Gingivitis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter einer Gingivitis versteht man die Entzündung des Zahnfleisches. Diese ist häufig bakteriell verursacht und führt zu einer Rötung und Schwellung des Zahnfleisches sowie einer erhöhten Blutungsneigung bei Berührungen wie dem Zähneputzen.
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Was ist eine Gingivitis?
Die Gingivitis gehört zu den Parodontalerkrankungen und bezeichnet eine Entzündung des Zahnfleisches (Gingiva) mit den Leitsymptomen Rötung, Schwellung und Blutungsanfälligkeit bei Berührung. Die häufig auftretende Erkrankung liegt oft in einer mangelnden Mundhygiene begründet. Eine frühzeitige Einleitung der adäquaten Therapie ist wichtig, um ein Auftreten einer Parodontitis zu verhindern beziehungsweise – bei ungünstigem Verlauf – auf Grundlage der Gingivitis sogar einen Zahnverlust zu erleiden.
Neben den beiden klassischen Erscheinungsbildern der akuten und der chronischen Zahnfleischentzündung sind zwei weitere Formen von medizinischer Relevanz: die Gingivitis an Implantaten und eine plötzlich auftretende Zahnfleischentzündung, die zum Absterben von Gewebe und zu schmerzhaften Geschwüren führen kann (akut nekrotisierende ulzeröse Gingivitis).
Ursachen
Im Mundbereich selbst sind besonders Karies, sehr enge Zahnzwischenräume und wenig Speichel Faktoren, die eine Entzündung des Zahnfleisches begünstigen können. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von auslösenden Faktoren, die mit bestehenden Erkrankungen oder Verhaltensweisen der Menschen verbunden sind: Rauchen und Stress, Vitaminmangel und ein geschwächtes Immunsystem, chronische Krankheiten wie Diabetes, die Einnahme bestimmter Medikamente und auch Veränderungen der hormonellen Situation (zum Beispiel in der Schwangerschaft) können einen negativen Einfluss auf Gesundheit von Zahn und Zahnfleisch haben und das Risiko einer Gingivitis erhöhen.
Wann zum Arzt?
Eine leichte Zahnfleischentzündung bildet sich oftmals von selbst wieder zurück und muss nicht zwingend therapiert werden. Manchmal handelt es sich bei gereiztem Zahnfleisch auch gar nicht nicht um eine beginnende Gingivitis, sondern um eine allergische Reaktion auf Lebensmittel, die nicht vertragen werden.
Die Störung sollte aber auch nicht unterschätzt werden. Heilt die Entzündung nicht zeitnah vollständig aus oder kommt es öfters zu entzündlichen Prozessen im Mundraum, sollte unbedingt ein Zahnarzt konsultiert werden. Das gilt insbesondere dann, wenn sich erste Anzeichen einer schwereren Gingivitis abzeichnen. Ist das Zahnfleisch geschwollen und treten außerdem Beschwerden wie häufiges Zahnfleischbluten oder Zahnschmerzen auf, deutet das auf ein Defizit bei der Mundhygiene hin, das zeitnah mit Hilfe eines Arztes behoben werden muss.
Bleib die Gingivitis in diesem Stadium unbehandelt, so breitet sie sich in der Regel aus und wird zudem chronisch. Im Laufe der Zeit bildet sich das Zahnfleisch mehr und mehr zurück, so dass die Zahnhälse freiliegen, was zum Verlust der Zähne führen kann. Eine zeitnahe zahnmedizinische Behandlung ist deshalb dringend geboten.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der Gingivitis:
Hauptsymptom der Gingivitis ist ein gerötetes, geschwollenes Zahnfleisch, das – mit Ausnahme des oft schlecht durchbluteten Gewebes von Rauchern – durch Berührung häufig zu bluten beginnt. Besonders in fortgeschrittenen Stadien und bei chronischen Verläufen sind die Bildung von Eiter, ein unangenehmer Mundgeruch sowie ein Ausbreiten der Infektion auf angrenzende Strukturen (Zähne, Mundschleimhaut) möglich.
Während sich die durch einmalige Reizung, beispielsweise unsanftes Zähneputzen, entstandene Gingivitis rasch selbst zurückbildet, macht die bakterielle Infektionsursache in Verbindung mit der Bildung von Zahnstein den Zahnarztbesuch unumgänglich. Unbehandelt kann die Gingivitis über einen Rückgang des Zahnfleisches und eine Entzündung des Zahnbetts (Parodontitis) im schlimmsten Fall sogar den Zahnverlust bedeuten.
Diagnose
Eine bestehende oder auch erst beginnende Gingivitis ist vom Zahnarzt leicht zu erkennen – zum einen wegen ihres typischen Erscheinungsbildes (gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch), zum anderen wegen der klassischen Symptomschilderung durch den Patienten (leicht blutendes Zahnfleisch beim Zubeißen oder Zähneputzen).
In einer meist schmerzfreien Untersuchung kann der Zahnarzt mithilfe einer dünnen Sonde, die er an mehreren Stellen in den Raum zwischen Zähnen und Zahnfleisch einführt, das Ausmaß der Erkrankung feststellen. Er prüft die Tiefe des Spaltes, schaut nach eventuellen Taschenbildungen im Zahnfleisch und kontrolliert, ob sich bereits eine Entzündung des Zahnbettes (Parodontitis) entwickelt hat. Weitere Hinweise auf den Grad und die möglichen Ursachen der Gingivitis können das Röntgen des Kiefers und eine Untersuchung des Speichels liefern.
Komplikationen
In erster Linie führt die Gingivitis zu Schmerzen am Zahnfleisch und nicht selten auch zu Blutungen am Zahnfleisch. Die Lebensqualität der Betroffenen wird durch diese Krankheit deutlich verringert und eingeschränkt. Durch die dauerhaften Schmerzen kommt es dabei nicht selten auch zu psychischen Beschwerden oder sogar zu Depressionen.
Nicht selten nehmen die Patienten auch weniger Nahrung und Flüssigkeit zu sich, um die Schmerzen direkt zu vermeiden. Dadurch kann es zu einer Dehydration oder zu Mangelerscheinungen kommen. Weiterhin können die Schmerzen auch beim Putzen der Zähne auftreten, sodass die Betroffenen auch die Mundhygiene unterlassen.
Falls die Gingivitis nicht behandelt wird, kann es auch zu einer Entzündung der Zahnwurzel kommen, die mit sehr starken Schmerzen verbunden ist. Weiterhin führt die Gingivitis auch zu einem sehr üblen Mundgeruch, der sich auch negativ auf das soziale Leben des Betroffenen auswirken kann.
In der Regel kann die Gingivitis relativ gut und einfach von einem Zahnarzt wieder behoben werden. Dabei werden verschiedene Medikamente eingesetzt. Komplikationen treten dabei nicht auf. Falls auch die Zähne befallen sind, ist der Betroffene eventuell auf mehrere Behandlungen angewiesen. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Gingivitis nicht beeinflusst oder verringert.
Behandlung und Therapie
Für einen optimalen Therapieerfolg muss sich die Behandlung der Gingivitis nach individuellen Auslösern der Entzündung richten. Das kann die Neuanpassung eines die Gingiva reizenden Zahnersatzes, das Ersetzen einer zu harten Zahnbürste, die Änderung eines Medikaments oder auch der Verzicht auf das Rauchen sein. Immer dann jedoch – und dies betrifft die überwiegende Mehrzahl aller Fälle –, wenn die Zahnfleischentzündung bakterielle Ursachen hat und es zu Plaque- und Zahnsteinbildung kommt, besteht der wichtigste Therapiebaustein in einer adäquaten, unter Umständen mit dem behandelnden Zahnarzt im Detail abgesprochenen Zahnhygiene.
Diese Behandlungsform der bakteriell ausgelösten Gingivitis ist jedoch nicht als Daueranwendung geeignet, da der Langzeitgebrauch von Chlorhexidin zu Verfärbungen der Zähne, zur Beeinträchtigung des Geschmackssinns sowie einem bakteriellen Ungleichgewicht der natürlichen Mundflora führen kann. Auch Kaugummis mit Zuckerersatzstoffen sind hilfreich: Sie regen den Speichelfluss an, hindern die Bakterien in ihrer Stoffwechselaktivität und leisten somit ebenfalls ihren Beitrag im Kampf gegen die Gingivitis.
Vorbeugung
Bei ersten Anzeichen einer Entzündung sollte nicht der Fehler gemacht werden, die betroffenen Areale beim täglichen Zähneputzen zu schonen – im Gegenteil: Vor allem in bereits entzündeten Bereichen kann nur die konsequente Pflege ein Zurückbilden der Gingivitis erzielen.
Quellen
- Gängler P. et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme Verlag. 3. Auflage 2010
- Reitemeier B.: Einführung in die Zahnmedizin. Thieme Verlag. 1. Auflage 2006
- Hellwege, K.D.: Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2003
- Kramer E. Prophylaxefibel, Grundlagen der Zahngesundheit; Deutscher Zahnärzte Verlag (2009)
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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