Pilze

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Pilze (lat. Fungi) sind chlorophyllfreie, niedere Organismen mit Zellwänden aus Chitin. Sie bilden neben Pflanzen und Tieren eine eigenständige, sehr artenreiche und vielgestaltige Organismengruppe. Zu ihnen gehören außer den Speise- und Giftpilzen auch mikroskopisch kleine einzellige und mehrzellige Pilze.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Es gibt über 100.000 verschiedene Pilzarten. Pilze können sehr vielfältig gefärbt sein. Unter anderem besitzen sie auch grüne Farbstoffe, die allerdings nicht wie bei Pflanzen durch das Chlorophyll hervorgerufen wird.

Pilze besitzen kein Chlorophyll aber auch keine anderen Photosynthesepigmente, sie können sich demzufolge nicht wie Pflanzen autotroph ernähren (d.h. von anorganischen energiearmen Stoffen). Sie nehmen ausschließlich organische energiereiche Nahrung zu sich, sie ernähren sich demzufolge heterotroph.

Einige Pilzarten nehmen Reste abgestorbener Lebewesen auf (Saprophyten), andere leben als Parasiten, wiederum andere Pilze stehen mit anderen Organismenarten in einer besonderen Lebensgemeinschaft zum gegenseitigen Vorteil- in Symbiose. Eine besondere symbiotische Organisationsform zwischen bestimmten Pilzen und Algen sind die Flechten.

Klassifikation der Pilze (Pilzarten)

Das Reich der Pilze wird in verschiedene Abteilungen untergliedert:

  • Geißelpilze (Chytridiomycota), dazu gehören Schleimpilze und Algenpilze, sie leben vorwiegend im Wasser, ihre Zugehörigkeit zum Reich der Pilze beruht auf der Zellwandsubstanz Chitin, auf molekulargenetischen Befunden und der Enzymausstattung.
  • Jochpilze (Zygomycota), dazu gehören die Schimmelpilze, sie sind häufig auf organischen Abfällen, Exkrementen und alten Lebensmitteln zu finden.
  • Schlauchpilze (Ascomycota), dazu gehören meist einzellige Hefepilze sowie auch Arten mit vielzelligen großen Fruchtkörpern wie Morcheln und Trüffeln.

Giftpilz oder Speisepilz - Hinweise für Pilzsammler

Giftpilz oder Speisepilz? Besonders im Herbst sterben sehr viele Menschen an Pilzvergiftungen und das in einer aufgeklärten Zeit. Welche Ursachen gibt es für diese gefährlichen Vergiftungen? Wie kann man eine Pilzvergiftung vermeiden? Wir informieren sie über die wichtigsten Regeln beim Sammeln von Pilzen.

Giftpilze und Speisepilze erkennen und bestimmen.

Kleine Pilzkunde

In den meisten Fällen verwechseln Pilzsammler entweder aus Unkenntnis oder aus Unachtsamkeit essbare mit giftigen Pilzen, z.B. den Wiesenchampignon mit dem Knollenblätterpilz. Diese beiden Arten sind jedoch im reifen Zustand leicht zu unterscheiden.

Die Lamellen des Wiesenchampignons sind anfangs rosa und verfärben sich später dunkelbraun bis schwarz. Beim Knollenblätterpilz hingegen bleiben sie weiß. Außerdem sind die Stiele dieses Pilzes unten an der Basis knollig verdickt und stecken in einer hohen, häutigen Hülle. Diese Verdickung gibt es bei den Wiesenchampignons nicht.

Auch Perlpilze und Pantherpilze werden häufig miteinander verwechselt. Der Verzehr des Pantherpilzes führt zu schweren Vergiftungserscheinungen. Aber auch hier gibt es eindeutige Unterscheidungsmerkmale. Bei dem Pantherpilz ist das „Fleisch“ des Stiels weiß und sein Ring ist schmal, schlaff und ohne Längsstreifen.

Beim Perlpilz hingegen ist der Stiel rosa und sein Ring erscheint breit, abstehend und mit deutlich erkennbaren Längsfurchen. Weitere Verwechslungen gibt es zwischen dem Steinpilz und seinem giftigen Doppelgänger dem Satanspilz (beides Röhrenpilze). Dieser unterscheidet sich vom Steinpilz durch den rötlichen Stiel und die roten Röhrenmündungen.

Hinweise und Tipps für Pilzsammler

Es gibt keine allgemeingültigen, sicheren Erkennungszeichen zur Unterscheidung von Gift- und Speisepilzen. Sammler sollten sich demzufolge nur auf Arten beschränken, die sie sicher kennen. Es ist ebenfalls völliger Unsinn zu glauben, dass Silberlöffel nur in giftigen Pilzgerichten dunkel anlaufen. Dieses kann nämlich bei allen Pilzgerichten auftreten. Hinweise zum Sammeln und die anschließende Verwendung von Pilzen (Fruchtkörpern).

  • Es sollten nur Pilze gesammelt werden, die man auch wirklich kennt!
  • Es sollten nur junge Pilze gesammelt werden, die noch nicht von Maden zerfressen wurden! Alte und unbekannte Pilze nicht umstoßen oder zertreten – einfach stehen lassen!
  • Auf gar keinen Fall Pilze sammeln, deren Stiel, Ring und Knolle weiß sind und die außerdem weiße Lamellen haben!
  • Keine Pilze mit rötlichem Stiel und roten Röhren auf der Hutunterseite sammeln!
  • Gesammelte Pilze stets in luftdurchlässigen Behältern (Korb oder Karton) transportieren, da sie sonst leicht verderben (niemals Plastiktüten oder Taschen verwenden)!
  • Pilze sollten noch am selben Tag geputzt und spätestens am darauf folgenden Tag verarbeitet werden. In diesem Zeitraum müssen sie trocken, kühl und offen lagern.
  • Den Pilz vorsichtig herausdrehen, damit alle Merkmale erhalten bleiben und auch das Myzel nicht zerstört wird!
  • Sollten sich nach dem Verzehr des Pilzgerichtes Anzeichen von Übelkeit oder Schmerzen einstellen- sofort den Magen durch Erbrechen entleeren und dann einen Arzt möglichst gleich im Krankenhaus aufsuchen!
  • Nacktschnecken ernähren sich häufig von Giftpilzen. Es ist aber ein Trugschluss zu glauben, dass dieser Pilz dann auch für Menschen genießbar ist. Schnecken vertragen eine höhere Giftdosis als Menschen. Für uns hätte der Verzehr verheerende Folgen.

Ständerpilze (Basidiomycota)

Die meisten Speisepilze sind Pilze, die Ständersporen ausbilden und zählen damit zur großen Gruppe der Ständerpilze. Diese Ständersporen werden bei Hutpilzen unter der Hutunterseite in entsprechenden Ständerzellen (keulenförmige Strukturen) in Lamellen oder entsprechenden Röhren (je nach Pilzart) gebildet. Eine Ständerzelle bildet jeweils vier Sporen, aus denen sich nach der Keimung vielzellige, verzweigte Hyphen entwickeln.

Da von den vier Sporen jeweils zwei verschiedengeschlechtlich sind, entstehen während der Keimung auch geschlechtsspezifisch Hyphen. Sie werden als männlich und weiblich bezeichnet. Bei Kontakt zweier geschlechtlich unterschiedlicher Hyphen verschmelzen die einander berührenden Zellen und teilen sich fortlaufend. Das entstehende Hyphengeflecht wird Myzel genannt und durchzieht wie ein Spinnennetz den Boden.

Hutpilze (Agaricomycetidae)

Hutpilze sind in den Fruchtkörper und das Myzel gegliedert. Der Fruchtkörper wiederum ist in Hut und Stiel unterteilt. Am Ende des Stiels wird ein weißes Fadengeflecht aus Pilzfäden, dem Myzel, sichtbar. Die Fäden werden aus aneinander gereihten Zellen gebildet, deren Zellwände durch Chitin verstärkt sind. Diese Zellfäden durchziehen den Boden meist mehrere Meter weit und wachsen während des gesamten Jahres außer in Frostperioden.

Das Myzel ist der eigentliche Pilz und bei ausreichend Feuchtigkeit, organischer Nahrung und Wärme bildet es durch schnelle Zellteilungen und Zellwachstum die oberirdischen Fruchtkörper auch Fortpflanzungskörper genannt, die als Pilze gesammelt werden. An der Hutunterseite der Fortpflanzungskörper befindet sich eine ganz besondere Schicht, die unterschiedliche Strukturen je nach Pilzart aufweisen kann. Besteht diese Schicht aus feinen Röhren, handelt es sich hierbei um Röhrenpilze.

Das sind z.B. die essbaren Steinpilze, Butterpilze, Maronen, Birkenpilze – giftig hingegen ist der Satanspilz. Besteht die Schicht allerdings aus strahlig angeordneten dünnen Blättern (Lamellen), handelt es sich dann um Blätterpilze. Ähnlich wie die Speichen eines Fahrrades verlaufen sie vom Ansatz des Stieles zum Hutrand. Beim reifen Pilz sind diese Lamellen schokoladenbraun gefärbt.

Zu den essbaren Blätterpilzen zählen u. a. der Champignon, Pfifferling, Moucheron, Brätling – giftig hingegen ist der Fliegenpilz, Knollenblätterpilz und der Pantherpilz. Die Hutunterseite ist ein wichtiges Merkmal, um Pilze genauer bestimmen zu können (Klassifikationsmerkmal). Der Nährwert der Pilze ist vergleichbar mit dem von frischem Gemüse. Beide bestehen aus über 80 Prozent Wasser und sie enthalten Kohlenhydrate, Nährsalze sowie etwa 5% Eiweiß.

Fortpflanzung

Hutpilze (Ständerpilze) pflanzen sich durch Sporen (Ständersporen) fort. Zur Zeit der Fortpflanzung bilden sich in ihren Röhren oder an den Lamellen (Blättern) staubfeine, mikroskopisch kleine und einzellige Sporen aus, die durch Abschnürung von einer Mutterzelle (Ständerzelle) entstehen und auf kleinen Stielchen sitzen. Eine Ständerzelle bildet jeweils vier Sporen, von denen jeweils zwei gleichgeschlechtlich sind. Die reifen Sporen werden durch den Wind oder durch Insekten weit verbreitet.

Nach der Keimung entwickeln sich aus ihnen vielzellige, verzweigte Hyphen, die ebenfalls geschlechtsspezifisch sind. Sie werden als männlich und weiblich bezeichnet. Bei Kontakt zweier geschlechtlich unterschiedlicher Hyphen verschmelzen die einander berührenden Zellen und teilen sich fortlaufend. Das entstehende Hyphengeflecht (Myzel genannt) durchzieht wie ein Spinnennetz den Boden.

Der Fortpflanzungskörper stirbt nach der Sporenfreigabe ab, das Myzel bleibt jedoch meist erhalten und kann später neue Fortpflanzungskörper bilden. Aufgrund dessen sollte man beim Sammeln von Pilzen die Zerstörung des Myzels vermeiden und die Pilze vorsichtig aus dem Boden herausdrehen. Das Myzel breitet sich nach allen Seiten gleichmäßig aus und bildet an seinen Enden viele Fortpflanzungskörper, die ringförmig angeordnet sein können.

Früher konnte man die Entstehung solcher Pilzringe – auch Hexenringe genannt- nur mit Hexerei erklären und glaubte an ein böses Vorzeichen für die Zukunft. Hexenringe – Welche Vorstellung hatte man über deren Entstehung im Mittelalter? Die Hexen tanzten im Kreis und dort, wo sie ihre Füße aufsetzten und einen Abdruck hinterließen, entwickelte sich der Fortpflanzungskörper. Die wissenschaftliche Erklärung der Entstehung dieser so genannten Hexenringe brachte den Aberglauben zu Fall und nahm den Menschen die Angst vor dem Wald allgemein.

Ernährungsweise

Die Zellen des Pilzmyzels enthalten keine Chloroplasten und demzufolge auch kein Chlorophyll wie die grünen Pflanzen. Aufgrund dessen können sie sich nur heterotroph ernähren, d.h. von organischen energiereichen Stoffen wie Menschen und Tiere. Die meisten Pilze entnehmen diese Stoffe abgestorbenen Pflanzen und Tieren, die sie dabei gleichzeitig zersetzen und zu anorganischen Stoffen wie Kohlenstoffdioxid, Wasser und Mineralsalze abbauen. Diese Stoffe sind wiederum Nahrungsgrundlage für Pflanzen. In ihrem Zersetzungsprozess spielen sie als Mineralisierer im natürlichen Kreislauf des Lebens eine bedeutende Rolle.

Zusammenleben von Pilzen und Pflanzen (Symbiose)

Manche Pilze findet man in der Nähe von ganz bestimmten Pflanzen. Birkenpilze wachsen in der Nähe von Birken, Lärchen – Röhrlinge unter Lärchen und Butterpilze sind häufig in Kiefernwäldern aufzufinden. Wo liegen hierfür die Ursachen?

Zwischen den Zellen der Wurzel der Sprosspflanze und den Zellen des Pilzmyzels findet ein reger Stoffaustausch zum gegenseitigen Vorteil statt. Diese Symbiose bezeichnet das Zusammenleben zweier Organismen verschiedener Arten zum gegenseitigen Vorteil. Diese Art des symbiotischen Zusammenlebens bezeichnet man als Mykorrhiza.

Die zahlreichen Pilzfäden des Myzels bilden eine große Oberfläche und können somit viel Wasser und Mineralsalze aufnehmen, die sie teilweise an die Zellen der Pflanzenwurzeln abgeben. Diese Pflanze bekommt dadurch zusätzliche Nährstoffe und der Pilz erhält im Gegenzug organische Bestandteile, die das Myzel den Wurzelzellen entzieht. Für beide Organismenarten eine äußerst lohnende Lebensgemeinschaft, die ein optimales Wachstum dem Einzelindividuum ermöglicht.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Kayser et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der naturwissenschaftlichen Fachliteratur und fundierter empirischer Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dipl.-Biol. Elke Löbel
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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