Verstopfung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Von einer Verstopfung (Obstipation) spricht man, wenn die Stuhlentleerung deutlich weniger als dreimal wöchentlich gelingt und womöglich nur unter Schmerzen und heftigem Pressen überhaupt erst möglich wird, wobei viele kleinere und harte Portionen von Kot ausgeschieden werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Verstopfung (Obstipation)?

Ist es nicht möglich, sich auf der Toilette zu entleeren, kann es zu Bauchschmerzen und Bauchkrämpfen kommen. Um eine Verstopfung zu vermeiden, sollte ausreichend getrunken und sich gesund ernährt werden.

Fast jeder Mensch kennt das Problem einer vorübergehenden und meist harmlosen Verstopfung oder zumindest erschwerten Darmentleerung. Kurzzeitige Probleme mit dem Stuhlgang machen in der Regel keine ärztliche Therapie notwendig.

Der "normale" Stuhlgang kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Dabei kann der Gang zur Toilette dreimal pro Tag ebenso normal sein, wie dreimal pro Woche. Bei anhaltenden Beschwerden (weniger als drei Darmentleerungen pro Woche) spricht der Arzt von einer Verstopfung.

Häufig treten diese Beschwerden bei Reisen oder in anderer ungewohnter Umgebung, wenn der Tagesablauf verändert ist oder ungewohnte Speisen die Verdauung durcheinander bringen, auf.

Ursachen

Die Ursachen für eine Verstopfung sind vielfältig und bei jedem betroffenen Menschen führen andere Faktoren zu einem trägen Darm.

Zu einer akuten Verstopfung kommt es oft situationsbedingt im Zusammenhang mit entsprechender Ernährungsumstellung, z.B. auf Reisen, im Urlaub, bei Krankenhausaufenthalten oder Schichtarbeit.

Auch üppige Speisen an Festtagen verbunden mit Mangel an Bewegung führen häufig zu einer Belastung der Verdauung mit anschließender Verstopfung. Diese akuten Probleme dürften jedoch nach Normalisierung der Gewohnheiten, also mit dem normalen Tagesablauf, wieder behoben sein.

Unsere moderne Lebensweise mit dem Verzehr von Fertiggerichten und ballaststoffarmen Fastfood-Gerichten, mangelnder Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel, Hektik und Stress am Arbeitsplatz dürfte jedoch eine große Rolle bei der Entstehung einer chronischen Verstopfung spielen.

Frauen leiden in der Regel häufiger unter einer Verstopfung als Männer. Auch ältere Menschen sind eher als junge Erwachsene von solchen Beschwerden betroffen, da auch die Verdauungsorgane dem natürlichen Alterungsprozess unterliegen und in ihren Funktionen träger werden. Eine Verstopfung tritt häufig auch in einer Schwangerschaft auf.

Organische Ursachen mit Krankheit und Bettlägerigkeit und/oder die Einnahme von Medikamenten können ebenfalls zu Darmträgheit und Verstopfung führen. Besteht ein Reizdarmsyndrom, wechseln sich Verstopfung und Durchfall ab. Schmerzen, Erbrechen und ein aufgetriebener Bauch in Verbindung mit akuter Verstopfung können selten auch einmal Hinweise auf einen lebensgefährlichen Darmverschluss sein.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Ob eine Verstopfung von einem Arzt behandelt werden muss, hängt sehr stark von der Ursache der Verstopfung ab. In den meisten Fällen sind Verstopfungen allerdings harmlos und müssen daher auch nicht zwingend durch einen Arzt behandelt werden. Sie verschwinden in der Regel von alleine nach nur wenigen Tagen und führen nicht zu weiteren Komplikationen.

Oft tritt die Verstopfung nach dem Essen bestimmter Lebensmittel oder bei einem Infekt im Magen-Darm-Trakt auf. Der Körper kann diese Infekte meist selbst bekämpfen. Der Prozess kann allerdings auch mit Mitteln aus der Apotheke unterstützt und beschleunigt werden, weshalb kein Arztbesuch notwendig ist.

Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn die Verstopfung länger andauert oder wenn zusätzlich zur Verstopfung auch Schmerzen und weitere Symptome auftreten. Dazu gehören zum Beispiel Kopfschmerzen und Erbrechen. Hierbei kann es sich um einen schwerwiegenden Infekt handeln, welcher durch einen Arzt behandelt werden muss. Die Behandlung findet meistens mit Medikamenten statt. Operative Eingriffe werden nur selten angewandt.

Diagnose und Verlauf

In einem ersten Gespräch (Anamnese) macht sich der Arzt einen genaueren Eindruck vom Krankheitsbild sowie den Lebens- und Essgewohnheiten des Patienten. Anschließend erfolgt die körperliche Untersuchung. Hierzu zählen in der Regel das Abtasten und Abhorchen des Bauches sowie eine rektale Untersuchung. Bringen diese Verfahren nicht den gewünschten Erfolg, kann eine Blutuntersuchung, eine Darmspiegelung oder eine Röntgen- bzw. Ultraschallaufnahme Aufschluss über mögliche Grunderkrankungen geben.

Bei der Verstopfung besteht darüber hinaus meist das Gefühl einer unzureichenden Darmentleerung. Weitere Symptome wie Appetitlosigkeit, Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit, Bauchkrämpfe, manchmal auch Kopfschmerzen, können hinzu kommen. Hält die Verstopfung länger als drei Monate an, liegt ein chronisches Beschwerdebild vor.

Komplikationen

Im Zusammenhang mit Verstopfung können verschiedene Komplikationen auftreten. Ist der Bauchraum sehr voll, kann er sich in den Oberkörper ausdehnen und die Lunge und das Herz bedrängen. Es kommt zu einem sogenannten Roemheld-Syndrom. Folglich ist die Atmung behindert und es können Herzbeschwerden auftreten. Verstopfung kann weitere Darmprobleme mit sich bringen. Bei hartem Stuhl kann die Afterhaut einreißen, es kann zu Analfissuren kommen. Rauer Stuhlgang kann die Afterhaut reizen und schmerzhafte Entzündungen auslösen. Reagieren Betroffene mit heftigem Pressen auf Verstopfungen, können die Venen und die Darmwand belastet werden. Folglich können sich Hämorrhoiden und Divertikel bilden. Zudem kann der Blutdruck ansteigen. In schlimmen Fällen können auch die Leisten und die Hoden als Folge von kräftigem Pressen brechen.

Verstopfung kann auch mit einer Schließmuskelverspannung im Enddarmbereich und entsprechenden Defäkationsstörungen einhergehen. In schlimmen Fällen können sich aus dem Stuhl Kotsteine bilden. Der Darminhalt verfestigt sich durch fortgesetzten Wasserentzug und die Kotsteine werden nicht mehr mitgeführt. Zudem können Kotsteine Entzündungen (Divertikulose) auslösen. In Folge dessen können Abszesse, Bauchfellentzündungen und Fisteln entstehen. Im Zusammenhang mit einer Verstopfung kann es auch zu einer Abführmitellabhängigkeit kommen. Es kann zu einer Gebärmuttersenkung kommen, zudem kann sich der Mastdarm senken. Auch Ausstülpungen der Darmwand sind möglich.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung einer Verstopfung kann auf verschiedenen Wegen erfolgen und richtet sich nach der Ursache. Zugrunde liegende Krankheiten müssen zunächst abgeklärt und Medikamente möglicherweise umgestellt werden.

Das Angebot an wirksamen Abführmitteln (Laxanzien) zur Überwindung einer Verstopfung ist groß. Zu beachten ist, dass ein Abführmittel jeweils in einer solchen Dosierung eingenommen werden sollte, dass der Stuhl in zwar weicher, jedoch noch geformter Konsistenz bleibt, denn wässrige Stühle führen zu übermäßigem Flüssigkeitsverlust sowie einem gestörtem Elektrolythaushalt im Körper. Dies würde unter Umständen die Trägheit des Darms und die Verstopfung noch begünstigen.

Gut geeignet für einen kurzfristigen Gebrauch und mit guter Wirkung gegen die Verstopfung innerhalb weniger Stunden sind beispielsweise Präparate mit Sennesfrüchten oder -blättern, Natriumpicosulfat oder auch Bisacodyl in Form von Tropfen, Dragees, Kauwürfeln, Tropfen oder Tee.

Schnelle Abhilfe bei akuter Verstopfung schaffen auch beispielsweise Zäpfchen mit Glycerol und kleine Klistiere.

Für einen längerfristigen Einsatz gegen Verstopfung eignen sich beispielsweise Macrogol in Verbindung mit Elektrolyten, Ballaststoffe, wie Indische Flohsamen - in Wasser eingerührt oder auch Sirupe mit Lactulose.

Diese Mittel sollten jedoch nur nach ärztlicher Empfehlung und Überwachung eingenommen werden. Stuhlgangsregulierende Ballaststoffe wie Leinsamen quellen auf und erfordern immer eine hohe gleichzeitige Flüssigkeitszufuhr. Außerdem wirken sie oftmals anfangs stark blähend.

Grundsätzlich bedarf jede länger andauernde Verstopfung der ärztlichen Abklärung und Behandlung, um zu prüfen, ob keine ernsthafte Erkrankung dahinter steckt. Eine akute Verstopfung mit anschließendem Blut im Stuhl oder Gewichtsverlust sollte dringend medizinisch abgeklärt werden.


Vorbeugung

Da in den meisten Fällen eine ungesunde Lebensweise für eine Verstopfung verantwortlich ist, ist es sinnvoll, die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu überprüfen und gegebenenfalls umzustellen. Zu einer gesunden Ernährung und Vorbeugung gegen Verstopfung gehören u.a. ausreichend Ballaststoffe.

Empfehlenswert sind täglich etwa 30 Gramm. Vollkornprodukte, Müsli, viel frisches Obst und rohes Gemüse sind gute Ballaststofflieferanten und sollten auf keinem Speiseplan fehlen.

Mindestens zwei Liter Flüssigkeitszufuhr sorgen mit für eine weiche Konsistenz des Stuhls und somit leichtere Darmpassage. Geeignet sind Mineralwasser, Obst- und Gemüsesäfte oder auch Buttermilch.

Bei körperlicher Trägheit tritt nicht selten auch der Darm auf die Bremse mit der Folge einer Verstopfung. Aus diesem Grund gehört ausreichende Bewegung, z.B. ein Spaziergang an der frischen Luft und/oder Sport, zu einem sinnvollen Tagesablauf und kann helfen, einer Verstopfung entgegenzuwirken.

Im stressigen Berufsalltag gerät der Stuhlgang manchmal in Vergessenheit oder wird unterdrückt, deshalb ist es wichtig, sich an einen möglichst regelmäßigen Gang zur Toilette, beispielsweise morgens nach dem Frühstück, zu gewöhnen und sich dabei Zeit für die Darmentleerung zu nehmen.

↳ Weitere Informationen: Hausmittel gegen Verstopfung

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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