Extremes Schwitzen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Extremes Schwitzen ist für die Betroffenen häufig sehr unangenehm. Die starke Schweißproduktion kann hormonelle, organische oder psychische Ursachen haben. Unangenehmes Schwitzen lässt sich in den meisten Fällen schon durch einen gesunden Lebensstil vorbeugen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist extremes Schwitzen?

Extremes Schwitzen kann für den Betroffenen sehr unangenehm sein. Da die Ursache sowohl physisch als auch psychisch sein kann, sollte der Betroffene zur Ursachenklärung zum Arzt, um dem Schwitzen entgegenwirken zu können.

Intensive Schweißbildung ist in der Regel nicht nur vorübergehender Natur. Es kommt nicht nur in typischen Situationen (z. B. beim Sport), sondern vor allem auch im Alltag zu Schweißausbrüchen. Betroffene Schwitzen oft ohne konkreten Anlass, d. h. ohne körperliche Belastung.

In Extremfällen lassen sich die Schweißausbrüche durch die üblichen Hygienemaßnahmen nur noch schwer oder gar nicht mehr kontrollieren. Bei manchen Betroffenen äußert sich das Schwitzen nur an bestimmten Körperstellen und bleibt auf diese beschränkt. So kann es auch ausschließlich zu Schweißausbrüchen unter den Achseln, der Stirn oder den Handinnenflächen kommen.

Ursachen

Starkes Schwitzen kann zahlreiche Ursachen haben. Zu den häufigsten Gründen zählen Übergewicht, starker Alkoholkonsum oder immenser Stress. Aber auch in der Schwangerschaft kommt es aufgrund der Hormonumstellung, die zu vorübergehenden Ungleichgewichten führen kann, zu verstärkter Schweißproduktion. Das gilt auch für die Wechseljahre, weil es hier ebenfalls zu einer nicht unerheblichen hormonellen Umstellung kommt.

Daneben können aber auch Infektionen mit Fieber die Ursache für starkes Schwitzen sein. In diesen Fällen wird das Immunsystem verstärkt aktiv, indem es durch einen Temperaturanstieg versucht, Viren, Bakterien und ähnliche Erreger zu bekämpfen. In Betracht kommt aber auch eine Diabeteserkrankung. Dann kommen zum Schwitzen häufig starker Durst, Müdigkeit und nächtliche Wadenkrämpfe hinzu. Das extreme Schwitzen allein ist nur in Einzelfällen das einzige Symptom von Diabetes.

Daneben kommen aber auch rein psychische Ursachen in Betracht. So sind Schweißausbrüche ein typisches Symptom bei Angststörungen, da sich der Betroffene hierbei in einer dauerhaften Stresssituation befindet. Ängste stehen zudem in einer engen Wechselbeziehung zu Depressionen, sodass auch diese einen Beitrag zum extremen Schwitzen leisten können. Möglich sind aber auch Organschäden. Es ist z. B. bekannt, dass Menschen, deren Schilddrüsen übermäßig aktiv sind, Wärme schlecht vertragen und zu einer erhöhten Körpertemperatur neigen. So sind auch chronische Schilddrüsenentzündungen (Hashimoto-Thyreoiditis) oder generelle Überfunktionen (Basedow-Krankheit) eine potenzielle Ursache für das Schwitzen.

Eine weitere Ursache für verstärktes schwitzen können auch unerwünschte Neben- oder Wechselwirkungen von Medikamenten sein. Besonders Hormonpräparate sind dafür bekannt, Schweißausbrüche verursachen zu können. Aber auch durchblutungsfördernde Arzneien und Medikamente, die auf das zentrale Nervensystem einwirken, fördern die Schweißproduktion. Je nach Präparat kann das Schwitzen dann eine hinnehmbare Nebenwirkung oder ein Warnsignal sein. Es ist der Rat eines Arztes oder Apothekers einzuholen, um Schäden zu vermeiden.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Beim extremen Schwitzen ist ein Arzt aufzusuchen, wenn der Zustand für den Betroffenen als belastend und sehr unangenehm empfunden wird. Aus klinischer Sicht stellt das extreme Schwitzen als einzelnes Symptom keinen Hinweis für einen unverzüglichen Arztbesuch dar. Es ist kein Warnhinweis für eine schwere Erkrankung.

Menschen, die an einem hohen Übergewicht leiden oder fettleibig sind, leiden häufig an einer intensiven Schweißbildung. Um diese zu verändern, ist eine Reduzierung des Gewichts notwendig. Benötigt der Betroffene dafür Hilfe und Unterstützung, ist ein Arztbesuch ratsam.

Nach starken körperlichen, beruflichen oder sportlichen Aktivitäten tritt ein extremes Schwitzen ein. Hierbei handelt es sich um eine normale Reaktion des Körpers, bei der keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden müssen. Innerhalb weniger Minuten nach Beendigung der Anstrengung reduziert sich auch die Schweißbildung. Ein regelmäßiger Besuch in der Sauna kann künftig zu einer Linderung der Beschwerden beitragen.

Eine Schwangerschaft, Stress, das Eintreten der Wechseljahre oder psychische Probleme lösen erhöhtes Schwitzen aus. Häufig lernt der Betroffene selbstständig mit der Situation umzugehen. Sobald er Hilfe benötigt, ist ein Arzt zu konsultieren. Eine ungesunde Lebensweise wie zu scharfes Essen oder starker Alkoholkonsum führen häufig zu einem extremen Schwitzen. Das Essen ist umzustellen und bei der Bewältigung des Alkoholkonsums ist ein Arzt aufzusuchen.

Diagnose und Verlauf

Die Diagnose erfolgt üblicherweise nicht isoliert. D. h. der Arzt wird die gesamte Krankengeschichte des Patienten berücksichtigen. Wichtig sind deshalb vor allem bekannte Vorerkrankungen, da sie häufig als Ausgangspunkt fungieren. Die weiteren Untersuchungen richten sich dann nach dem jeweils vorliegenden begründeten Verdacht des Hausarztes. Vermutet ein Allgemeinmediziner eine spezielle Erkrankung (z. B. eine Fehlfunktion der Schilddrüsen) als Ursache des Schwitzens, wird er an einen erfahrenen Facharzt verweisen, der die weitere Diagnose sowie die sich ggf. anschließende Therapie übernimmt.

Im Rahmen der Diagnose wenden Ärzte üblicherweise körperliche Untersuchungen, Überprüfungen der Organfunktionen, Bluttests sowie bei Bedarf auch Ultraschalluntersuchungen an. Hinsichtlich des Verlaufs des Schwitzens lassen sich nur sehr allgemeine Vorhersagen treffen. Ist der Grund für das Schwitzen eine Angststörung, werden die Schweißausbrüche intensiver, wenn es zu Kontakten mit dem Angstobjekt bzw. der Angstsituation kommt. Bei Diabeteserkrankungen tritt das Schwitzen in vielen Fällen erst in der Nacht auf.

Komplikationen

Bei starkem Schwitzen an Händen und Füßen wird häufig neben der endoskopischen Sympathikusblockade (ESB) die “endoskopische transthorakale Sympathektomie“, kurz ETS genannt, favorisiert durchgeführt, um die Sympathikus-Nervenstränge (Ganglien) zu durchtrennen oder punktuell zu zerstören. Eine Hyperhydrosis plantaris bei stark schwitzenden Händen, eine Hyperhydrosis plantaris bei extremen Schweißfüßen, eine Hyperhydrosis axillaris bei übermäßigem Achselschwitzen oder eine Hyperhydrosis facialis bei starkem Kopf- und Gesichtsschwitzen ist behandlungstechnisch mit nicht unerheblichen Komplikationen verbunden, wenn eine ETS oder ESB durchgeführt wird.

Mögliche unmittelbare Komplikationen sind Verletzungen von Herz oder Lunge, wobei Luft in den Brustraum eindringen kann, was zu einem Zusammenfall der Lungenflügel führt und einem Pneumothorax entspricht. Auch Haut- und Weichteilverletzungen sowie eine Brustfellentzündung bzw. Wund- und Nahtkomplikationen in Form von beispielsweise Blutungen sind möglich.

Zu beachten sind auch die physischen und neurophysiologischen Komplikationen, weil eine ETS bzw. ESB nicht nur die ekkrinen Schweißdrüsen in ihrer Tätigkeit beeinflusst, sondern unter Umständen auch andere Körperfunktionen. So kann es zu einer Nervenschädigung in Form des Hornersyndroms kommen. Die automatische Thermoregulanz des Körpers kann verloren gehen und die Herzfrequenz sowie das Schlagvolumen drastisch absinken. Eventuell ist sogar im Endeffekt ein Herzschrittmacher erforderlich.

Die Schilddrüsenfunktion kann negativ beeinflusst werden und durch eine Baroflexstörung kann es zu Blutdruckkomplikationen kommen. Bekannt ist auch eine Minderung des Lungenvolumens sowie ein permanentes Frösteln durch das Absinken der Hauttemperatur. Die natürliche “fight-or-Flight-Reaktion“ ist häufig eingeschränkt und der Körper reagiert verändert auf sportliche Aktivitäten. Das Sexualleben kann bis hin zur Impotenz beeinträchtigt werden. Ein Absterben der sympathischen Neuronen kann zu ultrastrukturellen Veränderungen der cerebralen Arterienwände führen. Darüber hinaus kann die elektrodermale Aktivität vollständig verloren gehen.

Komplikationen im Zusammenhang mit einer Botulinumtoxin-Behandlung (Nervengiftbehandlung): Egal ob die Behandlung in den Achselhöhlen oder an den Füßen bzw. Händen erfolgt, es sollten immer folgende Komplikationen berücksichtigt werden. Blutergüsse (kleine oder größere Hämatome) sowie Nerven- oder Gefäßverletzungen sind nicht auszuschließen. Darüber hinaus ist die Behandlung sehr schmerzhaft, was besonders für die Behandlung der Handinnenflächen und Fußsohlen gilt. Deshalb ist zu einer Lokalanästhesie zu raten. Lässt die Wirkung nach, ist die Schmerzintensität individuell sehr unterschiedlich.

Eventuelle Komplikationen nach einer Kürettage: Weil das innen liegende Operationsareal der Achselhöhle nicht eingesehen werden kann, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, ob alle Drüsen entfernt wurden. Ist dies nicht der Fall, kommt es im Nachhinein häufig wieder zu extremem Schwitzen. Die Exzision (Schweißdrüsenentfernung) bzw. die Absaugung der Schweißdrüsen in der Achselhöhle können mit folgenden Komplikationen verbunden sein: Es kann zu Entzündungen und Blutungen sowie zu Nervenverletzungen mit anschließendem Taubheitsgefühl kommen. Auch Allergien auf die verwendeten Mittel sind möglich.

Komplikationen beim Herausschneiden der Schweißdrüsen aus der Achselhöhle: Blutungen bzw. Nachblutungen sowie Infektionen und Wundheilungsstörungen und eine starke Narbenbildung können nicht ausgeschlossen werden. Ein anfängliches Taubheitsgefühl bildet sich meistens zeitnah wieder zurück. Werden Lymphgefäße verletzt, kann es zu einem Rückstau von Lymphflüssigkeit mit Schmerzen und Schwellungen kommen.

Behandlung und Therapie

Die genaue Behandlung der Schweißausbrüche richtet sich nach der Erkrankung, die das Schwitzen verursacht. Es kommen grundsätzlich eine primär an den Symptomen orientierte Behandlung und eine solche, die versucht die Ursachen zu bekämpfen, in Betracht. Tragen, wie in den meisten Fällen, ungesunde Lebensumstände (z. B. schlechte Ernährung bei Übergewicht, erhöhter Stress im Berufsleben etc.) dazu bei, extremes Schwitzen zu verursachen, wird an der Änderung des Lebensstils konsequent angesetzt werden müssen.

Neben körperlicher Aktivität, einer Ernährungsumstellung und angemessener Kleidung kommen auch Stressbewältigungstherapien zum Einsatz. Dabei geht es um die Erlernung und Durchführung von Entspannungsübungen, die sowohl physisch als auch psychisch Wirkung zeigen sollen. Häufig sind auch Kneipp’sche Anwendungen Teil einer Behandlung. Liegt die Ursache des Schwitzens vorrangig an körperlichen Fehlfunktionen (z. B. Organversagen oder Schilddrüsenfunktionsstörungen), legen Therapien den Fokus auf die Versorgung des Körpers.

Häufig kommt es auch zum Einsatz von Medikamenten. Insbesondere bei Diabetes, in den Wechseljahren oder anderen hormonellen Umstellungsphasen werden Tabletten verschrieben, die zu einer spürbaren Verringerung des Schwitzens führen. Kommen die behandelnden Ärzte zu dem Befund, dass die Schweißausbrüche psychische Ursachen haben, sind diese zu behandeln. Dabei richtet sich die genaue Therapie nach der im konkreten Einzelfall vorliegenden Pathogenität. Neben einer Gesprächstherapie sind dabei auch psychiatrische Behandlungen unter Medikamenteneinsatz im Bereich des Möglichen. Die medikamentöse Behandlung wird dann nicht von einem Psychologen, sondern einem approbierten Psychiater durchgeführt.


Aussicht und Prognose

Ein extremes Schwitzen kann durch verschiedene Umstände und Krankheiten ausgelöst werden. In der Regel hängt auch der weitere Verlauf dieser Beschwerde sehr stark von der zugrundeliegenden Krankheit ab, sodass ein allgemeiner Verlauf in den meisten Fällen nicht vorausgesagt werden kann. Sollte die Beschwerde durch Stress auftreten, so verschwindet das erhöhte Schwitzen meistens wieder, wenn die stressige Situation überwunden wurde. Auch bei Alpträumen oder in anderen gefährlichen Situationen kann es zum erhöhten Schwitzen kommen.

Sollte die Beschwerde allerdings dauerhaft auftreten, so sollte ein Arzt aufgesucht werden, da möglicherweise die Schweißdrüsen durch einen operativen Eingriff entfernt werden können. Damit können die Beschwerden relativ gut eingeschränkt und verringert werden. Ebenso kann das extreme Schwitzen auch zu psychischen und zu sozialen Beschwerden führen, sodass die Lebensqualität des Patienten durch diese Beschwerde deutlich verringert wird. In einigen Fällen sind die Betroffenen auch auf eine psychologische Betreuung angewiesen. Allerdings kommt es in den meisten Fällen zu einem positiven Krankheitsverlauf, sodass das extreme Schwitzen gut eingeschränkt werden kann.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung gegen verstärktes Schwitzen ist ein gesunder Lebensstil. Es ist darauf zu achten, dem Körper nicht zu viel zuzumuten. Stress sollte weitestgehend vermieden werden. Auf jede arbeitsreiche Zeit müssen angemessene Ruhepausen folgen. Neben der körperlichen Belastung muss dabei auch auf die Psyche geachtet werden. Entspannung ist also nicht auf den Körper beschränkt, sondern muss auch mental erfolgen. Hinzukommen muss eine angemessene Ernährung.

Fettreiche Nahrungsmittel sind zu vermeiden. Selbiges gilt für besonders zuckerhaltige Speisen. Ein gänzlicher Verzicht ist jedoch nicht notwendig. Ausreichend ist der Genuss in Maßen. Durch regelmäßigen Sport wird außerdem die körperliche Belastbarkeit gesteigert, was auch das Immunsystem stärkt. Zur Vorbeugung sollte also ein gesunder Lebensstil gepflegt werden, der seinen Niederschlag in ausgewogener Ernährung, hinreichendem Sport und regelmäßigen Ruhepausen findet.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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