Biopsie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Macht der Arzt eine Biopsie, entnimmt er eine Gewebeprobe von einem der inneren Organe. Anschließend untersucht er die Probe in einem Labor, um Veränderungen an der Zellstruktur festzustellen. So kann er zwischen bösartigen und gutartigen Tumoren unterscheiden, sowie eine Entzündung diagnostizieren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Biopsie?

In einem Labor wird das Biopsat (Gewebeprobe) auf krankhafte Veränderungen untersucht.

Immer dann, wenn Mediziner mit bildgebenden Verfahren oder einer Blutuntersuchung keine eindeutige Diagnose stellen können, führen sie eine Biopsie durch. Das ist ein kleiner Eingriff, bei dem eine Gewebeprobe aus dem Inneren des Körpers entnommen wird - das sogenannte Biopsat. Diese Proben sind meist nicht größer als ein Stecknadelkopf. Der Arzt untersucht das Gewebe im Labor mithilfe eine Mikroskops. Sein Ziel ist es, festzustellen ob kleine Veränderungen vorhanden sind. Der Mediziner geht zum Beispiel der Frage auf den Grund, ob ein Tumor gut- oder bösartig ist oder ob das Organ von einer Entzündung befallen ist. Anhand des Ergebnisses plant der Arzt die weitere Behandlung seines Patienten.

Eine Biopsie ist eine kleine Operation. Der Patient wird dazu manchmal in Narkose versetzt. Die Verfahren, die dabei zum Einsatz kommen, sind sehr verschieden. Meist wird es sich dabei um eine sogenannte Kurznarkose handeln. Dabei wird die Wahrnehmung des Patienten für maximal 20 Minuten ausgeschaltet, er atmet aber noch selbstständig. Oft ist der Eingriff aber auch unter örtlicher Betäubung möglich. Das Biopsat wird mit sehr feinen Geräten, zum Beispiel Nadeln, entnommen. Schnitte sind dabei meist nicht erforderlich, sodass keine Narben zurückbleiben. In manchen Fällen ist es auch möglich, eine Probe während einer großen Operation zu entnehmen, die aus einem anderen Grund durchgeführt wird.

Anwendungsgebiete: Wann wird eine Biopsie durchgeführt?

Kommt ein Patient mit unklaren Beschwerden zum Arzt, wird zunächst eine Reihe Untersuchungen durchführen. Dazu gehören insbesondere bildgebende Verfahren wie zum Beispiel das Röntgen oder eine Kernspintomograhie und eine Blutuntersuchung.

Findet der Mediziner hierbei Hinweise auf krankhafte Veränderungen im Inneren des Körpers, wird er wahrscheinlich eine Biopsie veranlassen. Nur so kann er Rückschlüsse auf die Art der Veränderung ziehen. Er muss das Gewebe direkt im Labor untersuchen. Nur dadurch kann er entscheiden, ob ein Tumor bösartig ist oder nicht.

Zwar lassen Röntgenbilder eine erste Beurteilung der Tumor-Art zu, doch letzte Gewissheit gibt nur die Entnahme einer Gewebeprobe. Die Bilder sind schlicht zu trügerisch. So kann es zum Beispiel auch sein, dass gar kein Tumor existiert und auf dem Röntgenbild nur ein Schatten zu sehen war.

Bei welchen Krankheiten ist eine Biopsie notwendig?

Eine Biopsie ist immer dann angezeigt, wenn Veränderungen am Gewebe festgestellt worden sind. Dabei kann es sich zum Beispiel um einen Tumor oder eine Zyste handeln. Insofern lässt sich nicht sagen, bei welchen Krankheiten eine Biopsie notwendig ist. Der Arzt führt sie vielmehr durch, um herauszufinden, an welcher Krankheit der Patient leidet. Insofern kann die Entnahme einer Probe viele verschiedene Ergebnisse zu Tage fördern. Wenn der Mediziner herausfindet, dass der Tumor bösartig ist, spricht der Volksmund von Krebs. Das ist aber nicht die einzig mögliche Diagnose. So kann es sich auch um einen gutartigen Tumor oder eine Zyste handeln. Beide kann der Arzt sehr einfach und ohne weitere Folgen für den Patienten entfernen. Unter Umständen kommt sogar eine Therapie mit Medikamenten infrage. In einem solchen Fall, ist eine Operation nicht notwendig.

Welche Methoden und Verfahren gibt es?

Im Wesentlichen werden in der heutigen Medizin zwei Verfahren bei einer Biopsie angewandt: Die Feinnadel bzw. Stanzbiopsie und die Vakuumbiopsie. Eines ist beiden Techniken gemeinsam: Sie werden minimalinvasiv durchgeführt. Der Arzt muss also keine großen Schnitte setzen, sodass er Narben vermeiden kann. Der Patient wird dazu entweder örtlich betäubt oder mittels Medikamenten in einer kurze Narkose versetzt. Eine künstliche Beatmung ist in der Regel nicht erforderlich.

Feinnadelbiopsie

Bei diesem Verfahren kommt eine hauchdünne Nadel zum Einsatz. Sie hat lediglich einen Durchmesser von weniger als einem Millimeter. Ein Schnitt wird bei diesem bei der Biopsie mit einer Nadel nicht gesetzt. Sie ist so beschaffen, dass sie direkt zum betroffenen Organ gestochen wird. Deswegen führt der Arzt diese Art von Biopsie dann durch, wenn Gewebe aus weichen Strukturen entnommen werden soll. Zum Beispiel aus der Lunge, der Schilddrüse oder der Leber.

Feinnadelbiopsie der Schilddrüse eines verdächtigen Knotens.

Stanzbiopsie

Die sogenannte Stanzbiopsie verläuft ähnlich - mit einem Unterschied: Die Nadeln sind größer und haben einen Durchmesser von mehr als einem Millimeter. Auch hier sticht der Arzt direkt in weiches Gewebe, kann aber in tiefer liegende Körperschichten vordringen. Diese Art von Biopsie erlaubt ihm zum Beispiel Proben aus dem Brustgewebe oder der Prostata zu entnehmen. Bei beiden Verfahren prüft der Arzt genau, wo er die Nadel hinführt. Er verlässt sich zum Beispiel auf die Bilder eines Computertomographen. Mit ihrer Hilfe schließt er Verletzungen an nicht betroffenen Organen aus.

Vakuumbiopsie (Vakuumsaugbiopsie)

Für diese Biopsie muss der Arzt einen kleinen Schnitt in die Haut setzen. Dieser ist in der Regel nicht länger als fünf Zentimeter. Durch die entstandene Öffnung führt er eine spezielle Nadel ein. Sie besteht aus einer äußeren und einer inneren Nadel. Die Äußere wird direkt auf das betroffene Organ gesetzt. Die innere Nadel ist mit einem rotierenden winzigen Messer versehen. Sie wird durch die Äußere direkt zum Organ geführt und schneidet eine kleine Probe aus dem Organ heraus. Am Ende der äußeren Nadel ist eine Art Trichter angebracht. Mit dessen Hilfe erzeugt der Arzt ein Vakuum und befördert die Probe nach Außen. Dieses Verfahren erlaubt dem Mediziner Proben aus hartem Gewebe wie Knochen Proben zu gewinnen. Allerdings kann er nur ein sehr kleines Biopsat gewinnen, das alleine meist nicht aussagekräftig ist. Deswegen nimmt er, ohne eine neuen Schnitt zu setzen, mehrere Proben. Insgesamt benötigt der Arzt für dieses Verfahren nicht mehr als eine Viertelstunde.


Was muss der Patient im Vorfeld und bei der Nachsorge beachten?

Eine Biopsie ist eine kleine Operation. Für den Patienten bedeutet das, dass er nüchtern zur Untersuchung erscheinen muss. Eine Intubation ist zwar in der Regel nicht notwendig, dennoch möchten Mediziner auf Nummer sicher gehen. Nach der Biopsie gibt es meist keine besonderen Vorschriften zu beachten. Die Wunde muss bis sie vollständig abgeheilt ist sauber gehalten und mit einem Pflaster bedeckt werden. Eine Ausnahme gibt es allerdings: wurde eine Probe aus der Niere entnommen, muss der Patient 24 Stunden lang auf dem Rücken liegen. Nur in dieser Position können die Wunden an Haut und Organ abheilen.

Durchführung - Wie ist die Vorgehensweise?

Niere

Soll eine Proben aus dem Nierengewebe entnommen werden, wird Arzt mit einer Nadel über den Rücken zum Organ vordringen. Anschließend entnimmt er ein kegelförmiges Biopsat aus dem weichen Organ. Der Eingriff kann unter örtlicher Betäubung erfolgen, zumal er nur wenige Minuten dauert und die Niere selbst kein Schmerzempfinden hat. Der Patient muss anschließend 24 Stunden lang auf dem Rücken liegen. So wird Druck auf den Stichkanal ausgeübt und die Wunde kann besser heilen.

Lunge

Um eine Probe aus der Lunge zu entnehmen, hat der Arzt drei Möglichkeit. Der am wenigsten invasive Eingriff ist die Bronchoskopie. Hierbei führt der Mediziner ein spezielles Gerät durch die Luftröhre bis zur Lungen - und entnimmt mit seiner Hilfe das Biopsat. Ist die Stelle nicht via Bronchoskopie zugänglich, kann er auch mit einer Nadel durch den Brustkorb stechen. Dies geschieht unter örtlicher Betäubung. Verspricht auch diese Methode kein befriedigendes Ergebnis ist die Thoraskopie das Mittel der Wahl. Auch sie findet zumeist unter örtlicher Betäubung statt. Bei diesem Verfahren setzt der Arzt zunächst einen fünf Zentimeter langen Schnitt am Brustkorb. Dann führt er ein schmales Gerät bis zur Lunge ein und entnimmt die Probe mithilfe einer winzigen Zange.

Leber

Soll eine Probe des Lebergewebes entnommen werden, kommt die Nadel-Biopsie zum Einsatz. Der Patient wird hierbei örtlich betäubt. Der Arzt schiebt die Nadel über den Bauchraum bis zum Organ vor und entnimmt dann eine kegelförmige Probe. Die Lage des Instruments kontrolliert er bei diesem Vorgang via Computertomographie.

Haut

Will der Arzt eine krankhafte Veränderung der Haut beurteilen, muss er eine Probe entnehmen. Ist die betroffene Stelle sehr klein, wird er sie mithilfe eines Skalpells vollständig herausschneiden. Soll ein größeres Areal beurteilt werden, wird nur ein Teil der veränderten Haut abgetragen. Das Schmerzempfinden des Patienten wird mittels örtlicher Betäubung ausgeschaltet. Eine Kurznarkose ist nur in absoluten Ausnahmefällen notwendig.

Prostata

Um eine Biopsie an der Prostata durchzuführen, führt der Arzt eine Röhre über den Enddarm ein. Hat er das betroffene Organ erreicht, schiebt er durch die Röhre eine Nadel, um eine kegelförmige Probe zu entnehmen. Die Prostata selbst wird für diesen Eingriff örtlich betäubt. Die Lage des Instruments überprüft der Mediziner mithilfe eines Ultraschall-Geräts.

Gebärmutter

Soll eine Probe aus der Gebärmutter entnommen werden, schiebt der Arzt eine Hohlnadel über Vagina und Muttermund bis zum eigentlichen Organ vor. Die Patientin wird dabei nicht betäubt. Lediglich bei der Entnahme der stecknadelkopfgroßen Proben spürt sie ein leichtes Ziehen. Auf Wunsch kann ein leicht betäubendes Geld auf den Muttermund aufgetragen werden. Es sorg in erster Linie dafür, dass sich die Muskeln entspannen und die Nadel diese Engstelle leichter passieren kann.

Lymphknoten

Ist ein Lymphnkoten auffällig geschwollen, muss der Arzt eine Probe entnehmen. Unter örtlicher Betäubung führt er einen kleinen Hautsschnitt aus. Anschließend legt er einen kleinen Lymphknoten frei - und entnimmt ihn. Dieser Vorgang dauert nur wenige Minuten. Die Wunde ist in der Regel so klein, dass sie nicht genäht werden muss.

Darm

Um eine Probe aus dem Darm zu entnehmen, hat der Mediziner zwei Möglichkeiten. Zum einen kann er eine Nadel über die Bauchwand bis zur betroffenen Stelle führen. So entnimmt er kleines Gewebestück. Die Lage des Instruments kontrolliert der Mediziner mithilfe von Ultraschall oder Röntgen. Der Patient wird in diesem Fall örtlich betäubt. Zum anderen kann er ein Endoskop in den Enddarm einführen und mithilfe einer winzigen Zange eine Probe der betroffenen Stelle entnehmen. Bei diesem Eingriff wird der Patient in der Regel in Kurznarkose versetzt. Auf Wunsch kann der Mediziner die Probe aber auch unter örtlicher Betäubung entnehmen.

Knochen

Stellt der Arzt eine krankhafte Veränderung an den Knochen fest, muss er eine Gewebeprobe entnehmen. Dazu betäubt er zunächst die betroffene Stelle und führt eine hohle Nadel bis zum Knochen. Durch diesen Kanal führt er eine zweite Nadel mit rotierenden Klingen und schließt das hohle Instrument mit einem Kolben. Dadurch entsteht ein Unterdruck und die Probe wandert in diesen Kolben.


Risiken, Risiken und Komplikationen

Sämtliche Biopsie-Arten sind für die Patienten nur mit geringen Risiken verbunden. Es handelt sich stets um kleine Eingriffe. Die größte Gefahr besteht darin, dass unkontrollierbare Blutungen, vor allem an den inneren Organen, auftreten. Die ist aber nur selten der Fall.

Zudem macht eine Biopsie in der Regel eine örtliche Betäubung notwendig. Es kann in Einzelfällen vorkommen, dass Patienten diese Medikamente nicht vertragen. Wurden Beruhigungsmittel verabreicht, darf der Patient am Tag des Eingriffs weder Auto fahren noch Maschinen bedienen.

Die kleinen Wunden werden mithilfe eines Pflasters verschlossen. Die Patienten müssen sorgfältig darauf achten, dass die Wunden sauber bleiben. Die Stichkanäle führen bis zu einem der inneren Organe. Durch die Öffnungen könnten Keime in den Körper gelangen und schwere Entzündungen auslösen. Im Allgemeine bleiben Biopsien aber ohne Folgen für die Patienten.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 27. August 2018

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