Zungenbrennen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine brennende Zunge bzw. Zungenbrennen wird in der Fachsprache auch als Burning-Mouth-Syndrom (BMS), als chronisch orales Schmerzsyndrom oder Glossodynie bezeichnet. Zungenbrennen kann sehr unangenehm und belastend sein, vor allem, wenn es permanent auftritt. Aufgrund einer langen Liste möglicher Ursachen, gilt es, schnell die richtige Diagnose zu stellen.
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Was ist Zungenbrennen?
Wenn die Zunge scheinbar grundlos brennt, sticht, schmerzt, kribbelt und juckt spricht man von Zungenbrennen, Burning Mouth Syndrome (BMS), chronischem oralen Schmerzsyndrom oder Glossodynie. Es handelt sich um eine Empfindungsstörung der Zunge, die verschiedenste Ursachen haben kann. Bei einigen Betroffenen ist das Zungenbrennen chronisch, bei anderen tritt es phasenweise auf.
Etwa drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung leiden unter den Beschwerden. Frauen sind weitaus häufiger betroffen als Männer. Meist tritt Zungenbrennen im Alter zwischen 55 und 75 Jahren auf. Nur selten handelt es sich um eine eigenständige Krankheit, meist ist das Zungenbrennen Symptom für andere Störungen.
Ursachen
Die Autoimmunerkrankung Sjögren-Syndrom, bei der zu wenig Speichel gebildet wird, um den Mund richtig zu befeuchten, kann ebenfalls ein Zungenbrennen auslösen. Die Empfindungstörung kann auch als Nebenwirkung von Medikamenten oder einer Strahlentherapie auftreten. Oft entsteht das Zungenbrennen während oder nach den Wechseljahren von Frauen, weshalb Zusammenhänge zwischen der hormonellen Umstellung und den Beschwerden vermutet werden.
Neben allgemeinen Störungen können spezifische mechanische Reize zu unangenehmen Empfindungen auf der Zunge führen. Scharfe Zahnkanten, schlecht sitzende Prothesen und Zahnspangen, Zahnstein und Karies zählen zu den häufigsten Ursachen für Zungenbrennen.
Scharfe, drückende Kanten reizen und verletzen Zunge und Mundschleimhaut oder lösen Allergien aus. Auch Gingivitiden, bestimmte Entzündungen der Munschleimhaut Stomatitis, können die Empfindungsstörung auslösen. Bestimmte Nahrungsmittel wie Zimt und Tabak gehören ebenfalls zu den möglichen Ursachen. Metalle wie Quecksilber und Nickel, wie sie in Zahnfüllungen und Zungenpiercings enthalten sein können, können weitere Auslöser sein.
Das Zungenbrennen kann auch Ausdruck psychosomatischer Beschwerden sein, zum Beispiel bei psychischen Leiden wie Depressionen, Angststörungen oder Dauerstress. Weitere seltene Ursachen sind neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Nervenschädigungen und Fibromyalgie.
Krankheiten
Wann zum Arzt?
Ob beim Zungenbrennen ein Arzt aufgesucht werden muss, hängt sehr stark von den Ursachen des Brennens ab. In vielen Fällen handelt es sich beim Zungenbrennen um ein Begleitsymptom einer Erkältung oder einer Grippe. In diesem Falle muss das Zungenbrennen nicht durch einen Arzt behandelt werden und verschwindet in den meisten Fällen wieder von alleine.
Sollte das Zungenbrennen relativ stark sein, zu starken Schmerzen führen und eine gewöhnliche Nahrungsaufnahme verhindern, so muss ein Arzt aufgesucht werden. In diesem Fall kann es sich um einen Infekt der Zunge handeln. Oft tritt das Zungenbrennen auch nach dem Einfügen von Zahnprothesen auf oder ist ein Symptom für Karies. Falls neben dem Zungenbrennen also auch Zahnschmerzen auftreten, sollte auf jeden Fall ein Zahnarzt aufgesucht werden. In der Regel verschwindet das Zungenbrennen wieder, wenn die Zahnprobleme behoben wurden.
Wer an Sodbrennen leidet, klagt ebenso oft über ein Zungenbrennen. Ein Arzt sollte dann konsultiert werden, falls das Sodbrennen sehr oft auftritt. Hier ist eine Behandlung notwendig, um Spätfolgen zu vermeiden. Ebenso oft tritt das Zungenbrennen in den Wechseljahren auf und stellt ein gewöhnliches Symptom dar. Die betroffenen Frauen müssen den Arzt nicht aufsuchen, falls das Zungenbrennen den Alltag nicht zu stark einschränkt. Es kann allerdings auch eine Behandlung mit Medikamenten durchgeführt werden.
Diagnose und Verlauf
Die Symptome müssen sich nicht allein auf die Zunge beschränken. Oft sind auch Gaumen, Wangenschleimhaut und Lippen betroffen. Ein pelziges und trockenes Mundgefühl (Mundtrockenheit), Geschmacksstörungen und Mundgeruch können weitere Begleiterscheinungen sein.
Die Zunge selbst weist das brennende Gefühl zumeist an der Spitze und den Seiten auf. In der Regel nehmen die Beschwerden im Laufe des Tages zu und erreichen abends ihren Höhepunkt. Nachts sind viele Betroffene zumindest zu Beginn symptomfrei.
Verschiedene Begleitsymptome weisen auf bestimmte Ursachen hin: Schwellungen, Rötungen und blutende Stellen im Mund treten oft bei einer Entzündung auf.
Eine weißlich verfärbte Schleimhaut spricht für eine Leukoplakie, eine Verhornungsstörung, oder eine Pilzinfektion. Kommen unangenehme Empfindungen in den Gliedern hinzu, kann es sich um Diabetes handeln.
Fehlen äußerlich sichtbare Symptome völlig, sind psychosomatische Ursachen anzunehmen. Allgemeine Symptome geben weitere Hinweise, beispielsweise eine blasse Haut bei Blutarmut. Sind mechanische Reize der Auslöser, kann dies oft schnell erkannt werden. Allergietests und Blutuntersuchungen ergänzen die Anamnese. Allergien werden oft durch gerötete, geschwollene und unförmige Bereiche auf der Zunge gekennzeichnet.
Komplikationen
In vielen Fällen tritt das Zungenbrennen nur temporär auf und führt zu keinen weiteren Komplikationen. Es kann vor allem nach dem Verzehr von bestimmten Lebensmitteln auftreten, wobei es sich um eine Unverträglichkeit oder eine allergische Reaktion handelt. In den meisten Fällen verschwindet das Zungenbrennen von alleine nach einigen Stunden und führt zu keinen weiteren Beschwerden. Die Zunge selbst kann allerdings noch eine längere Zeit gereizt sein und empfindlich auf saures und scharfes Essen reagieren.
Bei einem langanhaltenden Zungenbrennen können Infekte und Entzündungen im Mundraum entstehen. Diese sollten durch einen Arzt behandelt werden. Hier können auch Zähne und Zahnfleisch infiziert werden, falls es nicht zu einer rechtzeitigen Behandlung kommt.
Bei der Behandlung können Medikamente eingesetzt werden, die die Entzündung hemmen und Bakterien aus dem Mundraum entfernen. Dabei treten in der Regel keine Komplikationen auf. Das Zungenbrennen kann ebenso spontan auftreten, wobei eine Behandlung durch den Arzt notwendig ist, wenn das Zungenbrennen ohne vorherige Änderungen oder Nahrungszufuhr auftritt.
Behandlung und Therapie
Zungenbrennen wird ursachenspezifisch behandelt. Mit einer Behandlung der Grunderkrankung lässt in der Regel auch das Zungenbrennen nach. Liegen die Ursachen in mechanischen Reizen der Zähne oder Zahnprothesen, werden diese Reizquellen vom Zahnarzt angepasst oder entfernt. Findet sich keine spezifische Ursache, werden Medikamente wie schmerzlindernde Präparate und Spüllösungen verabreicht.
Liegen psychische Erkrankungen als Ursache vor, können angemessene psychologische Behandlungsverfahren und Entspannungstechniken helfen sowie Medikamente wie Antidepressiva. Werden hormonelle Veränderungen als Auslöser vermutet, können Hormonersatzpräparate zur Behandlung verschrieben werden. Mangelerscheinungen können durch entsprechende Ernährungsumstellungen und Nahrungsergänzungsmittel behoben werden.
Liegt die Ursache in Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, ist es sinnvoll ein Alternativpräparat in Erwägung zu ziehen. Aus der Heilpflanzenkunde sind beispielsweise Tees aus Lindenblüten oder Malvenblättern empfehlenswert, da sie reizlindernde Schleimstoffe enthalten.
Vorbeugung
Grundsätzlich zu empfehlen ist eine gründliche Mundhygiene. Am besten werden dabei sanfte Mittel gewählt, die den Mundraum reinigen, ohne ihn zu reizen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse beugt Mangelerscheinungen vor. Besonders scharfe und saure Lebensmittel sowie Alkohol und Nikotin sollten in Maßen genossen werden. Entspannungstechniken, erholsame Hobbies und genügend Pausen im Arbeitstag beugen chronischem Stress vor. Liegt Diabetes oder eine andere chronische Erkrankung vor, ist ein entsprechender Lebensstil und eine angemessene Medikation angezeigt.
Quellen
- Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
- Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
- Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
- Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
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