Histoplasmose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Histoplasmose ist eine Pilzinfektion, in der Regel wird die Lunge befallen. Viele Histoplasmosen verlaufen asymptomatisch, führen also nicht zur Ausprägung manifester Krankheitserscheinungen. Die Infektion tritt endemisch auf der ganzen Welt, insbesondere aber in Zentralafrika sowie in Tälern mit erhöhter Temperatur auf. Von endemischer Ausbreitung spricht man, wenn sich Gruppen von Menschen in bestimmten Regionen infizieren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Histoplasmose?

Die Pilzerkrankung Histoplasmose wird auch als reticuloendotheliale Zygomykose bezeichnet. Auslöser der Histoplasmose ist der pathogene Pilz Histoplasma capsulatum. Eine Infektion muss nicht zwangsläufig zu Symptomen führen. Der Erreger Histoplasma wurde bereits im Jahre 1906 von Samuel Darling entdeckt. Edna Tompkins stellte im Jahre 1932 erstmals bei einem Säugling die Diagnose einer Histoplasmose.

Ursachen

Als Ursache der Histoplasmose bzw. der retikuloendotheliale Zygomykose konnte zweifelsfrei der sogenannte dimorphe Pilz Histoplasma capsulatum identifiziert werden. Der Pilz lässt sich sowohl den Hefepilzen als auch den Myzelien zuordnen. Fälschlicherweise wird aus der Namensbezeichnung capsulatum abgeleitet, der Erreger besitze eine Kapsel, was allerdings nicht der Fall ist. Die frühere Forschung, auf welche die Namensgebung zurückzuführen ist, ging aber lange Zeit davon aus. Der Name Histoplasma capsulatum ist jedoch bis heute offiziell gebräuchlich.

Die feinen, unsichtbaren Dauerformen des Pilzes gelangen durch die Atemluft in die Lungen. Diese sogenannten Sporen heften sich an die Atembläschen, Alveolen. Das menschliche Immunsystem reagiert darauf, indem es die Pilzsporen durch bestimmte Abwehrzellen, Makrophagen, umzingeln lässt. Sobald die Makrophagen die Pilzsporen in sich aufnehmen, erfolgt deren Weiterentwicklung in die Hefeform spätestens innerhalb von 24 Stunden. Bei guter Immunlage können alle Pilze von der körpereigenen Abwehr vernichtet werden, ist die sogenannte Initialkeimdosis an Sporen allerdings zu hoch, so kann sich eine manifeste Histoplasmose entwickeln.

Wann zum Arzt?

Bei Veränderungen oder Beschwerden der Atmung, die nicht durch eine Grippe oder vergleichbare Erkrankungen erklärt werden können, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt es zu einem allgemeinen Unwohlsein, innerer Unruhe oder einem Gefühl der Abgeschlagenheit ist ein Arztbesuch notwendig. Setzt Fieber ein, gilt dies als ungewöhnlich und sollte untersucht und behandelt werden.

Menschen, die unter einem trockenen Husten leiden, sollten diesen abklären lassen, sobald er über mehrere Tage unvermittelt anhält. Breiten sich die Symptome aus oder nehmen sie an Intensität zu, muss ein Arzt konsultiert werden. Kommt es zu Geräuschen bei der Atmung oder Aussetzern, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Berichtet der Partner des Betroffenen von Störungen der Atmung während des Nachtschlafs, gibt es Grund zur Besorgnis. Ein Arzt sollte schnellstmöglich aufgesucht werden, da die Erkrankung einen progressiven Krankheitsverlauf hat.

Treten bei der Einatmung Schmerzen im Brustkorb auf, kommt es zu Schüttelfrost oder geschwollenen Lymphknoten, sollte ein Arzt konsultiert werden. Häufig ist der Verlauf der Erkrankung schleichend. Dennoch sollten die Beschwerden nicht unterschätzt oder abgetan werden. Die Pilzsporen können dauerhafte Lungenschäden verursachen. Kommt es zu einer starken Gewichtsabnahme oder dem Gefühl der inneren Trockenheit im Organismus, muss ein Arzt konsultiert werden.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Histoplasmose:

Histoplasmose kann in unterschiedlichen Formen auftreten, was direkt vom Immunstatus eines Infizierten abhängig zu sein scheint. Die Erkrankung kann chronisch, akut oder disseminiert verlaufen, wobei bei allen Verlaufsformen fließende Übergänge möglich sind. Die weitaus meisten Fälle von Histoplasmose verlaufen asymptomatisch, die Betroffenen bemerken also keine Infektion. Dennoch lassen sich auch noch Jahre später entsprechende Antikörper im Blut nachweisen.

Auch Katzen, Hunde oder andere Säugetiere können erkranken, den Menschen aber nicht anstecken. Leitsymptome einer manifesten Histoplasmose sind allgemeine Schwäche, Fieber, Schüttelfrost, trockener Husten, Schweißattacken und Kopfschmerzen. Schwere Verläufe können mit Enzephalopathie sowie Krämpfen und Verletzungen im Mundraum einhergehen. In seltenen Fällen kann eine unbehandelte reticuloendotheliale Zygomykose auch zum Tod führen.

Diagnose

Die Diagnose einer Histoplasmose kann nicht nur anhand der klinischen Symptomatik erfolgen, da die Krankheitserscheinungen oft unspezifisch sind und leicht mit anderen Infektionskrankheiten verwechselt werden können. Bei asymptomatischen Patienten kann eine verlässliche Diagnose nur anhand bildgebender Verfahren und laborserologischer Blutuntersuchungen gesichert werden. Bis heute ist die genaue Diagnosestellung eine Herausforderung. Gewebe, Blut oder Speichel können auf geeignete Nährmedien aufgebracht werden, um so ein Wachstum von Histoplasma capsulatum zu fördern. Dann ist ein direkter Erregernachweis möglich.

Da das Erregerwachstum im Labor allerdings mehrere Wochen dauert, kann eine Therapie auch bei einer Verdachtsdiagnose nicht abgewartet werden. Immerhin kann eine progressive disseminierte Histoplasmose in wenigen Wochen zum Tode führen. Bei der Anamnese muss bei entsprechenden Krankheitszeichen berücksichtigt werden, ob sich ein Patient kürzlich in einem Endemiegebiet aufgehalten hat.

Komplikationen

Eine Histoplasmose ist in den meisten Fällen asymptomatisch und nicht behandlungsbedürftig. Nur bei einer besonders hohen Belastung mit dem Pilz H. capsulatum kommt es zu einem akuten oder chronischen Krankheitsverlauf mit Symptomen. Das Risiko einer Komplikation steigt mit der Schwere des Krankheitsverlaufs.

Bei einer leichten Histoplasmose kommt es häufig zur Vernarbung des Lungengewebes. Diese Vernarbung ist nicht schlimm und muss nicht behandelt werden. Bei 5% der Menschen mit akutem Krankheitsverlauf kommt es zu einer Ansammlung von viel Flüssigkeit in der Pleurahöhle der Lunge (Pleuraerguss). Das Ausdehnen der Lunge ist somit erschwert und es kann zu einem akutem Atemnotsyndrom kommen.

Die meisten Menschen mit chronischem Krankheitsverlauf entwickeln ebenfalls Verletzungen der Lunge. Zudem kann es zu einer okulären Histoplasmose kommen, bei welcher der Pilz über die Lunge in die Blutgefäße des Auges gelangt. Eine Entzündung und Vernarbung der Netzhaut kann zu Einschränkungen des Sehvermögens führen. Eine fortgeschrittene und über den Körper verteilte Histoplasmose tritt besonders häufig bei Immunschwäche auf. Eine generalisierte Histoplasmose führt häufig zu Problemen mit dem Nervensystem. Zudem drohen Lungenentzündung, Hepatitis und Meningitis.

Behandlung und Therapie

Asymptomatisch verlaufende Histoplasmosen werden in der Regel überhaupt keiner Therapie zugeführt, da die Betroffenen die Infektion gar nicht bemerken. Heilt eine reticuloendotheliale Zygomykose bei intaktem Immunsystem nicht von selbst aus und bestehen die klinischen Symptome länger als 30 Tage, so ist eine antimykotische Therapie einzuleiten. Amphotericin B, Ketoconazole oder Itraconazole sind dabei Antimykotika der ersten Wahl.

Es kann auch eine Kombination dieser Antipilzmittel verabreicht werden. Die antifungale Therapie muss lange genug und in ausreichend hoher Dosierung erfolgen, um alle vegetativen Pilzformen inclusive Sporen sicher abzutöten. Während der Behandlung können zum Teil heftige Nebenwirkungen auftreten, die nach Beendigung der Therapie schnell wieder verschwinden. Das Antimykotikum Amphotericin B kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn bereits das zentrale Nervensystem von der Erkrankung betroffen ist. Besonders bei Patienten mit supprimiertem Immunsystem oder Begleiterkrankungen kann sich eine Histoplasmose auch systemisch ausbreiten, erkennbar am besonders schweren Krankheitsverlauf.

Ist das Herz betroffen, so kann auch eine chirurgische Intervention erforderlich sein. In diesem Fall wird im OP ein sogenanntes pericardiales Fenster geschaffen, damit entzündliche Flüssigkeit abfließen kann, die ansonsten auf das Herz drücken und seine Pumpfunktion erheblich beeinträchtigen könnte. Bei Verwundungen der Lunge mit nekrotischen Veränderungen können die befallenen Areale auch seziert werden. Auch stark vergrößerte Lymphknoten können auf diese Weise chirurgisch entfernt werden.


Vorbeugung

Es konnte nachgewiesen werden, dass sich das Erregerreservoir für Histoplasmose vor allem in Vogelkot und Vogeldreck befindet. Histoplasma capsulatum ist also hauptsächlich in Höhlen, Hühnerhäusern, Vogelgehegen oder Baugruben zu finden. Da die Sporen sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen sind, sollten besonders Menschen mit schwachem Immunsystem diese Orte meiden. Ein Impfstoff zur Vorbeugung gegen Histoplasmose existiert bislang nicht.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Thomas, C. et al.: Atlas der Infektionskrankheiten. Schattauer Verlag, Stuttgart 2010
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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