einigen Fällen auf Enzymdefekten oder Enzymmängeln. Bei pharmakologischen Unverträglichkeiten besteht eine Unverträglichkeit auf enthaltene Substanzen in Lebensmitteln. Als Beispiel kann ein Stoff in Getreidekleber genannt werden.

Außerdem können pseudoallergische Reaktionen vorliegen, die nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel eintreten. Bei konsequenter Meidung der unverträglichen Auslöser können Nahrungsmittelintolerante symptomfrei bleiben. Die meisten Unverträglichkeiten auf Lebensmittel oder einzelne Bestandteile derselben bestehen lebenslang. Manche Nahrungsmittelunverträglichkeiten können sich mit der Zeit aber auch bessern.

Ursachen

Die Ursachen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten liegen vielfach in der immer stärkeren industriellen Verarbeitung von Nahrung begründet. Intoleranzen kommen immer häufiger in der Bevölkerung vor. Es sind jedoch regionale Unterschiede auszumachen, die möglicherweise einen Aufschluss über die Ernährungspräferenzen in den betroffenen Ländern geben können. Offensichtlich werden die häufigsten Verursacher von Lebensmittelintoleranzen nicht überall in gleicher Menge verzehrt.

In Europa gehören die Laktoseintoleranz, die Fruktosemalabsorption bzw. die Fruktoseintoleranz, die Histaminintoleranz und die Zöliakie zu den häufigsten durch Ärzte ermittelten Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Ihre Ursachen sind in unterschiedlichen Gegebenheiten zu suchen. Enzymatisch bedingte Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie die Laktoseintoleranz können bereits angeboren sein. Hier fehlt ein Enzym zur Verdauung von Milchzucker. Alternativ liegt das Enzym nicht (mehr) in ausreichender Menge vor, um die Verdauung des Milchzuckers reibungslos ablaufen zu lassen. Das kann zum Beispiel altersbedingt der Fall sein.

Enzymatisch bedingte Nahrungsmittelunverträglichkeiten können aber auch im Lauf des Lebens erworben werden. Auch die immunologische Reaktion auf das Gluten im Getreide kann sowohl angeboren als auch im mittleren Lebensalter erworben sein. Hier liegt die Ursache in einem unverträglichen Getreidebestandteil. Je nach Ursache der Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind unterschiedliche Beschwerden und Verläufe zu erwarten.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome von Nahrungsmittelunverträglichkeiten:

Nahrungsmittelunverträglichkeiten werden häufig durch wiederkehrende Verdauungsprobleme oder allergische Hauterscheinungen gekennzeichnet. Es kann nach dem Genuss unverträglicher Lebensmittel zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall, Koliken, Schweißausbrüchen, Wassereinlagerungen im Bauchraum, Gärungsprozessen und krampfartigen Bauchschmerzen kommen. Die Haut kann beim Vorliegen von Nahrungsmittelunverträglichkeiten von unerträglichem Juckreiz, Quaddelbildung und akuten Rötungen (Exanthemen) betroffen sein.

Außerdem können die Betroffenen unter Kopfschmerzen, grippeähnlichen Symptomen, laufender Nase und asthmaartigen Atembeschwerden leiden. Diese Symptome können gehäuft oder individuell unterschiedlich intensiv auftreten. Solange das unverträgliche Lebensmittel oder die auslösende Substanz in Lebensmitteln nicht gemieden werden, können sich die Symptome der Nahrungsmittelunverträglichkeiten nicht bessern. Zum Teil können die Betroffenen die Beschwerden mit Antihistaminika abmildern oder gänzlich unterdrücken.

Im Verlauf kann eine nicht behandelte Unverträglichkeit auf Nahrungsmittel oder deren Bestandteile jedoch zu weiteren Unverträglichkeiten führen. Die Symptomlage ist dann in Relation zu den aufgenommenen Nahrungsmitteln unterschiedlich schwer. Liegen mehrere Nahrungsmittelunverträglichkeiten vor, können die relativ unspezifischen Symptome auch zu Fehldiagnosen wie einem Reizdarm führen.

Typen und Formen

Zu den häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten in Europa gehören:

  • die angeborene oder erworbene Laktoseunverträglichkeit (enzymatisch)
  • die angeborene oder erworbene Fruktosemalabsorption (enzymatisch)

Eine Sonderrolle spielt die Zöliakie bzw. die Unverträglichkeit von pharmakologischen Substanzen im Klebereiweiß (Gluten) bestimmter Getreidesorten. Betroffene können sich wegen der damit verbundenen Schädigungen der Darmschleimhaut nur noch von glutenfreuen Getreidesorten ernähren. Eine strikte Meidungsdiät ist bei allen Nahrungsmittelunverträglichkeiten angezeigt.

Diagnose

Die Diagnostik bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist angesichts der Vielzahl von möglichen Auslösern schwierig. Hilfreich sind eine sorgfältige Anamnese und ein Ernährungstagebuch. Dieses kann erste Aufschlüsse über bestimmte Reaktionen auf Nahrungsmittel oder ihre Inhaltsstoffe geben. Heutzutage können Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption durch einen Atemtest oder eine Ausschlussdiät ermittelt werden. Bei der Histaminintoleranz und der Zöliakie sind spezielle Bluttests erforderlich. Gegebenenfalls kann die Zöliakie auch über eine Biopsie ermittelt werden. Zudem ist eine sorgfältige Differenzialdiagnose notwendig, um Nahrungsmittelunverträglichkeiten von verdauungsbedingten Erkrankungen mit ähnlicher Symptomlage zu unterscheiden. Bei Verdacht auf eine Allergie oder Kreuzallergie sind Allergietests sinnvoll.

Behandlung und Therapie

Die Therapie bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist symptomabhängig durchzuführen. Die wichtigste Maßnahme ist die konsequente Meidung der auslösenden Lebensmittel bzw. Nahrungsbestandteile. Inwieweit der Patient nach Jahren der Meidung wieder kleine Mengen unverträglicher Lebensmittel toleriert, ist unterschiedlich. Bei einigen Nahrungsmittelintoleranzen besteht eine lebenslange Unverträglichkeit. Diese erlaubt keine Ausnahmen.

Möglich ist bei einigen Lebensmittelunverträglichkeiten auch eine Diät, die eine reduzierte Aufnahme der unverträglichen Lebensmittel vorsieht. Nach Möglichkeit werden die unverträglichen Nahrungsmittel nur gelegentlich verzehrt. Die Toleranzschwelle für unverträgliche Lebensmittel ist individuell unterschiedlich. Bei einer nicht-Zöliakie-bedingten Glutensensitivität kann es genügen, weniger glutenhaltige Getreide zu verzehren.

Bei Zöliakie hingegen muss die Meidung vollständig sein. Bei der Laktoseintoleranz oder einer Fruktosemalabsorption können unterschiedliche Schweregrade vorliegen. Diese Nahrungsmittelunverträglichkeiten erfordern eine Reduktion oder strikte Meidung des unverträglichen Stoffes. Studien haben nachgewiesen, dass die Verträglichkeit des Milchzuckers bei genetisch verursachter Laktoseintoleranz verbessert werden kann, wenn der Milchzucker in langsamen Schritten vermehrt aufgenommen wird.

Eine Fruktoseunverträglichkeit kann durch eine zeitgleiche Aufnahme von Traubenzucker eine bessere Verträglichkeit entwickeln. Sinnvoll ist eine Ernährungsberatung. Bei enzymatisch bedingten Nahrungsmittelunverträglichkeiten kann eine Enzym-Therapie helfen. Auch Prä- oder Probiotika oder Antibiotika können bei bestimmten Nahrungsmittelunverträglichkeiten helfen.


Prognose

Die Prognose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist generell gut. In den meisten Fällen können die auslösenden Substanzen ermittelt werden. Ist das der Fall, können die Patienten nach einer Diätberatung eine angepasste Ernährungsweise verfolgen. Sie bleiben dann weitgehend symptomfrei. Problematisch kann es unterwegs werden.

Nicht überall werden die Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln seitens der Hersteller komplett deklariert. In einem Restaurant kann der Betroffene schon gar nicht feststellen, welche Allergene ihn erwarten. Daher ist bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten angeraten, alle Lebensmittel selbst zu verarbeiten und keine stark verarbeiteten Produkte zu kaufen.

Schwierig wird es auch, wenn zugleich mehrere Unverträglichkeiten vorliegen. In diesem Fall kann es für den Betroffenen zu einer sehr eingeschränkten Nahrungswahl kommen. Daraus wiederum kann bei Vorliegen mehrerer Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu Nährstoffmängeln kommen.

Quellen

  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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