Tumorkachexie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Tumorkachexie bezeichnet starken Abbau von Körpermasse durch eine Krebserkrankung, darunter hauptsächlich Fett- und Muskelgewebe. Die Tumorkachexie rührt von einem hochkomplexen biochemischen Prozess im Körper her, der je nach Tumor unterschiedlich abläuft. Tumorkachexien sind mit einer schlechten Prognose für den Patienten verbunden und treten typischerweise in Endstadien einer Tumorerkrankung auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Tumorkachexie?

Der Begriff der Tumorkachexie stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt "schlechter körperlicher Zustand durch eine Tumorerkrankung". Betroffene nehmen stark ab, haben keinen Appetit und müssen sich teilweise bei dem Versuch, Nahrung aufnehmen, übergeben. Wenn sie sich normal ernähren können, ist ihr Stoffwechsel derart verändert, dass sie nicht mehr alle Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen können, weder Makro- noch Mikronährstoffe.

Die Tumorkachexie führt daher zu einer Unterernährung, Abbau von Körpermasse und auch zu Mangelerscheinungen, so gesund und ausgewogen die Ernährung an sich sein mag. Tumorkachexien hängen nicht nur mit der Krebsbehandlung zusammen, sondern hauptsächlich mit dem Tumor selbst. Eine Tumorkachexie verschlechtert die Prognose für den Patienten, da sie typischerweise im Endstadium auftritt und den Patienten derart schwächt, dass er für aggressive Therapien und Operationen körperlich nicht widerstandsfähig genug ist.

Ursachen

Die genauen Ursachen der Tumorkachexie sind bislang nur teilweise bekannt und gelten als unzureichend erforscht. Fest steht, dass eine Tumorkachexie in der Regel nur im dritten und vierten Stadium einer Krebserkrankung vorkommt und dann die Prognose nachteilig beeinflusst. Sie gilt als eigener Prognosefaktor. Je nach Art und Größe des Tumors sind die genauen biochemischen Ursachen der Tumorkachexie unterschiedlich - fest steht jedoch, dass sie biochemisch bedingt wird.

Zwar brauchen gerade große Tumoren sehr viele Nährstoffe, allen voran Glucose, jedoch löst das allein keine Tumorkachexie aus. Vielmehr schütten Tumoren Botenstoffe aus, die den Stoffwechsel des Patienten verändern, sodass dieser Mikro- und Makronährstoffe nicht mehr in ausreichender Menge aufnimmt und außerdem mit Appetitlosigkeit reagiert. Teilweise kann eine Tumorkachexie durch die Krebsbehandlung selbst noch verschlimmert werden, besonders Chemotherapien beeinflussen sie zusätzlich negativ.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Tumorkachexie:

  • Mangelerscheinungen

Eine Tumorkachexie tritt erst im dritten oder vierten Stadium einer Tumorerkrankung auf. Von außen ist sie durch starken Gewichtsverlust des Patienten sowie durch Appetitlosigkeit gekennzeichnet. Während einer Chemotherapie können Patienten zusätzlich durch Übelkeit und Erbrechen belastet werden. Hinzu kommen eine Verringerung der Knochenmasse, Erscheinungen einer Entzündung und Insulinresistenz.

Später kommen durch die zunehmende Unterernährung allgemeine körperliche Schwäche, Müdigkeit und kann Depressionen auslösen. Die Tumorkachexie kann zusätzlich zu Mangelerscheinungen führen, die über eine Blutuntersuchung nachgewiesen werden können. Unbehandelt führt eine Tumorkachexie zu den typischen Folgen einer Kachexie, schlimmstenfalls bis zum Tod des Patienten.

Diagnose

Die Diagnose einer Tumorkachexie fällt schwer, da sehr viele Faktoren eine Rolle bei der Entscheidung spielen, ob es sich um eine Kachexie handelt. Grundvoraussetzung ist eine sicher diagnostizierte Krebserkrankung. Faktoren, die eine Tumorkachexie ausschließen können, sind Verengungen oder Stenosen im Magen-Darm-Trakt sowie Tumoren, die genau dort sitzen und durch andere Faktoren die Nährstoffaufnahme stören.

Weiterhin ist auszuschließen, dass der schlechte Allgemeinzustand des Patienten allein durch die aktuelle Krebstherapie zustande kommt. Vergleiche des Körpergewichts vor der Krebserkrankung sowie Messungen des Umfangs von Körperteilen geben Aufschluss darüber, ob sich die Körpermasse verringert. Laborparameter lassen sich für die sichere Diagnose durch die biochemische Auswirkung des Tumors nur schwer heranziehen.

Behandlung und Therapie

Eine Tumorkachexie kann sich nur zusammen mit der Krebserkrankung bessern. Einen Arzneistoff allein zur Behandlung der Tumorkachexie gibt es nicht. Da sie im späten Stadium der Krebserkrankung auftritt, ist zunächst zu klären, ob die Krebserkrankung selbst noch heilbar ist - meistens ist sie das nicht. Deswegen wird versucht, dem Patienten mit rein palliativen Maßnahmen wie der Nahrungsergänzung und der Zuführung benötigter Nährstoffe über Infusionen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.

Wenn noch operative oder medikamentöse Behandlungen für den Patienten in Frage kommen, gilt es, die Tumorkachexie mit ähnlichen Maßnahmen so weit zu regulieren, dass eine weitere Behandlung durchgeführt werden kann. Bei der Behandlung kommt es stark auf das Befinden des Patienten an: die Behandlung der Tumorkachexie mit Nahrungsergänzung, Appetitanregern und Inhibition der schädlichen Botenstoffe des Tumors werden so angepasst, dass sich die Symptome der Tumorkachexie so weit wie möglich verringern.


Vorbeugung

Eine Vorbeugung gegen die Tumorkachexie gibt es nicht. Krebspatienten sollten sofort ab Bekanntwerden der Erkrankung ihre Ernährung so gesund und nährstoffreich wie möglich gestalten.

Falls es zu einer Tumorkachexie kommt, haben sie dadurch Reserven und können darauf hoffen, dass die Kachexie nicht zu umfangreich ausfällt. Je besser genährt der Patient zum Einsetzen der letzten Stadien der Krebserkrankung ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass noch Therapien oder Operationen in Erwägung gezogen werden.

Ganz gleich, in welchem Stadium - jeder Krebspatient sollte mit dem behandelnden Arzt frühzeitig über seine Ernährung und mögliche Nahrungsergänzung sprechen, um der möglichen Tumorkachexie mit Reserven zu begegnen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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